SGA/ALEXA: Family Ties

Family Ties

Family Ties


Serie:
Stargate Atlantis – Alexa Saga
Series Order: 05
Characters: Sheppard, McKay, Teyla, Ronon, Woolsey, Keller, Lorne, OC, diverse andere Bekannte des SG(A)-Verse
Genre:OC, ein bisschen AU, Adventure, Friendship, Action
Rating: R-16
Wortanzahl: ca. 90.000 Worte

Kurzinhalt: Familienprobleme und längst totgeglaubte Feinde, erschweren den Atlantern das Leben.

 

Erde, Los Angeles

Er war müde. Es war ein langer und anstrengender Tag. Verhandlungen, Personalgespräche, Geschäftsberichte und eine spontane Inventur standen auch noch an.
Nicht, dass er seine Arbeit nicht mochte, nur früher hatte er Hilfe. Beziehungsweise, er war die Hilfe. Im Großen und Ganzen hatte sich nichts geändert. Zuerst sollte er seinem Vater in dessen Firma zur Hand gehen. Das klappte auch ganz gut. Schließlich lies ihn sein Vater an den besten Universitäten studieren. Am Ende hatte er einen Abschluss mit Auszeichnung. Sein Vater war sehr stolz auf ihn und zeigte es ihm auch, indem er ihm eine Zweigstelle seiner Firma übergab, dessen Leitung er übernehmen sollte. Das tat er auch mit Freuden.

Er merkte schon sehr früh, dass er durchaus Führungsqualitäten und einen ausgeprägten Geschäftssinn besaß. Nachdem sein Bruder die Familie verlies, kümmerte er sich umso mehr um die Geschäfte und später auch um seinen Vater, als er merkte, dass ihm die familiären Streitigkeiten enorm zu schaffen machten. Er wusste, dass er irgendwann einmal das Familienunternehmen erben würde. Damals dachte er, dass er es alleine erben würde. Ebenso auch die privaten Hinterlassenschaften.

Doch dann entpuppte sich das Testament als eine Art Reue-Akt seinem älteren Sohn gegenüber. Er wusste dass sein Vater oft an seinen Ältesten dachte. Er wusste auch, dass ihm die Streitereien und das Gesagte leid taten. Oft erinnerte er sich daran, wie er versuchte, seinen Bruder ausfindig zu machen. Immer wieder ließ er ihm Nachrichten zukommen, wollte, dass er sich mit seinem Vater aussprach. Doch es schien, dass ihn keine einzige erreichte. Irgendwann war er es selbst leid.

Doch nach dem Tod seines Vaters, tauchte sein Bruder tatsächlich auf. Nach anfänglichen Streitigkeiten konnte zumindest er sich mit seinem Bruder aussprechen. Am Ende überließ sein älterer Bruder ihm seinen Anteil an der Erbschaft und ging wieder. Aber diesmal nicht ohne ihm versprochen zu haben, sich gelegentlich zu melden.Noch ahnte er nicht, wie schnell er ihn wieder sehen würde…

Es war Freitag und schon spät am Abend, als er mit seinem Wagen die lange Auffahrt zu seinem Haus hinauf fuhr. Erschöpft stieg er aus, schleifte sich eher zur Tür, als dass er lief, schloss auf und ging direkt in die Küche, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen.

Normalerweise trank er kaum Alkohol. Und Bier gehörte schon gar nicht dazu. Aber in letzter Zeit hatte er immer wieder Tage, an denen er den Drang verspürte, sich etwas mehr fallen zu lassen. Trauriger weise half ihm der Alkohol dabei.

Ein wohltuender erster Schluck des köstlich kalten Gebräus hatte seinen Magen erreicht, als er ins Wohnzimmer gehen wollte. Er drehte sich um und wurde von einem hellen gleißenden Licht geblendet, das etwa zwei Meter vor ihm plötzlich aus dem Nichts auftauchte.
So schnell wie es erschien, war es auch wieder verschwunden. Das Einzige, was blieb, waren ein Mann und eine Frau, beide nackt, die kurz darauf ohnmächtig zu Boden fielen. Die Bierdose ebenfalls.

Atlantis

„Wir haben morgen unser freies Wochenende. Was haben Sie denn schönes vor?“, fragte John, der gerade das Geländer des Balkons erreichte, an dem auch Alexa und ihre Mutter standen.

„Ich werde noch mal die Datenbanken und die Speicherkristalle, die wir von der Forschungsstation mitgebracht haben, durchgehen. Vielleicht haben wir ja etwas übersehen. Außerdem werde ich morgen zu einer der Adressen reisen und mich dort umsehen.“, antwortete Alexa ohne dabei von ihrem Tablett-PC aufzusehen.

John nickte nur kurz und atmete dann tief durch, bevor er versuchte, Alexa wieder zur Vernunft zu bringen.„Glauben Sie nicht, dass Sie etwas übertreiben?“, fragte er.

„Nein, das glaube ich nicht. Ich weiß, dass sie irgendwo da draußen sind. Ich werde sie finden“, gab Alexa entschlossen zurück.

„Ich weiß, dass Sie das werden. Und wir helfen Ihnen, wo wir können, aber wenn Sie sich tagelang damit beschäftigen, wird Ihnen irgendwann die Energie ausgehen. Und uns auch. Sie sollten sich etwas ausruhen. Abgesehen davon, hat Rodney alles schon dreimal gecheckt. Die Adressen können auch von anderen Teams überprüft werden.“

„Nein, ich will selbst gehen. Ich kann nicht …“

„Alexa, Sie sind schon seit Tagen auf den Beinen. Irgendwann werden Sie uns vor Erschöpfung zusammenbrechen. Ich habe noch gerade Rivers mit seinem Team losgeschickt, um auf befreundeten Planeten ihre Botschaft zu hinterlassen und Major Lorne wird morgen mit seinem Team nach M7R- 900 gehen. Beide Teams wissen, wie Ihr Vater und Ihr Bruder aussehen und werden sich dort umsehen. Wenn sie etwas haben, melden sie sich sofort.“

„Ich werde morgen mitgehen“, antwortete sie entschieden.

„Alexa, er hat recht. Ich wünsche mir auch nichts sehnlicher, dass wir sie so schnell wie möglich finden. Aber du brauchst etwas Ruhe. Das war in letzter Zeit alles zu viel …“

„Mutter, ich werde morgen dort hingehen. Mit oder ohne Hilfe.“

„Diese Ruhetage sind Pflichtruhetage. Das wissen Sie. Zwingen Sie mich nicht, einen Befehl daraus machen“, mahnte John und wusste, dass er ihr eigentlich nichts befehlen konnte. Sie unterstand nicht seinem Befehl. Jedenfalls nicht direkt.

Und Alexa wusste das. Deshalb sah sie ihn etwas amüsiert an. Dennoch wusste sie, dass John Mittel und Wege kannte, sie zur Ruhe zu zwingen. Es dauerte nicht lange und sie gab nach. „Na schön. Aber nur zwei Tage.“

Auf einem Planeten, Pegasus-Galaxie

Ungeduldig wartete der ältere Mann.
Als er eine kleine Gruppe Männer durch das Sternentor kommen sah, die alle die gleiche Kleidung, wohl eine Art Uniform trugen und auch noch Waffen besaßen, die den technologischen Stand dieses Dorfes, wohl weit überstieg, entschied er sich zunächst, diese Leute zu beobachten. Irgendwie hatte er ein unsicheres Gefühl, als er sie sah. Aber dennoch, irgendetwas in seinem inneren schrie förmlich danach, zu dieser Gruppe zu gehen und sie nach der Stadt der Vorfahren zu fragen.

Doch er war schon immer ein sehr vorsichtiger Mann gewesen, beinahe misstrauisch.
Ihm war klar, dass in der langen Zeit seiner Abwesenheit etwas mit der großen Stadt geschehen war.  In den letzten Monaten hatte er mehr als einmal feststellen müssen, dass sehr viel Zeit vergangen war. Vielleicht zu viel. Einstige Handelspartner, Verbündete oder gar Freunde, sowie bekannte Orte und Einrichtungen waren nicht mehr durch das Sternentor zu erreichen. Größtenteils existierten sie gar nicht mehr. Er war sich jedoch vollkommen sicher, dass seine einstige Heimat noch existierte.

Auf vielen Planeten waren er und sein Sohn schon. Immer wieder hörte er Gerüchte über Menschen, die in der großen Stadt leben sollten. Menschen, die aus einer anderen Galaxie kommen würden. Viele Völker, die er in den letzten Monaten kennen gelernt hatte, sprachen begeistert von ihnen. Rühmten sich mit ihrer Freundschaft zu ihnen, oder erzählten von fairen Händlern, die sie abgeben würden. Aber kein einziger aus diesen Völkern war in der Lage oder dazu bereit, ihm die Adresse der großen Stadt zu nennen.

Immer wieder wählte er die Adresse seiner alten Heimat an, aber nichts geschah. Auch der Ort seines letzten bekannten Aufenthaltes konnte nicht mehr erreicht werden. Doch aufgeben würde er nicht. Er würde immer wieder versuchen, eine Verbindung herzustellen. Irgendwann…

Er weigerte sich, einen Gedanken daran zu verschwenden, dass seine Familie und seine Freunde schon lange tot sein könnten. Wieder blickte er hinauf zum Himmel. Schon vor Monaten war es für ihn und seinen Sohn die einzige Möglichkeit, fest zu stellen, wie viel Zeit vergangen war. Anhand des Sonnenstandes konnte er auch die Tageszeit bestimmen. Ihm war klar, dass der Tag sich seinem Ende neigte. Höchstens noch eine Stunde, und die Nacht würde hereinbrechen.

Wo um alles blieb denn nur sein Sohn? Sie wollten sich hier schon vor einer Stunde treffen.  Schon seit einigen Tagen benahm sich sein Sohn äußerst merkwürdig. Er spürte, dass sein Sohn ihm irgendetwas verheimlichte. Er hatte ihm erst vor einigen Wochen zugestimmt, dass es wohl besser sei, sich auf der Suche nach dem Rest der Familie, zu trennen. So könnten sie zur gleichen Zeit, mehrere Planeten besuchen und nachforschen. Immer wieder machten sie dann neue Treffpunkte aus. Aber meist blieb sein Sohn länger weg, als vereinbart.

Als seine Erinnerungen zu seiner Frau und seiner Tochter glitten, bemerkte er am Rande, dass die Gruppe von Männern, das Gasthaus, das sie vorhin betreten hatten, wieder verließen. Am Eingang sah er noch einen kleinen übergewichtigen Mann, wohl den Gastwirt, der ein Bild in den Händen zu halten schien. Er konnte nicht verstehen, worüber gesprochen wurde, aber es musste für diese Männer sehr wichtig sein. Dennoch interessierte es ihn nicht sonderlich.

Nachdenklich blickte er der Gruppe hinterher und sah zu, wie sie das Dorf wieder verlassen wollte.
Noch hätte er die Möglichkeit, diese Leute einzuholen. Sie in ein Gespräch zu verwickeln um vielleicht heraus zu finden, ob sie etwas über die große Stadt wüssten. Womöglich gehörten sie sogar selbst zu dem Menschen, die nun dort sein sollten.

Doch ihm war das Risiko zu groß. Er war allein. Auch wenn er keine Angst hatte und sich sehr gut selbst verteidigen konnte, könnte es gut sein, dass sie nicht so friedlich wären, wie sie sich nach außen gaben.
Sein Blick fiel auf ein paar spielende Kinder, die ständig auf einen Ball eintraten und nun versuchten, diese Männer in ihr Spiel mit einzubeziehen.

Und tatsächlich ließ sich einer von ihnen nicht lange bitten und kickte den Ball ein paar Mal zurück, als die Jungen ihnen immer wieder den Ball zu kommen ließen. Erst als ihn sein Freund mit `Lieutenant Rivers´ ansprach und ihn an einen Zeitplan erinnerte, verabschiedete sich dieser von den Jungs und gab ihnen den Ball zurück.
Auch die Eltern, die nun alle Mühe hatten, ihre Kinder wieder nach drinnen zu bekommen, da es bereits dämmerte, grüßten die Gruppe teilweise sehr freundlich und plauderten kurz mit ihnen. Und auch hier wurden Bilder verteilt. Man schien sich also zu kennen.

Er war sich immer noch nicht sicher, ob er der Sache trauen konnte. Zuviel hatte er in letzter Zeit gesehen und erlebt. Nein, das Risiko in eine Falle zu laufen war ihm zu groß. Und doch war da wieder diese Stimme in seinem inneren…
Es war zu spät. Die Männer verschwanden durch das Tor. Wo, verdammt noch mal, blieb denn nur sein Sohn?

Erde, Los Angeles

Mit Mühe schaffte er es, die Bewusstlosen zur Couch zu tragen und sie mit einer Decke zuzudecken. Es dauerte nur ein paar Augenblicke, bis sie zu Bewusstsein kamen.

„Wo bin ich?“, brachte sie leise hervor und war sichtlich verstört.

„Wer sind Sie? Was soll das?.“, lautete die Gegenfrage.

„… Wenn das ein Witz sein sollte, finde ich ihn nicht besonders lustig. Wie kommen Sie in mein Haus?“

„Dave?“, fragte der ältere Mann und glaubte, sich wieder an etwas erinnern zu können.

„Dad?“ Dave war sich wirklich nicht sicher, was er sagen sollte. Vor ihm zwei Menschen. die schon seit Jahren tot waren. Seine Eltern. Zumindest sahen sie so aus.

„Dave, bist du das? Was ist denn hier los? Ich …“, sagte die Frau und sah nach links, bis sie den älteren Mann nun richtig zu erkennen glaubte.

„Patrick?“

„Carol?“

Dave´s Gedanken setzten nun völlig aus. Mit großen Augen sah er zwischen den beiden Personen hin und her, bis er glaubte sein Herz würde stehen bleiben. Beinahe panisch japste er nach Luft, fuhr sich zunächst mit seiner Hand übers Gesicht und dann durch die Haare. Er drehte sich um. Wollte gehen. Aber wohin? Warum?
Wieder drehte er sich zu den beiden um und sah immer noch perplex in die Gesichter seiner Eltern, die sich selbst ungläubig anstarrten. Er wankte, schaffte es mehr stolpernd als sicher, einige Schritte rückwärts zu gehen um sich dann in einen Sessel fallen zu lassen.

„Mom? … Dad?“

„Was äh … was … was ist hier los?“, fragte die Frau Namens Carol.

Dave wollte antworten, aber es kam einziges Wort über seine Lippen. Immer wieder öffnete er den Mund, aber kein Ton war zu hören.

„Carol, du … du lebst?“, fragte nun Patrick perplex.

„Was?“, lautete die Gegenfrage.

„Dad … du lebst? Du warst doch … du bist …“

„Was?“, fragte Patrick und sah sich verwirrt um, doch sein Blick fiel schließlich wieder auf Carol.

„Ihr … seid tot! Ihr … ihr solltet … ihr ward … tot!“

„Was?!“

Dave starrte sie immer noch mit ungläubigen Augen an.

„Dave, was ist hier los? Was meinst du mit…tot? Wo… wo ist dein Bruder? Wo ist John?“

Durch die Frage seiner Mutter setzten seine Gedankengänge wieder ein. „John? … John … er … ich … Telefon … ich muss … telefonieren.“

Atlantis, beinahe Mitternacht

„Gateaktivierung von außen!“, ertönte Chuck´s Stimme.

Wieder einmal war er zur Nachschicht eingeteilt worden, und dachte er könnte sich die Schicht durch eine spannende Abenteuerlektüre versüßen. Zum Glück war Woolsey mittlerweile ein Expeditionsleiter, der nichts dagegen hatte, wenn man mal mit einem Buch seine Spätschicht angenehmer gestallten wollte. Voraussetzung war natürlich, dass bereits alle Aufgaben, Diagnosen und Berichte erledigt wären. Das war bei ihm der Fall. Zumal bereits Amelia damit angefangen hatte und ihm dann den Rest überließ.

Woolsey, der eigentlich auch schon lange Dienstschluss gehabt hätte, wollte noch ein wenig Papierkram erledigen. Alarmiert stürmte er beinahe in den Kontrollraum.

„Das SGC, Sir“, klärte Chuck ihn auf.

„Jetzt? Um diese Zeit? Am Tage könnte ich es ja verstehen und würde es erhöhten Konversationsbedarf nennen. Aber jetzt…“, rätselte Richard und wartete auf die Übertragung.

„Mister Woolsey, wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen“, witzelte General Landry.

„Stimmt. Drei Tage können sehr lange sein“, antwortet er und ging somit auf den Witz ein.

„Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn wir zur Abwechslung mal anrufen können.“
Richard musste lächeln.

Atlantis stand zwar regelmäßig in Kontakt mit der Erde, aber nur einseitig. Wenn man von der Erde aus zur Pegasus Galaxie wollte, musste man sich bisher immer auf eine etwas längere Reise in einem Raumschiff einrichten. Umgekehrt dauerte es nur Sekunden. Dank eines neuen ZPM´s aus der Forschungsstation, war es nun keine Einbahnstraße mehr.

„Nun General, da wir hier zufälligerweise auch fast Mitternacht haben, habe ich irgendwie das ungute Gefühl, dass etwas vorgefallen sein muss“, meinte Woolsey und beendete die lockere Atmosphäre.

„Es tut mir leid, dass ich zu so später Stunde, die Nachtschicht ihres Technikers störe…“, witzelte General Landry und sah an Woolsey vorbei zu Chuck, der im Hintergrund zu sehen war, wie er wieder völlig entspannt auf seinem Stuhl saß, die Beine auf eine der Konsolen gelegt hatte und weiter in seinem Buch schmökern wollte.

Ertappt und leicht verlegen, nahm dieser die Füße wieder runter, legte das Buch zur Seite, nur um dann zu zeigen, dass der Wink mit dem Zaunpfahl Wirkung zeigen würde. Tatsächlich aber tippte er etwas auf seinem Laptop ein und schob die rote Karo 4 auf eine schwarze Kreuz 5. General Landry konnte zum Glück nur den Laptopdeckel sehen.

„… Wir haben nur gerade einen Anruf aus Peterson bekommen. Er war für Colonel Sheppard gedacht. Er sollte so schnell wie möglich herkommen.“

Auf irgendeinem Planeten

Schon vor einer halben Stunde kam Kolya mit einem Großteil seiner Männer hier an. Das Gebäude war gerade mal ein zwei hundert Meter vom Sternentor entfernt und der Weg dorthin glich eher einer Lichtung, als einem Pfad oder gar einer Straße. Kieran nannte ihm zuvor einige Adressen von Planeten, auf denen angeblich noch einige verlassene Außenposten der Antiker zu finden seien.

Und tatsächlich schlenderte Kolya nun durch die Gänge eines alten Gebäude-Komplexes, dass ursprünglich von den Antikern als eine kleine Forschungseinrichtung und als Wohnkomplex genutzt wurde.

„Sieht so aus, als ob Sheppard und seine Leute noch nicht hier waren“, meinte Baren und sah sich ebenfalls neugierig um.

„Umso besser. Dann ist das jetzt ab sofort unsere Operationsbasis. Sehen Sie zu, das sie die Energieversorgung zum Laufen bekommen“, befahl Kolya.

„Hanno kümmert sich bereits darum. Was mir aber Sorge bereitet ist Sheppard! Was, wenn er hier plötzlich auftaucht?“, brachte Baren nervös hervor.

„Oh, das will ich doch schwer hoffen. Warum sonst gebe ich mir all die Mühe? Ich will dass er sich hier …so richtig wohl fühlt. Denn er wird den Rest seines Lebens hier verbringen … auch wenn es wohl sehr kurz sein wird.“

„Ja aber Herr, was ist mit seinem Team? Und dem Antiker?“

„Was soll mit ihnen sein?“

„Wenn wir Sheppard oder den Antiker gefangen nehmen, werden die Atlanter nicht ruhen, um sie zu finden und sie zu befreien. Es ist Wahnsinn sie hier festhalten zu wollen. Wir riskieren die Zerstörung dieser Einrichtung.“

„Sind Sheppard oder der Antiker erst einmal in meiner Hand, brauchen wir uns darum keine Sorgen zu machen. Sie werden uns schon helfen, diese Einrichtung unangreifbar zu machen.“

„Also, das wage ich zu bezweifeln…“

Kolya warf seinem Untergebenen einen giftigen Blick zu.

„… Herr. Sheppard wird nicht reden. Und der Antiker? Wer weiß, wozu er fähig ist.“

Kolya platzte der Kragen. Nicht nur das dieser Baren auf ihn den Eindruck machte, ziemlich dämlich und einfältig zu sein, nein, er hatte auch noch ein ziemlich loses Mundwerk. Und das verärgerte ihn noch mehr. Seine Männer hatten die Befehle, der er ihnen gab, zu befolgen und nicht kostbare Zeit damit zu verschwenden, Fragen zu stellen oder Zweifel zu äußern. Nicht mehr lange und er würde an ihm ein Exempel statuieren, um auch den anderen zu zeigen, dass er es ernst meinte und das seine Geduld Grenzen kannte.

Blitzartig packte Kolya Baren am Kragen und drückte ihn gegen die Wand bis dieser anfing zu röcheln. Panisch riss Baren die Augen auf schnappte nach Luft. „Sheppard wird früher oder später hier auftauchen. Oder eines meiner Teams wird ihn und seine Leute auf einem der anderen Außenposten der Vorfahren schnappen können und dann hierher bringen. So oder so … er wird bald mir gehören. Ich will, dass nach einer Zelle gesucht wird. Notfalls baut ihr eben eine, ist mir egal. Aber sorgt dafür … dass niemand aus ihr entkommen kann. Und ich werde dafür sorgen, dass er redet.“

„Herr!“, rief Korran, der sich bisher in der Station umgesehen hatte.

„Wir haben eine Gefangenenzelle entdeckt. Ich habe Hanno bereits befohlen, sie funktionstüchtig zu machen. Er wird die Energieversorgung gleich so weit haben, dann kümmert er sich sofort um die Zelle“, berichtete er weiter und sah ausdrucklos zu, wie Kolya immer fester gegen Barens Kehle drückte.

Doch so schnell wie er zugepackt hatte, ließ er ihn auch wieder los. Keuchend und hustend rieb sich Baren den Hals und wagte es nicht, seinem Herrn ins Gesicht zu sehen. Im gleichen Moment sprangen auch schon die Lichter an und einige Systeme fuhren hoch.

„Sehr gut. Dann kümmere dich jetzt um die Besorgungen. Schließlich müssen Sheppard und der Antiker überzeugt werden und wir wollen unterhalten werden.“

„Ja Herr, ich mache mich sofort auf den Weg“, bestätigte Korran und verließ die beiden Männer sofort.

Kolya wandte sich wieder an Baren. „Wenn du es noch einmal wagen solltest, mir zu widersprechen, oder an mir zu zweifeln, werde ich dir deine vorlaute Zunge rausschneiden und sie dir als Henkersmahlzeit servieren. Hast du das verstanden?!“

„Ja Herr.“

„Geh mir aus den Augen!“, befahl Kolya, bevor er noch völlig die Kontrolle verlieren würde. Seine Wut sollte nur einer zu spüren bekommen.


Erde, Los Angeles

Nachdem Dave sich etwas beruhigt hatte und nun wieder halbwegs klar denken konnte, bat er seine Eltern mit ihm zu kommen, um sich umziehen zu können. Schließlich konnten sie nicht die ganze Zeit in Decken gehüllt, im Wohnzimmer sitzen.

Gerade als er mit ihnen das ursprüngliche Schlafzimmer mit der angrenzenden Ankleide betrat, erinnerte er sich daran, dass sein Vater damals einige Zeit nach Carols Tod, die meisten Kleidungsstücke seiner Frau entsorgen ließ. Nur wenige ausgewählte Teile behielt er aus Sentimentalität. Darunter waren Kleidungsstücke, die sie damals trug, als sie sich kennen lernten, als sie das erste Mal miteinander ausgingen. Patrick konnte sich damals sogar noch daran erinnern, welche Bluse sie trug, als sie sich zum ersten Mal küssten. Unter der vielen Kleidung waren auch andere Stücke, die ihm entweder besonders gut an seiner Frau gefielen, oder die Carol selbst sehr gemocht hatte. Darunter auch ihr Brautkleid. Was Patricks Kleidung anging, war es an Dave, ebenfalls das meiste auszusortieren. Aber auch er ließ dennoch einiges im begehbaren Kleiderschrank zurück.

Wieder einmal war er tief in seinem Inneren froh, dass Lupita, das mexikanische Hausmädchen, schon lange Feierabend hatte und nach Hause gegangen war. Nur was würde am kommenden Morgen passieren? Was sollte er sagen, wenn Lupita die alten Herrschaften erblicken und erkennen würde?

Das Beste wäre wohl, sie gleich am frühen Morgen anzurufen und sie für die nächsten Tage zu beurlauben.
Am besten wäre es wohl, das gleiche auch mit den anderen Bediensteten zu machen. In zwei Tagen wollte auch noch Stefan, der Gärtner kommen um einige Hecken schneiden und das Beet entlang der Auffahrt neu zu bepflanzen. Auch ihm müsste er absagen.

Mittlerweile hatten sich Patrick und Carol frisch gemacht und angezogen. Aber auch das lief schweigend ab. Vereinzelte verstohlene Blicke wurden sich zwar zugeworfen, aber jeder Versuch, miteinander zu sprechen, scheiterte kläglich am eigenen Unverständnis.

Dave wartete vor ihrem Zimmer, lief immer wieder auf und ab und suchte nach einer logischen Erklärung.
Ein Wunder, Reinkarnation, sogar Schauspieler und Betrüger, die sich um operieren ließen und nun zu versuchen, an das Vermögen der Sheppards zu kommen und so weiter und so fort … all das kam ihm in den Sinn, doch wirklich glauben konnte er keine einzige seiner Theorien.

Irgendetwas in seinem inneren sagte ihm, dass das in diesem Zimmer, wirklich seine Eltern seien. Noch einmal fragte er sich, was wohl sein Bruder sagen würde. Wie wäre wohl seine Reaktion? Seine Eltern waren fertig und kamen aus dem Schlafzimmer. Dave erschrak beinahe, als er sie aus dem Zimmer kommen hörte.
Lange war niemand mehr dort drin gewesen, abgesehen von Lupita, die zwar selten aber dennoch regelmäßig das Zimmer säuberte, Staubsaugte und die Vorhänge zum Waschen abnahm.

„Habt ihr … ihr seid bestimmt hungrig. Lupita hat heute Mittag mal wieder viel zu viel gekocht … ich äh … ich könnte euch etwas aufwärmen.“

„Lupita?“, fragte Carol überrascht und schien sich an ihr Hausmädchen zu erinnern.

„Ja … sie arbeitet immer noch hier. Wenn auch nicht mehr den ganzen Tag. Sie kocht immer etwas für mich und kümmert sich um die wichtigste Hausarbeiten. Ich konnte sie nicht entlassen, auch wenn sie eigentlich schon in Rente gegangen ist. Sie und ihr Mann brauchen das Geld, er bekommt ja nicht allzu viel Rente und Lupita … na ihr kennt sie ja“, erklärte Dave, während er mit den Beiden in die Küche ging und anfing, den Kühlschrank nach Lupitas Essen zu durchsuchen.

„Ja, sie war schon damals eine gute Seele. Fleißig, strebsam, ordentlich und eine gute Köchin“, pflichtete Carol ihm bei.

Doch Dave entging die Nervosität in ihrer Stimme nicht. Patrick schwieg noch immer und blickte immer wieder gedankenverloren zu seiner Frau, die gerade anfing, den Tisch zu decken. Doch ein lauten Klirren eines heruntergefallen Tellers schreckte ihn auf.

„Oh nein“, wisperte sie und war kurz davor in Tränen auszubrechen.

Patrick sprang auf und wollte seiner Frau helfen, die Scherben aufzuheben, doch Dave kam ihm zuvor.

„Nein … Mom … lass ruhig. Ich mach das schon, du zitterst viel zu sehr, nicht dass du dich noch verletzt. Setzt euch einfach ins Wohnzimmer, ich bringe euch gleich das Essen“, bat Dave und nahm seiner Mutter die Scherben aus der Hand.

„Ich weiß nicht was mit mir ist. Wieso sehen du und dein Vater mich nur so merkwürdig an? Du … du hast gesagt, ich sei … tot gewesen und dein Vater auch, aber … als ich eben im Bad stand und in den Spiegel gesehen habe, da … ich … das bin nicht ich gewesen. Ich meine … ich sehe so … alt aus.“

„Du siehst nicht alt aus, du … ja, du bist schon etwas älter als damals, aber … ich weiß auch nicht was hier los ist, Mom. Ich habe bei … ich habe John angerufen, er müsste schon unterwegs sein. Vielleicht kann er … vielleicht weiß er, was hier los ist, oder wir werden es zusammen rausfinden. Aber jetzt setzt euch erst einmal und esst was.“

Dankbar aber immer noch beunruhigt, strich sie ihrem Sohn über den Arm und ging zurück ins Wohnzimmer. Patrick folgte ihr und setzte sich zögernd neben sie. Er erinnerte sich an seine Frau, vor allem aber an ihren Tod. Carol war gerade mal Mitte vierzig, als ein Unfall sie aus dem Leben riss. Und nun saß sie plötzlich neben ihm. Lebendig! Obwohl er sie erkannte, war sie ihm dennoch fremd. Sie hatte vorhin recht gehabt. Sie war … älter. Er schätzte sie auf etwa fünfzig, bis Mitte fünfzig. Es konnte unmöglich seine Frau sein.

Aber auch Carol machte sich ihre Gedanken. Immer wieder sah sie kurz und verlegen zu ihm rüber. Auch sie erkannte ihren Mann. Aber sie hatte ihn ebenfalls jünger in Erinnerung. Immer wieder setzte einer der beiden zum sprechen an, aber mehr wie ein `Also´, `Carol´, `Patrick´, oder gar undefinierbare Laute waren nicht zu vernehmen.  Schweigend aßen sie, als ihr jüngster ihnen die Teller überreichte. Dave dachte schon daran, noch einmal zu versuchen, ihnen zu erklären, dass sie eigentlich tot seien. Aber die ganze Situation überforderte auch ihn dermaßen, dass er selbst nicht wusste, was er davon halten sollte.

Im Nu waren sie fertig mit dem Essen, lehnten einen Nachschlag oder Dessert jedoch ab. Gerade als Dave etwas sagen wollte, klopfte es an der Tür.

„Wartet hier. Ich bin gleich wieder zurück“ sagte Dave, ging zur Tür und öffnete. „Das ging ja schnell. Bist du wieder hier in der Nähe stationiert? Ach egal, gut dass Du da bist.“

„Ja. Was ist los?“, fragte John und ging nicht weiter auf sein Timing ein. Dave brauchte oder besser gesagt durfte, nichts davon wissen, dass er her gebeamt wurde. Sollte Dave jedoch noch einmal nachfragen, könnte er ihm immer noch sagen, dass er gerade zufällig in der Nähe war oder gerade auf dem Weg zu ihm um ihm einen Überraschungsbesuch ab zustatten.

„Ich weiß nicht so Recht, was ich davon halten soll. Hast Du etwas damit zu tun? War es deine Idee? Wolltest Du mich auf den Arm nehmen?“

„Hey, Moment mal. Ich weiß nicht wovon Du sprichst. Was ist denn los mit dir? Du bist irgendwie so …“, sagte John verdutzt.

Als Dave merkte, dass sein Bruder wirklich keine Ahnung hatte und hier offensichtlich etwas sehr merkwürdiges geschah, suchte er vergebens nach einer Erklärung für seinen Bruder. Dumm nur, dass er selbst nicht wusste, was vor sich ging. „Komm rein.“, sagte er stattdessen.

Dave führte John in die Villa. Nicht, dass er sich darin verlaufen würde oder dass er sich nicht auskannte, schließlich ist er in ihr aufgewachsen. Die meiste Zeit zumindest. Gelegentlich hatte die Sheppard Familie auch in anderen Anwesen gewohnt oder dort ihren Urlaub verbracht. Beispielsweise die vielen Winter, die sie in ihrem Haus in Aspen verbachten.

Mittlerweile war er selbst so irritiert, dass Dave entschied, ihm einfach zu zeigen, weshalb er ihn hatte rufen lassen. John wurde von seinem Bruder ins Wohnzimmer geführt, als er plötzlich stehen blieb und glaubte, dass ihm der Boden unter den Füßen weggerissen würde. Er fühlte wie ihm blieb die Luft weg blieb und das Herz stehen zu bleiben schien. Vor ihm saßen seine Eltern. Jener Mann, den er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Der Mann, mit dem er sich zuletzt stritt, nachdem er aus Afghanistan kam. Der Mann, an dessen Sarg er vor knapp zwei Jahren stand und ihn dann beerdigen musste. Und auch die Frau, die vor vielen, vielen Jahren durch einen Unfall starb. Die einzige Frau, die ihn damals zumindest teilweise verstand.

„Was zum Teufel …?“, fragte John verwundert, als er wieder zu Atem kam und sein Herzschlag sich beruhigte.

Doch die Gänsehaut verging allerdings nicht. Immer wieder zogen ihm kalte Schauer wellenartig über den Rücken und ließen ihn glauben, dass sogar seine Nackenhaare aufrecht standen. Misstrauisch beäugte er die beiden. Er war sich immer noch nicht sicher, ob er das glauben konnte, was er vor sich sah. Ihm war nicht entgangen, dass sie anders aussahen. Seine Mutter, oder besser gesagt die Frau, die ihr wohl sehr ähnlich sah, wirkte älter und sein Vater sah etwas jünger aus.

„John?“, fragte Carol erstaunt und erhob sich von der Couch. Ungläubig sah sie sich ihren ältesten Sohn an.

Aber auch Patrick stand auf und beäugte John mit einem Blick, den er nicht richtig beschreiben konnte.
Überraschung? Unglaube? Zweifel? Misstrauen? Ratlosigkeit? Er wusste es nicht. Alles was er noch registrierte, war eine Frau die auf ihn zu lief und ihn umarmte.

John war regelrecht gelähmt. Unfähig die Umarmung zu erwidern. Mit großen Augen sah er zu seinem Bruder, doch auch dieser konnte nur ratlos mit den Achseln zucken.

„John! Du … du siehst anders aus. Älter und … Dave auch. John was ist denn nur hier los?“

John wandte sich sachte aus der Umarmung, sah kurz in das Gesicht der Frau und glaubte tatsächlich seine Mutter in dieser Person zu erkennen. Unschlüssig sah er nun zu Patrick. Doch dieser stand nach wie vor regungslos an Ort und Stelle. Auch er schien verwirrt zu sein. Nach unzähligen Sekunden, in denen keiner von beiden sich rührte, wies John seinen Bruder mit einer Kopfbewegung an, ihm zu folgen.

„Also, was ist hier los? Was … was soll das?“, wollte John wissen.

„Das fragst du mich?! Ich dachte zuerst, Du steckst dahinter. Oder zumindest das geheime Projekt, in dem du involviert bist. Militärische Forschungen und Experimente, um Tote wieder zum Leben zu erwecken, oder irgend so was. Vielleicht sollte es auch nur ein Scherz sein?“

„Ein Scherz? Du denkst, dass ich mir so was einfallen lassen würde, um … um…“ John musste noch einmal tief durchatmen. „Ich habe, weiß Gott besseres es zu tun, als Scherze über Tote zu machen. Und schon gar nicht über … die!“ John schrie schon fast.

Obwohl sich die beiden Brüder in die Küche zurück gezogen hatten, um sich dort besser unterhalten zu können und gleichzeitig ihre Eltern im Auge zu behalten, wurde die Unterhaltung immer lauter.

„ Ich dachte auch schon daran, dass es vielleicht Schauspieler sein könnten, die versuchen, an Geld zu kommen, oder … ach ich weiß auch nicht. Was machen wir jetzt?“

„Keine Ahnung. Woher … wie sind sie …?“ John wusste nicht, was er zuerst fragen sollte. Ganz zu schweigen davon, dass er wohl im Moment gar keine vernünftigen Sätze bilden konnte.

„Das wirst du mir nie glauben“, zweifelte Dave, der seinen Bruder vom Stottern erlöste.

„Mach Dir darüber mal keine Gedanken. Ich habe schon die merkwürdigsten Dinge erlebt“, ermutigte John ihn.

Etwas später

„Ein Licht?“, fragte John etwas skeptisch, nachdem sein Bruder fertig war, ihm zu erzählen, was letzte Nacht passierte.

„Ja, sagte ich doch schon. Ich kam nach Hause. Es war niemand mehr da, vom Personal. Ich bin in die Küche gegangen, habe mir ein Bier genommen und als ich mich umdrehte, war da nur noch ein … grelles Licht. Ein paar Sekunden später war es verschwunden und die beiden waren da“, erklärte Dave es seinem Bruder nochmals. Du glaubst mir nicht“, spekulierte er, der gerade gar nichts mit dem Gesichtsausdruck seines Bruders John anfangen konnte.

„Nein, das ist es nicht, nur … geht´s vielleicht etwas genauer? Wie hat das Licht genau ausgesehen? Hatte es eine bestimmte Form oder Farbe?“ Allmählich keimte ein kleiner Verdacht in John auf. Doch um sich sicher zu sein, brauchte er mehr Informationen.

Während Dave seine Erfahrung genauer beschreib, kritzelte John etwas auf ein kleines Stück Papier, dass er zufällig auf dem Küchentisch fand.

„Na ja es war … weiß, ziemlich grell und es schien sich zu bewegen, als ob es … ich weiß auch nicht … leben würde. Es hatte irgendwie dicke Fäden oder Schweife. Ich weiß nicht wie es beschreiben soll. Aber etwas, woran ich mich noch ganz genaue erinnere ist, dass von ihm keinerlei Wärme ausgestrahlt wurde.“

„Sah es in etwa so aus?“, fragte John, als er mit seiner Zeichnung und Dave mit seiner Beschreibung fertig war.

„Ja! Ja, so sah es aus. Lebensgroß, flimmernd, mit diesen … Tentakeln oder was das sein soll und kurz bevor es verschwand… ich weiß einfach nicht, wie ich es beschreiben soll, John. Verdammt was ist hier los?“

John konnte sich zwar denken was passiert war, nur konnte er sich beim besten Willen nicht erklären, warum. Ganz zu Schweigen davon, wie er es seinem Bruder beibringen sollte.

„Ich dachte, du könntest etwas damit anfangen. Als du damals wieder abgereist warst, habe ich versucht, herauszufinden, wo du stationiert bist, wo du arbeitest, was du machst. Ich kam nicht gerade sehr weit und hatte mir fast die Finger daran verbrannt. Ich wollte dir damals nicht glauben, als du sagtest, dass es ein hochgeheimes Projekt sei, an dem du beteiligt wärst. Das hat sich wohl geändert. Und jetzt frage ich mich, ob du damit was zu tun hast“, sinnierte er und zeigte gleichzeitig in die Richtung ihrer Eltern.

„Es ist kompliziert“, versuchte John seinen Bruder zu beruhigen.

„Also weißt du, was hier los ist?!“

„Nein … nicht direkt. Ich sagte ja schon, es ist …“

„Kompliziert. Natürlich“, beendete Dave den Satz für ihn.

„Ich muss jemanden anrufen“, erklärte John, „und du … könntest mit den beiden schon mal ein paar Sachen einpacken. Ihr werdet wahrscheinlich … mitkommen müssen.“

„Mitkommen? Wohin? Wieso?“

„Dave … tu es einfach, okay? Ich erklär´s dir später.“

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John, der nach wie vor in der Küche stand und immer wieder durchs Esszimmer ins Wohnzimmer schielte, war noch immer überrumpelt. Zu gerne würde er glauben, dass diese zwei Menschen dort, die sich immer noch unsicher an- und umsahen, seine Eltern seien.

Wieder fiel sein Blick auf seine Mutter. Wie sehr hatte er sie vermisst. Vor allem kurz nach ihrem Tod. Er hatte danach keinen Menschen mehr, mit dem er über alles reden konnte. Keinem anderen hatte er so vertraut, keinem anderen Gegenüber konnte er sich so öffnen, wie ihr. John war von Anfang an davon überzeugt, dass es nicht von der Tatsache herrührte, dass sie eine Psychotherapeutin war und deswegen so gut auf ihn eingehen konnte.
Nein. Viel einfacher. Sie war seine Mutter und einst seine beste Freundin.

Er konnte sich noch gut daran erinnern, als sie eines Abends zu ihm ins Zimmer kam und mit ihrem siebenjährigen John über seine Prügelei mit einem Klassenkameraden sprechen wollte.

Prügeleien zwischen Jungs auf dem Schulhof waren auch in einer Privatschule nichts ungewöhnliches, aber wenn ein William Denson mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus landete, ein John Sheppard mit einem strahlend leuchtenden Veilchen ins Büro des Direktors zitiert wurde und Patrick Sheppard deswegen aus einer Geschäftsbesprechung rausgeholt wurde, konnte man sich ja wohl denken, dass es um den kleinen John nicht besonders gut bestellt war. Das ganze endete in einem Eintrag in Johns Schulakte, einer saftigen Strafarbeit und Nachsitzen und einer mindestens genauso saftigen Kostenübernahme des Krankenhausaufenthalts und der medizinischen Behandlung von William Denson.

Das allerdings fand im Büro des Schuldirektors statt. Zuhause ging es erst richtig rund.
John saß mehr oder weniger eingeschüchtert in dem viel zu großen Sessel im Wohnzimmer und wirkte beinahe so, als ob er jeden Augenblick von selbigen verschlungen werden würde. Tatsächlich aber verstörte ihn vielmehr sein Vater, der schon seit einer halben Stunde auf seinen ältesten einredete und zu guter Letzt immer zorniger wurde, als der kleine John immer wieder versuchte sich zu verteidigen. Erfolglos.

Sein Vater wollte nichts von ihm hören und schickte ihn ohne Abendessen auf sein Zimmer.
Es war Carol, die etwa zwei Stunden später an seine Zimmertür klopfte und leise eintrat.

„John, schläfst du schon?“

„Nein, ich kann nicht schlafen. Dad brüllt zu laut.“

Carol schmunzelte, als ihr auffiel, dass ihr Mann tatsächlich immer noch meckernd und fluchend durch das Wohnzimmer tigerte. Er war durch das gesamte Haus zu hören. Zum Glück hatte der kleine Dave einen ziemlich festen Schlaf und bekam in seinem Zimmer nichts mit davon.

„Und Hunger habe ich auch“, beschwerte sich John.

„Das dachte ich mir. Ich habe hier was für dich“, sagte Carol und zauberte einen Teller mit Sandwiches hinter ihrem Rücken hervor.

„Aber sag keinem was davon. Es war wirklich nicht einfach, dass an deinem Vater vorbei zu schmuggeln“, erklärte sie und beobachtete, wie sich John freudestrahlend auf das Essen stürzte.

„Oh, du bist die beste, Mom“, sagte John mit vollem Mund.

„Klar bin ich das“, stimmte sie ihm zu, saß sich neben ihn aufs Bett und strich ihm durch die verwuschelten Haare.

Doch als sie seinen Kopf berührte, zuckte John regelrecht zusammen. „Was ist denn?“

„Ach nichts.“

„John? Du hast du was. Habe ich dir etwa wehgetan?“

„Nein … nicht du. Willy war das.“

„William Denson? Ich dachte, ihr wärt Freunde. Was hat er gemacht?“, wollte Carol wissen und begann sich Johns Kopf genauer anzusehen, doch finden konnte sie nichts.

„Weißt du doch. Wir haben uns geprügelt.“

„Hat er dir dabei etwa auf den Kopf geschlagen?“

John schüttelte mit dem Kopf.

„John“, sprach sie mahnend.

„Er hat mich an den Haaren gezogen … ziemlich fest.“

Carol überlegte kurz. Doch am Ende wurde ihr einiges klar.
Dieser William Denson war wohl doch nicht der richtige Umgang für John. Ihr war schon früher aufgefallen, dass dieser Junge sich ständig über John lustig gemacht hatte. Hauptsächlich über seine wildabstehende Haare, die er zweifellos von ihr geerbt hatte. Patrick wollte immer wieder, dass Johns Haare noch kürzer geschnitten werden sollten, als sie ohne hin schon waren. Doch John konnte sich bisher noch immer gut durchsetzen und war regelrecht stolz auf seine Struwwelpeter-Frisur.

„Hast du deswegen die Prügelei angefangen?“

„Zuerst hat er blöde Witze über meine Haare gemacht, dann ist er richtig gemein geworden, aber ich habe nicht darauf gehört und wollte einfach weggehen …“

„Und dann hat er dich an den Haaren gepackt?“

John nickte nur sachte.

„Hast du das auch dem Direktor gesagt? Und deinem Vater?“

„Der hat doch nie zugehört!“

„Also geht das geht doch schon länger so? Er ärgert dich schon eine ganze Zeit lang?“
John antwortete wieder nicht.

„Warum hast du denn nichts gesagt? Du hättest mit einem Lehrer sprechen können oder mit uns.“

„Die Lehrer haben nicht zugehört und Dad … der hat doch sowieso nie Zeit!“

„Aber du hättest es ihm doch eben sagen können“, antwortete Carol und strich ihm über den Arm.

„Dad meinte, er will nichts von mir hören … es wären ja doch nur … Ausreden.“

Carol war überrascht und sie musste auch zugeben, dass etwas Wut in ihr aufstieg. Patrick hätte sich wenigstens seinem Sohn anhören können, bevor er mit dem Direktor über Bestrafungsmaßnahmen sprach. John einfach so zu bestrafen und ihn zurechtweisen, war bisher niemals Patricks Art gewesen. Zumal es bisher auch kaum Gründe dafür gab. Sie und Patrick gaben sich alle Mühe, ihre Jung anständig zu erziehen. Auch wenn John hin und wieder einige rebellische Züge zeigte, so hielt sich das dann doch in Grenzen und erforderte kaum ein maßregelndes Eingreifen oder gar eine Bestrafung. Daher verstand sie auch nicht das Verhalten der Lehrer oder des Direktors. Morgen würde sie wohl erst einmal ein ernstes Wörtchen mit ihnen sprechen. Aber jetzt war erst John an der Reihe. Danach würde sie sich ihrem Mann vorknöpfen.

„Und was ist mit mir?“ John blickte traurig zu seiner Mutter hinauf.

„Warum bist du nicht zu mir gekommen?“

„Du bist doch kein Mann … oder Junge. Außerdem redest du den ganzen Tag mit anderen Leuten, die Probleme haben. Du bist Psi … Psy … Psycho…“

„Psychotherapeutin“, sagte sie ihrem Sohn vor.

„Muss ich denn ein Mann oder ein Junge sein, damit du mit mir redest?“ John zuckte nur mit den Achseln.

„Du hast es gerade eben getan.“

„Du hast mich ja auch gefragt“, antwortete John und biss in das letzte Sandwich.

„Ah so … John, ich möchte dass du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst, wenn dir etwas auf dem Herzen liegt. Egal ob es dabei um die Schule geht, die Lehrer, oder deine Freunde, oder was auch immer. Wann auch immer du ein Problem hast, dann bin ich für dich da und das hat nichts mit meiner Arbeit zu tun. Du bist mein Sohn und ich liebe dich. Ich will nicht, dass du in irgendwelche Schwierigkeiten kommst oder Probleme hast … von Veilchen ganz zu schweigen“, sagte sie, drehte Johns Gesicht wieder zu sich und betrachtete sein linkes Auge, dass noch immer etwas zugeschwollen war.

„Okay“, antwortete er und kaute weiter an seinem Essen.

„John, ich meine es ernst. Egal worum es geht, egal wann, du kannst immer zu mir kommen, verstanden?“

„Ja.“

„Schön. Ich werde nachher nochmal mit deinem Vater sprechen und morgen werde ich mich mit deinen Lehrern und dem Direktor unterhalten. Außerdem denke ich dass es besser ist, wenn du dich von diesem William Denson in Zukunft fern hältst. Er war nie wirklich dein bester Freund. Freunde machen so was nicht.“

„Mom …“

„Ja Schatz?“

„Was bedeutet Freundschaft? Ich meine … so richtige … echte Freundschaft?“, wollte John wissen.

Carol atmete tief durch. Wie sollte sie einem siebenjährigen Jungen verständlich machen, was wahre Freundschaft ist, wenn in diesem Alter sich die Freundschaft lediglich auf Schule, Hobby, und Freizeit beschränkte? Wenn Freunde jetzt im Moment nur wichtig waren, um in der Schule gemeinsam Quatsch zu machen und über die etwas zu korpulent geratene Biologielehrerin zu lachen? Oder in der Mittagspause das Essen mit einem zu tauschen oder fest zu stellen, wer die Erbsen weiter mit der Nase abschießen konnte?
Oder am Nachmittag gemeinsam auf einem Spielplatz die Zeit zu vertrieben?

„Echte Freundschaft bedeutet, jemanden so zu akzeptieren wie er ist. Egal ob groß oder klein, ob dick oder dünn, schwarz oder weiß. Man mag seinen Freund oder seine Freundin um seiner oder ihrer selbst willen. Man vertraut einander, man mag sich und man schätzt und respektiert sich gegenseitig. Wichtig ist, dass man für einander da ist, ihm zuhört wenn er ein Problem hat und ihm hilft. Ein richtiger Freund lässt dich nicht alleine, wenn es dir mal nicht so gut geht. Ein richtiger Freund zieht nicht an deinen Haaren, sondern setzt sich für dich ein und hilft dir bei Schwierigkeiten, Problemen und … Ärger. Man tröstet sich gegenseitig, wenn man traurig ist oder man lacht mit ihm gemeinsam über etwas Lustiges. Ein richtig guter Freund lässt dich niemals alleine. Und ein richtiger Freund verlangt auch nichts für seine Freundschaft, er tut etwas für dich, und denkt dabei nicht an sich selbst, verstehst du was ich meine? Man tut etwas für seinen Freund, weil man es einfach tun will, das … das ist schwer zu erklären, Schatz.“

John überlegte nur kurz, bevor er dann nickte. „Ich denke, ich hab´s verstanden.“

„Wirklich?“

„Ja ich denke schon.“

„Na schön. Gut, wenn du fertig gegessen hast, solltest du zusehen dass du schleunigst ins Bett kommst. Du musst morgen wieder früh raus“, sagte Carol und nahm den leeren Teller entgegen.

„Nacht Mom.“

„Gute Nacht John“, sagte Carol, deckte ihren Sohn zu, strich ihm über die Wange und ging zurück zur Tür.
Schauspielerisch öffnete sie diese ein paar Zentimeter und schielte durch den Spalt hindurch.

„Hm, die Luft ist rein“, sagte sie und versteckte den Teller in der Innenseite ihres Blazers.

John lachte leise. „Mom …“

Carol drehte sich noch einmal um.

„… willst du meine beste Freundin sein?“

Carol lächelte, ging zurück zu John, hockte sich vor sein Bett und küsste ihn auf die Wange. „Immer!“

~~~///~~~

Es war noch nicht einmal eine halbe Stunde vergangen, als es erneut an der Tür klingelte. John war noch immer dermaßen in seinen Erinnerungen vertieft, dass er das Klingeln gar nicht mitbekam. Wieder war es Dave, der öffnete.

„John …“, rief Dave nach seinem Bruder und ging einige Schritte in Richtung Küche. „… John, da ist ein Doktor Daniel Jackson an der Tür. Er sagt, du hättest ihn angerufen.“

„Ja … ja ich komme.“

John begrüßte Daniel und führte ihn zunächst zurück in die Küche. Auch er hatte sich wohl beamen lassen. Es geht doch nichts über die Apollo, die gerade in der Umlaufbahn um die Erde flog.

„Wow, das ist Ihr Elternhaus? Wahnsinn“, staunte dieser und sah sich neugierig um.

„Ja. Ähm … Doktor Jackson, das ist mein Bruder Dave. Dave das ist Doktor Daniel Jackson.“ Die beiden Männer reichten sich die Hände.

„Also Colonel, Sie sagten am Telefon, es gäbe womöglich ein Problem.“

„Meine Eltern“, erwiderte John beinahe flüsternd.

„Okay…“, antworte Jackson zögerlich.

„Sie sind tot … eigentlich“

„Was meinen Sie mit `eigentlich´?“

„Meine Mutter… ist vor etwa zwanzig Jahren durch einen Autounfall … gestorben. Und mein Vater hatte vor ungefähr zwei Jahren einen Herzinfarkt.“

„Okay, das tut mir leid, aber … Moment, vor zwei Jahren? Sheppard? … Sheppard …“, grübelte Daniel. Irgendwas klingelte in seinem Hinterkopf. „Patrick Sheppard? Er war Ihr Vater?“, fragte Daniel erstaunt, als er glaubte sich an eine Nachruf in einer lokalen Zeitung zu erinnern.

Tatsächlich konnte er sich sogar an mehrere Zeitungsartikel und Nachrufe erinnern, die er damals gelesen hatte. Sogar im Fernsehen wurde sein Ableben in den Wirtschaftsnachrichten kurz erwähnt. Doch dass ausgerechnet John Sheppard sein Sohn war, hatte er nicht gewusst.

„Ja, war er. Aber was ich sagen will… meine Eltern sitzen quicklebendig im Wohnzimmer.“

Nun wurden auch Daniels Augen zunächst größer. „Ähm, äh … ich glaube, ich versteh nicht ganz.“

„Die sind wieder da“, meinte John beinahe trocken.

„Wieder da … Sie meinen…“

„Ja, keine Ahnung! Ich glaube jedenfalls nicht, das es … Replikatoren sind.“

„Was sind Replikatoren?“, wollte Dave wissen, der bisher der Unterhaltung stumm beiwohnte. Doch John und Daniel gingen nicht auf seine Frage ein.

„Wieso? Ich meine, was lässt Sie glauben, dass sie …“, fragte Daniel und machte eine Handbewegung Richtung Himmel.

„Keine Ahnung … Daves Beschreibung, wie sie plötzlich in der Küche erschienen sind … ihre Verwirrtheit … das Alter, in denen sie zu sein scheinen … ich weiß es nicht.“ John klang beinahe verzweifelt.

„Können sie sich denn an irgendetwas erinnern?“, fragte Daniel. Doch John zuckte nur mit den Schultern und auch Dave wusste nicht so recht, was er darauf antworten sollte.

„Na schön, äh … ich werde mich mal mit ihnen unterhalten“, bot Daniel an und ließ sich von Dave ins Wohnzimmer führen.

„Ähm … Mom, Dad, das ist Doktor Daniel Jackson. Doktor Jackson, mein … Vater Patrick und meine Mutter Carol Sheppard“, stellte Dave die drei einander vor.

Nachdem man sich die Hände gegeben hatte, setzte man sich wieder auf die Couch. Daniel setzte sich dem Elternpaar gegenüber. Dave nahm in einem Sessel an der Seite Platz und John hockte sich zögerlich auf die Armlehne von Jacksons Couch.

„Sie sind Arzt?“, fragte Carol verwirrt.

„Nein. Nein, ich bin … Doktor der Archäologie und…“

„Archäologie? Ich verstehe nicht, was das alles soll! Was ist hier los?“

„Das würden wir auch gerne erfahren. Daher hat mich Colonel Sheppard auch hergerufen.“ John stöhnte innerlich auf und verzog schon ertappt das Gesicht.

„Colonel? … John … was soll das heißen? Was meint er mit Colonel? Du bist doch etwa nicht …? Patrick, ist John etwa zum Militär gegangen?!“

„Ja, ja, darüber reden wir später“, entgegnete Patrick mürrisch und wollte dieser seine Frau beruhigen.

„Mom …“ John suchte nach den richtigen Worten, „ es sind beinahe zwanzig Jahren vergangen … da ist viel passiert und …“

„Viel passiert?! Es ist wohl einfach so passiert, dass du zur Army gegangen bist, was?!“, regte Carol sich auf.

„Ich bin nicht bei der Army, sondern bei der Air Force“, entgegnete John.

„Oh ja natürlich. Das macht die Sache doch gleich viel besser!“ Doch im gleichen Augenblick bereute sie ihren Spott.

„Mom … können wir später darüber sprechen?“, bat John und sah zu, wie sich seine Mutter wieder setzte.

„Upps“, flüsterte Daniel entschuldigend zu John, der die Entschuldigung achselzuckend entgegen nahm.

Carol schloss die Augen und atmete tief durch. Etwas, was sie bereits früher oft getan hatte, wenn sie unter Stress stand oder sich über irgendetwas zu sehr aufgeregt hatte und sich wieder beruhigen wollte. Daran konnten sich John und Dave noch gut erinnern, daher warfen sie sich einen überraschten Blick zu.

„Na schön. Hören Sie … ich kann mir gut vorstellen, dass das alles für Sie sehr verwirrend sein muss und auch für Ihre Söhne. Ich schlage vor, Sie erzählen uns zunächst, woran Sie sich erinnern“, sagte Daniel und versuchte das Gespräch wieder zum Wesentlichen zu bringen.

„Ich weiß nur, dass ich … ohne Kleidung, nur mit einer Decke zugedeckt, hier im Wohnzimmer auf der Couch wach geworden bin und plötzlich meine Frau, die eigentlich seit Jahrzehnten tot ist, mir gegenüber saß. Was soll das?“, fragte Patrick noch immer verwirrt und aufgebracht.

Daniel sah zu Carol hinüber. Doch auch sie hatte eine beinahe identische Erinnerung gehabt.

„Ich meinte eigentlich davor. Bevor Sie hier wach geworden sind. Gibt es da irgendetwas anderes, an das Sie sich erinnern können? Auch wenn es vielleicht noch so seltsam ist?“

Carol und Patrick schüttelten ratlos den Kopf.

„Sehen Sie, es gibt da folgendes Problem …“, begann Daniel zu erklären, suchte nach einigen Worten, um es so schonend wie möglich zu beschreiben, doch letzten Endes fand er keine Möglichkeit, die momentane Situation schön zu verpacken.

„…Sie beide sind schon seit Jahren beziehungsweise Jahrzehnten tot. Aber jetzt … sitzen Sie hier putzmunter und quicklebendig.“

„Ja … Dave hat … uns auch schon gesagt, dass wir eigentlich tot wären, aber … ich fühle mich nicht tot. Ich könnte mir ja noch vorstellen, eine Zeit lang in Koma gelegen zu haben, oder was weiß ich, aber tot? Und was ist … was ist mit ihr?“, fragte Patrick, stand auf und wies auf seine Frau.

„Ich weiß noch, dass ich … ich habe an ihrem Grab gestanden. Ich war dabei als sie … als du …“
Verzweifelt sah er zwischen seiner Frau, seinen Söhnen und Jackson hin und her.

Sowohl Dave als auch John versuchten ihren Vater dazu zu bewegen, sich wieder hin zu setzen und sich zu beruhigen. Erst als Carol ihm folgte am Arm hielt und ihn zur Couch zurückführte, gab er nach und beruhigte sich etwas.

„Ich verstehe das nicht. Was ist denn nur hier los?“, stöhnte er verzweifelt und wandte sich wieder an seine beiden Jungs.

„… Ihr ward doch dabei. Ihr seid dabei gewesen, als sie … bei der Beerdigung“, stammelte er.

„Ja waren wir, Dad. Aber …“, bestätigte Dave und sah zu John herüber.

„… Wir waren auch bei deiner … Beerdigung…vor etwa zwei Jahren. Einen Moment …“

Dave stand auf, ging in sein Arbeitszimmer und kam auch gleich wieder mit einer Mappe zurück. „Ich habe hier … eure Sterbeurkunden und auch einige Nachrufe.“

Fassungslos beäugten Carol und Patrick die Dokumente und Nachrufe.

„Ja, aber …“ Mehr brachte Carol nicht raus. Die drei Männer konnten sehen, dass die beiden nun vollends überfordert waren.

„Ich denke so kommen wir nicht weiter. Colonel Sheppard und ich haben einen Verdacht, was passiert sein könnte. Aber um das genauer zu prüfen, wäre es wohl besser, wenn sie uns begleiten“, schlug Daniel nochmals vor.

„Wohin?“, fragte Patrick.

Bevor Daniel jedoch antwortete, blickte er noch einmal stumm in Johns Richtung. Auch ihm war klar, dass es wohl die einzige Möglichkeit war, endgültig zu klären, was hier vor sich ging.

„Zu … unserem Stützpunkt. Wie schon gesagt, haben wir einen Verdacht was sie beide betrifft. Wir werden sie zunächst untersuchen lassen und ihnen dann hoffentlich auch genauer erklären können, was passiert ist.“

„Ich werde General Landry informieren und ihr … könntet in der Zwischenzeit schon mal etwas Kleidung zusammenpacken“, sagte John und tippte bereits die Nummer in seinem Handy ein.

Irgendwas in seinem Inneren sagte ihm, dass die ganze Angelegenheit wohl eine längere Sache werden würde.
Dave, Patrick und Carol machten sich daran, jeweils eine größere Reisetasche zu packen. Es dauerte auch nicht lange, bis der von General Landry versprochene Fahrer der Air Force vor der Tür stand und sicherstellen sollte, dass sie beiden samt Dave, Daniel und John unbemerkt zu dem nächst gelegenen Flughafen gebracht, und von dort aus mit dem Flugzeug zur Peterson Air Base gebracht werden sollte. Auf Beamen musste man diesmal aus Gründen der Geheimhaltung verzichten.

„Weißt du John, wir hätten auch den Privat-Jet nehmen können“, meinte Dave und setzte sich neben seinen Bruder.

John hatte etwas Abstand gebraucht. Die ganze Fahrt vom Haus der Sheppards bis zum Flughafen, hatte er schweigend auf dem Beifahrersitz verbracht. Aber auch jetzt, im Flugzeug, war ihm einfach nicht danach, sich zu seinen Eltern zu setzen und sich mit Fragen oder gar Vorwürfen, die wohl zu meist von seinem Vater kommen würden, bombardieren zu lassen.

Nein, er setzte sich lieber einige Reihen hinter sie und sah gelegentlich zu ihnen herüber. Doch sein Blick schweifte immer öfter aus dem Fenster, zu den vorbeiziehenden Wolken, die im Dunkeln der Nacht eher wie eine nichtssagende graue Masse erschienen. Gelegentlich konnte er auch die winzig kleinen Lichter einer größeren Stadt oder Ortschaft auf dem Boden ausmachen.

„Kannst du dir vorstellen, was für Probleme dein Pilot bekommen würde, wenn er versuchen wollte, auf einer Air Force Base zu landen? Außerdem fand es General Landry sicherer, wenn so gut wie niemand auf dem Weg zum Stützpunkt, die beiden zu Gesicht bekommt.“

„Verstehe. Das lässt wohl vermuten, dass dieser General Landry wohl auch weiß, was hier passiert ist“, sagte Dave und versuchte auf diese Art und Weise mehr Informationen aus seinem Bruder heraus zu kitzeln. Doch es funktionierte nicht so recht.

„Das zieht nicht, Dave. Ich kann dir nichts sagen.“

„Weil´s kompliziert ist? Wenn ich jedes Mal, wenn man dieses Wort zu mir sagt, eine Million bekommen würde … Grundgütiger! Ich wäre der reichste Mann der Welt.“

„Was denn? Wirft Dads Firma plötzlich nicht mehr genug ab?“, neckte John ihn und kassierte dafür einen giftigen Blick.

„Es ist eine Geheimsache“, erklärte John kurz und knapp.

„Oh ja richtig. Nationale Sicherheit!“, spottete Dave und bekam einen äußerst missbilligenden Blick zugeworfen.

„Es muss doch wirklich hart für dich sein, dass Mom und Dad nun die nationale Sicherheit gefährden!“ Daves Stimme triefte nur so vor Hohn.

Doch genauso schnell wie er sich aufregte, regte er sich auch wieder ab und startete einen neuen Versuch, mehr heraus zu bekommen.

„Diese Geheimsache … gehört nicht zufälligerweise zu dem Geheimprojekt, an dem du beteiligt bist?“

Nun war es an John, Dave durch eine entsprechende Geste klar zu machen, dass seine Geduld sehr bald erschöpft sei.

„Warum sitzt du hier hinten und nicht vorne bei Mom und Dad? Sie haben schon sich schon gefragt, was mit dir los ist. Sie sind doch so schon verstört genug. Du …“

„Mir geht es gerade auch nicht besser als ihnen“, unterbrach John ihn barsch.

„Aber du weißt immerhin mehr als wir!“

„Wissen, dass ich im Moment nicht einfach so ausplaudern darf, okay?! Außerdem hätte ich im Moment eigentlich gerade mal zwei Tage frei gehabt, stattdessen muss ich wohl wieder damit rechnen, mir Dads Standpredigten und Vorwürfe und Mom´s besorgte Fragen `Warum ich zum Militär gegangen bin´ anzuhören.“

„Oh ja natürlich! Entschuldige bitte, wenn ich dich durch Mom und Dads Auferstehung in deinen Urlaubsplänen gestört habe! Wie konnte ich es nur wagen, den großen Colonel John Sheppard her zu zitieren? Keine Ahnung! Vermutlich, weil es auch deine Eltern sind?!“, regte Dave sich mit dermaßen großem Sarkasmus auf, dass John nur noch mit den Augen rollen konnte.

Wenn er nicht ganz genau wüsste, dass das sein Bruder war, der ihn gerade zusammenstauchte, würde er glatt annehmen, das Rodney McKay persönlich vor ihm stand. Gerade als Dave wutentbrannt aufsprang und gehen wollte, lenkte John ein. „Dave! Auch wenn ich eine Vermutung habe, was hier vor sich geht … ich darf es dir nicht sagen. Verstehst du, ich darf es nicht! Ich hätte dir liebend gerne schon damals alles erzählt und vielleicht sogar gezeigt, aber…“

„Okay! Ja klar, verstehe schon. Mom und Dad müssen erst von den Toten auferstehen, bis John endlich den Mund aufmacht! Das ist so typisch! Bei dir ist alles eine Geheimsache, was?!“

„Übertreib´s nicht, Dave! Ihr werdet alles noch früh genug erfahren, nur jetzt …“ John atmete tief durch. „Hör zu, ich hatte in den letzten Tagen … eine Menge Stress. Ich denke es ist besser … wenn ich mich etwas zurückhalte, also reiz mich nicht, klar?“

Es waren nicht Johns Worte, die Dave zum Schweigen gebracht hatten, es war sein Blick. Seine Augen, die die gleiche Überraschung und Verwirrtheit , aber auch Müdigkeit und Erschöpfung zeigten, die auch ihn und seine Eltern im Griff hatte.

„Was ist denn hier los? Dave, John, streitet ihr euch etwa?“ fragte Carol, die der lauten Unterhaltung offenbar nachgehen wollte. Lautlos hatte sie sich hinter Dave geschlichen und die beiden nun überrascht.

„Nein. Nein Mom, alles in Ordnung“, meinte Dave und sah entschuldigend zu John.

„Hoffentlich. Wir haben so schon genug … Probleme, da müsst ihr nicht noch streiten.“

Kaum ausgesprochen erschien auch schon der Co-Pilot. „Colonel Sheppard, Sir?“

„Ja was gibst, Captain?“

„Sir, wir landen in etwa einer halben Stunde auf der Peterson Air Base. Dort steht schon ein Wagen für Sie bereit, der Sie direkt zu General Landry bringen wird.“

„Danke Captain.“

„Sir“, bestätigte der junge Mann, nickte kurz und machte auf dem Absatz kehrt um zurück zum Cockpit zu gehen.


Auf irgendeinem Planeten, Pegasus-Galaxie

Es war spät am Abend, kurz bevor der Wirt seine Gaststätte schließen wollte, als der ältere Mann sich entschied, zu ihm zu gehen und ihn nach einem Schlafplatz zu fragen. Glücklicherweise hatte dieser noch ein kleines Zimmer mit einem Bett frei, das er ihm für die Nacht überließ.

Nur aufgrund seiner total erschöpften Erscheinung, war der Wirt auch so freundlich ihm noch Essen und Trinken auf´s Zimmer zu bringen und ihm für den folgenden Tag die Möglichkeit eines heißen Bades angeboten.
Dankend nahm er das Angebot an. Doch als der Wirt glaubte, ihn irgendwoher zu kennen, wurde er misstrauisch und bestritt alles. Da auch der Wirt müde war und es auch nicht besonders hell in den Räumen war, ließ er von seinen Vermutungen ab und verließ das Zimmer.

Nachdem er etwas gegessen und getrunken hatte, legte er sich auf das Bett und blickte besorgt zur Decke.
Wo blieb nur sein Sohn? War ihm etwas zugestoßen? Hatte er die falsche Adresse gewählt? Nein, wohl eher nicht. So zerstreut oder verwirrt war er bisher niemals. Irgendetwas musste geschehen sein. Nein, vielleicht wurde er auch nur aufgehalten. Möglicherweise musste er sich vor diesen grausig grünhäutigen Wesen verstecken und konnte im Moment nur nicht das Stargate erreichen. Ja, das wird es wohl sein. Hoffentlich war er schlau genug, um nicht durch irgendeinen unüberlegten Schritt auf sich aufmerksam zu machen, oder sein Versteck vorzeitig zu verlassen und in eine Falle zu tappen.
Er würde ihm noch bis morgen Abend Zeit geben. Danach würde er zu dem Planeten reisen, auf den sein Sohn gehen wollte.

Besonders viel Schlaf hatte er nicht bekommen. Immer wieder wälzte er sich von einer Seite zur anderen.
Zu groß war die Sorge um seinen Sohn. Es war schon schlimm genug in Ungewissheit über seine Frau und seine Tochter zu sein, aber jetzt noch Dorian? Er durfte ihn nicht auch noch verlieren.

-Nein, noch habe ich sie nicht verloren. Sie leben! Sie leben und sie sind da irgendwo. Auf irgendeinem Planeten werden sie sein. Ich werde sie schon finden. Es ist mir egal, ob Atlantis noch existiert oder nicht, wenn ich nur meine Familie wieder habe. Ich will sie wieder haben! Ich will sie wieder haben! Ich will …-

Wütend und verzweifelt griff er nach dem Kissen unter seinem Kopf und schleuderte es mit voller Wucht gegen die Wand. Ein leiser dumpfer Knall und es flogen nur noch die Federn im Raum umher.

-Hätte ich doch nur diese Männer gefragt, die die Bilder verteilten. Was, wenn Elisha oder Alexa dahinter stecken? Suchen sie nach uns? Verdammt, ich hätte zu ihnen gehen sollen!-, fluchte er mit sich selbst.
Er nahm sich vor, den Wirt gleich am Morgen nach diesen Männern und dem Bild zu fragen.


Erde, SGC- Krankenstation

Schon seit einigen Stunden war man im Cheyenne Mountain Complex in Colorado Springs.
Zunächst hatte man John und Dave Blut abgenommen, um Vergleichsmaterial zu haben. Dann kümmerten sich die Ärzte und Pfleger darum, dass die vermeintlich Auferstandenen und auch Dave sich wieder frisch machen und frühstücken konnten, bevor man mit den Kräftezehrenden Untersuchungen beginnen würde.

John hatte etwas Mühe, seine Eltern, ganz besonders aber seinen Vater, von der Notwendigkeit der Untersuchungen zu überzeugen. Er war sich sicher, dass es einfacher wäre, wenn dieser wüsste, worum es hier ging. Aber noch unterlag das alles der Geheimhaltung, wegen der nun paradoxerweise eben diese Untersuchungen durchgeführt wurden.

„So Misses Sheppard, das war´s auch schon. So weit ist alles in Ordnung mit Ihnen“, erklärte Doktor Lam.

„Bis auf die Tatsache, dass man uns für tot hält“, meinte Carol betrübt.

„Also auf mich wirken Sie ziemlich lebendig“, antwortete die Ärztin lächelnd.

„Aber ich verstehe nicht, was los ist. Dave und John sehen uns an, als seien wir…Gespenster. Immer wieder sagt man uns dasselbe, das wir eigentlich tot seien, aber mehr will man uns auch nicht sagen. Aus allem wird ein Geheimnis gemacht“, schaltete sich nun auch Patrick ein.

„Mister und Misses Sheppard, ich kann mir ehrlich gesagt nur sehr schwer vorstellen, wie sie sich im Moment wohl fühlen müssen. Ich kann verstehen, dass sie das alles wohl ziemlich überfordert, aber ich kann ihnen im Moment keine näheren Informationen geben…“ Doktor Lam sah noch einmal auf die Untersuchungsergebnisse herab die sie in den Händen hielt und General Landry geben wollte. „… ich kann ihnen aber versichern, dass sie gleich alles erfahren werden und wir werden uns auch bemühen, all ihre Fragen zu beantworten.“

„Und wo ist John?“ kam es von Sheppard Senior.

„Er spricht gerade mit General Landry. “

„Dieser General Landry ist der … Kommandeur dieser Einrichtung?“ fragte Patrick genauer nach.

„Ja.“

„Und somit Johns Vorgesetzter?“

„Ja. Er ist sein Vorgesetzter Offizier.“

„Dann ist er hier stationiert?“ Patrick bohrte immer weiter nach. Ihm war klar, dass John wohl kaum offen mit ihm über solche Dinge sprechen würde, immerhin erinnerte er sich noch gut an die vielen Streitereien und Auseinandersetzungen in der Vergangenheit.

Er bezweifelte, dass es jetzt anders sei, oder dass sich etwas geändert haben könnte, also fragte er eben an anderen Stellen nach.

Doch Doktor Lam, die sonst sehr geduldig war, stieß nun auch an die Grenzen der Informationsfreigabe. „Nein, äh … es ist etwas komplizierter. Am besten ist, Sie folgen mir und Sergeant Kenson in den Konferenzraum. Wir werden Ihnen alles erklären.“

„Schon wieder dieses Kompliziert! Ich kann es langsam nicht mehr hören!“, beschwerte sich Dave, der bisher schweigend hinter seinen Eltern stand.

„Also Dave, bitte! Reiß dich etwas zusammen. Tut mir leid, Doktor“, entschuldigte sich Carol für ihren Sohn.

Doch Lam lächelte nur. „Kommen Sie. Lassen Sie uns gehen. Ich bin sicher, nachher werden Sie einiges besser verstehen.“


Büro von General Landry

„Also … Ihre Eltern leben … wieder?“, fragte General Landry überrascht.

„Sieht wohl ganz so aus. Dave sagte, dass sie direkt vor ihm erschienen sind. Kurz nachdem ihn ein helles Licht geblendet hat“, erklärte Sheppard, der auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch des Generals saß.

„Und Sie glauben, dass sie aufgestiegen waren und nun…“

„Zurückgeschickt wurden? Keine Ahnung. Ich kann es mir ehrlich gesagt nicht erklären, Sir“, antwortete John.

„Die Beschreibung deutet allerdings darauf hin“, fuhr Daniel fort und der musste es schließlich wissen. Durch das Fenster beobachteten Landry, Jackson und John, wie Doktor Lam die restliche Familie in den Konferenzraum führte, sie bat, sich schon einmal zu setzen und sich dann weiter auf den Weg zum Büro des Generals machte.
Schweigend betrat sie den Raum, schloss die Tür, schlug Daniels Angebot, ihr den Stuhl zu überlassen aus und lehnte sich gegen das kleine Sideboard. Stumm folgte sie der Unterhaltung und wartete auf den passenden Moment, die Ergebnisse mitteilen zu können.

„Wenn sie wieder zurück geschickt wurden, mussten sie ja aufgestiegen sein. Ich frage mich nur, wie sie das angestellt haben. Sie wussten doch gar nichts vom Stargate-Programm. Ganz zu Schweigen von den Antikern und allem, was dazu gehört“, rätselte Hank.

„Abgesehen davon, ist uns ja selbst nichts aufgefallen. Ich meine, ich war damals dabei, als meine Mutter …“
John sprach nicht weiter, aber er war sich sicher, das Daniel und der General ihn verstanden hatten.

„Und bei meinem Vater sei meinem Bruder auch nichts aufgefallen. Er hatte damals einen Herzinfarkt und … uns ist nichts ungewöhnliches, wie ein Licht oder so was aufgefallen.“

„Doktor Jackson?“, wandte sich Landry an einen nachdenklichen Daniel.

„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Fakt ist, für den Aufstieg bedarf es eines gewissen Fortschrittes in der geistigen Entwicklung des Menschen. Oder … ein bereits aufgestiegener Antiker hilft nach. Ebenso sind bisher alle bekannten und beobachteten Aufstiege nach dem gleichen Muster abgelaufen. Der Körper wird praktisch nutzlos und verwandelt sich geradezu in die reine geistige Form, das Licht, wie wir es nennen.
Ob es ein Mensch von selbst schafft oder durch Hilfe, es verläuft eigentlich immer gleich … es sei denn…“

„Es sei denn was?“, harkte Landry nach.

„Ein anderer Antiker hat nachgeholfen.“

„Ein anderer? Nicht diese …. wie heißt sie noch? Oma Desala?“

„Nein. Wie gesagt, der Aufstieg ist bisher immer gleich abgelaufen, egal bei wem. Möglicherweise gibt es einen weiteren Aufgestiegen, der anderen ebenfalls dabei hilft. Und da es wahrscheinlich bei Colonel Sheppards Eltern funktioniert hat, gehe ich nicht davon aus, dass er einen Fehler gemacht hat, als er dafür sorgte, die sterblichen Überreste zu hinterlassen.“

„Sie meinen, es war Absicht … das die Körper zurückbleiben?“, fragte John verwirrt.

„Es wäre eine Möglichkeit. Jemand anderen zum Aufstieg zu verhelfen erregt Aufmerksamkeit. Womöglich glaubt der oder diejenige, so sein oder ihr Handeln zu tarnen. Eine neue Art des Aufstiegs sozusagen.“

„Glauben sie das wirklich“, wollte Landry wissen.

„Es wäre vielleicht eine Erklärung. Wenn das da wirklich die Eltern von Colonel Sheppard und Dave sind, hat entweder Oma Desala etwas damit zu tun und eine neue Taktik entwickelt … oder es war ein anderer Antiker. So oder so, die Vorgehensweise war diesmal anders. Möglicherweise werden sich die beiden irgendwann an etwas erinnern können“, erwiderte Daniel.

„Doktor Lam, was für Neuigkeiten haben Sie für uns?“, wandte sich Landry endlich an die Ärztin.

„Tja, ich habe mir alle noch existierenden medizinischen Patientenakten und Untersuchungsergebnisse der beiden besorgt. Ebenso habe ich ihnen, als auch Colonel Sheppard und seinem Bruder Blut abgenommen und es miteinander verglichen. Und ich habe sie auf Herz und Nieren untersucht …“ Doktor Lam lies die drei Männer noch etwas zappeln, bevor sie endlich zum Punkt kam. „… bis auf ein paar Veränderungen, die im entferntesten mit Doktor Jacksons Theorie übereinstimmen könnten, kann ich bestätigen, dass es sich hier tatsächlich um zwei Personen handelt, die aufgestiegen sein mussten.“

Wie von der Ärztin vermutet, blieben die drei Männer vor ihr sprachlos sitzen. „Ich weiß nicht recht, ob es ein Grund ist Ihnen zu gratulieren, Colonel, aber Sie haben Ihre Eltern wieder.“

Als John etwas sagen wollte, aber einfach keine geeigneten Worte finden konnte, erlöste sie ihn, indem sie ihm erklärte:

„Die DNA Tests haben es bewiesen … es sind Ihre Eltern. Sie sind keine Klone und haben auch keine Naniten im Blutkreislauf.“

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, in der er absolut keinen einzigen ordentlichen Gedanken fassen konnte und starr durch das Fenster in den Konferenzraum zu seinen Eltern blickte. Dann endlich kristallisierte sich nur ein einziges Wort in seinem Gehirn: Warum? Nur aussprechen konnte er es noch nicht.

„Was für Veränderungen haben Sie vorhin gemeint?“, fragte Daniel, der bemerkte dass Colonel Sheppard im Moment wohl etwas überfordert wirkte.

„In den pathologischen Berichten steht, dass Patrick Sheppard an einem Herzinfarkt verstarb und Carol Sheppard an den Folgen eines Autounfalls …“, erläuterte Caroline. „… Tja, bei Ihrem Vater deutet jetzt absolut nichts mehr auf einen Herzinfarkt hin und bei Ihrer Mutter sind keinerlei Anzeichen eines Unfalles zu entdecken. Keine verheilten Knochenbrüche, keine Verletzungen, keine Narben, nichts. Es ist, als ob nie etwas gewesen wäre. Sie sind ihres Alters entsprechend gesund … und, wie Ihnen sicherlich selbst aufgefallen ist, um einige Jahre jünger, beziehungsweise älter. Ich schätze beide so um Anfang bis Mitte fünfzig.“

„Dann waren sie wirklich aufgestiegen … Warum?“ fragte John, nachdem er sich wieder gefangen hatte.

„Warum sie aufgestiegen sind, oder warum sie zurückgekommen sind?“, lautete Landrys Gegenfrage und sah genau wie John, fragend zu Daniel.

„Na ja, äh … was das zurückkommen angeht, ist es wohl wahrscheinlich, dass sie gegen die Regeln verstoßen haben. Aber was den Grund für den Aufstieg selbst betrifft …“
Daniel schüttelte ratlos den Kopf. Er hatte selbst keine Antwort darauf. „… wir werden wohl warten müssen. Möglicherweise werden irgendwann einige Erinnerungen zurückkehren. Dann können sie diese Fragen selbst beantworten.“

John drehte sich wieder zum Fenster um und sah zu seiner Familie, die ebenfalls zu dem Fenster sah. „Na schön und was jetzt?“, fragte er.

„Jetzt wird es wohl Zeit für einen Anruf im Pentagon“, meinte Landry und nahm schon mal den Hörer des Telefons in die Hand.


Atlantis

„Sollten Sie sich nicht ausruhen?“, fragte Teyla, die gerade mit Torren am Pier ankam.

„Ich liege hier am Pier und lasse mich von der Sonne bescheinen. Ich denke, das könnte man durchaus als Ruhe bezeichnen“, antwortete Alexa gelassen und mit einem Lächeln im Gesicht. Zudem gab sie Teyla ein Zeichen, nicht zu laut zu sprechen.

Auf der Liege neben ihr, lag ihre Mutter und schlief. Alexa hatte schon vor einer Ewigkeit den Sonnenschirm geöffnet, damit Ihre Mutter nicht mit einem Sonnenbrand wieder aufwachte. Obwohl beide Frauen nicht so empfindlich waren, was Sonne, Hitze oder Kälte angingen, war Alexa doch besorgt um ihre Mutter.

„Sie gehen immer noch die Daten aus der Forschungsstation durch. Das ist zumindest geistige Anstrengung“, antwortete Teyla in der gleichen Tonlage wie Alexa. Dann wechselte sie wieder zur normalen Tonart.

„Der Ruhetag gilt sowohl für Körper, als auch für den Geist. Vielleicht hätte Colonel Sheppard Ihnen die Datensätze wegnehmen sollen?“

„Damit hätte er wohl Schwierigkeiten gehabt. Überhaupt … Wo ist er denn eigentlich?“

„Er musste wohl bereits letzte Nacht zur Erde reisen. Ich weiß nicht warum.“

„Es hat einen Anruf von seinem Bruder gegeben“, erläuterte Woolsey, der ebenfalls zum Pier gekommen war.

„Ich dachte mir schon, dass ich Sie hier finde. Und auch damit“, sagte er und deutete auf Alexas Computer. Diese allerdings verdrehte nur die Augen.

„Heute ist ein Ruhetag … und morgen auch“, fuhr er fort, als er sah, dass der Commander schon etwas einwenden wollte.

„Sie sollten auch Ihren Kopf ausschalten, bevor er das wieder von selbst macht. Das wollen Sie doch nicht. Oder?“Woolsey spielte mal wieder auf die Attacken an, von denen sie erst vor zwei Tagen einen hatte.

„Und Sie können doch wohl nicht wollen, dass sie von Tag zu Tag trauriger wird, weil ich ihren Mann und ihren Sohn, die zufälligerweise auch mein Vater und mein Bruder sind, immer noch nicht gefunden habe. Oder?“, fragte sie im gleichen Ton, den Richard eben anschlug.

Es war ja nicht so, dass er jetzt wütend auf sie war. Er war nur besorgt. Er konnte aber auch verstehen, dass sich Alexa und ihre Mutter große Sorgen um die beiden machten.

„Wie ich sehe, schläft Ihre Mutter. Warum tun Sie es ihr nicht gleich?“, fragte Woolsey in einem sehr fürsorglichen, schon fast väterlichen Ton.

Es hatte Elisha eine Menge Konzentration gekostet, die letzten dreizehntausend Jahre nachzuholen. Alexa versuchte ihr alles über die Erde und die Menschen zu erklären, hatte aber schnell gemerkt, dass Woolsey und ein paar andere, wie zum Beispiel Keller oder Banks das wesentlich besser konnten.

Alexa schüttelte mit dem Kopf. „Vielleicht später. Ich muss diese Daten decodieren. Ich vermute, dass es weitere Gateadressen sind. Wenn dem so ist, kann ich mich ausruhen und andere können die Adressen checken. Wäre das in Ordnung?“, fragte sie nach einer kurzen Pause.

Woolsey dachte kurz nach und blickte dabei zu Teyla, die ihm allerdings zu verstehen gab, dass es wohl wenig Sinn machte, wenn er ihr widersprechen würde. „Wie lange brauchen Sie noch dafür?“

„Vielleicht ein-, höchstens zwei Stunden“, schätzte sie.

„Na schön. Aber dann geben sie endlich ein paar Stunden Ruhe, verstanden?“ Und wieder gab Woolsey nach.

Wenn John da gewesen wäre, hätte er ihr wahrscheinlich den Computer aus der Hand genommen und ihn in seinem Quartier versteckt.

„Ich wusste gar nicht, dass Colonel Sheppard einen Bruder hat“, sagte Alexa, während sie weiter auf ihrem Computer tippte.

„Ja, hat er. Ich weiß allerdings nicht sehr viel über ihn. Nur, dass … er einen hat.“

Alexa wurde etwas stutzig, als ihr Computer ein kleines Piepsen von sich gab. „Ich hab’s!“ sagte sie so laut, dass ihre Mutter wach wurde.

„Was?“, fragte sie schläfrig.

„Oh, entschuldige. Ich wollte dich nicht wecken. Aber ich habe die Adressen. Jetzt kann ich die Suche besser eingrenzen.“

„Nein“, sagte Woolsey bestimmt. Alexa sah erschrocken auf.

„Sie werden warten, bis die Ruhetage vorbei sind. Das war so abgemacht.“

„Aber ich …“

„Alexa … Du hast ihn gehört. Zwei Tage Ruhe, dann kannst du von mir aus die ganze Galaxie auseinander nehmen, so wie früher!“

Wieder dachte Alexa kurz nach, gab aber diesmal nach. „Na schön.“
Doch tief in ihrem Inneren wusste Elisha, dass Alexa spätestens morgenfrüh wieder unterwegs sein würde.

Erde, SGC, Büro von General Landry

John und Daniel warteten das Gespräch zwischen Landry und dem Pentagon ab. Es war klar, dass die restlichen Sheppards in Anbetracht der Umstände, für die Einweihung in das Stargate-Programmes freigegeben wurden.
John hatte Daniel gebeten, seiner Familie die ganze Geschichte mit dem Aufstieg und dem Stargate zu erklären und dieser willigte sofort ein.

„Na schön, Walter kann sich schon mal um die Geheimhaltungsklauseln kümmern. Praktisch, das der gute Mann solche Dokumente fix und fertig vorrätig hat. Vielleicht sollten Sie schon mal vorgehen und sie etwas beruhigen und beschäftigen“, meinte der General, als er durch das Fenster beobachtete, wie sich Sheppard Senior neugierig im Besprechungsraum umsah und auch schon die Bedientafel für das Schott des großen Fensters, durch das man in den Gateraum sehen konnte, im Visier hatte.

Daniel und Doktor Lam waren die ersten, die den Besprechungsraum betraten, John hingegen, verließ zögerlich das Büro des Generals.

Es waren also seine Eltern. Aber was jetzt? Wie konnten sie aufsteigen? Warum waren sie aufgestiegen? Warum sind sie zurückgekommen? Was würde jetzt passieren? Wie sollte es jetzt weitergehen? Was sollte er sagen? Was sollte er tun? All diese Fragen schwirrten teilweise noch immer in seinem Kopf, konnten jedoch nicht beantwortet werden.

Bis auf eine. Auf die Frage, was jetzt passieren würde, antwortete seine Mutter, indem sie auf ihn zukam und dicht vor ihm stehen blieb und ihn mit einem reumütigen Blick musterte.

„John, vorhin … als wir noch zu Hause waren … da wollte ich dich nicht so anfahren, es tut mir leid. Ich war nur so erschrocken, als ich hörte, dass du … zum Militär gegangen bist. Es ist wirklich viel Zeit vergangen, vieles ist neu und … verwirrend …“

John konnte nicht darauf antworten, er hörte nicht einmal richtig zu. Alles was er wahrnahm, war die Stimme seiner Mutter, ihren Duft, ihre Augen, ihre Hände, die ihm über die Wange hinunter über seine Schulter strichen.
An all diese Dinge erinnerte er sich so gut, als sei es erst gestern gewesen, dass er sie zuletzt sah und umarmte.
Er dachte nicht lange nach, warf jegliche Beherrschung über Bord und stürmte stattdessen einen letzten kleinen Schritt auf sie zu und umarmte sie. John fühlte, wie ihm Tränen in die Augen traten und hatte Mühe, diese zurückzuhalten.

Sein Vater hatte ihm schon sehr früh, als er noch ein kleiner Junge war, eingetrichtert, dass ein Mann in der Öffentlichkeit sein Gesicht zu wahren hatte. Oder besser gesagt, ein Mann hat nicht zu weinen, egal aus welchen Grund. Aber jetzt war es ihm beinahe egal. Alles war er wollte, war seine Mutter zu umarmen und nicht mehr los zu lassen.

So sehr hatte er sie vermisst. Er vermisste es, ihr zuzusehen, wie sie mit Lupita früher durch das Haus wuselte, ihre Stimme zu hören, wenn sie sich mit Dave unterhielt oder mit seinem Vater diskutierte, er vermisste es sich mit ihr zu unterhalten, sie um Rat zu fragen. Er vermisste ihr Lachen, ihre Umarmung, ihre Leidenschaft mit der sie sich ihrer Arbeit und ihrer Familie widmete, ihrem Humor und ihre Unbeschwertheit, einfach alles.

Carol war von Johns stürmischer Umarmung überrascht, doch auch sie genoss es einfach, ihren Sohn zu umarmen. Als sie ihn das letzte Mal sah, war er gerade 17 Jahre alt. Und nun stand ein erwachsener Mann vor ihr.
Ihr fiel auf, dass er seit damals gewachsen sein musste. Er wirkte wirklich größer auf sie. Und nicht nur das. Sie konnte auch fühlen, dass ihr ältester wohl ziemlich viel trainieren musste. Sie konnte seine Muskeln sogar noch durch sein Jackett fühlen.

„Ich möchte ja keineswegs diese Wiedersehensfreude unterbrechen, aber Sie stehen mir im Weg, Colonel“, beschwerte sich Landry, der im Türrahmen seines Büros stand.

„Tut mir Leid, Sir“, entschuldigte sich John und machte dem General Platz.

Dieser hatte es bereits wieder vergessen und ging zu seinem Platz am großen Tisch.

Carol schmunzelte verhalten. „Colonel, hm? Du bist also ein richtiger Colonel. Dir ist schon klar, dass wir uns darüber noch unterhalten werden, oder?“, fragte sie, nachdem sie die Umarmung lösten.

John lächelte. Er konnte sich denken, dass es seiner Mutter wohl ganz und gar nicht gefiel, dass er beim Militär sei. Aber alles was für ihn im Moment zählte, war die Tatsache, dass er seine Eltern wieder hatte. Seinen Vater, seine Mutter. Seine beste Freundin. Mit ihr würde er über alles sprechen können. Auch wenn es dieses Mal wohl etwas unangenehm werden würde.

„Ja. Wir werden uns später darüber unterhalten. Ich verspreche es dir.“

Carol nickte, ließ von John ab und ging einige Schritte zurück.

„Es sind wirklich … Mom und Dad?“, fragte Dave, der mittlerweile an seine Seite getreten war.

John blickte seinen Bruder nur kurz an, bevor er dann nickte. „Ja, sieht so aus.“

Nun ließ auch Dave sich nicht lange bitten, seiner Mutter um den Hals zu fallen.

„Großer Gott, was ist denn nur los mit euch?“, brachte Carol lächelnd hervor. Auch Patrick trat mittlerweile näher an seine Frau und seine Söhne.

Nach einem kurzen Anstarren reichten sich John und sein Vater lediglich die Hände, doch es war Patrick der John dann doch, wenn auch etwas verhalten, zu sich zog und ebenfalls umarmte. Überrascht und eher zurückhaltend erwiderte dieser die Geste.

Doch John traute dem Frieden nicht so ganz. Dafür kannte er seinen Vater zu gut. Es würde nicht allzu lange dauern, bis die ersten Vorwürfe, Nörgeleien oder gar Vorschriften fallen würden. Zu oft hatte er es erlebt. Seinen Vater als Tyrannen zu bezeichnen, wäre wohl etwas übertrieben. Aber er war definitiv ein Mann, der es liebte, die Kontrolle zu haben, und zu sehen, dass alles und jeder nach seiner Pfeife tanzte. Besonders seine Söhne. Denn als Patrick damals merkte, dass John ganz und gar nicht gewillt war, dass zu tun, was sein Vater schon seit Jahren für ihn geplant hatte, begannen die ersten Konfrontationen. Und je älter die Jungs wurden, umso schlimmer wurde es. Ganz besonders, als John seine eigenen Berufswünsche äußerte. Und als dann auch noch Carol starb, wurde aus einem vorausplanendem, bestimmenden Vater, ein gebieterischer, verbitterter Mann, der jegliche Entscheidungen, Schritte, Taten oder gar Fehler seiner Söhne, äußerst kritisch beäugte und entsprechend kritisierte.

„Nun, wenn sie dann so weit sind …“, sagte General Landry und bat alle Anwesenden, sich zu setzen. „… ich bin General Hank Landry von der United States Air Force. Nachdem Sie diese Verschwiegenheitsklausel unterschrieben haben, werden wir Ihnen gerne alles erklären“, bat General Landry, während er zusah wie Walter jedem, der noch nicht eingeweiht war, ein Schriftstück vorlegte.

„Verschwiegenheitsklausel?“, fragte Patrick. „Was soll dass alles? Ich verstehe nicht, wozu ich eine solche Klausel unterschreiben soll. Noch dazu, dass ich sie nicht mal von meinen Anwälten habe prüfen lassen.“

„Bitte unterschreib´ sie einfach, Dad“, bat John genervt. Er hatte sich schon gedacht, dass die Nörgelei seines Vaters nicht mehr lange auf sich warten ließ.

„Du hast mir schon mal gar nichts zu sagen, junger Mann!“

„Und es geht wieder los“, stöhnte John.

„Meine Herren, bitte! Mister Sheppard, diese Verschwiegenheitsklausel muss jeder unterschreiben, der hierher kommt. Abgesehen davon kommt sie vom Pentagon. Ich kann mir nicht vorstellen, was Ihre Anwälte Ihnen da raten könnten. Außerdem wollen Sie doch erfahren, was mit Ihnen geschehen ist, oder? Des Weiteren kann ich, wenn Sie sie nicht unterschreiben, dafür sorgen dass Sie diese Einrichtung nicht mehr so schnell verlassen, wie Sie sie betreten haben. Also bitte.“

General Landry wusste genau, welche Knöpfe er drücken musste um einen Geschäftsmann zu einer Unterschrift zu bringen. Schließlich war er ein General. Er hatte Mittel und Wege. Dave, Carol und schlussendlich auch Patrick unterschrieben die Klausel.

„Sie befinden sich im Cheyenne Mountain in Colorado Springs. Auch N.O.R.A.D. genannt. Es ist eine hoch geheime Einrichtung, mit dem Ziel andere Planeten zu erforschen und nützliche Technologien zu finden. Doktor Jackson wird ihnen nun einige Einzelheiten erklären“, sagte Landry und wies dann auf Daniel.

„1928 hat man in Gizeh in Ägypten ein kreisrundes Objekt ausgegraben, das aus einem Material entsteht, das es auf der Erde nicht gibt …“

Daniel erklärte in der nächsten Stunde alles über das Stargateprogramm, andere Planeten, Wurmlöcher, Raumschiffe und auch über die Antiker, das Antiker-Gen und schlussendlich auch über den Aufstieg. Alles außer Atlantis.

Nun saßen dort sein Vater, seine Mutter und sein Bruder, die überlegten, ob das was ihnen gerade erzählt wurde, ein Witz war, oder ob sie sich in einem Traum befanden.

„Aufgestiegen?“ fragte Patrick irritiert und überfordert.

„Verstehe ich das richtig? Vor zehntausend Jahren kamen diese Außerirdischen auf die Erde und vermischten sich mit den Menschen? Und deswegen haben manche Menschen jetzt ein Gen dieser Außerirdischen? Und meine Eltern haben es, weil irgendwann einmal einer unserer Vorfahren, einer von ihnen war? Und diese … Außerirdischen können sich in Energie verwandeln? Und als Mom und Dad starben, haben sie sich auch in Energie … Wir stammen von Außerirdischen ab?“, fragte Dave nun völlig verwirrt.

„In gewisser Weise muss ein sehr, sehr früher Vorfahre von Ihnen… ein Antiker gewesen sein. Und im Laufe der Zeit war wohl auch immer wieder ein Verwandter in Ihrer Blutlinie, Träger dieses Gens, ja “, sagte Doktor Lam.

„Also konnten wir durch dieses Gen … aufsteigen?“ fragte Carol.

„Nein. Man braucht es dazu nicht unbedingt. Es gibt allerdings eine Hilfe dabei. Aber was ich Sie nochmal gerne fragen würde … gibt es mittlerweile irgendetwas, an dass Sie sich erinnern, als Sie …“ Daniel wollte nicht weiter sprechen. Dennoch wusste er, dass die Herrschaften ihn verstanden.

„Sie meinen als wir … starben?“, flüsterte Carol, die bisher sehr ruhig war und alles versuchte, all das erst mal zu verstehen – was ihr allerdings nur schwer gelang.

„Ich weiß noch, dass ich im Krankenhaus lag, mir ging es nicht besonders gut. Ich hatte einen Unfall“, wandte sie sich an ihren Mann.

Dieser nickte nur betrübt, als er sich an jenen Tag erinnerte.

„Ich weiß noch, dass ich sehr müde war und dann …“, fuhr sie fort.

„Du bist eingeschlafen, aber nicht mehr …“, flüsterte John betroffen, als er an den Tag zurückdachte.
Carol verstand.

„Ich saß an meinem Schreibtisch. Ich hatte plötzlich Schmerzen in meiner linken Brust und im Arm, und dann … nichts mehr“, erläuterte Patrick.

„Ja ich … ich habe dich gefunden“, antwortete Dave.

„Und Sie haben nichts gesehen oder gehört kurz davor … oder währenddessen? Auch wenn es Ihnen vielleicht noch so merkwürdig oder absurd erscheinen mag“, fragte Daniel wieder etwas sensibler. Beide schüttelten nach einigen Sekunden mit dem Kopf.

„Von welcher Hilfe haben Sie vorhin gesprochen? Und was sollte derjenige davon haben, wenn wir …“, sprach Patrick und erhob beide Arme um eine Geste Richtung Himmel zu machen.

„Also zum einen … half Ihnen vermutlich eine Antikerin, die selbst aufgestiegen ist. Ihr Name ist Oma Desala. Möglicherweise war es auch jemand anderes, den wir bis jetzt nicht kennen. Und zum anderen … wissen wir nicht genau, warum sie aufgestiegen sind… Wir wissen aber, dass es zum Aufstieg auch einiger anderer Dinge bedarf.“

„Zum Beispiel?“, wollte Dave wieder wissen.

„Eine ehrliche, rechtschaffene und friedliche Lebensweise zum Beispiel, Erleuchtung, unter Umständen hilft auch Meditation, innerer Frieden, Fähigkeit seinen Ballast loszulassen …“ zählte Daniel auf.

„Und diese … Antiker leben unter uns? Ich meine …“, wollte Patrick nun wissen.

„Nein. Es gibt eigentlich keine mehr. Sie sind mehr oder weniger … ausgestorben, verschwunden“, informierte Landry sie.

„Alle bis auf zwei.“, korrigierte ihn Daniel.

„Stimmt. Zwei gibt es noch.“

„Und die sind hier? Können wir sie sehen?“ bat Dave.

„Das geht im Moment leider nicht. Sie befinden sich gerade nicht auf der Erde.“, sprach Landry nach einer Weile.

„Nicht auf der Erde? Sie meinen, sie sind … auf einem anderen Planeten?“, wollte Carol wissen.

„Ja. Sogar in einer anderen Galaxie“, antwortete Landry.

Eine Weile saßen nun Dave, Carol und sein Vater Patrick schon sprachlos am Tisch und John fragte sich, ob er damals genauso aus der Wäsche geguckt haben musste.

„Reisen zu anderen Planeten? Außerirdische? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“, fragte Sheppard Senior nach einer Weile empört. „Das soll ich Ihnen glauben?!“

„Das sollten Sie. Das Gen in Ihrem Blut und Ihre außergewöhnliche Erfahrung sind ja wohl der beste Beweis, wenn ich Sie daran erinnern darf“, versuchte Landry Ihn zu überzeugen.

Carol sah zu ihrem Sohn John, der einfach schweigend vor sich auf den Tisch starrte. „John, was hast du damit zu tun?“, fragte sie endlich.

„Colonel Sheppard hat durch Sie beide ebenfalls das Antiker-Gen. Bei ihm ist es allerdings stärker ausgeprägt, als bei Ihren Sohn Dave. Das ist nichts Ungewöhnliches, es ist eben die Natur. Sie sucht sich ihre Leute selbst aus“, erklärte nun Doktor Lam.

„Und dieses Gen braucht man, um die Technologie dieser … Antiker zu bedienen?“, wiederholte Dave fragend, nur um sich selbst sicher zu sein, alles verstanden zu haben.

„Bist du deswegen zum Militär gegangen? Weil du dieses Gen hast?“, wollte seine Mutter wissen.

„Colonel Sheppard war bereits bei der Air Force, als es das Stargate-Programm noch gar nicht gab. Es wurde vor fast sechs Jahren zufällig entdeckt, dass er es hat“, sagte Daniel Jackson.

„Vor fast sechs Jahren? Da warst du doch in der Antarktis“, meinte Sheppard Senior.

„Antarktis? Was hast du denn in der Antarktis gemacht?“, wollte Carol wissen, doch John kam nicht dazu ihr zu antworten.

Denn jetzt mischte sich auch Dave wieder ein. „Wohl nicht allzu viel. Er wurde dorthin strafversetzt, weil er in Afghanistan Mist gebaut hatte.“

Carol wurde kreidebleich. „Afghanistan? Strafversetzt?“, kam es schockiert aus ihr.

„Musste das jetzt sein? Soll Mom sich aufregen?“ sagte John, sprang auf und ging zum Fenster aus dem man normalerweise das Stargate sehen konnte. Nur diesmal war es durch das Schott geschlossen.

„Meine Herren bitte, das ist nicht das Thema dieser Besprechung.“ Wieder versuchte Landry Ruhe an den Tisch zu bekommen.

„Colonel Sheppard ist leitender Militärkommandant auf einer unsere Basen“, klärte er weiter auf.

„Leitender Kommandant? Du?! Auf einem anderen Planeten? Bei deinem Hang zur … zur … Befehlsverweigerung! Das will ich sehen. Das ist doch alles ein Witz!“

Wieder spottete sein Vater. John sah zu seinem Vorgesetzten. Dieser zuckte nur mir den Schultern.

„Das ist Ihre Entscheidung, Colonel. Das Pentagon hat sie freigegeben“, antwortete er später.

„Na schön. Da ihr sowieso keine Ruhe geben werdet … schlage vor, dass ihr euch erst mal etwas ausruht. Morgen werden wir dann eine kleine Reise unternehmen.“

„Und wohin? Auf einen anderen Planeten etwa?“, wollte Dave wissen.

John antwortete nur knapp. „Ja, in einer anderen Galaxie.“

~~~///~~~

Nachdem noch einige Fragen gestellt wurden, die Daniel, der General und Doktor Lam geduldig beantworteten, brachte man Carol und Patrick in den VIP Raum für Besucher. Auch Dave erhielt für die Nacht sein eigenes Zimmer, ebenso wie John.

Wieder betrachtete Carol sich im Spiegel, während ihr Mann nachdenklich in einem Sessel saß und seine Gedanken schweifen ließ.

„Du hast es tatsächlich zugelassen, dass John zum Militär geht?“, fragte Carol beinahe vorwurfsvoll und riss damit ihren Mann aus seinen Gedanken.

„Hm? Entschuldige, was hast du gesagt?“

„Ich wollte wissen, ob du … warum hast du John zum Militär gehen lassen?“

„Was hätte ich denn tun sollen? … Der Junge hat schon immer seinen eigenen Kopf durchsetzen wollen. Er hatte schon lange nicht auf mich gehört. Außerdem war er alt genug.“

Carol sah ihren Mann einige Zeit lang an, bis ihr ein Verdacht kam. „Ihr habt euch gestritten.“

„Carol, spielt das jetzt wirklich noch eine Rolle? Das ist Ewigkeiten her und es lässt sich auch nicht mehr ändern“, entgegnete Patrick, stand vom Sessel auf und ging zum Bett.

Mittlerweile war es recht spät geworden und nach all den Ereignissen, den Untersuchungen und den Informationen, war Patrick erschöpft und wollte nur noch ins Bett.

„Für mich spielt es eine Rolle. Ich kenne dich doch. Und ich kenne die Jungs. Vor allem John. Er wird nicht so gespurt haben, wie du es erwartet hast, nicht wahr? Natürlich kam es da zum Streit. Ein Streit, der wohl bis heute noch nicht beigelegt wurde, oder?“

„Wie denn auch? Du hast wohl vergessen, dass ich vor zwei Jahren ebenfalls …“

„Nein, ich habe es nicht vergessen… aber hast du denn nicht in der Zeit davor daran gedacht, mal in Ruhe mit ihm darüber zu sprechen und ihm zu sagen, was du wirklich denkst?“

Patrick schwieg.

„Rick, ich habe dich im Besprechungsraum beobachtet und auch zu Hause. Du hast dich zuerst richtig gefreut, ihn zu sehen, aber dann … hast du so schnell umgeschaltet … warum nur ist dir das ein solcher Dorn im Auge, dass er beim Militär ist?“, wollte Carol wissen.

„Du bist doch selbst nicht damit einverstanden, oder habe ich mich vorhin verhört?“, entgegnete er, während er die Bettdecken zurückschlug und sich sein Kissen zurecht legte.

„Das habe nicht gesagt. Sicher ich gebe zu, dass ich im ersten Moment erschrocken war, dies zu hören. Immerhin ist es einer der gefährlichsten Berufe. Aber du hast doch mit Sicherheit mitbekommen, dass ich noch mit ihm darüber sprechen will. Ich würde mich sehr freuen, wenn du dann dabei wärst und ihm auch mal sagst, was du wirklich denkst und empfindest.“

Patrick lachte auf. „Oh, also… du bist wirklich meine Frau, so viel steht wohl fest.“

„Hast du etwa daran gezweifelt?“

„Na … wir … wir waren tot. Und jetzt wo wir wieder … wir sind noch nicht einmal richtig zurück und du versucht schon wieder deine Psychologie … bei mir anzuwenden.“

Carol ging nicht wirklich darauf ein. „Du hast wirklich bezweifelt, dass ich deine Frau bin?“

„Na hör mal! Was hättest du denn an meiner Stelle gedacht? Was, wenn ich lange vor dir … und urplötzlich säße ich dir wieder gegenüber … da möchte ich dich mal erleben.“

„Und was ist mit mir? Glaubst du, mir ist nicht aufgefallen, dass du eigentlich älter bist, als ich dich in Erinnerung habe…“

„Aha, also hast du auch an mir gezweifelt“, spekulierte Patrick schelmisch grinsend.

„Also … irgendwie … schon ein bisschen. Das Ganze ist aber auch … ich weiß, dass du etwas jünger warst, als ich dich das letzte Mal gesehen habe. Und ich auch, als zuletzt in den Spiegel gesehen habe, bevor ich …“

„Na ja, wenn man es genau betrachtet, bin ich eigentlich jünger als zu dem Zeitpunkt …“

„Schön, dass wenigstens einer seine Jugend genießen kann“, meinte Carol und sah wieder ratlos in den Spiegel.

Sie konnte einfach nicht verstehen, was geschehen war. Sie erinnerte sich an den Unfall, erinnerte sich auch an die Zeit im Krankenhaus und dass plötzlich alles schwarz wurde, oder war es doch weiß? Immer wieder versuchte sie Anhaltspunkte zu finden, die ihr verrieten, was mit ihr geschehen sein musste, oder die Doktor Jacksons Theorie bestätigen würden. Doch sie fand nichts. Und wenn sie sich nun einfach damit abfinden würde? Konnte sie das überhaupt? Ihr Blick glitt höher, in das Spiegelbild ihres Mannes der hinter ihr stand und sie besorgt musterte.

„Was beschäftigt dich? Dass John beim Militär ist? Die Jungs im Allgemeinen? Oder ist es das Alter?“

„Es sind nicht die Jungs. Obwohl ich schon noch ein ernstes Wörtchen mit John reden werde und ich werde mich auch noch mit Dave unterhalten und du stehst auch auf meiner Liste … aber nein … doch! Es sind auch die Jungs. Es ist so vieles, dass ich nicht … Sie sind so erwachsen. Ich erkenne sie fast nicht wieder. Im Grunde kenne ich sie überhaupt nicht. Ich erkenne mich nicht mehr, ich erkenne dich kaum, alles ist so neu und fremd und … und dann ist da noch dass mit uns. Ich verstehe einfach nicht … was passiert ist. Auch wenn Doktor Jackson es noch so gut oder so oft erklärt. Ich verstehe es nicht. Ich könnte es ja noch akzeptieren, bei einem Unfall … ich könnt es noch verstehen, in ein Koma gefallen zu sein. Aber sterben, aufsteigen … zurückkommen. Ich verstehe nicht, was das soll. Warum? Warum sind wir jetzt älter oder jünger? Wozu soll das gut sein? Wenn es doch auf dieser Ebene oder was weiß ich, wie man es nennt, so toll gewesen sein soll, warum hat man uns dann zurück geschickt?“

„Doktor Jackson hat doch gesagt, dass es da wohl irgendwelche Regeln gibt. Offensichtlich müssen wir etwas getan haben, was gegen diese Regeln verstoßen hat. Also haben sie uns zurückgeschickt.“

„Und warum sind wir überhaupt … aufgestiegen? Warum? Was hat jemand davon? … Was sollten wir davon haben? Warum sind wir überhaupt … ich verstehe dass alles nicht. Das ist mir zu viel.“

Patrick sah die Verzweiflung und Ratlosigkeit in den Augen seiner Frau. Aber er wusste nicht, wie er ihr helfen sollte. Ihm erging es nicht anders. Obwohl es bei ihm nur zwei Jahre waren, die ihm fehlten, so war vieles auch für ihn fremd geworden. Irgendwie unwirklich. Auch er konnte nicht richtig begreifen, was mit ihm geschehen war.

„Ich weiß es nicht, Carol. Im Moment ist alles … ich frage mich dasselbe. Und ich habe keine Antworten. Vielleicht … Vielleicht werden wir es irgendwann herausfinden.“

„Und was sollen wir bis dahin machen?“

Patrick drehte Carol sachte zu sich herum und blickte wieder in die warmen braunen Augen seiner Frau.
Wie sehr hatte er sie vermisst. Ihre Augen, ihr duftendes Haar, ihre Stimme, ihre Haut, ihr Lachen, ihr ganzen Wesen, ihr ganzes Sein. Er hatte es so sehr vermisst, abends neben ihr einzuschlafen und morgens neben ihr aufzuwachen. Er hatte es vermisst, mit ihr zu lachen, sich mit ihr zu unterhalten oder wild mit ihr zu diskutieren. Er hatte es vermisst, sie einfach nur berühren, sie zu umarmen, sie zu küssen. Und jetzt … jetzt hielt er sie in seinen Armen und zweifelte keinen Moment daran, dass es ihr genauso erging.

„Na ja … für mich sieht das ganze so aus, als ob … wir so eine Art zweite Chance haben. Vielleicht sollten wir einfach die Gelegenheit beim Schopfe packen und sie nutzen.“

Ja, sie würde sich mit den Tatsachen abfinden müssen und sie würde auch eine zweite Chance nutzen, wieder eine Familie zu haben. Eine Familie, die sie zwar erst noch, in gewisser Weise, kennenlernen musste. Und wer weiß, vielleicht würde sie schon bald die Antworten auf ihre Fragen erhalten. Carol sah lächelnd zu ihrem Mann hinauf.

Wie sehr hatte er dieses Lächeln vermisst, wie sehr hatte er es vermisst, ihr durchs Haar zu streichen, so wie er es jetzt tat.

„Ich habe dich vermisst … ich habe dich so sehr vermisst“, hauchte er ihr zu, bevor er sich langsam zu ihr herab beugte und mit seinen Lippen die ihren berührte Eine zaghafte Berührung verwandelte sich zu einem leidenschaftlichen endlosscheinenden Kuss…


SGC, Kantine

Verlassen, wie ausgestorben wirkte die eher kleine Kantine des SGC, wenn da nicht ein Mann in der hintersten Ecke einsam an einem Tisch sitzen und in die Leere starren würde.

Seit über einer Stunde saß John dort und nippte an seinem längst kaltgewordenen Kaffee. Unzählige Gedanken schwirrten ihm im Kopf herum. Viele bildeten sich zwar erst zu einzelnen Worten, aber nicht mehr zu einem Satz, denn sie fielen wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Andere Gedanken formten sich ebenfalls zu Worten, die wiederum zu Fragen, auf die er allerdings keine Antworten hatte.

Tatsache war, dass einige Ebenen weiter oben, seine Eltern waren. Seine Mutter, die vor etwa zwanzig Jahren durch einen Verkehrsunfall starb und sein Vater, der vor etwa zwei Jahren einen Herzinfarkt erlitt. Sie waren tot und jetzt lebten sie wieder. Weiter konnte auch John nicht denken. Immer wieder kamen Fragen in ihm auf. Warum waren sie aufgestiegen? Warum sind sie zurückgekommen? Warum war sein Vater jünger und seine Mutter älter, als er die beiden in Erinnerung hatte? Was würde jetzt passieren? Was sollte er jetzt tun? Wie sollte es weitergehen?

Gut, er würde sie erst einmal mit nach Atlantis nehmen, und dann? John konnte sich sogar bildlich vorstellen, wie sie durchs Stargate gehen und dann mit offenen Mündern staunend im Gateraum stehen würden. Aber was dann? Weiter kam er einfach nicht. Er konnte sich nicht richtig konzentrieren. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass es schon beinahe Mitternacht und er todmüde war, oder an zu viel Kaffee, immerhin war es seine vierte Tasse, oder einfach an der Tatsache, dass er zum ersten Mal in seinem Leben in einer Situation sein könnte, die ihn diesmal wirklich schlichtweg überforderte.
Gerade als er anfing, sich selbst einreden zu wollen, nicht überfordert zu sein und schon irgendwie damit zurecht zu kommen, betrat Daniel den Raum.

„Colonel, Sie sind ja noch auf.“

„Sie auch“, antwortete John.

„Ja. Ich hatte noch etwas zu erledigen und ehrlich gesagt, war ich auf der Suche nach Ihnen.“

„Nach mir?“

„Ja, ich habe mir überlegt, dass es vielleicht ganz gut wäre, wenn ich Sie und Ihre Familie nach Atlantis begleiten würde. Erstens wegen Ihrer Eltern, falls es noch irgendwelche Fragen oder Probleme gibt.“

„Probleme?“

„Colonel … ich kann mir gut vorstellen, was gerade in den Köpfen Ihrer Eltern und auch ihn ihnen vorgeht. Sie wissen ja … ich habe das selbst durchgemacht.“

John nickte, sah Daniel erwartungsvoll an und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis Daniel anfing zu erzählen.

„Als ich damals zurückkam … wusste ich zunächst nicht, wer ich bin, wo ich bin, oder was passiert war. Erst nach und nach erinnerte ich mich an einige Kleinigkeiten. Aber in der Zwischenzeit … alles war fremd, unwirklich, wie in einem Traum und ich wusste nicht so recht etwas mit mir anzufangen. Ich erkannte zunächst nicht einmal mal altes Team. Jack, Sam und Teal´c haben getan was sie konnten, um mir zu helfen, wieder der Daniel zu werden, den sie kannten. Aber letzten Endes geschah alles von selbst. Ich erinnerte mich an das was passiert war, auch teilweise an das was nach der Zeit meines Aufstiegs passiert war. Aber niemand konnte mir, die für mich wichtigen Fragen beantworten. Das meiste musste ich selbst herausfinden. Selbst jetzt habe ich immer noch Fragen, die mir niemand beantworten kann. Aber Fakt ist …erst viel später ist mir klar geworden, dass diese Zeit für die anderen auch nicht einfach gewesen sein muss. Also glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich weiß, wie ihnen allen wohl zumute ist. Sie müssen nicht alleine damit zurechtkommen.“

John nickte zustimmend. Es wäre vielleicht wirklich keine schlechte Idee, wenn Daniel mitkommen würde.
Er hatte immerhin wirklich genug Erfahrung was den Aufstieg anging. Vielleicht könnte er wirklich helfen.

„Und zweitens?“

„Zweitens? … Äh ja, stimmt. Zweitens … hätte ich sowieso zwei Wochen Urlaub gehabt. Ich habe mit General Landry gesprochen, er wäre einverstanden, dass ich meinen Urlaub auf Atlantis verbringe. Ich müsste nur vorher mit Ihnen darüber gesprochen haben und Sie müssten ihm dafür … versprechen, dafür zu sorgen, dass ich nicht wieder von abtrünnigen Asgard gekidnappt werde. Das waren seine Worte, nicht meine“ erklärte Daniel scherzhaft.

John lachte kurz auf. „Ich kann nichts versprechen, aber ich werde mich bemühen. Aber McKay hat irgendwas an den Schilden gemacht. Er glaubt, dass sie beim nächsten Mal nicht so einfach durchkommen können. Falls wir sie überhaupt noch mal zu Gesicht bekommen.“

„Okay … das ist gut zu hören. Das beruhigt irgendwie“, gab Daniel lächelnd zurück. Doch John sah ihn wieder fordernd an.

„Und drittens … dachte ich es wäre mal ganz gut, die Antiker, Alexa und ihre Mutter, endlich mal persönlich kennen zu lernen.“

„Sicher. Nur glaube ich, dass sie nicht viel Zeit für Sie haben werden. Alexa ist beinahe Tag und Nacht auf der Suche nach ihrem Vater und ihrem Bruder. Ich wette, dass sie Woolsey gerade ganz schön in die Mangel nimmt, um wieder auf die Suche gehen zu können.“


Atlantis, 2. Ruhetag

„Mister Woolsey, bitte. Ich habe mich doch gestern schon genug ausgeruht“, flehte Alexa fast, während sie Woolsey beim Frühstück Gesellschaft leisten wollte. Eigentlich wollte sie ja etwas anderes tun. Nämlich genau das, worum sie den Expeditionsleiter gerade bat. Einen der Planeten aus den Datensätzen der Forschungsstation, nach Spuren auf Ihren Vater und ihren Bruder zu untersuchen.

„Commander, ich …“

„Mister Woolsey, ich bin mir wirklich sicher, dass mein Vater entweder dort ist, oder ich einen Hinweis finde, der mich dann direkt zu ihm führt.“ Alexa gab nicht auf.

„Wir haben schon Hinweise gefunden, denen wir auch ganz bestimmt nachgehen werden. Major Lorne hat sich freiwillig gemeldet, die Hälfte seines restlichen freien Tages damit zu verbringen, auf einem weiteren Planeten zu suchen, und gegebenenfalls Hinweise zu verstreuen“, antwortete Woolsey mit gedehnter Stimme.

Alexa blickte ihn mit einem flehenden Blick an, den sie schon oft bei ihrem Vater anwendete, um ihren Willen zu bekommen. Es war zwar selten, dass der Antiker General seine Kinder im Allgemeinen immer verhätschelte und vertätschelte, aber es funktionierte trotzdem fast immer.

-Warum nicht auch jetzt und warum nicht auch bei ihm?- fragte sich Alexa, als sie sah, dass ihre Mutter in Begleitung von Teyla und Ronon nun auch kam.

„Das ist ja wirklich sehr … nett von Major Lorne und ich bin auch wirklich dankbar dafür, aber … Mister Woolsey, je mehr Leute unterwegs sind, desto mehr Planeten können nach ihnen durchsucht werden und um so schneller können wir sie finden. Sie wissen doch selbst, wie gefährlich es da draußen ist. Mein Vater und mein Bruder kennen die meisten Gefahren gar nicht. Sie könnten in eine Falle der Wraith tappen, oder den Genii in die Hände fallen. Sie wissen vielleicht, wie viel Zeit mittlerweile vergangen ist, aber nicht, was und wie sich in dieser Zeit alles entwickelt und verändert hat!“

Woolsey stöhnte innerlich auf, fuhr sich verzweifelt an die Stirn und sah in die Augen des Commanders. Er konnte deutlich Angst und Verzweiflung, aber auch Entschlossenheit und einen starken Willen in ihnen erkennen.

„Nun gestatten Sie es ihr doch endlich. Sie bekommen sonst keine Ruhe mehr vor ihr“, bat Elisha, die sich kopfschüttelnd neben ihre Tochter setze.

Auch Teyla und Ronon nahmen am Tisch Platz und begannen mit ihrem Frühstück. Immer wieder blickte er zwischen den vier hin und her. Alexa hatte immer noch einen kleinen Schmollmund und einen flehenden Hundeblick, Elisha hingegen schmunzelte fast. Teyla und Ronon wirkten eher neugierig, aber gelassen.

Woolsey hielt es nicht mehr aus. „Na schön. Aber …“, unterbrach er ihre beginnende Dankesrede. „… Lieutenant Evans wird Sie mit seinem Team begleiten, er hat heute zwar auch frei, steht aber in Bereitschaft … und Sie sind heute Nachmittag wieder hier. Colonel Sheppard kommt mit Doktor Jackson und weiterem Besuch zurück.“

„Damit kann ich leben. Danke“, sagte sie, drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange und rannte sofort in ihr Quartier, um sich umzuziehen.

Entnervt atmete Richard tief und hörbar durch.

„Wo wir gerade dabei sind …“, begann Elisha und beobachtete, wie Woolseys Müslilöffel auf halbem Wege zum Mund in der Luft verharrte. „… ich würde nachher gerne zurück zur Celtes-Station gehen, um noch einige Sache für die Krankenstation auszusortieren.“

Laut klirrend fiel der Löffel zurück in die Schüssel. Seinen Kopf in beide Hände stützend, fragte sich Richard kopfschüttelnd, wie wohl Elishas Mann und Alexas Vater es wohl die ganze Zeit mit diesen beiden Frauen ausgehalten haben mochte. Teyla und Ronon konnten sich nur mit Mühe das Lachen verkneifen.

~~~///~~~

Alexa kam mittlerweile in der Waffenkammer an, um sich ihre Ausrüstung und Waffen anzulegen und traf dort auch gleich auf Lieutenant Evans.

„Oh, Sie sind ja schon fast fertig. Woolsey hat Ihnen also schon Bescheid gegeben?“

„Ja, Ma’am, wir haben heute sowieso Bereitschaft, da mussten wir uns nicht großartig fertig machen“, bestätigte der Marine in seiner gewohnten Art.

Sheppard hatte schon dafür gesorgt, dass die Soldaten auf Atlantis auch Alexa den nötigen Respekt entgegenbrachten. Nur wusste sie selbst nichts davon. Sie wunderte sich nur immer wieder über das Verhalten der anderen Soldaten. Und bisher vermied es Alexa, irgendjemanden einen Befehl zu erteilen. Das überließ sie dann doch lieber Sheppard. In Grunde hatte sie auch keine Befehlsgewalt über die Männer und Frauen in Atlantis.
Dennoch behandelten die Menschen sie ihres Ranges entsprechend.

„Ja richtig. Danke, dass Sie mich begleiten wollen.“

„Keine Ursache, gerne geschehen.“

Alexa steckte sich noch ein paar Ersatzmagazine für ihre neun Millimeter und die P-90 ein. Nur weil sie ihren Vater suchten, hieß das noch lange nicht, auch unvorsichtig zu sein. In letzter Zeit gab es immer wieder Berichte über abtrünnige Genii. Und wer wusste schon, wo die sich gerade aufhielten …

~~~///~~~

Mittlerweile war Alexa mit Lieutenant Evans und seinem Team im Gateraum angekommen und verabschiedete sich von ihrer Mutter.

„Sei bitte vorsichtig, hörst du?“

„Ja, ja. Mutter du kennst mich doch.“

„Genau deswegen sage ich es ja auch.“

Die Soldaten, die hinter ihr standen und auf den Abmarsch warteten, mussten sich bei dieser Aussage ein Lachen verkneifen. Was Alexa selbst mit einem amüsierten Blick quittierte. Das Gate wurde angewählt und das Team machte sich bereit loszugehen, als Woolsey noch von oben zu hören war.

„Seien Sie bitte vorsichtig, Commander. Und Lieutenant?“

„Ja, Sir?“

„Der Commander hat das Kommando.“

„Ja, Sir! Ma’am?“, bat Lieutenant Evans, der nun auf den Abmarschbefehl wartete.

„Na dann … los.“

Und das Tor verschluckte sie. Zurück blieb eine beunruhigte Mutter und ein Woolsey, der hoffte das Alexa wieder zurück sein würde, bevor Colonel Sheppard es wäre.

„Teyla hat mir vorhin irgendwas von Besuchern gesagt und auch erwähnt, dass Doktor Jackson wieder herkommen will. Wieso weiß ich nichts davon?“, fragte McKay, der japsend hinter Teyla und Ronon zum Kontrollraum hinauf gestürmt kam.

„Ich habe es heute früh erst selbst erfahren. Doktor Jackson möchte seine zwei Wochen Urlaub hier verbringen und die Antiker gerne persönlich kennenlernen“, erklärte Richard und bat Chuck, Major Lorne zu informieren, dass sein Besuch auf dem Planeten abgesagt sei und er stattdessen Elisha nach Celtes begleiten würde.

„Und die anderen Besucher?“, hakte Teyla nach.

„Tja, dass dürfte sehr interessant werden. Es handelt sich dabei um drei Personen. Zwei von ihnen waren aufgestiegen und wurden wieder zurückgeschickt.“

„Und was hat Sheppard damit zu tun? Wieso hat man ihn deswegen zur Erde beordert?“, wollte Rodney wissen.

„Weil es sich bei den beiden um seine Eltern handelt“, erwiderte Woolsey und beobachtete, wie McKays Gesicht regelrecht entgleiste. Woolsey entschied, dass Gespräch im Büro weiter zu führen.


Erde, SGC

„Nun, Colonel. Wollen Sie sich das wirklich antun?“ wollte Landry wissen, als er im Kontrollraum stand und sich vom Colonel verabschiedete.

„Eigentlich nicht, Sir. Aber wenn ich es jetzt nicht tue, dann lässt man mir bis zu meinem Lebensende keine Ruhe mehr. Also will ich es eigentlich nur noch hinter mich bringen und ihnen alles zeigen und erklären.“

Landry lachte kurz auf und wies auf eine Transportbox, die gerade in den Gateraum gebracht wurde. „Das sind die Sachen, um die Sie und Doktor McKay gebeten haben. Das mit der Pizza für alle kann ich ja noch verstehen, aber ich frage mich, ob der Rest nicht hätte warten können, bis die Deadalus es nach Atlantis hätte bringen können. Oder bis zum nächsten Gütertransfer.“

„Sie kennen ja McKay, Sir.“

„Ja leider.“

„Dann wissen Sie ja, was ich meine, Sir.“

Wieder lachte der General.

Walter mischte sich nun auch noch ein. „Sir, sie wären dann so weit.“

„Na dann … Alles Gute, Colonel. Und grüßen Sie die gesamte Crew von mir.“

„Werde ich machen. Auf Wiedersehen, Sir“

Landry nickte kurz und John ging hinaus in den Flur, wo schon seine Familie und Doktor Jackson auf ihn warteten.

„Also, seid ihr so weit?“, fragte John, der sich schon innerlich riesig darauf freute, die Gesichter seiner Familie zu sehen, wenn diese zum ersten Mal ein Stargate sahen.

„So weit für was?“, fragte Sheppard Senior und zog sein Jackett an.

Er und Dave trugen jeweils einen Anzug, wobei Patrick unter seinem Jackett noch einen hellblauen Pullunder an hatte. Dave verzichtete heute allerdings auf Krawatte und hatte lediglich den obersten Kragenknopf seines weißen Hemdes offen. Carol hatte sich am Morgen für ihr altes aber elegantes dunkelrotes Kostüm entschieden. Eine große Auswahl hatte das Elternpaar bezüglich ihrer Kleidung allerdings nicht. Immerhin hatten zuerst Patrick und dann Dave das meiste an Kleidung entsorgt. John trug ebenfalls zivile Kleidung und bevorzugte eine dunkelblaue Jeans und Hemd.

„Jackson hat euch doch gestern vom Stargate erzählt“, antwortete er.

„Du meinst … wir werden jetzt wirklich durch ein Tor zu einem anderen Planeten reisen? Durchs Weltall? Brauchen wir denn da nicht Raumanzüge oder so was? Und müsstest du nicht deine Uniform oder was tragen?“, wollte Sheppard Senior wissen und sah zuerst an sich herab bevor er dann seinen Ältesten musterte.

John musste sich krampfhaft ein Lachen verkneifen. Abgesehen davon schien sich sein Vater etwas beruhigt und auch verändert zu haben. Er sprach nun mit John schon fast wieder in einer normalen Tonlage. Ohne Spott, ohne Gebrüll. oder Geschrei und ohne Vorwürfe und ähnlichem. Zumindest für den Moment.

„Nein, zum einen brauchen wir keine Raumanzüge und zum anderen hätte ich heute eigentlich einen freien Tag gehabt.“

„Aber wie funktioniert das? Wie weit ist das weg? Wo genau gehen wir hin?“, wollte nun seine Mutter wissen.

„Genau kann ich dir das nicht erklären, das überlasse ich später McKay, damit der auch was zu tun hat. Aber im Grunde zerlegt das Tor dich in winzig kleine Teile, befördert dich durch ein Wurmloch zu dem Tor auf der anderen Seite und setzt dich da wieder zusammen.“

„Was?! … Das ist doch wohl ein Scherz?!“ Carol schrie schon fast ängstlich.

„Nein, keine Angst, es tut nicht weh! Du merkst eigentlich gar nichts“, beruhigte er sie, was nicht gerade gut funktionierte.

„Vertrau’ mir, ihr fühlt nichts. Und es dauert nur ein paar Sekunden. Ich mache das fast jeden Tag. Und Jackson auch.“ Dieser nickte nur, als alle anderen ihn ansahen.

„Und wo genau gehen wir jetzt hin?“, fragte Patrick.

„Zu dem Stützpunkt auf dem ich sonst bin.“

„Nicht zum Mars?“, fragte Dave neckend, wobei John sich nicht ganz sicher war, ob sein Bruder einen Scherz machte, oder ihn mit spitzen Kommentaren eher provozierte wollte.

„Nein. Es ist schon ein bisschen weiter.“, antwortete er ebenfalls ausdruckslos und drehte sich zum Wachsoldaten um.

„Öffnen“, wies er diesen an und sah zu, wie die Wache seine Zugangskarte aus der Brusttasche nahm, diese durch den Schlitz zog, worauf sich die riesige metallene Tür zum Gateraum öffnete.

„Um genau zu sein… drei Millionen Lichtjahre. Mehr oder weniger“, sagte Daniel und führte die Familie in den Gateraum.

John hatte Schwierigkeiten, sich zu entscheiden, in wessen staunendes Gesicht er zuerst blicken sollte. Während Daves und Patricks Augen immer größer wurden und versuchten, jedes einzelne Detail des Tores und seiner Umgebung zu erfassen, trat Carol eher ängstlich in den Gateraum und hielt sich mehr an Johns Seite. Aber auch sie kam aus dem Staunen nicht raus.

Minuten vergingen. Nachdem ihre Augen und auch zugegebener Maßen die Münder immer noch vor Staunen aufgerissen waren, konnte John sich nicht mehr beherrschen. Warum sollte er auch? Er hatte den coolsten Job der Welt und wollte diese Erkenntnis schlichtweg mit seiner Familie teilen. Wie jeder andere auch.

„Lady und Gentlemen, das Stargate.“

Patrick ging zögernd einen Schritt darauf zu und wollte sich das Tor aus der Nähe betrachten. Doch als der mittlere Ring begann sich zu drehen, erschrak er und stolperte wieder einige Schritte zurück. Sekunden später hörte man Walters Stimme aus den Lautsprechern.

„Chevron eins, aktiviert!“

Danach drehte sich der mittlere Ring in die entgegengesetzte Richtung und Walters Stimme war nach ein paar Sekunden wieder zu hören. „Chevron zwei aktiviert!“

„Was passiert da?“, fragte Dave fasziniert und mühte sich mit zwei großen Taschen ab, in denen sie ihre Kleidung hatten.

„Das Tor, aus dem wir gleich kommen werden, wird angewählt. Keine Sorge, das ist normal. Da wo wir hin gehen, bewegt sich das Tor allerdings nicht so“, antwortete John und blickte neckend zu Daniel, der nur die Augen verdrehte.

„Chevron drei aktiviert!“

„Und wo gehen wir denn nun hin?“, wollte Carol wissen und ließ sich von John die Tasche abnehmen, die er auf die große Transportbox legte. Sie würden mit ihr zusammen schon mal vorausgeschickt werden. Auch die Taschen seines Bruders und seines Vater legte er auf die Box.

John grinste seine Mutter spitzbübisch an. „Lasst Euch überraschen.“

„Erinnert mich irgendwie… an ein altes Telefon mit Wählscheibe“, meinte Dave und wunderte sich über John und Daniels Grinsen.

„Ja. Wie viele von diesen Chevrons müssen eigentlich angewählt werden?“, fragte Patrick und sah weiterhin fasziniert zu dem Stargate.

„Normalerweise sieben. Sechs für die Koordinaten und das siebte für den Ursprungsort, der Erde. Das aber nur, wenn es zu einem Planeten in dieser Galaxie gehen würde. Da wir aber in eine andere Galaxie reisen, werden diesmal acht Chevrons angewählt. Ihr Sohn hat daher mit dem Vergleich eines alten Telefons gar nicht so Unrecht. Es ist, als ob sich die Vorwahl geändert hat“, erklärte Daniel. Mittlerweile war Walter schon beim fünften Chevron.

„Unglaublich! Wenn da wirklich ein künstliches – wie nannten Sie es – Wurmloch? Wenn da wirklich ein künstliches Wurmloch generiert werden soll, muss doch eine unglaublich hohe Energie dafür aufgebracht werden“, spekulierte Patrick ohne das Tor aus den Augen zu lassen.

„Und was für eine Menge“, flüsterte John und verdrehte kaum merklich die Augen.

Er konnte sich denken, dass sein Vater insgeheim mal wieder an seine Firma dachte. Schließlich war er in der Energiewirtschaft tätig gewesen. Für ihn und Dave kam die Entdeckung des Stargates gerade recht. Vermutlich dachten sie gerade daran, dass sich mit so etwas wohl eine Menge Geld verdienen ließe.

„Chevron sechs aktiviert.“

„Bis vor kurzem war es uns nur möglich Verbindungen zu Stargates in unsere Milchstraßen Galaxie aufzunehmen. Doch seit ein paar Tagen haben wir ein sogenanntes ZPM, das die nötige Energie für ein Wurmloch in eine benachbarte Galaxie liefert.“

„ZPM?“, stutzte Patrick.

„Das kann McKay dir später erklären. Ist sein Fachgebiet“, meinte John.

„Kann es eigentlich auch schneller wählen oder …?“, fragte Dave, der genau wie sein Vater immer noch das Tor bestaunte.

„Nein, das ist so ziemlich der schnellste Gang. Warum nehmt ihr euch denn keines von unseren Gates? Geht wirklich viel schneller“, witzelte John mit Daniel.

„Ja. Teal’c und ich haben das schon vorgeschlagen. Aber Sam und Cam sind sentimental. Sie hängen an dem hier“, frotzelte Daniel zurück.

„Chevron sieben aktiviert!“

„Nur noch eines, dann haben wir’s“, lies Daniel verlauten.

Einige Sekunden später hörte man nur noch Walters Stimme. „Chevron acht ist fixiert!“

Mit einem fast ohrenbetäubenden Kawusch erzeugte das Gate ein Wurmloch. Carol, Patrick und Dave machten gleichzeitig einen Satz nach hinten, wobei Carol noch erschrocken aufschrie.

„Das war’s. Jetzt müssen wir nur noch da durch“, sagte John und blickte nach oben zum Kontrollraum.

„Angenehme Ferien Doktor Jackson und Colonel, das Sie mir ja gut auf ihn aufpassen! Wir hätten ihn gerne an einem Stück wieder zurück!“, hörte man den General durch den Lautsprecher.

„Ja Sir!“, antwortete John und wies die zwei Soldaten, die bisher an der großen Transportbox warteten an, diese schon mal die Rampe hinauf zu und durch zu schieben.

John nahm seine Mutter am Arm und ging mit ihr die Rampe hinauf. „Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, Mom. Du spürst überhaupt nichts. Siehst du?“John bewies ihr das, indem er mit seiner Hand den Ereignishorizont kurz berührte.

Er gab ein leises Gluckern und Blubbern von sich und Carol dachte, es höre sich an wie Wasser.

„Es sieht aus wie Wasser …“ flüsterte sie und ging noch einen weiteren Schritt darauf zu.

„Ist es auch … irgendwie, aber du wirst nicht nass. Euch passiert absolut nichts. Es ist völlig sicher“, versuchte er sie zu ermutigen.

Carol wollte das Wasser selbst berühren, hielt aber kurz inne und sah zu ihrem Sohn auf, der sie ermutigend anlächelte. Also überlegte sie es sich noch einmal und streckte ganz langsam ihre Hand zum Ereignishorizont aus. Wieder gab es ein kleines blubberndes Geräusch. Sie glaubte Feuchtigkeit zu spüren und Kälte. Langsam zog sie die Hand zurück und stellte fest, dass sie tatsächlich nicht nass war. Mittlerweile waren auch Jackson, Dave und sein Vater direkt am Gate.

„Wenn Sie wollen, gehe ich vor“, schlug Daniel vor. Dave und sein Vater nickten nur. „Dann bis gleich“, sagte er und wurde vom Tor verschluckt.

Patricks Augen wurden wieder größer. Etwas umständlich versuchte er hinter das Tor zu blicken und vermutete, dort Doktor Jackson zu entdecken, doch es gelang ihm nicht so recht. Das Tor war etwas zu breit und die Rampe etwas zu schmal.

„Und man spürt garantiert nichts?“, fragte Patrick nochmal um ganz sicher zu sein.

„Nein. Du solltest nur vorher kurz durchatmen, bevor du durchgehst. Sonst bleibt dir die Luft weg, wenn du wieder rauskommst“, klärte John ihn auf.

Zaghaft nickte er und griff nach der Hand seiner Frau. Carol griff dagegen mit der anderen Hand nach John, der sich wunderte, wie kräftig seine Mutter war und vermutete, dass es wohl eher die Angst war.

„Dave?“, wandte sich John an seinen Bruder.

„Ich komme schon klar“, gab er zurück und stellte sich neben ihn.

„Na schön, dann los“, sagte John und zog seine Mutter sachte hinter sich her.

Viermal gab das Tor ein gluckerndes Geräusch von sich, bis es sich schließlich abschaltete.


Atlantis

„Gateaktivierung von außen!“, ertönte Chuck’s Stimme.

Woolsey kam zum Kontrollraum und wartete auf die Identifikation.

„Das Stargate-Center, Sir. Colonel Sheppard kommt zurück“, erklärte Chuck.

„Was? Jetzt schon? Er sollte doch erst heute Nachmittag kommen. Und der Commander ist noch nicht zurück“, stöhnte er beinahe verzweifelt und sah in die schadenfrohe Gesichter von Teyla, Ronon und McKay. Nur Chuck bedachte ihn mit einem mitleidvollen Blick.

„Na schön. Schild runter“, bat Richard und ging runter zum Gate.

Daniel Jackson kam als erstes durchs Gate. Wenige Sekunden später kamen John, der seine Mutter an der Hand hielt und die wiederum offensichtlich von ihrem Mann an der Hand gehalten wurde. Kurz darauf kam auch Dave durchs Tor gestolpert.

„Du meine Güte, das war … großer Gott!“ Dave blieben die Worte im Hals stecken, als er den Gateraum erblickte.

„Mom, du kannst die Augen wieder aufmachen“, versicherte John seiner Mutter, als er sah das ihre Augen ganz fest zusammen presste. Das erinnerte ihn an seinen ersten Gang durch das Stargate und er musste erneut grinsen.

Kaum hatten sie sich von dem Durchgang durch das Wurmloch erholt, die Augen wieder geöffnet und ihren Atem wiedergefunden, sahen sich die drei Sheppards um. Wieder stockte ihnen der Atem, denn das, was sie jetzt sahen, war fremdartig und gleichzeitig vertraut, funktionell aber doch von einer eigentümlichen Schönheit, die sie nicht genauer beschreiben konnten, weil ihnen die Worte dazu fehlten.

Der Raum war weitaus größer und vor allem lichter als die Halle im Bunker unter Cheyenne Mountain. Helles Sonnenlicht fiel durch die Fenster aus farbigem Glas, ließ die Wände aus sich heraus in einem noch intensiveren Azur schimmern. Ihnen wurde sofort klar, dass dieser Ort nicht nur uralt, sondern auch von einer fremden Rasse erbaut worden sein musste.

Langsam kehrten sie in die Wirklichkeit zurück und nahmen nun auch die nähere Umgebung wahr. Sie standen vor einer Treppe. Das besondere an ihr waren die leuchtenden Schriftzeichen. Auch wenn sie diese nicht lesen konnten, so schienen sie sie doch willkommen zu heißen.

Für Carol und Patrick strahlte das Gatetrium von Atlantis die Stille und würdevolle Erhabenheit einer  Jahrhundertealten gothischen Kathedrale aus, wie sie sie einige auf ihrer Reise nach Frankreich besichtigt hatten.

„Du lieber Himmel …“, raunte Sheppard Senior.

„Oh mein Gott! Patrick sieh dir das an!“ Aufgeregt klammerte sich Carol an ihren Mann und sah sich überwältigt im Gateraum um.

„Ich seh´s ja, ich seh´s …“, wisperte Patrick.

„Wo … wo sind wir hier?“, fragte Patrick nach einer kleinen Weile, in der er versuchte wieder die Fassung zu gewinnen.

John sah schon Woolsey die Treppe runter kommen, während Teyla, Ronon und Rodney oben blieben. „Tja, wir sind hier … in Atlantis“, antwortete John vor Stolz fast platzend.

„Atlantis?“, zweifelte Dave. John nickte nur.

„Doktor Jackson, schön Sie wieder zu sehen“, begrüßte Richard ihn zuerst.

„Mister Woolsey!“

„Colonel Sheppard, willkommen zurück. Wir haben Sie nicht so früh zurück erwartet.“

„Mister Woolsey, das sind Carol und Patrick Sheppard, meine Eltern und Dave, mein Bruder“, stellte John seine Familie vor.

Woolsey wandte sich direkt an die Familie. „Willkommen in Atlantis“ begrüßte er nun auch den Rest.

~~~///~~~

Mittlerweile kamen Rodney, Ronon und Teyla zum Besprechungsraum, in den man sich kurz nach der Ankunft begeben hatte.

„Wie ich sehe, sind Sie schon wieder da“, sagte Rodney, als er sah wie John am Tisch Platz nahm.

„McKay, wie ich sehe, haben Sie Atlantis noch in einem Stück gelassen“, witzelte John.

Rodney antwortete nur mit einem spöttischen Lachen und wandte sich dann an Daniel. „Und was machen Sie hier? Wollen Sie schon wieder nach geheimen Laboren suchen?“

„Hallo Rodney, ich freue mich auch, Sie wieder zu sehen und nein, nicht wirklich. Eigentlich dachte ich, meinen Urlaub hier verbringen zu können. Teyla, Ronon“, antwortete er und nickte dann auch den anderen zur Begrüßung zu.

„Mom, Dad, Dave, das sind Doktor Rodney McKay, Teyla Emmagan, Ronon Dex. Dave ihr beide kennt Euch ja schon … wo ist Alexa?“, wollte John wissen., während Rodney sich fragte, warum ihm Sheppard Senior so bekannt vorkam.

„Sie äh … sie ist vor kurzem wieder auf die Suche gegangen“, erklärte Woolsey verlegen.

„Sie ist was? Wir haben doch gerade unsere freien Tage. Sie sollte sich ausruhen“, entgegnete John aufgebracht.

„Was sollte ich machen?! Sie hat einfach keine Ruhe gegeben, sogar ihre Mutter hat mich gebeten, sie gehen zu lassen. Im Übrigen ist sie zurück zur Celtes-Forschungsstation gegangen um nach weiteren persönlichen Sachen zu suchen.“

John atmete einmal tief durch. Wenn das so weiter gehen würde und sie nicht endlich Alexa’s Vater finden würden, müsste er sich was einfallen lassen. „Ist sie alleine los?“, wollte John wissen.

„Nein, Lieutenant Evans begleitet sie mit seinem Team. Und Lorne begleitet die Frau Mutter, anstatt nach M7R-900 zu gehen.“

„Wenn das so weiter geht, werde ich sie noch anketten“, maulte John halbherzig in seinen nicht vorhandenen Bart und beruhigte sich langsam wieder.

Evans und sein Team gehörten zu dem Marines. Da konnte wohl nicht viel schief gehen. Und Alexa’s Mutter war bei Lorne und seinen Leuten auch sicher.

„Nun, Doktor McKay, Teyla, Ronon und auch Alexa sind im Team von Colonel Sheppard, aber dass wissen Sie ja wahrscheinlich schon“, begann Woolsey zu erklären.

„Nein. Um ehrlich zu sein, hat man uns über diese … man hat uns eigentlich so gut wie gar nichts über das hier gesagt“, erklärte Patrick und funkelte seinen Sohn John schon wieder böse an.

„Das wollte ich lieber vor Ort machen“, gab John kleinlaut und fast trotzig zurück.

„Nun gut, ich bin sicher, Colonel Sheppard wird Sie nachher herum führen und Ihnen alles erklären wollen. Aber wie man mir berichtet hat, haben Sie ein sehr … aufregendes Erlebnis gehabt, wenn ich es mal so ausdrücken darf“, sagte Richard und spielte damit auf den Aufstieg an.

„Ja, das sagt man uns jedenfalls immer wieder. Allerdings können wir uns nicht daran erinnern“, antwortete Carol.

„Es ist gut möglich, dass Sie sich schon bald wieder an das eine oder andere erinnern werden“, gab Daniel ermutigend zurück.

„Wie kommt es eigentlich, dass Sie sich so gut damit auskennen?“, wollte Dave wissen.

Daniel schwieg für einige Sekunden, antwortete dann aber doch. „Weil ich selbst diese Erfahrung gemacht habe.“

„Zweimal sogar … fast“, mischte sich nun Rodney ein. Wieder sahen ihn die Besucher mit großen Augen an.


Zur gleichen Zeit auf M8Z-087

Ein grelles Licht entstand aus dem Nichts und verwandelte sich innerhalb von wenigen Sekunden zu einem großen, dunkelhaarigen Mann, der sich schnellen Schrittes hinter einem Baum versteckte. Kieran beobachtete zunächst überrascht, dann doch erfreut, wie sein begehrtes Objekt das kleine Dorf verließ.

Langsam schlenderte Alexa den Weg zum Sternentor entlang und schien nicht besonders guter Laune zu sein.
Wie auch auf vielen anderen Planeten, konnte sie auch hier keine Spur ihres Vater und ihres Bruders finden. Dennoch hinterließ sie einige Bilder und auch Hinweise, die die beiden mit Sicherheit verstehen würden, sollten sie irgendwann hierher kommen. Kieran geriet erneut in Versuchung.

-Wie einfach wäre es doch für mich. Gerade jetzt, da du nicht mit diesem John Sheppard unterwegs bist. Und diese drei Gestalten würden es mir ohnehin nicht schwer machen. Aber du warst schon früher … schwer zu überzeugen. Wenn du sehen könntest, wie sehr ich mich beherrschen muss … was ich alles für dich tue. Oder hat sich in all diesen Jahrtausenden etwas verändert? Was meinst du, kann ich es wagen? Nur ein kleiner Blick …-

Kieran konzentrierte sich noch mehr auf das Objekt seiner Begierde, versuchte unbemerkt in ihren Kopf zu gelangen, ihre Gedanken zu lesen.

-Ah, deine Mutter hast du also gefunden, nur das Schicksal deines Vaters und deines Bruders sind ungewiss. Es ist ja nicht so, dass es mir nicht Leid täte, aber so kommt mir der alte General wenigstens nicht auch noch in die Quere … aber du bist fest entschlossen, die beiden zu finden, nicht wahr? Oh Alexa, du führst mich geradezu in Versuchung herauszufinden, ob deine Entschlossenheit und dein Wille noch immer so stark und ungebrochen sind, wie einst. Ich denke, da lässt sich sogar was machen …-

Schnell zog er sich aus ihren Gedanken zurück, bevor er sich noch tiefer in sie vergrub und sich somit womöglich zu erkennen gab. Doch er war nicht schnell genug. Er beobachtete, wie sie abrupt stehen blieb.

Wieder verspürte sie ein plötzliches Gefühl der Kälte in ihrem inneren und versuchte, sich darauf zu konzentrieren.
Wie damals in dem Dorf, in dem sie ihre Mutter fand, beschlich sie erneut das Gefühl, von einer fremden, mächtigen und bösartig erscheinenden Präsenz beobachtet zu werden.

Alarmiert sah sie sich ihre Umgebung genauer an, versuchte in den angrenzenden Wäldern mit seinen vielen Bäumen, Sträuchern und den vereinzelten herumliegenden Felsbrocken etwas Verdächtiges auszumachen. Doch sie fand nichts.

„Ma´am? Alles in Ordnung?“ ,fragte Lieutenant Evans, der die junge Frau besorgt musterte.

„Ist ihnen irgendwas aufgefallen?“, lautete die Gegenfrage.

„Was meinen Sie?“

„Ich weiß nicht … ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden“, meinte Alexa und sah sich weiterhin um.

Auch die Marines waren nun alarmiert, entsicherten ihre Waffen und sahen sich um. Einer von ihnen nahm sogar sein Fernglas zu Hilfe. Aber nach wenigen Minuten gaben sie ihre Beobachtungen auf.

„Tut mir leid, Ma´am. Wir können weit und breit nichts und niemanden ausmachen. Vielleicht … vielleicht spielt Ihnen der momentane Stress einen Streich“, antwortete Evans.

Alexa sah kurz zu dem jungen Marine, der aber nur ratlos mit den Achseln zuckte. „Ja vielleicht. Wir sollten zusehen, dass wir nach Hause kommen, bevor es noch zu einer Strafpredigt von Colonel Sheppard kommt“, antwortete sie und machte sich wieder auf den Weg. Das unangenehme Gefühl blieb jedoch.

~~~///~~~

-Oh … nach all dieser Zeit kannst du mich noch immer spüren, Alexa?-

Kieran hatte es noch gerade rechtzeitig geschafft, sich durch genügend Konzentration für die Gruppe unsichtbar zu machen. Doch es war ihm nicht entgangen, dass Alexa seine Anwesenheit wohl irgendwie spüren konnte. Auch wenn sie sich selbst nicht sicher zu sein schien.

-Es ist wohl an der Zeit, endlich herauszufinden, wie stark dein Wille und deine Entschlossenheit ist und ganz nebenbei … wäre es wohl nicht verkehrt, herauszufinden, ob deine Erfahrungen, Kenntnisse und vor allem deine Fähigkeiten in den vielen Jahrtausenden gelitten haben. Ich kenne da auch schon jemanden, dem es mindestens genauso viel Spaß machen wird, es heraus zu finden, wie mir.-

Kierans Gestalt wandelte sich wieder in ein gleißendes Licht, bevor es sich völlig ins Nichts verwandelte. Aus dem nichts erschien er hinter ihnen und sah ihnen für einen Moment völlig unbemerkt zu, wie sie gelangweilt in den Ruinen einer alten Antiker Einrichtung herumstöberten.

„Ihr solltet euch vielleicht mal die nähere Umgebung um das Stargate herum ansehen“, ertönte Kierans Stimme, die der kleinen Gruppe von Kolyas Männern einen Schrecken einjagte.

Ruckartig fuhren sie mit erhobenen Waffen zu ihm herum. „Dir macht es wohl Spaß, Leute zu erschrecken, was?“, beschwerte sich einer der Männer.

„Vermutlich mehr, als dir deine Arbeit Freude bereitet. Geht zum Tor!“, befahl Kieran.

„Wir befolgen die Befehle unseres Kommandanten und nicht deine!“ lautete die barsche Abfertigung.

„Der Befehl eures Kommandanten lautete, in der Nähe des Gates zu bleiben … und nicht in irgendwelchen Ruinen herum zu stochern. Wenn dir das aber lieber ist … Ich freue mich schon darauf, dir dabei zu zusehen, wie du deinem Kommandanten zu erklären versucht, dass du dir eine großartige Gelegenheit, den Atlantern empfindlich zu schaden, hast entgehen lassen, um gelangweilt alte nutzlose Steinbrocken umzudrehen.“

„Die Atlanter sind hier?“

Fassungslos schüttelte Kieran den Kopf. „Vier Personen. Drei Männer und … eine junge Frau. Sie waren gerade in einem Dorf, auf der anderen Seite des Tores und befinden sich nun auf dem Rückweg. Ihr solltet euch beeilen“, erklärte Kieran, drehte sich wieder um und machte sich auf den Weg in Richtung Stargate.

„Los! Vielleicht sind sie noch da!“, befahl der Anführer der Truppe, entsicherte seine Waffe und stürmte los.

Kieran grinste in sich hinein, als die Männer an ihm vorbei stürmten und nun versuchten wollten, zu retten was zu retten sei. Er befand es nicht für nötig, ihnen mitzuteilen, dass die Frau wichtiger sei, als ihre männlichen Begleiter. Alexa würde schon selbst dafür sorgen.

~~~///~~~

Die Atlanter waren gerade am DHD angekommen, als plötzlich mehrere bewaffnete Männer aus dem Wald gestürmt kamen und das Feuer eröffneten. Ihnen war sofort klar, dass es sich um Genii, höchstwahrscheinlich abtrünnige Genii handeln musste. Alexa, Evans und sein Team erwiderten das Feuer und versuchten weiterhin Atlantis anzuwählen.

„Das ist nicht Sheppard!“, schrie einer der Männer.

„Spielt keine Rolle! Wir bringen sie zum Kommandanten, er wird so oder so erfreut darüber sein!“, erwiderte ihr Anführer.

In Deckung zu gehen, war für beide Seiten praktisch unmöglich. Die einzige Möglichkeit, die den Atlantern blieb, war so schnell wie möglich zum Gate zu kommen. Doch ganz so einfach sollte es nicht für sie sein. Während Evans einen der Angreifer in den Arm schoss und ihn somit handlungsunfähig gemacht hatte, nahm sein Kollege dafür Evans ins Visier und schoss. Eine Kugel traf ihn in der Seite und er stürzte blutend zu Boden. Mühsam versuchte er sich wieder aufzurappeln, doch ohne Hilfe kam er nicht sehr weit.

„Sergeant Lasner, los helfen Sie ihm!“, schrie Alexa, die mit dem Sergeant Winslow weiterhin für einen freien Weg zum Tor sorgen wollte.

„Verdammt Tenos, keine scharfe Munition, wir brauchen sie lebendig!“, mahnte der Anführer der angreifenden Truppe seinen Kameraden.

Alexa schaffte es gerade noch, Atlantis anzuwählen, sodass Sergeant Winslow den ID-Code eingeben konnte.
Evans kam trotz Lasners Hilfe nur langsam voran, da er sein rechtes Bein regelrecht hinter sich her schleifte.

„Winslow, kümmern Sie sich mit Lasner um den Lieutenant, ich bin direkt hinter Ihnen!“

Mit vereinten Kräften gelang es Lasner und Winslow, den Lieutenant besser zu stützen und ihn schneller zum Tor zubringen, während Alexa versuchte wollte, ihnen von hinten genügend Feuerschutz zu geben. Doch kaum drehte sie sich wieder den Angreifern zu, sah sie nur noch einen grellen Lichtblitz aus einer der gegnerischen Waffen auf sie zu kommen.


Zeitgleich in Atlantis

„Dann sind sie doch einer dieser …“, meinte Dave.

„Nein! Nein, ich bin kein Antiker. Ich habe noch nicht mal das Gen“, erklärte Daniel wieder.

Er konnte verstehen und nachvollziehen, dass man einige Fragen mehr als einmal stellen musste, um das alles halbwegs zu verstehen. Und geduldig wie Daniel nun mal war, tat er dies.

„Wie kam es denn dazu, dass Sie …“ wollte nun Patrick wissen.

„Das ist eine lange Geschichte“, antwortete er wahrheitsgemäß.

„Ich kann Ihnen gerne später das eine oder andere-“ Daniel wurde von einem eingehenden Wurmloch unterbrochen.

„Gateaktivierung von außen!“, hörte man Chuck vom Kontrollraum bis zum Besprechungsraum. Dann meldete er sich über Funk bei Woolsey.

„Mister Woolsey, bitte kommen Sie zum Kontrollraum“

Richard war allerdings schon längst aufgesprungen und eilte zu Chuck – mit Sheppard und den anderen im Schlepptau „Das wird Alexa sein“, hoffte er.

„Ja Sir, Sergeant Winslows ID- Code“, bestätigte Chuck und deaktivierte den Schild.

Es dauerte einige Sekunden, bis die drei Marines durch das Tor kamen. Doch was dann zu sehen war, war schockierend für die Atlanter.

John stürmte sofort die Treppe runter und lief zu den Verletzten. „Wir brauchen ein medizinisches Notfallteam!“, rief er nach oben.

Nun kamen auch Teyla und Ronon angelaufen.

„Lieutenant, was ist passiert?“, wollte John wissen.

Evans rang nach Luft und stöhnte ein paar Mal auf, bevor nur bruchstückhaft antworten konnte. „Sie haben … ein Hinterha … sie haben … haben Ale …Aahhh!“, schrie er auf, als er sich etwas bewegen wollte.

In der Zwischenzeit war Keller mit ihrem Team im Gateraum angekommen und verschaffte sich einen Überblick über seine Verletzungen.

„Wer? Wo ist Alexa?“

Doch Evans konnte nicht mehr antworten.

„Er muss sofort in den OP! Los!“, befahl Jennifer.

„Doc …“

„Jetzt nicht Colonel. Ich tue was ich kann“, sagte sie knapp und lief der Trage und ihren Leuten in den OP hinterher.

„Sergeant, was ist mit Alexa? Wo ist sie?“, wandte sich John an den anderen Soldaten, der offensichtlich nicht so schwer verletzt war.

„Wir waren auf M8Z-087 … in einem Dorf, es war etwa einen Kilometer vom Gate entfernt … haben uns umgehört, das Bild vorgezeigt, aber niemand hat die beiden gesehen. Wir haben die Hinweise hinterlassen. Kaum dass wir am Gate waren, wurden wir sofort umzingelt. Es kam zu einer Schießerei. Zuerst schossen sie scharf und haben den Lieutenant erwischt, danach hörte ich nur noch, dass wir lebendig wohl mehr wert sein sollten … sie schossen dann nur noch mit Stunnern. Der Commander befahl, dass wir uns um Evans kümmern sollten, während sie uns Deckung geben wollte. Ich habe … gerade noch gesehen, wie sie getroffen wurde. Ich … Wir dachten, dass wir so schnell wie möglich zurückkommen und mit Verstärkung wieder dorthin gehen“, berichtete der Sergeant.

„Wer hat Sie angegriffen, Sergeant?“, fragte John gereizt.

„Ich glaube es waren Genii … abtrünnige Genii.“

Johns Kiefer mahlten. In der Zwischenzeit war man bereits in der Krankenstation angekommen und die beiden Soldaten wurden von weiterem Pflegepersonal in Empfang genommen.

„Sie bleiben erst mal hier und lassen sich verarzten. Wir kümmern uns um den Rest“, befahl John und wollte die Krankenstation wieder verlassen.

„Sir!“, hielt ihn der Sergeant auf.

„Ich glaube nicht, dass sie noch auf dem Planeten sind. Man wird sie wahrscheinlich weggebracht haben … tut mir Leid, Sir. Ich hätte bei ihr bleiben sollen. Ich hätte … ich…“

„Sie haben alles richtig gemacht, keine Sorge … wir werden sie schon finden“, beruhigte John den jungen Soldaten und ging zum Kontrollraum zurück.

Was ist passiert, Colonel?“, fragte Woolsey als John wieder zum Kontrollraum kam.

„Die freien Tage haben sich erledigt. Macht euch fertig, wir rücken aus“, wandte John sich an sein Team.

Ronon, Rodney und Teyla gingen auf direktem Wege zur Umkleide und zur Waffenkammer und rüsteten sich für einen Einsatz, während John Woolsey berichtete, was er von den Soldaten erfahren hatte.

„Das Team war in dem Dorf, haben aber nichts gefunden. Gerade als sie am Gate ankamen, wurden sie angegriffen. Das muss `ne Falle gewesen sein. Abtrünnige Genii haben auf Evans geschossen, Alexa betäubt und womöglich auf einen anderen Planeten geschafft. Ich will mir M8Z-087 trotzdem ansehen, vielleicht finden wir etwas. Außerdem kann McKay sich die letzten Gate-Adressen rausziehen.“

Woolsey nickte. „Einverstanden.“


Auf irgendeinem Planeten

Müde, um nicht zu sagen völlig erschöpft, hatte Tristanius sich am frühen Morgen aus dem Bett gekämpft und spürte beim Aufstehen wieder einen reißenden Schmerz in seiner rechten Schulter. Scharf sog er die Luft ein, verzog das Gesicht und wollte nach der schmerzenden Stelle tasten. Als er die Hand zurück zog, war sie rot gefärbt.

Schnell drehte er sich um, versuchte seine Verletzung im Spiegel zu erkennen. Zum Glück war der Riss diesmal nicht so groß. Wieder verfluchte Tristanius die dreizehntausend Jahre in der Stasekapsel. Er erinnerte sich noch gut an den Überfall und auch an den Schuss, der ihn glühend heiß an der Schulter traf. Seine Wunde hatte damals nicht einmal begonnen zu heilen. Mit letzter Kraft schaffte er es, seine Frau in Sicherheit zu bringen und sich selbst in eine Kapsel zu begeben.

Während der dreizehntausend Jahre Stase hatte seine Selbstheilungskraft wohl pausiert. Nun war seine Verletzung vernarbt und riss bei bestimmten Bewegungen immer wieder auf. Doch etwas anderes bereitete ihm größere Schmerzen, andere Schmerzen. Selbst nach so langer Zeit. Der entsetzte und panische Gesichtsausdruck seiner Frau in dem Moment in dem er getroffen wurde und versuchte sie mit letzter Kraft in Sicherheit zu bringen.

-Wo sie wohl ist? Wie es ihr wohl geht? Ist sie in Sicherheit? Sie wird sich Sorgen machen … wie immer. Nein, sie wird wohl in dem Glauben sein, dass ich tot bin. Sie hat gesehen, wie ich getroffen wurde …-

Tristanius verbannte diese Gedanken wieder aus seinem Kopf und versuchte so gut wie möglich seine Wunde zu säubern. Danach wusch er sich, zog sich an und starrte eine Zeit lang aus dem Fenster. Er wusste, dass es noch recht früh war und der Gastwirt höchstwahrscheinlich noch schlief. Den Sonnenaufgang konnte er nicht so recht genießen. Zum einen war es bei weitem nicht so spektakulär wie auf Atlantis und zum anderen, war er noch immer zu besorgt um seinen Sohn. Er müsste schon längst angekommen sein.

-Womöglich ist er wieder gezwungen, sich vor diesen merkwürdig blassen Kreaturen zu verstecken und muss auf irgendeinem Planten ausharren. Oder es ist etwas geschehen.-

Dorian war zwar äußerst intelligent und auch erfinderisch, aber wenn er in eine gefährliche Situation geraten würde, wäre er praktisch hilflos. Er hatte keinerlei Kampferfahrung und würde sich kaum verteidigen können.

-Wieso habe ich Idiot ihm nur zugestimmt, dass es besser wäre, wenn wir uns trennen?-, schallte Tristanius mit sich selbst.

Etwa eine Stunde hatte er in seinem Zimmer verbracht, ging währenddessen auf und ab oder sah aus dem Fenster, in der Hoffnung, Dorian endlich erblicken zu können, bis er plötzlich ein leises Rumpeln aus dem Gastraum hörte. Der Wirt musste endlich erwacht sein und war nun wohl dabei, etwas Ordnung und Sauberkeit in seine Wirtschaft zu bringen.

Tristanius wollte die Gelegenheit nutzen und den Wirt doch mal nach dem Bild und den Männern, die gestern im Dorf waren, befragen und machte sich auf den Weg zum Gastraum. Wieder betrachtete der Wirt prüfend seinen Gast. Das hereinfallende, frühmorgendliche Sonnenlicht machte es ihn nun viel einfacher, Tristanius mit dem Mann auf dem Bild zu vergleichen. Und tatsächlich glaubte er erneut, ihn zu erkennen.

„Guten Morgen wünsche ich!“, grüßte der Wirt, legte das Bild zur Seite und begann etwas Brot und Tee für seinen Gast bereit zu stellen.

„Guten Morgen“, erwiderte Tristanius und setzte sich diesmal direkt an die Bar.

Normalerweise würde einen ruhigen und abgeschieden Platz bevorzugen, doch zum einen war so früh am Morgen noch niemand im Gasthaus und zum anderen wollte er den Wirt auf die Männer mit dem Bild, die gestern durch das Dorf gingen, ansprechen.

„Das Brot ist noch ganz frisch und der Tee wird Sie bestimmt schnell wach machen“, erklärte der Wirt, als er in das müde wirkende Gesicht seines Gastes blickte.

„Danke. Sagen Sie, diese Männer die gestern hier waren, sind die oft hier?“, fragte Tristanius und trank den ersten Schluck Tee.

„Oh ja. Sie sind Handelspartner von uns. Gute Leute, faire Händler.“

„Gestern sah es nicht so aus, als ob sie Handel treiben wollten.“

„Nein nein! …“ lachte der Wirt auf und fuhr fort. „… Normalerweise kommen sie in regelmäßigen Abständen hier her, entweder zum Handel treiben oder ihre Ärzte kommen und kümmern sich um die Kranken und Verletzten. Hin und wieder nimmt auch unser Bürgermeister Verbindung mit ihnen auf. Aber gestern …“

„Was war gestern?“

Wieder nahm der Wirt das Bild zur Hand, das Tristanius bisher nicht gesehen hatte.„Gestern kamen vier Soldaten von ihnen und fragten, ob wir diese Männer schon mal gesehen hätten“, sagte der Wirt und überreichte Tristanius das Bild. „Das sind Sie doch, nicht wahr?“

Mit pochendem Herzschlag sah Tristanius auf das Bild herab und erkannte sowohl sich als auch Dorian darauf.

„Was haben diese Leute … die Soldaten gesagt?“

„Sind Sie es?“, lautete die fordernde Gegenfrage.

Tristan überlegte kurz. Für einen Moment kam ihm in den Sinn, dass es vielleicht zu gefährlich werden könnte, mehr Informationen über sich preiszugeben. Aber die Neugier siegte. Die Neugier und die Hoffnung, doch noch seine Familie zu finden. Denn das Bild zeigte ihn und Dorian, lachend. Ebenso erkannte er einen Abschnitt, auf dem die Hand seiner Frau, die auf seiner Schulter lag, zu sehen war. Es entstand zu einer Zeit, in der er noch mit seiner Familie glücklich vereint war. Es konnte eigentlich nur von seiner Familie sein. Wer sonst hätte daran kommen können?

„Ja … ja, das sind ich und mein Sohn Dorian. Was haben diese Männer gesagt?“

„Sie sagten nur, dass es ihnen sehr wichtig sei, dass diese Personen … Sie gefunden werden.“

„Nicht mehr?“

Gerade als der Wirt antworten wollte, wurde die Tür zum Gastraum geöffnet. Völlig erschöpft und abgehetzt betrat Dorian den Raum und stürmte sofort zu seinem Vater.

„Dorian! Den Erleuchteten Sei Dank! Wo warst du denn so lange?“

„Vater! Verzeih, ich … ich habe festgesessen. Diese Kreaturen sind überall. Als ich auf diesem Planeten ankam, merkte ich, dass dort so eine Art Posten oder ähnliches von ihnen ist. Sie haben mich entdeckt, aber ich konnte ihnen entwischen und musste mich verstecken. Ich habe die ganze Zeit ausharren müssen, bevor sie das Tor wieder unbeobachtet ließen. Sie haben Schiffe, Vater! Riesige Schiffe … Sie…“

„Jetzt beruhige dich und setz dich erst einmal, du bist ja völlig fertig. Hier, iss und trink etwas. Bist du verletzt?“, fragte Tristanius, führte seinen Sohn zu der Bar und gab ihm sein Brot und den Tee. Der Wirt machte sich daran, neuen Tee zuzubereiten.

Dorian schüttelte mit dem Kopf. „Das hättest du sehen sollen, Vater! Sie … die Schiffe … sie sind riesig und …“
Dorian wusste nicht, was er zuerst tun sollte, Essen oder erzählen. Immer wieder biss er gierig in das Brot und sprach mit vollem Mund.

„Das spielt jetzt keine Rolle, Junge. Du bist hier, dir ist nichts weiter geschehen. Aber … es könnte tatsächlich möglich sein, dass deine Mutter und deine Schwester noch leben.“

„Wie kommst du darauf?“

Tristanius legte Dorian das Bild vor, der dieses mit großen Augen betrachtete. „Männer, Soldaten waren hier und haben diese Leute hier befragt und auch dieses Bild vorgezeigt.“

„Was für Soldaten?“, wollte Dorian wissen.

„Sie kommen aus der großen Stadt der Vorfahren“, antwortete der Wirt.

„Atlantis?“, hoffte Tristanius und der Wirt bestätigte mit einem Nicken.

„Sie existiert noch … wir können nach Hause“, wisperte der General erleichtert. „… wie ist die Adresse? Die Symbole, die man beim Tor …?“

Diesmal unterbrach ihn der Wirt mit einem Kopfschütteln. „Das weiß ich nicht. Nur unser Bürgermeister kennt die Adresse und selbst wenn ich sie wüsste, würde es euch nichts nützen. Um mit den Leuten aus Atlantis Kontakt aufzunehmen, braucht man ein Gerät, das ihnen mitteilt, wer den Kontakt wünscht. Auch das ist im Besitz des Bürgermeisters.“

„Gut, dann gehen wir zu diesem Bürgermeister“, entschied Tristanius.

„Das geht nicht, er ist auf Reisen. Sein Stellvertreter kennt zwar auch die Adresse und hat das Gerät, aber er ist Fremden gegenüber sehr misstrauisch. Er wird euch nicht helfen.“

Enttäuscht ließen Vater und Sohn den Kopf hängen.

„Und was machen wir jetzt? Warten, bis diese Männer oder der Bürgermeister wieder kommen?“, fragte Dorian.

„Keine Ahnung … ich weiß es nicht … haben diese Soldaten denn sonst gar nichts mehr gesagt? Wann wollen sie wieder kommen?“

„Das haben sie nicht gesagt. Aber … wenn ihr wirklich die Männer auf dem Bild seid, gibt es eine Botschaft für euch. Vielleicht hilft es euch“, meinte der Wirt.

„Was für eine Botschaft? Wie lautet sie?“

Für einen kurzen Moment überlegte der Wirt, rang sich aber doch noch dazu durch, ihnen die Botschaft mitzuteilen. „Sie lautet: Danke für das Geburtstagsgeschenk auf Celtes.“


Zur gleichen Zeit auf einem anderen Planeten

Allmählich erwachte Alexa aus der Bewusstlosigkeit. Langsam lichtete sich der schwarze Schleier und gab ein buntes Bild von einem hellem Raum mit mehreren bewaffneten Männern wider. Ebenso kamen auch die Erinnerungen zurück, wie sie das kleine Dorf verließen und am Gate von mehreren Männern angegriffen wurden.
Es gab einen Schusswechsel, Evans wurde getroffen und von Winslow und Lasner durchs Tor geschleift. Alexa wollte ihnen Deckung geben, aber alles woran sie sich erinnerte, war ein heller Lichtblitz, der auf sie zu raste und sie traf.

Jetzt befand sie sich wohl in irgendeinem Gebäude, vermutlich auf einem anderen Planeten.
Alexa registrierte, dass sie am Boden lag, die Hände hinter dem Rücken gefesselt und auch die Fußgelenke waren verbunden. Als sie versuchte sich aufzurichten, um in eine sitzende Position zu gelangen, erhob ihr Kopf Einwände in Form von fast lähmenden Schmerzen. Sie unterdrückte ein Stöhnen, biss auf die Zähne und setzte sich auf.

„Sie sind wach. Wie schön. Es hat auch lange genug gedauert“, sprach sie eine männliche Stimme an.

Wer mit ihr sprach, konnte sie nicht sehen. Er musste wohl hinter ihr gestanden haben. Auch als sie versuchte sich umzudrehen, konnte sie nur ein paar Beine ausmachen. Zwei Männer kamen auf sie zu, packten sie an den Armen und zogen sie ruckartig auf die Beine, wobei ihr etwas schwindlig wurde. Sie lies sich nichts anmerken. Fallen konnte sie sowieso nicht, da die beiden Männer sie immer noch ziemlich grob an den Armen festhielten.

„Warum haben Sie mich gefangen genommen?“, fragte Alexa.

Als sie einige Augenblicke später immer noch keine Antwort bekam, fragte sie erneut. „Wer sind Sie? Was wollen Sie?“

„Eins nach dem anderen“, ertönte wieder die Stimme.

Alexa wurde plötzlich umgedreht. Nun sah sie in ungefähr drei Metern Entfernung eine Gestalt im Dunkeln. Sie musste sitzen, denn sie war bei weitem nicht so groß, wie die anderen Männer. Wer er war oder wie er aussah, konnte sie nicht erkennen, denn direkt hinter ihm stand ein Strahler oder etwas ähnliches, der direkt auf Alexa schien und sie leicht blendete.

„Ich weiß, dass Sie aus Atlantis sind. Und Ihrer Kleidung und Ausrüstung nach zu urteilen, gehören Sie zum militärischen Personal“, sprach der Mann wieder.

„Atlantis?“, fragte Alexa in einem unwissenden Ton.

„Spielen Sie erst gar nicht mit dem Gedanken, es zu leugnen. Ich habe bereits einige Erfahrungen mit den Atlantern gemacht … Ich muss zugeben, dass mir jemand anderes zwar lieber wäre, aber … jetzt wo Sie schon mal hier sind, werden Sie mir sicherlich dazu verhelfen.“

Alexa antwortete nicht.

„Ich nehme an, Sie wissen wo Sie sich befinden?“, fragte der Mann wieder.

Alexa sah sich unauffällig um. Die Umgebung kam ihr merkwürdigerweise vertraut vor, aber völlig sicher war sie sich nicht. Das Design und die Architektur entsprach aber schon dem, ihres Volkes.

„Nein“, antwortete sie.

Sie konnte nur noch sehen, dass der Mann kurz nickte, woraufhin einer der Männer die sie hielten, ihr einen Tritt in die Kniekehlen gab. Alexa’s Beine knickten ein und sie fiel zu Boden auf die Knie.

„Nur dass wir uns verstehen, ich weiß, dass Sie lügen. Aber was soll´s. Sie befinden sich hier in einem alten Gebäude der Vorfahren. Also wissen Sie auch, dass es hier äußerst nützliche Technologien und Information gibt. Und genau deswegen sind Sie hier … unter anderem“, erklärte der Mann wieder, bevor er nochmals nickte.

Alexa wurde wieder auf die Beine gestellt und man nahm ihr die Fußfesseln ab. Einer der Männer gab ihr einen heftigen Stoß, sodass sie nach vorne gegen eine Antikerkonsole prallte. Im selben Moment wurde die Konsole auch schon aktiviert und begann zu leuchten und auch ein paar einzelne Piepgeräusche waren zu hören.

„Wie schön! Sie haben sogar das Gen“, brachte der Mann enthusiastisch hervor. Nach einigen Augenblicken fuhr er mit einer ernsten und boshaft klingenden Stimme fort. „Ihr Auftrag lautet höchstwahrscheinlich, nach Antiker-Technologie zu suchen, die Sie und Ihre Leute in Atlantis gebrauchen könnten. Es gibt jetzt allerdings eine kleine Änderung in Colonel Sheppard’s und Doktor Weir’s Plänen …“

Dieser Mann musste sich ziemlich gut auskennen, was Atlantis und Colonel Sheppard anging. Nur dass Doktor Weir schon seit einiger Zeit tot war, wusste er nicht. Und wenn es nach Alexa ging, brauchte er das auch nicht zu wissen. Vielleicht könnte sie das später noch zu ihrem Vorteil nutzen.

„… Sie werden für mich arbeiten. Sie mögen vielleicht das Gen der Vorfahren haben, aber für das was ich vorhabe, brauche ich einen … nun … sagen wir, einen Spezialisten … und Colonel Sheppard.“

Alexa antwortete wieder nicht. Stattdessen fragte sie sich, ob durch den Zusammenstoß mit der Konsole eine ihrer Rippen in Mitleidenschaft gezogen worden ist.

„Ich weiß zufälligerweise aus recht verlässlichen Quellen, dass ihr neuerdings einen Antiker in Atlantis habt. Einen waschechten, lebenden Antiker. Vermutlich der Letzte seines Volkes. Und Sie … werden ihn herbringen.“

„Ich denke nicht im Traum daran!“, sagte Alexa, sprang hoch, zog die Beine dicht an ihren Oberkörper und schwang ihre Handfesseln unter ihren Füssen vorbei nach vorne.

Die Männer reagierten zwar augenblicklich, aber dennoch war Alexa in der Lage, einem der Männer ihre Fäuste ins Gesicht zu schlagen und einem anderen mit einem gekonnten Tritt aus einer Drehung heraus umzuwerfen.
Letzten Endes waren es aber doch zu viele und so kam es, dass sie selbst auch einige Schläge einkassierte, bis einer von ihnen, ihr mit einem Elektroschocker einen Schlag verpasste. Benommen fiel sie zu Boden und wurde auch gleich wieder von zwei der Männer auf die Knie gezwungen.

„Sie verstehen mich falsch, junge Dame. Das war weder eine Frage, noch eine Bitte. Aber ich sehe schon … bei Ihnen werde ich wohl etwas Überzeugungsarbeit leisten müssen.“

Immer noch benommen und mit dröhnendem Schädel beobachtete Alexa verschwommen, wie der Mann, der die ganze Zeit aus der Dunkelheit zu ihr sprach, langsam ans Licht kam. Es dauerte nur wenige Sekunden bis er endlich zu erkennen war. Doch kaum konnte Alexa wieder klar sehen, wünschte sie sich, gar nichts sehen zu können.

Er ging langsam weiter auf sie zu, bis er ganz dicht vor ihr stand auf sie nieder sah. Alexa erkannte den Mann. Sie erinnerte sich an sein Bild, als sie damals sämtliche Missionsberichte von Sheppard und seinen Leuten durchlas. Daher konnte sie nicht so recht glauben, wer nun vor ihr stand. Laut den Berichten müsste er eigentlich tot sein.

„Ich gebe Ihnen nun eine letzte Gelegenheit, es sich anders zu überlegen … andernfalls könnte es ziemlich ungemütlich für sie werden.“.

Alexa reagierte immer noch trotzig und blickte ihm stur, aber wortlos an.

„Tja, es ist ja nicht so, dass ich es nicht versucht hätte … Wirklich zu schade“, sagte er, während er einen schwarzen ledernen Handschuh anzog, ausholte und Alexa mit voller Wucht die Faust ins Gesicht schlug.

Nur durch die beiden Männer die sie immer noch festhielten, kniete sie immer noch vor ihm und lag nicht auf dem Boden.

„Oh, wie unhöflich von mir, nicht wahr? Ich habe mich noch nicht mal vorgestellt. Baren! Hätten Sie mich nicht daran erinnern können, mich vorher bei der Dame vor zu stellen?!“, schrie er einen seiner Männer an, die bisher eher still im Abseits standen.

„Mein Herr, i … i .. .ich, ähh … ich bitte um Verzeihung. D … d … das wird nicht wieder vorkommen“, versprach der Mann vor Angst und Nervosität stotternd.

„Ja … da bin ich mir sicher“, sagte der andere Mann, der ihn eben anbrüllte bitter, zog seine Waffe, zielte auf Baren und erschoss ihn, ohne mit den Wimpern zu zucken.

Alexa zuckte durch den Knall zusammen. Nicht, dass sie es sonst auch tun würde, aber damit hatte sie nicht gerechnet. Es lag wohl in seiner Absicht, Alexa mit einem solchen Verhalten einzuschüchtern und sie zur Mitarbeit zu zwingen. Offensichtlich wusste er wohl nicht, wer der Antiker war. Er wusste nicht, dass er, eine sie war. Und dass sie sich schon längst in seinen Händen befand.

Das war Alexa gerade Recht. Er dachte wohl, dass sie von der Erde sei, wie Colonel Sheppard und die anderen Soldaten. Also musste Alexa sich eben genauso verhalten. Was nicht schwer war, denn sie hatte die Menschen lange genug beobachtet.

„Untergebene! An alles muss man selbst denken!“, spottete er und drehte sich wieder zu Alexa, die immer noch vor ihm knien musste.

„Nun, wo waren wir? … Ach ja, ich wollte mich vorstellen.“

„Nur keine Umstände … ich weiß wer Sie sind.“


Auf irgendeinem Planeten

Schnellen Schrittes verließen Tristanius und Dorian das Dorf und kamen nun beim Sternentor an.

„Ich bin mir immer noch nicht so sicher, Vater. Es könnte auch eine Falle sein“, meinte Dorian zweifelnd.

„Von wem denn? Dorian, hast du nicht verstanden, was der Wirt sagte? Die Botschaft, die er uns mitteilte? Nein, das ist keine Falle. Es waren deine Mutter und deine Schwester, die diese Hinweise anhand der Botschaft verstreut haben. Sie wollen, dass wir nach Celtes kommen“, erklärte der Vater, während er die Symbole der Celtes-Adresse anwählte.

„Und warum sollen wir nach Celtes und nicht gleich nach Atlantis?“

„Ich weiß es nicht. Vielleicht … aus Sicherheitsgründen.“

„Ach? Sicherheitsgründe?“, erwiderte Dorian eher sarkastisch.

„Dorian … Alexas Aufgabe besteht darin, sich um die Sicherheit um Atlantis zu kümmern, das weißt du! Sie wird nicht jedem und allem die Adresse von Atlantis oder Celtes geben. Celtes ist eine geheime Einrichtung. Nichts und niemand weiß davon. Und die Adresse kennt erst recht niemand … außer uns. Es können nur Elisha oder Alexa sein, die uns dort hin führen wollen.“

„Ich frage mich nur … warum können wir Atlantis einfach nicht erreichen?“

„Ich weiß es nicht, Dorian. Das werden wir von Celtes aus, besser heraus finden können. Vielleicht haben sich die Koordinaten verändert oder es ist irgendetwas anderes … “

„Aber nur vielleicht … Vater, wir haben doch schon versucht Celtes anzuwählen und da hat es auch nicht funktioniert!“

„Das war vor beinahe sieben Tagen. Ich habe damals die Station noch versiegeln können. Nur Marsillius oder Alexa haben Zugriff auf sie. Ich vermute, dass sie in der Zwischenzeit wieder von ihnen freigegeben wurde.“

„Du vermutest?“

„Wenn wir eine Verbindung aufbauen können, ist das der Beweis, dass die Botschaft wirklich von Alexa und Elisha ist und sie dort auf uns warten“, erläuterte Tristanius und sah zu seinem Sohn, der den Blick seines Vaters mit Hoffen und beten erwiderte.

Tristanius wählte das letzte Symbol, sah noch einmal zu seinem Sohn und drückte dann die mittlere Halbkugel des DHD´s. Augenblicklich aktivierte sich das Tor und stellte eine Verbindung her. Zuerst starrten Vater und Sohn ungläubig auf den Ereignishorizont des Stargates, bevor sie dann doch in verhaltene Freude ausbrachen.

„Sie ist wieder freigegeben! Los, gehen wir“, sagte Tristanius und machte sich mit seinem Sohn auf den Weg.


Zur gleichen Zeit auf Celtes

„Man, man, man! Das alles soll rüber nach Atlantis?!“, fragte einer der Techniker im Gateraum der Station, der schon seit Stunden nichts anderes tat, als den Gateverkehr zwischen Atlantis und der Station zu überwachen und zu warten.

Warten darauf, dass die Botschaft des Antiker-Commanders hoffentlich bei den richtigen Personen ankäme und diese bald hier auftauchen würden. Aber was, wenn jemand anderes plötzlich hier erscheinen würde?
Was, wenn die Wraith an die Adresse gekommen wären? Wenn die Außenteams, die Botschaft an Wraithanbeter übergeben hatten?

-Nein, nein, nein! Jetzt mach mal halblang. Celtes ist doch eine geheime Einrichtung. Abgesehen davon, haben sie die Koordinaten ja nicht weitergegeben. Die kennen nur wir und die Antiker … hoffentlich …-

Schnell riss sich der Techniker wieder aus seinen Gedanken und Befürchtungen und staunte über die große Transportbox, die schon beinahe überquoll.

„Ja, und das ist nur ein Teil, der persönlichen Sachen“, antwortete einer der Soldaten, der mit seinem Kollegen gemeinsam die Box in den Gateraum schob und sie an einer Seitenwand abstellte.

„Tss, zu wievielt sind die denn?“

„Ich glaube zu viert. Alexa, Misses Thalis, Alexas Bruder, ich glaube, er heißt Dorian und der Vater … der General“, erwiderte der Soldat und wischte sich mit seinem Hemdärmel den Schweiß von der Stirn.

„Hm. Ich frage mich, warum die Antiker wieder alles zurück in Atlantis haben wollen. Wir wissen noch nicht mal, ob die beiden überhaupt noch leben.“
Kaum ausgesprochen, wurde auch schon das Stargate von außen angewählt.

„Es ist nicht Atlantis!“, meinte der Techniker, als er mit großen Augen zum Computer sah, aber keinen ID Code empfing.

Panisch sah er zu den Soldaten, die bereits Stellung am Gate bezogen und warteten, wer oder was nun durch das Tor kommen würde. Zu groß war die Angst vor dem oder das, was nun durch das Tor kommen könnte. Doch als er gegen das hintere Kontrollpult stieß und nicht weiter konnte, musste er sich abermals selbst zur Ruhe rufen.

Tristanius hatte sich bereits skeptisch auf den Weg gemacht, aber nun sah er erstaunt und erzürnt zugleich in mehrere Waffenmündungen. Augenblicklich stellte er sich schützend vor seinen Sohn und spielte zugleich mit dem Gedanken, seine Waffe zu ziehen. Doch er verwarf diesen gleich wieder. Zum einen waren er und sein Sohn in der Unterzahl und zum anderen könnte eine falsche Bewegung zu katastrophalen Gegenreaktionen führen.
Nein, hier war nun ein anderes Handeln gefragt.

„Major Lorne, bitte kommen sie sofort zum Gateraum! “, gab der Techniker durch sein Funkgerät, als er glaubte, die Ankömmlinge zu erkennen.

Mit immer noch weit aufgerissenen Augen sah er staunend zwischen den Ankömmlingen und dem Bildschirm, auf dem er schnell und unbemerkt den „Steckbrief“ der beiden Gesuchten aufgerufen hatte, hin und her. Die Ähnlichkeit war schon enorm, dass musste er zugeben. Während der ältere Mann auf dem Bild allerdings keinen Bart trug und vor Kraft strotzend wirkte, standen nun beim Gate ein älterer, erschöpfter Mann mit Vollbart, der etwas schlanker wirkte und ein jüngerer Mann, der nicht minder müde wirkte. Inständig hoffte er, dass diese beiden die gesuchten Personen seien und nicht irgendwelche Halunken, die versuchen wollten, diese Station einzunehmen, um nach Atlantis zu kommen

„Was ist hier los?…“ fragte Tristanius scharf und musterte die Anwesenden einer nach dem anderen von oben herab. „… Wer seid ihr? Und was macht ihr in meiner Station?“

Ihm war nicht entgangen, dass die Männer die die Waffen auf ihn und seinen Sohn richteten, die gleiche Art von Kleidung und Waffen trugen, wie jene, die er gestern im Dorf beobachtet hatte.

„Dann … äh … dann sind Sie der General Tristanius Thalis?“ fragte der Techniker vorsichtig und duckte sich ein wenig unter dem Blick, mit dem der Antiker ihn nun fixierte.

„Ja, der bin ich. Und was ist mit dir? Hast du das Kommando hier?“

„Nein, das habe ich!“ erklang in diesem Moment Major Lornes Stimme und der Offizier trat ganz in den Raum. Er blieb wenige Schritte vor Tristanius und Dorian stehen.

„Wir haben gehofft, dass Sie bald den Weg zu uns finden würden. Willkommen zurück.“

„Warum sind Sie so gut über uns informiert?“ Tristanius musterte den Menschen vor sich mit schmalen Augen.

Lorne hielt dem Blick stand. „Das ist eine lange Geschichte, die wir Ihnen am besten auf Atlantis erklären können. Aber Sie können sicher sein, dass es Ihrer Frau Elisha und ihrer Tochter Alexa gut geht. Die beiden waren es auch, die uns von Ihnen erzählt haben.“

„Elisha? Wo ist sie? Wo sind meine Frau und meine Tochter?! Was haben Sie mit ihnen gemacht?!“

„Wir haben gar nichts mit ihnen gemacht. Wie ich schon sagte, es ist eine lange Geschichte. Begleiten Sie uns zurück nach Atlantis, wir werden dann Ihre Tochter zurückrufen und Ihnen alles in Ruhe erklären“, versuchte Major Lorne den General zu beruhigen.

Doch es schien nicht so recht zu funktionieren. Evan hatte den Eindruck, einem Mann gegenüber zu stehen, der genau wusste was er wollte. Der das Kommandieren gewohnt war und erwartete, dass seine Befehle sofort und ohne wenn und aber befolgt und seine Fragen augenblicklich beantwortet wurden.

„Zurück rufen? Was soll dieser Unsinn? Ich will sofort meine Frau und meine Tochter sehen!“

„Das werden Sie auch, Sir. Wir-“

„Tristan?“, ertönte eine weibliche Stimme, die bereits auf dem Flur zu hören war.

Der General traute seinen Ohren nicht so recht, doch als Elisha plötzlich aus demselben Gang trat, wie Lorne zuvor, schien sich seine Welt für einen kleinen Moment zu drehen. Er spürte wie sein Herz einen Sprung machte, oder blieb es gar stehen? Tristanius achtete nicht weiter darauf, dennoch registrierte er für einen winzigen Moment, dass sein Herz nun wie wild zu pochen begann. Alles, was er noch wahrnehmen konnte, alles wofür er noch Augen hatte, war seine Frau, die ihn mit großen Augen regelrecht ungläubig anstarrte. Langsam fuhr ihre Hand zu ihrem Mund und verharrte dort, selbst als ihr die ersten Freudetränen über das Gesicht kullerten und sie nun gänzlich in ein hemmungsloses Weinen verfiel.

„Mutter!“

Dorian war der erste, der aus seiner Erstarrung ausbrach und freudestrahlend auf sie zu rannte, um sie zu umarmen. Als ob sie prüfen wollte, dass wirklich ihr Sohn in Fleisch und Blut vor ihr stand, gesund und munter, beäugte sie ihn genau, strich ihm durch die zerzausten Haare, über die Wange und seine Schulter, seine Arme hinab zu seiner Hand, die er in seine legte. Immer wieder drückte er sie an sich und küsste sie auf die Wange

„Ich habe dich so vermisst, Mutter. Wir haben überall nach euch gesucht. Geht es dir gut? Haben sie dir was getan? Was ist mit Alexa?“

Elisha konnte nicht antworten. Zum einen wollte ihr ihre Stimme noch immer nicht gehorchen und zum anderen fragte Dorian schneller, als das sie auch nur auf eine einzige Frage hätte eingehen können. Also blieb ihr nur dementsprechend zu nicken oder den Kopf zu schütteln. Immer wieder schluchzte und schniefte sie, begann von neuem zu weinen oder gar zu lachen und rang nach Luft.

Dorian sah beinahe hilflos in das Gesicht seiner Mutter, bevor er sich dann zu seinem Vater umdrehte, der mittlerweile, wenn auch sehr langsam, fast geistesabwesend, die letzten Stufen vom Gate hinab in den Raum stieg und auf sie zukam. Es war Elisha, die sich von ihrem Sohn trennte und auf ihren Mann zulief.

„Elisha! Oh Elisha.“

Es war mehr ein Flüstern ihres Namens, als er seine Arme um sie schlang und sie zunächst aufs Haar küsste, bis seine Lippen weiter wanderten, über ihre Stirn, ihre Wange, bis hin zu ihrem Mund, nachdem er sich all die Monate sehnte. Und wie sehr er sich nach ihr sehnte. Nach ihrer Stimme, ihrem Lachen, ihrer Haut und ihren wichen Lippen. Ihren Armen und Hände, die ihn immer nach einem langen Tag empfingen, umarmten und massierten, wenn er mal wieder zu lange an seinem Schreibtisch saß, sodass sich seine Muskeln verkrampften.

Mit einem Mal fielen alle Sorgen, Ängste und Befürchtungen, die in seinem inneren nagten, von ihm ab und machten einer unglaublichen Erleichterung und Freude Platz. Leidenschaftlich, um nicht zu sagen, zügellos küssten sich die beiden, bis Elishas Hände an seine verletzte Schulter wanderten.

Augenblicklich beendete er den Kuss und stöhnte mit schmerverzerrten Gesicht auf.

„Was ist mit dir? Was hast du? Die Schulter … deine Schulter. Du wurdest getroffen!“, erinnerte sich Elisha.

„Es ist halb so schlimm.“

„Ja aber ich muss mir das ansehen, das muss doch …“

„Glaube mir, es ist nichts weiter. Was ist mit dir? Geht es dir gut? Hat man dir etwas getan?“, fragte Tristanius und wischte seiner Frau zärtlich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht.

Er selbst hatte jedoch Mühe seine Tränen zurück zuhalten und um seine Beherrschung zu kämpfen. Aber nicht vor Schmerz, sondern vielmehr vor Freude und Glück. Aber auch Besorgnis und immer noch bestehendes Misstrauen stellten seine Empfindungen auf den Kopf.

„Nein, nein. Es geht mir gut, Tristan. Das sind Freunde. Sie haben uns geholfen. Sie haben Alexa gefunden und gerettet. Und mich auch. Du kannst ihnen vertrauen“, erklärte Elisha und lehnte ihren Kopf an den ihres Mannes, der sich noch immer argwöhnisch umsah.

„Wo ist Alexa?“

„Na wo wird sie wohl sein? Auf der Suche nach euch“, brachte sie lächelnd hervor, schniefte erneut und zog ihren Sohn zu sich.


Atlantis

John war mittlerweile wieder in seine schwarze Uniform und Lederjacke gesprungen und betrat nun schwer bewaffnet den Kontrollraum.

Seine Mutter erschrak bei diesem Anblick. So etwas hatte sie an ihrem Sohn noch nie gesehen, auch bei Dave nicht. Das schwarz, ganz besonders die schwarze Lederjacke, ließ seine Person noch dunkler und irgendwie auch gefährlicher erscheinen. Und die Waffen wirkten zusätzlich beängstigend. Nicht dass sie vor ihrem eigenen Sohn Angst hätte. Nein, sie fürchtete sich vielmehr vor dem, was John mit diesen Waffen anstellen könnte. Wozu diese Waffen auch irgendwie gedacht waren. Zu Töten.

„Wir sind bald wieder da. Wir müssen kurz da rüber gehen und nachsehen, was mit einem unserer Leute passiert ist. Vielleicht treffen wir sie noch da an und können sie befreien“, informierte er seine Mutter und seinen Bruder und schloss sich den anderen im Gateraum an.

Patrick wollte seinem Sohn noch etwas sagen, aber John war schneller und bereits auf dem Weg nach unten. Chuck begann die Wahlsequenz, wurde aber von einem eingehenden Wurmloch unterbrochen.

„Alexa?“, fragte John hoffend und sah nach oben.

„Ich empfange keinen ID-Code, Sir, aber … ein Video-Signal“, konnte Chuck feststellen.

John war etwas irritiert. „Auf den Bildschirm damit“, befahl er, während er die Treppen wieder hinauf stürmte.

Einige Sekunden dauerte es, bis das Bild deutlich genug war, um einen Mann im mittleren Alter zu erkennen.

„Was zum …“, raunte Rodney der direkt hinter Sheppard stand.

„Kolya?“, wisperte John fassungslos und mit einem nicht überhörbaren Hass in der Stimme.

„Doktor Weir? Ich kann mir vorstellen, dass Sie ziemlich überrascht sein müssen, mich wieder zu sehen.

Schließlich sieht man nicht jeden Tag, einen von den Toten auferstandenen“, ertönte Kolya´s Stimme aus den Lautsprechern des Monitors.

„Das gibt’s doch nicht“, raunte Ronon

„Wie ist das möglich?“, wollte Teyla wissen.

„Doktor … gibt es wieder irgendeine … Strahlung, die uns so beeinflusst, dass wir … solche Dinge sehen?“, wandte sich Woolsey an Rodney und hoffte inständig auf eine Bejahung.

„Selbst wenn, würden wir nicht alle zusammen dasselbe sehen“, erwiderte Rodney.

„McKay! …“, mahnte John, der langsam wieder seine Fassung gewann. „Checken Sie´s.“

Rodney setzte sich an einen der Computer, tippte kurz einige Befehle ein und stellte dann fest, dass es keine Strahlung von irgendwo her gab.

„Doktor Weir! Ich weiß doch ganz genau, dass Sie da sind. Ebenso wie Colonel Sheppard.“, rief Kolya, nach einigen Augenblicken, als er keine Antwort bekam.

Skeptisch sah Woolsey zu seinem Militärkommandanten, bevor er sich dann wieder zu Chuck drehte.

„Öffnen Sie einen Kanal, nur Audio …Hier ist Richard Woolsey. Doktor Weir ist nicht zu sprechen. Ich schlage vor, Sie sprechen mit mir.“

„Nicht zu sprechen? Bitte. Doktor Weir und ich sind alte Bekannte. Ich kann mir nicht vorstellen, was wichtiger für sie sein sollte, als ein Mitglied ihrer Expedition“, erklärte er und rückte etwas zur Seite, sodass Alexa im Hintergrund hinten auf einem Stuhl gefesselt und geknebelt zu sehen war.

Dieser Anblick rief bei Ronon, Teyla und Rodney Erinnerungen wach. Erst vor mehr als zwei Jahren befand sich Sheppard in einer vergleichbaren Situation. Wie jetzt auch, standen sie im Kontrollraum und starrten fassungslos auf den Bildschirm und mussten hilflos mit ansehen, wie ihr Teamleiter und Freund gefoltert wurde. Kolya schien es wohl zu gefallen, in solchen Übertragungen Forderungen zu stellen und zeigen zu wollen, welche Macht er habe.

Teylas Blick schweifte über die Gesichter ihrer Teamkameraden. Während Ronon zunächst selbst skeptisch, dann kochend vor Wut auf den Monitor starrte und man glauben könnte, dass bereits ein leises Knurren zu hören sei, war Rodneys Gesicht blass geworden und immer noch von Fassungslosigkeit und Überraschung geprägt. Er schien unmerkbar nach Luft zu schnappen und sah nun zu John.

„Alexa“, flüsterte dieser und schien sich nun selbst an diese Zeit zurück zu erinnern. Immer wieder schluckte er, atmete wütend, dennoch ruhig aber hörbar ein und aus, ballte sogar die Fäuste. Teyla kannte ihren Teamleader und Freund gut genug um zu wissen, wie er sich jetzt wohl fühlte. Es schien, als ob er jeden Moment durch den Bildschirm springen wollte.

„Colonel Sheppard! Schön, wieder von Ihnen zu hören. So heißt die junge Dame also. Mir hat sie ihren Namen nicht verraten.“

„Was wollen Sie? Was haben Sie mit ihr vor?“

„Gar nichts. Wie kommen Sie denn nur auf solche Ideen?“, fragte er spottend.

„Sie sollten tot sein, Kolya!“, rief John aufgebracht. Normalerweise konnte John sich ganz gut beherrschen, aber im Moment schien er jeden Nerv dafür zu verlieren.

Kolya lachte auf. Wieder vergingen einige Momente, in denen Kolya’s Gesichtszüge sich zu einem finsterem und beinahe wahnsinnigen Ausdruck verwandelte.

„Weil Sie auf mich geschossen haben?! Ich bitte Sie, Sheppard! Sie haben schon mehrmals versucht, mich zu töten! Sehen Sie es endlich ein! Sie sind einfach nicht der gute Soldat, für den Doktor Weir Sie hält.“
Kolya schwieg einige Sekunden, bevor er fort fuhr. „Nun, ich nehme an, dass Doktor Weir entweder gekündigt hat, entlassen wurde oder … tot ist. Wie dem auch sei, es sieht so aus, als ob wir beide uns nun doch unterhalten müssten, Mister … Woolsey. Ich hoffe, nein, eigentlich bin ich mir sicher, dass wir beide wohl viel schneller und leichter ins Geschäft kommen werden, nicht wahr?“

„Ich kann mir nicht vorstellen, was wir geschäftlich mit Ihnen zu regeln hätten“, antwortete Woolsey.

„Wie Sie sehen, habe ich einen Ihrer Leute. Und Sie haben etwas, was ich gerne hätte. Nennen wir es ein Tauschgeschäft.“

„Hatten wir das nicht schon mal, Kolya? Die ganze Nummer mit der Gefangennahme und der … Übertragungen hat schon damals nicht so recht funktioniert“, sagte John, nachdem er sich erstaunlich schnell wieder im Griff hatte.

„Wir verhandeln nicht mit Geiselnehmern!“, rief Rodney dazwischen und kassierte einen Klaps von Teyla an die Schulter.

„Geisel? Das klingt so unschön, Doktor. Nennen wir es einfach … ein Pfand. Sie bekommen sie zurück, wenn ich das habe, was mir zusteht“, erklärte Kolya.

„Zusteht? Eine Kugel in Ihrem Kopf! Das steht Ihnen zu! “, rief John wieder.

Kolya’s Ausdruck wurde noch finsterer. „Ich will Sie, Sheppard! Und den Antiker. Ich will sie beide. Ich brauche den Antiker für Informationen und Entwicklungen. Entwicklungen, die mir helfen werden … einiges zu verändern. Und Sie können dabei sogar zusehen. Sie bekommen auch einen Platz in der ersten Reihe, Sheppard. Bevor ich Sie dann langsam töten werde, versteht sich natürlich.“

„Sie wollen was?“

„Spielen Sie mir nichts vor, Sheppard. Wir wissen beide, dass Sie das nicht gut können. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass einer der Vorfahren bei Ihnen ist. Also bitte!“

Woolsey und Sheppard blickten sich einen Moment an. Kolya wusste also nicht, wer Alexa wirklich ist. Das war gut. So hatten sie hoffentlich noch genügend Zeit und Spielraum um sie zu befreien.

„Sie wissen genau, dass wir darauf nicht eingehen werden. Abgesehen davon, wissen wir, wo Sie sich aufhalten. Was sollte uns daran hindern, Ihr Versteck mit einer ganzen Kompanie anzugreifen?“, fragte Woolsey bluffend.

„Es wage es zu bezweifeln, dass Sie meinen Standort kennen. Aber trotzdem, meine Männer und Insider-Informationen über Ihre Truppenstärke, Bewaffnung und Taktiken, werden schon dafür sorgen, dass Ihr Plan misslingt“, versprach Kolya und sah zu Alexa die immer noch am Stuhl gefesselt war.

„Sie wird Ihnen garantiert keine Informationen geben“, sagte John.

„Technisch gesehen, haben Sie vielleicht Recht“, sagte Kolya und nickte einem seiner Männer zu.

Dieser brachte einen weiteren Mann ins Bild. Er trug eine ähnliche Uniform wie ein Antiker und schien geistig nicht ganz da zu sein.

„Oh nein, das kann doch nicht wahr sein“, flüsterte Rodney leise.

„Mein Gott!“, kam es von Richard.

„Nein. Nicht ganz, Mister Woolsey. Ich glaube, Sie nennen es einen Replikator …“, vermutete Kolya. „… Ein beeindruckendes Stück Technologie, nicht wahr? Zugegeben, es war eine ganz schön harte Arbeit, seine Fähigkeit, über Subraum mit den anderen seiner Art oder gar mit ihnen kommunizieren zu können, auszuschalten. Wir haben es sogar geschafft, ihn so zu programmieren, dass er meinen Zwecken dienlich ist, wie Sie gleich sehen werden.“

Wieder nickte Kolya einem Mann zu, der wiederum dem Replikator eine Anweisung gab. Augenblicklich fuhr er mit seiner rechten Hand in Alexa’s Kopf, worauf sie anfing trotz Knebel zu schreien.

„Nein! … Kolya!“, rief John wütend.

Doch im selben Augenblick schaltete er regelrecht ab. Jegliche Emotion und Regung war aus seinem Gesicht gewichen.

Johns Familie, die sich bisher zwar sehr ruhig im Hintergrund hielt, sahen geschockt auf. Carol musste sich sogar selbst die Hand vor den Mund halten, um nicht entsetzt auf zu schreien. Doch das was sie am meisten erschreckte, war John. Seine plötzliche Ruhe, die angespannte und doch aufmerksame Haltung, seine zuckende Kiefermuskulatur und seine geballten Fäuste. Noch schlimmer war allerdings sein Blick. Die Eiseskälte, die neben Hass und Verachtung in seinen Augen lag. So hatte sie ihn noch niemals gesehen.

„Immer mit der Ruhe. Nicht so ungeduldig. Wir wissen gleich alles, was wir wissen sollten“, spottete Kolya wieder.

„Dafür werden Sie zahlen“, versprach Ronon zornig.

„Ein leeres Versprechen. Sheppard, Sie können schon keine Versprechen halten. Und jetzt Ihre Leute? Sie sind kein gutes Beispiel. Erinnern Sie sich? Sie wollten mich erschießen, taten es und dennoch stehe hier. Sie und Ihre Leute sollten wirklich mal darüber nachdenken“, sagte er und wandte sich wieder an den Replikator.

Alexa lies völlig desorientiert und benommen den Kopf hängen. Es würde wohl einige Zeit brauchen, bis sie wieder ganz klar bei Bewusstsein sein würde.

„Oh, nur so viele Soldaten? Und keine neuen technischen Errungenschaften? Schade, Sheppard. Ich dachte, Sie hätten inzwischen aufgerüstet. Ich glaube, gegen meine Leute und die Ausrüstung, die wir mittlerweile haben, können Sie und Ihre Leute da nicht viel ausrichten.

„Wir werden es darauf ankommen lassen“, drohte John.

„Wie Sie meinen Sheppard, es sind Ihre Männer. Ich kann mir wie gesagt, nicht vorstellen, dass Sie meinen Aufenthaltsort kennen.“

„Und wie soll dann was aus dem Austausch werden?!“, mischte sich nun auch Sheppard Senior ein.

John gab seinem Vater mit einem eisigen Blick und einem Wink zu verstehen, sich hier nicht ein zu mischen.
Kurz darauf realisierte John erst, was sein Vater da eigentlich sagte. Er konnte nicht fassen, dass er tatsächlich dachte, dass es einen Austausch geben würde. Ganz zu schweigen davon, dass es dabei auch um seinen Sohn ging. Entweder lag ihm wohl wirklich nicht sehr viel an John, oder er dachte, dass sein Sohn da schon wieder einen Weg raus fand und die Situation dadurch regeln könne. Was er allerdings bezweifelte. Aber mit solchen Gedanken konnte und durfte John sich im Moment nicht ablenken lassen. Kolya war kurz irritiert über die fremde Stimme und deren Worte, lies sich aber nichts anmerken.

„Das ist ganz einfach. Ich habe einige Männer auf dem Planeten gelassen, auf dem wir Ihre hübsche Soldatin gefunden haben. Sie werden dort auf Sie und den Antiker warten. Und um der Fairness wegen … fühle ich mich verpflichtet, Ihnen mitzuteilen, dass ich eine enorme Anzahl von Männern auf dem Planten gelassen habe. Sie sollten also erst gar nicht daran denken, mit Ihren Männern und irgendeinem undurchführbaren Plan durch das Tor zu stürmen. Es ist sehr gut bewacht. Im Übrigen sind wir mittlerweile sogar in der Lage, Ihre Puddle-Jumper fluguntauglich zu machen. Es wäre nur Personal- und Materialverschwendung“, erklärte er, nachdem der Replikator im alles zu geflüstert hatte.

„Fairness? Seit wann wissen sie was Fairness ist?“, spottete Rodney.

Kolya lachte. „Wie ich bereits sagte, wird auf alles geschossen, was nicht Sheppard oder der Antiker ist. Ich gebe Ihnen genau eine Stunde Zeit, um es sich zu überlegen. In der Zwischenzeit werde ich mich etwas mit Ihrer Soldatin unterhalten“, sagte Kolya und unterbrach die Verbindung, worauf sich kurze Zeit später auch das Gate ausschaltete.

„Rufen Sie Lorne zurück. Wir werden vermutlich jeden Mann brauchen“, bat John an Chuck gerichtet.


Auf irgendeinem Planeten

Gespannt und leicht amüsiert hatte Kieran sie einige Räume weiter durch einen Monitor beobachtet. Vom ersten Moment an, seit sie wieder das Bewusstsein erlangte, ließ sein Blick nicht von ihr ab. Jede einzelne ihrer Bewegungen, ihrer Gestik und ihrer Worte verfolgte er äußerst interessiert. Er wollte feststellen, ob sie noch immer ihren alten Kampfgeist, ihrem Mut, ihre Hartnäckigkeit und ihren Biss besaß, der ihn schon vor dreizehntausend Jahren faszinierte und ihm gleichzeitig zum Verhängnis wurde. Noch war er sich nicht sicher.
Zumal ihm auch noch andere Dinge sorgen bereiteten.

Er hatte zwar schon vor einigen Tagen mit Kolya und seinen Männern darüber gesprochen, lieber still im Verborgenen zu bleiben und seinen Namen auf keinen Fall mit irgendetwas in Verbindung bringen zu lassen.
Aber er befand es für wichtig, ihn nochmal, bevor seine Geisel erwachte, daran zu erinnern. Auch der Replikator musste sich einer solchen Belehrung unterziehen, auch wenn es sich bei ihm eher um eine entsprechende Programmierung handelte. Er würde garantiert kein Wort über ihn und schon gar nicht seinen Namen fallen lassen.

Doch bei Kolya sah es anders aus. Er schien unberechenbar zu sein. Sein Temperament, ganz besonders seine Beherrschung und seine Gefühlsschwankungen waren unvorhersehbar. Kieran hatte schon einen gewissen Eindruck von Kolya erhalten. Zuerst hatte er in den Gedanken seiner Männer gelesen, so kam er auch auf die Idee, ihn ausgraben zu lassen und wiederzubeleben. Später, als er erwacht war, konnte er in seinen Gedanken und besonders in seinen Erinnerungen lesen. Er war geradezu prädestiniert, die Atlanter und ganz besonders Sheppard lange genug abzulenken und in Schach zu halten, um seinem Ziel näher zu kommen und es sogar letzten Endes zu erreichen.

Doch in diesen Gedanken und Erinnerungen fand er kein einziges Mal einen Hinweis, der darauf schließen lassen könnte, dass Kolya jemals unbedacht handelte, oder besser gesagt, so unberechenbar wie einige Stunden zuvor, als er einem seiner Männer an den Hals sprang oder gerade eben, als er diesen Baren erschoss.
Nicht dass es ihm um ihn leid täte, nein. Dieser Baren war ein vorlauter, besserwisserischer und zudem auch noch ein ziemlich einfältiger Mensch. Es war also kein großer Verlust. Aber es ging um etwas anderes.

Kolya ließ sich nun nicht mehr so ohne weiteres reizen und herausfordern und blieb noch dabei ruhig. Wenn dies früher geschah, handelte er zwar auch diesbezüglich konsequent und seiner Art entsprechend. Aber jetzt ging es schnell, beinahe unbedacht, eben unberechenbar und kaltblütig. Es zeugte beinahe von…einem wahnsinnigen Verstand.

Er würde aufpassen müssen, wenn er nicht noch Schwierigkeiten mit ihm oder wegen ihm bekommen wollte. Seine Besorgnis zur Seite scheibend, sah er wieder auf den Monitor und beobachtete weiterhin Kolya und sein `Ziel´.

~~~///~~~

„So! Ihr Name ist also Alexa. Haben Sie noch eine zweiten?“, fragte Kolya, nachdem er ihren Knebel löste, bekam aber keine Antwort. Alexa war zwar mittlerweile wieder klar im Kopf, aber sie war nicht bereit, mit Kolya ein Schwätzchen zu halten.

„Zu Schweigen wäre sinnlos. Sie haben das doch gerade gemerkt, oder?“

Wieder vergingen schweigsame Augenblicke. Kolya nickte dem Replikator zu. Wieder fuhr seine Hand in ihren Schädel. Sekunden später zog er sie wieder zurück.

„Ich habe dir nicht befohlen, aufzuhören!“, brüllte Kolya.

„Sie … weigert sich. Ich kann … keine eindeutige Information … erfassen“, antwortete er und sah Alexa verwirrt an.

Kolya bedachte sowohl den Replikator als auch Alexa, mit einem prüfenden Blick. „Bringt ihn zurück in die Zelle!“, befahl der ehemalige Kommandant der Genii, nahm sich seinen Stuhl und setzte sich direkt vor Alexa.

„So, Sie weigern sich. Sie wollen wohl unbedingt die harte Tour“, spekulierte er. Alexa antwortete immer noch nicht. „Ich muss gestehen, es sieht so aus, als hätte Sheppard Sie gut trainiert. Er hat Sie doch ausgebildet, oder irre ich mich?“

„Er wird sich auf keinen Fall darauf einlassen. Sie sollten das alles gleich beenden, Kolya“, brachte Alexa hervor.

Wieder lachte Kolya auf. „Sie hören sich sogar an wie er. Nicht dass es wichtig für Sie wäre, aber … ich habe keinerlei Interesse, es jetzt schon zu Ende zu bringen. Ich bin noch lange nicht fertig mit Ihnen … oder Sheppard. Sie werden mir noch mehr nützliche Informationen geben.“

„Das bezweifele ich stark. Wie es aussieht funktioniert Ihr Replikator nicht so richtig. Sie haben wohl ein paar falsche Knöpfe gedrückt.“

„Sarkasmus steht Ihnen nicht, Alexa. Ich bin mir sicher, dass Sie mir schon noch das eine oder andere sagen werden. Möglicherweise auch ohne Replikator.“

„Den Teufel werde ich.“

Kolya betrachtete sie wieder einige Augenblicke, und Alexa hatte das Gefühl, als ob er versuchen würde, ihre Gedanken zu lesen. Doch dann zog er ein Messer hinter seinem Rücken hervor und begann, langsam vor Alexa’s Gesicht damit herum zu fuchteln. „Hm, es interessiert mich wirklich, ob- und wenn ja- wie gut er Sie ausgebildet hat. Was meinen Sie? Wollen wir es gemeinsam herausfinden?“


Atlantis

„Du denkst doch nicht wirklich daran, eine … eine Rettungsaktion zu starten! Das wäre Selbstmord!“, mahnte Patrick seinen Sohn.

„Was dachtest du denn? Abgesehen davon, klang das eben nicht gerade besorgt, als du dich einfach eingemischt hast“, entgegnete John gereizt.

„Ich habe nur versucht zu helfen. Wir lassen uns doch nicht so einfach von einem Terroristen erpressen!“, antwortete sein Vater.

„Zu helfen? Ich denke, es wäre besser, wenn man euch erst mal in eure Quartiere bringt, bis das hier vorbei ist.“

Wieder wollte Patrick etwas sagen, aber John kam ihm zuvor. „Wir sind hier nicht auf der Erde, Dad! Das hier sind nicht die Vereinigten Staaten und Kolya ist nicht einfach nur ein Terrorist. Hier geht es um Menschenleben!“, gab John nun lauter zurück.

„Ja genau! Aber es geht nur um ein Menschenleben.“

„Du verstehst es einfach nicht. Es ist nicht nur irgendein Mensch. Hier geht es um Alexa!“

„Ach, so ist das! Du und diese Frau- ihr habt was miteinander! Natürlich!“, spottete Patrick. John schüttelte entnervt den Kopf, presste die Lippen aneinander, antwortete jedoch nicht. „Na wenn das so ist, dann kannst du ja gleich mit diesem Antiker losstürmen! Wenn die doch so intelligent sind, wie Doktor Jackson sagt, wird er schon wissen, was zu tun ist und ihr werdet unbeschadet mit ihr zurückkommen.“

„Und genau das habe ich auch vor, Dad! Es gibt da nur ein kleines Problem … Alexa ist die Antikerin und nur dass du es weißt -wir haben nichts miteinander!“, erwiderte John erbost, drehte sich um und lies seinen stutzigen Vater stehen.


Auf Kolyas Planeten

Ihre Arme, Hände und das Dekolleté, sowie das Gesicht, wiesen teilweise tiefe und blutende Schnitte auf.
Immer wieder stellte Kolya Fragen über Atlantis, Colonel Sheppard und vor allem über den Antiker. Und jedes Mal wenn er keine Antwort bekam, oder ihm der Inhalt nicht gefiel, setzte er sein Messer ein. Mittlerweile war er dabei, Alexa’s subkutanen Transmitter zu entfernen. Und wieder durfte und wollte sie keine Schmerzen zeigen, was Kolya langsam wunderte, als er den Transmitter zu Boden warf und mit voller Wucht darauf trat.

„Sie sind hart im Nehmen. Hat Sheppard Ihnen das beigebracht, oder ist das eine der Voraussetzungen, um von Ihrer Heimat nach Atlantis zu kommen?“

Wieder antwortete sie nicht und blickte stattdessen nur trotzig an die gegenüberliegende Wand.

„Wie? Wie hat er Sie ausgebildet?“

„Warum? Was erhoffen Sie sich dadurch? Wollen Sie eine Schwäche des Colonels finden?“ keuchte sie schwer atmend.

Nicht nur, dass sie mit den Schmerzen durch Kolya´s Folter zu kämpfen hatte, es hatte sie auch enorme Kraft und Anstrengung gekostet, ihre Gedanken vor dem Replikator vorhin abzuschotten. Dennoch hatte sie den Eindruck, dass sich die Mediationsstunden mit Sheppard bezahlt gemacht hatten, auch wenn sie die Versuche, durch den Replikator an Informationen zu gelangen, nicht allzu lange beziehungsweise mehrmals entgegentreten würde.

„Ich denke, ich kenne Colonel Sheppard’s Schwächen bereits ganz gut. Er ist … zu weich. Er … na ja, ich denke er hat auch Angst zu versagen. Und er kann einfach keine Leute zurücklassen … unter anderem. Aber deswegen brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Sie werden hier nicht rauskommen. Und wenn, dann nicht durch Sheppard. Und auch nicht mehr lebendig.“

Wieder vergingen einige Momente in denen Kolya Alexa eindringlich beobachtete. „Nun lassen Sie uns das Thema wechseln … Sie sind außergewöhnlich schön“, sagte er, während er gleichzeitig mit der Klinge über ihre Wange strich. „Es wäre äußerst tragisch, dieses hübsche Gesicht weiter so zu verschandeln. Finden Sie nicht auch? Welchen Rang haben Sie?“

Er bekam keine Antwort. „Sie sind ein Soldat unter seinem Kommando. Alle Soldaten haben einen Rang. Also, wie lautet er?“, forderte er energischer, als er sah das sie sich weiterhin weigerte zu sprechen.

„Ihnen liegt wohl nichts an Ihrer Schönheit, was?“, fragte er, während Alexa spürte, wie die Klinge sich langsam einen Weg ins Fleisch bahnte.

„Vielleicht liegt mir schon etwas daran … Ich habe nur keine Lust, mich mit einem wahnsinnigen Geistesgestörten zu unterhalten!“, brachte sie mit Mühe hervor.

Im gleichen Augenblick sprang er auf, sodass sein Stuhl nach hinten wegkippte und schlug Alexa mit voller Wucht seinen Handrücken in die vorhin zerschnittene Wange. Der Schlag war so heftig, dass Alexa mitsamt Stuhl zur Seite kippte und auf ihrem linken Arm landete, der mit einem lauten Knacken nachgab. Diesmal konnte sie einen Schmerzschrei nicht unterdrücken. Ihr Arm war durch die Wucht und das Gewicht gebrochen. Es fiel ihr schwer, nicht vor Schmerzen das Bewusstsein zu verlieren.

Kolya atmete ein paar Mal tief durch. „Wahnsinnigen Geistesgestörten?! Sie haben ja keine Ahnung! Seit Jahren habe ich nur ein Ziel. Nur eines! Sheppard auszulöschen. Ihn und alles, was ihm lieb und recht ist. Er hat meine Pläne, Atlantis zu übernehmen, zunichte gemacht! Er lies mich fast in einem dunklen Loch verrotten und das für ein ZPM! Er hat es sogar geschafft, sich mit einem Wraith zu verbünden und meiner … Gastfreundschaft … zu entkommen. Können Sie sich das vorstellen? Was glauben Sie wohl, wer geisteskrank ist, hm?!“ schrie er völlig außer Kontrolle geraten.

Genauso schnell, wie er sich aufgeregt hatte, beruhigte er sich auch wieder und befahl, Alexa ebenfalls in eine Zelle zu bringen.

„Sie haben sich Ihre letzte Frage gerade selbst beantwortet“, brachte Alexa mit Mühe und Not hervor, als man sie vom Stuhl aufrichtete und wegbringen wollte.

Wieder landete seine Faust in ihrem Gesicht und wieder fiel sie zu Boden. Sie war mittlerweile zu sehr geschwächt, um sich länger auf den Beinen zu halten.

„Bringt sie raus!“, befahl Kolya nochmals, drehte sich um und rieb sich die Hand.

~~~///~~~

Alexa wurde einen mehrere Meter langen Gang und um etliche Abzweigungen entlang geführt, mehrmals stieß sie einer der Männer unsanft an um schneller zu gehen. Doch sie spürte, wie sie immer wieder in die Knie zu sacken drohte. Die vielen Schläge und Hiebe die sie vorhin hatte einstecken müssen, pochten immer noch, wenn auch nicht mehr ganz so stark. Die Schnittwunden, die Kolya ihr mit seinem Messer zufügte, waren ebenfalls durch ein brennendes und heißes Gefühl allgegenwertig, doch am meisten schmerzte im Moment ihr gebrochener Arm und ihr Kopf. Der Replikator hatte vorhin wohl gleich ganze Arbeit leisten wollen, als er wie ein Wilder in ihrem Kopf umher wühlte.

Sie wusste nicht, was mehr Kraft kostete. Dem Drang, den Schmerz noch lauter hinauszuschreien, zu widerstehen, oder alle Kräfte zu mobilisieren, um ihre Gedanken und Erinnerungen vor ihm abzuschotten? Unentwegt hämmerte und pulsierte der Schmerz hinter ihren Schläfen, ließ immer wieder ein Gefühl des Schwindels und der Übelkeit aufkommen.

Wie oft hatte sie mehrmals tief durchatmen müssen, um nicht einfach so an Ort und Stelle das Bewusstsein zu verlieren? Sie wusste es nicht. Sie zählte auch nicht mit. Alexa versuchte lieber, ein Bild von dieser Anlage zu gewinnen. Auch hier in dem langen Flur, fiel ihr die Architektur auf, die der in Atlantis sehr ähnelte. Auch die Farben an den Wänden, der Decke, dem Boden, oder die mancher Türen, kamen ihr vertraut vor.

War es vielleicht möglich, früher schon einmal hier gewesen zu sein, oder war es doch nur die Ähnlichkeit, die ihr dies vorgaukeln wollte? Alexa konnte sich nicht richtig konzentrieren. Sie hatte den Überblick verloren, wie oft sie bereits nach rechts oder links abgebogen waren. Dieser Umstand würde bei einer Flucht vermutlich einige Probleme bereiten. Aber darum könne sie sich später kümmern. Zunächst würde sie in die Zelle gebracht werden.

-Einige Minuten tief durchatmen und dann um den Arm kümmern-, war ihr Gedanke, während sie an einer der vielen Türen vorbeigeführt wurde, als sie plötzlich wieder eine dieser merkwürdigen Empfindungen verspürte, die sie schon mehrmals in der Vergangenheit gespürt hatte.

Etwas fremdes und mächtiges, kalt und böse. Eine Präsenz mit einem unbändigen Verlangen…nein, es war kein Verlangen, es war eher … Besessenheit.

~~~///~~~

Wenige Minuten wartete er noch, bevor er den Raum verlassen wollte, nur um völlig sicher zu sein, dass sie ihn nicht doch unbeabsichtigt entdecken könnte. Denn auch Kieran spürte sie, als sie an seinem Raum vorbeigeführt wurde.

Er liebte das Gefühl ihres Wesens. Die Wärme und Freundlichkeit, Gutmütigkeit, Sanftheit und Fürsorge, die sie ausstrahlte und die im glatten Gegenteil zu ihm stand. Aber auch Entschlossenheit, Kampfgeist und die Wildheit in ihrer Seele faszinierten ihn. Doch es war eine gewisse Macht, die sie besaß und genau diese Macht, von der sie selbst nichts ahnte, wollte er sich zu Nutze machen.
Wieder einmal hatte er sich beherrschen müssen, seinen Impulsen nicht doch nachzugeben, die Tür zu öffnen, um sie zu ergreifen und sie fort zu schaffen. Sollte Kolya danach doch tun und lassen was er wollte. Er hätte sein Ziel erreicht. Kolya, Sheppard und alles andere hätten ihn nicht weiter interessiert und hätten ihm auch nicht mehr in die Quere kommen können. Dort wo er mit ihr hingegangen wäre, hätte nichts und niemand sie finden und seine Pläne ruinieren können.

Als er sicher war, dass sie bereits in ihrer Zelle war, verließ er endlich seinen Raum und machte sich auf den Weg zu Kolya, der immer noch grollend mitten im Zimmer stand und abwechselnd zwischen dem Messer und seiner Hand hin und her sah.

„Ich hatte den Eindruck, dass es nicht so gut lief, wie Sie es sich erhofft haben, oder?“, meinte Kieran und spazierte langsam durch das Zimmer.

Doch erneut kam Wut in Kolya auf, woraufhin er das Messer mit aller Kraft zur Wand warf. Kieran hatte seine Bewegung ausdruckslos verfolgt und betrachtete nun mit hochgezogenen Augenbauen das in der Wand steckende Messer. „Ich verstehe das als Ja.“

„Diese Frau … irgendetwas ist an ihr. Sie …“

„Macht Sie wütend?“, erriet Kieran, obwohl er sich eigentlich sicher war. Immerhin hatte er die ganze Zeit zugesehen.

„Sie will einfach keine Informationen preisgeben. Ich weiß nicht, wie sie es geschafft hat, das dieses Ding, ihre Gedanken nicht lesen konnte. Vielleicht der Antiker, er wird es ihr beigebracht haben. Aber sie weiß definitiv etwas!“

In der Zwischenzeit ging Kieran zur Wand und zog das Messer heraus. Geradezu gefesselt sah er auf die Klinge herab, bemerkte, dass noch immer Blut an ihr haftete. Ihr Blut, ihre Macht, die er nutzen wollte. Doch es musste freiwillig geschehen. Sie musste freiwillig zu ihm kommen. So nutzte es ihm nichts.

Noch einmal sah er voller Verlangen und Gier zu dem Messer, bevor er seine Emotionen wieder zügelte und das Messer wieder an Kolya übergab. Es war an der Zeit, ihn in auf andere Wege zu leiten. Er brauchte sie lebendig und so wie Kolya die Sache anging, wäre es sehr gut möglich, dass sie die Gefangenschaft vielleicht nicht überleben würde.

„Natürlich weiß sie einiges. Aber sie mit Messer und Prügel zum Reden zu bringen, erscheint mir in diesem Fall eher ineffektiv.“

„Ihr Wille wird schon bald gebrochen sein“, erwiderte Kolya und setzte sich wieder gelassen auf seinen Stuhl, nachdem er das Messer gereinigt und wieder zurück in seine Scheide gesteckt hatte.

„Möglich. Aber was ist mit Sheppard?“

Kolya sah ihn schweigend an, wusste er doch nicht, worauf Kieran hinaus wollte.

„Ihr Ziel liegt doch hauptsächlich bei John Sheppard. Diese Frau zu quälen ist doch gar nicht in Ihrem Interesse, Sie wollen Sheppard leiden sehen“, erklärte Kieran.

„Ich denke, er wird im Moment zumindest besorgt sein. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er bereits überlegt, wie er seine kleine Soldatin befreien kann. Bei der nächsten Übertragung wäre es gut möglich dass … seine Besorgnis und somit auch sein Leiden noch etwas weiter wächst“, antwortete der ehemalige Genii-Kommandant süffisant grinsend.

Kieran schürzte die Lippen und nickte nachdenklich. „Hm. Ihnen ist ja bereits aufgefallen, dass Atlantis nicht mehr unter der alten Adresse zu finden und auch das diese Doktor Weir nicht mehr da ist, aber wissen Sie auch warum das so ist?“

„Meine Leute haben bei ihrem Übergriff auf diese Soldaten beobachten können, welche Adresse angewählt wurde. Das war bisher unter anderem eines der wenigen Dinge, die sie gut gemacht haben. Der Hintergrund für die neue Adresse und Doktor Weirs Abwesenheit ist für mich größtenteils uninteressant“, erwiderte Kolya gelangweilt und wartete darauf, dass einer seiner Männer bald damit fertig sei, einen kleinen Tisch aufzustellen und mit einer Platte voller Leckereien zu decken.

„Es sollte Sie aber interessieren … zumal der Grund, Colonel Sheppard und auch den anderen Atlantern … na sagen wir mal, einen heftigen und schmerzhaften Schlag versetzte.“

Kolyas neugieriger Blick sagte ihm, dass er sich schon mal in die richtige Richtung bewegte. Jetzt musste er nur noch anfangen, diesen Weg auch zu beschreiten. Kieran verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und schlenderte zum Monitor, um auf ihm zu beobachten, wie Alexa auf dem Boden ihrer Zelle lag.

„Vor einigen Jahren, während meiner Reisen, hörte ich so einige Geschichten über die Atlanter und ihre Stadt. Viele von ihnen schienen mir übertrieben, beziehungsweise erfunden zu sein, andere hingegen waren spannend und unterhaltsam. Einige sogar interessant. Aber eine davon ist sogar so interessant, dass Sie einen Nutzen daraus ziehen können. Die Mittel habe ich Ihnen bereits gegeben.“

„Wovon reden Sie?“, fragte Kolya, interessierter als je zuvor.

„Ich spreche von dem Replikator …ich habe ihn nicht umsonst erschaffen“, antwortete Kieran, sah kurz zu Kolya und drehte sich wieder zu dem Monitor. „…vor einigen Jahren, kurz bevor Sheppard … Sie aus dem Verkehr zog, machten sie Bekanntschaft mit einem Volk, dass sich Asuraner nannte. Sie haben relativ schnell herausgefunden, dass es sich dabei um Replikatoren handelte … geschaffen durch die Antiker, als Waffe gegen die Wraith. Die Asuraner waren auf die Menschen allerdings nicht gut zu sprechen, als sie herausfanden, dass diese aus Atlantis kamen. Die Antiker hatten damals versucht, die Replikatoren zu vernichten, als sie bemerkten, dass sie niemals die Waffe werden würden, die sie sich erhofft hatten. Es war wohl klar, dass die Replikatoren daher ziemlich … erzürnt waren und da sie die Menschen als Nachfahren der Antiker ansahen, kam es später auch zu einem Kampf. Die Asuraner haben Atlantis angegriffen, dabei wurden einige Leute verletzt, darunter auch die damalige Leiterin …“

„Doktor Weir“, spekulierte Kolya und erntete dafür ein zufriedenes Lächeln von Kieran.

„… die genauen Umstände sind mir nicht bekannt, aber so weit man mir sagte, floh Atlantis von diesem Planeten, nachdem dieser Sheppard einen Einsatz leitete, der direkt zu den Replikatoren führte, um ihnen ein … ZPM zu entwenden. Das ganze muss zwar funktioniert haben, doch diese Doktor Weir kehrte von diesem Einsatz nicht mehr zurück. ..“

„Die Replikatoren haben sie getötet“, beendete Kolya Kierans Satz.

„Oh da ist noch mehr … etwas viel besseres … etwas woran Sheppard noch immer nagen dürfte“, sagte Kieran und starrte seinem Gegenüber intensiv in die Augen und tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Kolya verstand und ein beinahe teuflisches Grinsen auflegte.

„Er hat sie zurückgelassen.“

Kieran war äußert zufrieden. Er hatte Kolya mal wieder in richtige Bahnen gelenkt, auf seine Bahn. Nur dass er diese Informationen von Sheppard selbst hatte, wenn auch nur aus seinen Gedanken, die er vor einigen Tagen unbemerkt las, sagte er ihm nicht. Auch nicht, dass Weir ihm befahl, sie zurück zu lassen. Er brauchte es auch nicht zu wissen. Es war unwichtig und würde auch so funktionieren. Alles was zählte, war ihr Leben.

„Deswegen dieses Ding, der Replikator. Er schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Während er im Kopf dieser Frau nach Informationen sucht, wird Sheppard dabei an sein Versagen denken …“, sinnierte Kolya, und kaute weiterhin genüsslich grinsend, an einem Stück Käse.

„… Nur wird das nicht lange gut gehen. Er ist ein Mann, der einfach nicht aufgeben wird, egal worum oder wen es dabei geht. Er wird her kommen und sie befreien wollen“, gab Kieran zurück.

„Oh mit Sicherheit wird er das. Genau das erwarte ich ja. Diese Frau ist nur deshalb in meiner Gewalt …u nd vielleicht noch wegen einiger Informationen. Aber keine Sorge, es ist alles für ihn vorbereitet … für ihn und sein Team.“


Celtes

Noch immer standen Tristanius, Dorian und Elisha im Kontrollraum der Forschungseinrichtung und umarmten sich. Elisha genoss es, wieder von den Armen ihres Mannes umschlungen zu werden, ihre Wange an seine Brust zu legen und sein Herzschlag zu hören und zu spüren, wie sich bei jedem Atemzug sein Brustkorb hob und wieder senkte. Sie liebte es auch, ihren Sohn wieder in die Arme zu schließen, ihm durch die Haare zu fahren, seine Stimme zu hören, in seine klaren strahlenden Augen zu blicken und sein freches Grinsen zu genießen.

„Alexa wird außer sich sein vor Freude. Sie ist praktisch Tag und Nacht auf der Suche nach euch. Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht und … es hat uns sehr zu schaffen gemacht, nicht zu wissen, was mit euch ist und Alexa … sie …“

„Was ist mit ihr?“, fragte Tristanius besorgt, denn er konnte sehen, dass sich Elishas Gesichtsausdruck verändert hatte. Neben dem Glück und der Freude, die sie bisher ausgestrahlt hatte, mischten sich nun auch Sorge und Betrübtheit darunter.

„Ach, es ist so viel Zeit vergangen, Tristan. So vieles ist währenddessen geschehen … neben der Sorge um euch … hat sie auch selbst einige Probleme … es geht ihr nicht gut. Ich mache mir wirklich große Sorgen. Aber jetzt wo ihr wieder da seid, wird es auch ihr bestimmt etwas besser gehen.“

„Was meinst du damit? Darius? Trauert sie noch immer so sehr um ihn? Ich dachte sie wäre schon damals darüber hinweggekommen…“

Lorne, der sich die ganze Zeit eher zurückhielt und die Familie ihrer Wiedersehensfreude überlies, befand es nun doch für besser, nach Atlantis zurück zu kehren und trat näher an die Familie heran.

„Entschuldigen sie bitte, wir sollten langsam nach Atlantis zurückkehren. Wir können ihre Tochter dann zurückrufen und die Suche nach ihnen abbrechen lassen. Sie wird sich bestimmt sehr freuen, sie wieder zu sehen.“

Der General, der der ganzen Sache immer noch nicht traute, nickte einmal einverstanden und drückte noch einmal seine Frau an sich, während Lorne Atlantis anwählen lassen wollte. Doch der Techniker kam erst gar nicht dazu.

„Wir haben ein eingehendes Wurmloch … es ist Atlantis“, gab dieser bekannt.

„Die können wohl Gedanken lesen“, meinte Lorne kopfschüttelnd.

„Major Lorne, Sheppard hier. Bitte melden“, ertönte Sheppards Stimme aus dem Funkgerät.

„Colonel, Lorne hier …“, meldete sich der Major. „… Das nenne ich Timing, Sir. Ich wollte mich ohnehin gerade melden. Ich habe eine gute Nachricht für Commander Thalis: Die Suche kann abgebrochen werden … General Thalis und ihr Bruder Dorian sind hier.“


Atlantis

John atmete auf. Doch so sehr es ihn auch freute, bereitete ihm diese Nachricht auch Sorgen, denn vermutlich würde der General auch mitbekommen, was er Lorne nun mitteilen würde. Und da er Alexas Vater nur aus den wenigen Erzählungen der Antikerin und ihrer Mutter kannte, wusste er die Reaktionen des Mannes nicht einzuschätzen. Sorge würde vermutlich das Geringste sein, Wut eher wahrscheinlich. Also musste er sich wappnen und dem Antiker gleich klar machen, dass er alles in seiner Macht stehende tun würde, um Alexa da so schnell wie möglich wieder rauszuholen.

„Schön zu hören, Major. Aber … Sie sollten sofort zurückkommen. Es gibt Probleme … Alexa wurde entführt. Ich brauche Sie hier und jeden Mann, um sie zu befreien.“

Kaum dass John das Gespräch mit Lorne beendet hatte, trat seine Mutter einen Schritt näher an ihn heran. „John, meinst du nicht, dass das vielleicht zu gefährlich werden könnte? Ich meine … Kannst du denn so was überhaupt, solche Geiselbefreiungen? Gibt es denn niemand anderen, der da hingehen und diese Frau befreien kann?“

„Mom, Alexa ist Mitglied in meinem Team. Ich werde sie nicht bei diesem … Wahnsinnigen zurücklassen. Mach dir keine Gedanken, das kriegen wir schon hin.“

„Aber wer ist dieser Kolya überhaupt und was will er von dir?“, bohrte Carol weiter nach und merkte, dass sie mit solchen Fragen, vor allem Kolya betreffend, auf einen wunden Punkt bei ihrem Sohn traf.

„Das ist … eine lange Geschichte. Ich werde erst mal dafür sorgen, dass man euch in eure Quartiere bringt. Sobald alles vorbei ist…“

„Das kannst du vergessen, mein Lieber. Ich werde hier bleiben.“

„Mom …“, wollte John einwenden, doch abermals fuhr sie ihm über den Mund.

„Fang erst gar nicht an, John. Das macht keinen Sinn und das weißt du. Ich werde mich einfach hierher setzen, dann bin ich auch keinem im Weg. Aber erwarte nicht von mir, dass ich einfach so stillschweigend in mein Quartier gehe und da versuche die Zeit tot zu schlagen, während du dich auf fremden Planeten in Gefahr begibst“, erklärte sie während sie die Arme verschränkte und sich demonstrativ auf die Bank am Geländer des Kontrollraumes setzte.

Die Augen verdrehend, sah John zunächst zu seinem Bruder und seinem Vater, die ebenfalls neben Carol Platz nahmen, dann zu Daniel, der nur die Achseln zuckte.

„Schön, na gut. Tut was ihr nicht lassen könnt. Jackson kann euch bei euch bleiben, ich habe keine Zeit“, erwiderte John.

Ihm war klar, dass es früher oder später zu Problemen kommen würde. Sei es nun in Form von Nörgelei seines Vaters oder die besorgten Fragen seiner Mutter. Nur dachte er nicht, dass es so schnell gehen würde. Abgesehen davon, sah er bereits ein weiteres wahrscheinliches Problem aus dem Stargate treten.
Alexas Vater. Einmal noch blickte John zu Daniel, der ihm zunickte und sich dann zu der Familie gesellte.

Woolsey, John und sein Team machten sich gerade auf den Weg nach unten, als bereits ein älterer Mann mit schnellen Schritten auf sie zu kam.

„Ich bin General Tristanius Alarith Thalis. Was ist hier los? Wo ist meine Tochter?“ fragte der General mit einem barschen militärischen Ton.

Woolsey und die anderen waren im ersten Moment sprachlos, während John den Eindruck hatte, dass der groß gewachsene kräftige Mann, der sonst eine starke und autoritäre Ausstrahlung besitzen musste, einiges durchgestanden haben musste. Nicht, das die beiden verwahrlost aussahen, aber es war eindeutig zu erkennen, dass beide Männer während der vielen Monate, wohl einige Planeten besucht und eine harte Zeit hinter sich haben mussten. Ihre Kleidung entsprach nun ganz und gar nicht mehr der, der Antiker.
Es aber als Lumpen zu bezeichnen, war auch wiederum übertrieben. Sie trugen Kleidung, wie man sie schon dutzende Male bei Menschen anderer Planeten sah, deren Entwicklungsstand eher denen von einfachen Bauern entsprach, oder den der Athosianer.

Auch ihr körperlicher Zustand hatte sich wohl sehr verändert, denn John erinnerte sich an das Bild, auf dem der General keinen Vollbart trug und viel wacher und frischer wirkte, als jetzt. Jetzt wirkten die beiden viel schlanker und ausgezehrter. Das Gesicht des Generals zeugte von Sorge, Kummer und beinahe auch von Verzweiflung und Wut.

„Ich bin Richard Woolsey, Leiter der Atlantis-Expedition und das ist Colonel John Sheppard, militärischer Kommandant. Es freut uns, dass die Botschaft Ihrer Tochter bei Ihnen angekommen ist. Wir haben uns schon große Sorgen um Sie und ihren Sohn gemacht. Willkommen zurück …“

„Leiter der Expedition? Militärischer Kommandant? Was soll das? Ich dachte, Major Lorne hier wäre der befehlshabende Kommandant“, unterbrach Tristanius ihn stutzig und wurde immer ungeduldiger.

„Äh nein, General. Colonel Sheppard hat das Kommando. Er ist mein vorgesetzter Offizier“, erklärte Lorne schnell.

Tristanius beäugte nur kurz aber kritisch den jüngeren Mann vor sich. Dass dieser junge Spund ein Militär sein sollte, wollte er nicht so recht glauben. Alleine schon die wild abstehenden und zerwühlten Haare entsprachen so ganz und gar nicht dem militärischen Ordnungen.

„Wenn Sie uns freundlicherweise zur Krankenstation folgen würden, werden wir Ihnen gerne alle Fragen beantworten.“

„Ich muss nicht auf Ihre Krankenstation, mir geht es hervorragend. Ich will wissen, was mit meiner Tochter ist! Ihr Major hier, hat mir etwas von einer Entführung erzählt! Ich will augenblicklich wissen, was mit Alexa ist!“

„Tristan, bitte beruhige dich. Und es geht dir nicht hervorragend. Du bist verletzt und deine Wunde blutet. Du musst versorgt werden.“

„Das ist nicht so schlimm. Zuerst kümmere ich mich um unsere Tochter, dann kannst du-“

„Nein! Zuerst kommst du an die Reihe, außerdem wissen wir noch nicht genau was passiert ist oder wo sie jetzt ist. Du kommst mit zur Krankenstation. Da können uns Mister Woolsey und Colonel Sheppard erklären, was passiert ist, während ich mich um deine Schulter kümmere.“

„Aber Alexa-“

„Hör auf mit mir streiten zu wollen, Tristan! Du kommst so oder so auf die Krankenstation, entweder freiwillig oder ich betäube dich“, sprach Elisha zu ihm und sah, wie Tristan mit sich rang. „Bitte“, flehte sie ein letztes Mal und griff nach seiner Hand.

„Vater bitte, deine Schulter sieht wirklich schlimm aus“, versuchte auch Dorian ihn zu überzeugen.
Nach endlos scheinenden Minuten und immer wieder kehrenden misstrauischen Blicken zu den Menschen, gab er endlich nach.

„Na schön. Aber ich möchte wissen was hier los ist.“

„Wir werden Ihnen alles erklären General, bitte“, antwortete Woolsey und deutete ihm, ihn zu begleiten.


Kontrollraum

„Wer waren diese Leute?“, fragte Carol, die immer noch mit Patrick und Dave, bei Daniel im Kontrollraum saßen.

„Das waren Major Lorne mit seinem Team und Alexas Familie“, erklärte Chuck, der direkt neben der Familie stand und bisher zum Gateraum hinunter geblickt hatte.

„Alexas Familie? John hat doch gesagt, dass diese Alexa eine … Antikerin sei und sie sagten, dass es nur noch zwei gäbe“, spekulierte Patrick.

„Ja, das ist etwas … äh …“

„Kompliziert?“, kommentierte Dave spitzfindig und unterbrach somit Daniel, der verstehend lächeln musste.

„Colonel Sheppard hat Commander Thalis- Alexa vor einigen Monaten in einer Stasekapsel im All treibend gefunden und hier her gebracht. Es stellte sich heraus, wer sie ist und dass Atlantis ihre Heimat ist. Vor einigen Tagen fanden sie, Colonel Sheppard und sein Team eher zufällig ihre Mutter. Seitdem war sie auf der Suche nach ihrem Vater und ihrem Bruder.“

„Was ist eine Stasekapsel?“, wollte Carol wissen.

„Ein Behälter, in dem der Körper in einem gefrierähnlichen Tiefschlaf gehalten wird. Die Alterung wird dabei extrem verlangsamt, oder im Fall von Alexa und ihrer Familie sogar gänzlich ausgesetzt.“

„Alterung? Wie alt können sie denn schon sein? Sie sieht aus wie Mitte zwanzig, wenn´s hochkommt“, kam es verdutzt von Dave.

„Tja sehen sie, dass ist das tolle an außerirdischer Technologie. Genau genommen, sind Alexa und ihre Familie über dreizehntausend Jahre alt.“

„Dreizehntausend Jahre?! …“, wiederholte Carol ungläubig. „… aber, wenn diese Antiker doch Außerirdische sind … ich meine … müssten sie nicht anders aussehen? Sie sehen so aus wie wir … wie Menschen.“

„Oh, es sind Menschen. Sie sind wie Sie und ich. Nur, dass sie hier und da eben weiterentwickelt sind.“

„Und mit hier und da, meinen Sie zum Beispiel das Gen, von dem Sie erzählt haben?“, hakte Patrick noch einmal nach.

„Ja, sie sind sowohl genetisch, intellektuell als auch technologisch weiterentwickelt.“

„Intellektuell? Wenn sie tatsächlich so schlau wären, wie Sie sagen, wieso ist diese Frau dann gefangen genommen worden?“, fragte Patrick skeptisch, woraufhin sich auch gleich seine Frau meldete.

„Mich interessiert viel mehr, wer dieser Kolya ist. Was hat John mit ihm zu schaffen?“

„Das kann ich ihnen leider nicht sagen. Ich kenne nicht alle Missionsberichte“, antwortete Daniel nicht ganz wahrheitsgemäß.

„Und dieser Mann … der … er hat einfach so seine Hand in den Kopf dieser Frau gesteckt. Wie ist das möglich?“ wunderte sich Dave.

„Das … war ein Replikator.“

„Replikator? Davon haben sie und John schon mal gesprochen“, erinnerte sich Dave.

„Ja … ähm, Replikatoren sind Maschinen in Menschenform mit einer künstlichen Intelligenz. Sie können Gedanken lesen, indem sie ihre Hand in den Kopf eines Menschen stecken“, erläuterte Daniel, der sich auch gleichzeitig vornahm keine weitere Informationen mehr preiszugeben.

Alleine der Gesichtsausdruck der Familie, sagte ihm, dass sie bereits mit der ganzen Information aus den letzten Minuten überfordert waren.


Kolyas Planet

Schon seit fast einer halben Stunde lag Alexa auf dem Boden ihrer Zelle und versuchte wieder Ordnung in das Chaos, das in ihrem Kopf herrschte, zu bringen. Ebenso bemühte sie sich, ihre Übelkeit in den Griff zu bekommen und durch verschiedene Entspannungstechniken, ihr Schmerzempfinden auszutricksen. Doch das war bei einem gebrochenen Arm nicht gerade wirkungsvoll. Nein, da musste zunächst gehandelt werden, auch wenn das erneute und größere Schmerzen bedeuten würde.

Da der Heilprozess schon begonnen hatte, weil Schnitt und Platzwunden bereits fast vollständig verschlossen waren und nicht mehr bluteten, war es nun höchste Zeit den Bruch zu richten. Dummerweise war mal wieder kein Arzt anwesend, also blieb ihr nichts anderes übrig, als es selbst zu tun. Wie schon damals auf dem Wüstenplaneten.

Beinahe fassungslos schüttelte sie den Kopf, bevor sie versuchte wieder aufzustehen, was ihr nur sehr schwer gelang. Sie fragte sich, ob sie sich bereits früher schon mal in solchen Situationen befunden hatte und was sie nun tun konnte. Nur weil sie sich im Moment nicht daran erinnern konnte, hieß das nicht, dass es nicht einmal der Fall gewesen sein könnte. Also tat sie das einzig richtige, was ihr im Moment einfiel, und von dem sie glaubte, dass ihr Instinkt es ihr riet. So lange wie möglich am Leben zu bleiben, um Colonel Sheppard und den anderen einen größtmöglichen Spielraum zu geben, um sie da wieder raus zu holen.

Allmählich schaffte sie es, sich auf den Beinen halten zu können und schlich zu den Gitterstäben.
Kurz tastete sie nach dem Gitter und bekam gleich darauf einen kleinen aber schmerzhaften elektrischen Schlag zu spüren.

„Okay, habe ich mich eben doch nicht getäuscht“, sprach sie mehr zu sich selbst.

Als man sie vorhin in diese Zelle brachte, war sie noch immer zu benommen, um sicher beobachten zu können, dass diese Zelle, der auf Atlantis glich. Auch sie war nicht nur mit Gitterstäben versehen, sondern auch noch zusätzlich mit einem Kraftfeld. Und wenn sie sich nicht sehr täuschte, war auch diese ausbruchsicher.
Alexa drehte sich vom Gitter weg und sah sich in der Zelle um.

Es dauerte auch nicht lange bis sie glaubte, fündig geworden zu sein. Einmal ruckelte sie kräftig mit ihrem gesunden Arm an der Sitzbank, die an der hinteren Wand stand und stellte zufrieden fest, dass sie fest am Boden verankert war. Schnell hockte sie sich auf den Boden, ganz dicht an die Bank und führte ihren gebrochenen Arm um eine der Stangen die im Boden festgemacht waren. Einmal atmete sie tief durch, zog ruckartig an der Stange bis ein weiteres Knacken zu hören war und sank mit schmerzverzerrtem Gesicht und stöhnend zu Boden. Sie hatte sich ihren gebrochenen Arm selbst wieder gerichtet. Unglücklicherweise hatte sie nichts, um den Bruch zu schienen oder den Arm gar in eine Schlinge zu legen.

Von dem Schmerz geschwächt, schaffte sie es nach einigen Minuten dennoch sich wieder aufzusetzen, sich gegen die Bank zu lehnen und bemühte sich um eine bequemere Lage für ihren Arm. Er würde bereits in den nächsten Minuten beginnen, wieder zu verheilen. Bis morgenfrüh wäre er bereits vollkommen regeneriert. Doch ihr kam in den Sinn, dass dies auch Kolya zwangsläufig auffallen würde. Alleine schon die Schnittwunden, die zwar noch nicht verschwunden, aber schon verschlossen waren. In ein paar Stunden wären viele von ihnen gänzlich verheilt.

Die Antikerin wollte sich trotz der Problematik nicht damit auseinandersetzen. Ihr würde bei Gelegenheit schon etwas einfallen. Wieder sah sie sich um. Aber erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Zelle an eine weitere grenzte, in der der Replikator festgehalten wurde. Zweifellos hatte dieser Kolya seine Hausaufgaben gemacht und lernte nun schon einige Technologien zu aktivieren und zu nutzen.

Schweigend und argwöhnisch betrachtete sie minutenlang den Replikator, bis dieser anfing zu sprechen. „Hast du dich selbst repariert?“

Alexa blickte ihn zunächst perplex an. „Was kümmert dich das?“, antwortete sie bitter.

Wieder starrte der Replikator sekundenlang zu seiner Zellennachbarin. „Du wirst ihm nicht entfliehen können“, erwiderte er.

„Das werden wir noch sehen.“

„Ich werde dir auch nicht helfen“, sagte der Replikator und blickte über sie hinweg in eine Ecke hinein.

Irgendetwas sagte Alexa, seinem Blick zu folgen. So winzig es auch war, konnte sie dennoch ein kleines Loch in der oberen linken Ecke des Raumes ausmachen, hinter dem mit Sicherheit eine Kamera versteckt war. Kolya hatte also aus der Vergangenheit gelernt.

Hatte er etwa Angst, dass auch sie sich mit ihrem Zellennachbarn verbünden würde, um zu entkommen? Noch einmal sah Alexa zu dem Replikator und hatte den Eindruck, dass er ihr wohl gerne etwas mitteilen wollte, sich aber aufgrund der Kamera zurückhielt. Sie fragte sich, ob dieses Ding möglicherweise doch ihre Gedanken hatte lesen können. Es war nun sehr gut möglich, dass Kolya bereits wusste, wer beziehungsweise was sie war und nur mit ihr sein krankes Spiel spielen wollte.


Atlantis, Krankenstation

Nur widerwillig war Tristanius seiner Frau und den Menschen zur Krankenstation gefolgt. Nun hatte Elisha wieder Mühe, ihrem Mann zu überzeugen, sich behandeln zu lassen.

„Tristanius, lass mich bitte endlich deine Schulter ansehen“, bat Elisha eindringlich.

Noch einmal blickte sich der General überrascht in der Krankenstation um, bevor er sich dann auf eine der Betten setzte. Dorian nahm ihm gegenüber Platz. Die vielen Bildschirme, Geräte, Instrumente, aber auch das dortige Personal erschienen ihm fremd.

„Sie gehören nicht zu unserem Volk“, stellte er argwöhnisch fest, während er seine Jacke auszog und gerade mal seinen rechten Ärmel auszog.

„Nein … wir kommen von der Erde und sind seit über fünf Jahren hier“, antwortete Woolsey und bestaunte genau wie John, einen etwa sechzig Jährigen Mann, der trotz seines Alters und seiner momentanen Verfassung, erstaunlich gut in Form war und dessen gut trainierte Muskeln noch immer am Arm und Brust zu sehen waren.

„Ach du meine Güte …“, hauchte Jennifer entsetzt, als sie die Verletzung des Antikers sah. „…Wie ist denn das passiert?“

„Das war dieser Schuss, nicht wahr? Damals auf der Station …“, erinnerte sich Elisha und erntete einen bestätigenden Gesichtsausdruck ihres Mannes.

Jennifer, die Marie das Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel abnahm, hielt sich eher zurück und überließ Elisha einen Großteil der Behandlung ihres Mannes. Zumal der General jeden Fremden äußerst kritisch einer augenscheinlichen Prüfung unterzog.

„Aber warum ist es nicht verheilt? Die Verletzung müsste bei Ihnen doch schon lange verheilt sein?“, fragte Jennifer erstaunt.

„Ich schätze, die lange Stase hat den Heilprozess irgendwie gestört. Ich kann im Moment auch nicht viel machen Tristan. Die Geräte und Instrumente sind teilweise noch immer auf Celtes oder funktionieren nicht mehr“, erklärte Elisha und begann die Wunde zu säubern.

„Ah …“, stöhnte er kurz auf, als das Desinfektionsmittel auf die Wunde traf. „… mach dir darüber keine Gedanken. Es reicht, wenn du sie schnell verbindest. Also was ist hier los?“, wandte er sich wieder an Richard und John.

„General, ich versichere Ihnen, dass wir alles tun werden, um Alexa zu befreien“, versprach John dem älteren Mann und versuchte sein Vertrauen zu gewinnen.

„Wie konnte es überhaupt dazu kommen? Was hat meine Tochter mit Ihnen zu schaffen?“

„Wie gesagt, kamen wir vor über fünf Jahren hier an und erforschen die Pegasus-Galaxie. Vor einigen Monaten, fanden mein Team und ich Ihre Tochter in der Stasekapsel im All treibend. Wir haben sie hierher zurückgebracht. Seitdem arbeiten wir zusammen. Vor einigen Tagen haben wir dann auch Ihre Frau auf einem Planeten gefunden und haben sofort mit der Suche nach Ihnen angefangen. Alexa ging heute auf einen weiteren Planeten, deren Adresse sie aus der Celtes Datenbank hatte, in der Hoffnung Sie zu finden. Oder zumindest Hinweise auf Ihren Verbleib. Aber offensichtlich … hat man sie dort bereits erwartet. Einige meiner Männer die sie begleiten sollten, wurden verletzt, Ihre Tochter betäubt und von dort weggebracht …“

„Von wem?“, kam es in einem weiteren befehlenden Ton.

„Ein Mann namens Kolya hat sich bereits mit einer Videoübertragung bei uns gemeldet.“

„Ich möchte diese letzte Übertragung von diesem … Kolya sehen, Colonel.“

Sheppard überlegte kurz und nickte dann Rodney zu, der mit zur Krankenstation gekommen war. Nachdem Rodney eine Verbindung zum Hauptrechner im Kontrollraum hergestellt hatte, startete die Videoaufzeichnung. Der General sah nun endlich nach langer Zeit wieder seine Tochter. Obwohl sie an einem Stuhl gefesselt und  geknebelt war, machte sein Herz einen kleinen Sprung. Zuerst war es Freude und Erleichterung, sie wieder lebend zu sehen, jedoch vergingen diese Gefühle schnell wieder, als Sorge und Angst in ihm aufkeimten und alle anderen Emotionen überwiegten. Alleine der Moment, in dem der Replikator seine Hand in den Kopf seiner Tochter führte, lies eine unglaubliche Wut in ihm aufkommen.

Er erinnerte sich zwar daran, dass sich seine Tochter früher schon öfter in ziemlich brenzligen Situationen befand und mehrmals wurde sie auch gefangen genommen, aber sie konnte immer wieder entkommen und musste nur selten befreit werden. Doch im Moment verwirrten ihn seine Gefühle über das Wiedersehen und die neuen Eindrücke und Erkenntnisse der letzten Jahrtausende so sehr, dass er fast keinen klaren und logischen Gedanken fassen konnte.

Er wusste nicht auf wen oder was er mehr wütend sein sollte. Über den Replikator, von dem er eigentlich gar nicht wusste, wer oder was er überhaupt war, oder über diesen Kolya, in dessen Händen sich seine Tochter befand? Oder sollte er auf diese Menschen, die neuerdings in Atlantis lebten, wütend sein, weil sie es zuließen, dass Alexa gefangen genommen wurde? Womöglich haben sie sie geradewegs zu diesem Kolya geführt.

„Wir werden sie da wieder wohlbehalten rausholen“, versprach John dem General nochmals, als die Aufzeichnung beendet war.

„Da bin ich mir sicher … in Ihrem eigenem Interesse. Abgesehen davon, werde ich mitkommen“, entschied Tristanius entschlossen.


Kolyas Planet

Mittlerweile war fast eine weitere halbe Stunde vergangen, in der Alexa ruhig und kräftesammelnd in ihrer Zelle saß. Immer wieder wägte sie ab, ob es besser sei, sich ruhig zu verhalten und auf Sheppard zu warten, oder selbst für ihre Freiheit zu sorgen.

Die Wachen, die gleich kommen und sie wieder zu Kolya bringen würden, könnte sie relativ problemlos überwältigen. Es wären vielleicht zwei, höchstens drei Leute. Sorgen machte sie sich allerdings um ihren Arm. Er war noch nicht vollkommen regeneriert, war kaum zum gebrauchen und würde leicht wieder brechen. Zudem kam noch hinzu, dass sie sich in diesem Gebäude nicht auskannte. Wenn sie auf der Suche nach einem Weg nach draußen wäre, würde sie mit Sicherheit auf weitere von Kolyas Männern treffen. Das waren praktisch zwei Faktoren, die gegen den Entschluss eines Fluchtversuchs sprachen. Dann eben auf Sheppard warten.

Er würde garantiert kommen, da war sie sich sicher. Allerdings wusste dieser nicht, wo sie sich befand und das wiederum herauszufinden, würde Zeit in Anspruch nehmen. Zeit, in dem Kolya alles Mögliche mit ihr anstellen konnte. Schlimmer noch, er würde schon sehr bald herausfinden, wer sie wirklich sei und was dann geschehen würde…
Auch für diese Entscheidung sprachen zwei Faktoren dagegen. Egal, wozu sie sich entscheiden würde, es könnte übel ausgehen.

„Planst du deine Flucht?“, fragte der Replikator, der sie die ganze Zeit stumm beobachtete hatte.

„Was geht dich das an?“, erwiderte sie missmutig.

„Ich sagte dir bereits, du wirst ihm nicht entkommen.“

„Weißt du was? Warum überprüfst du nicht deine Schaltkreise und hältst dabei die Klappe?!“

Ausdruckslos blickte der Replikator wieder zu seiner Zellennachbarin und schwieg. Gerade als Alexa aufstand und eine endgültige Entscheidung treffen wollte, hörte sie bereits Schritte, die sich den Zellen näherten.
Sekunden später öffnete sich die Tür und zwei Wachen traten ein.

„ Es wird Zeit, Täubchen. Kommandant Kolya erwartet dich“, brachte einer der beiden grinsend hervor und begann sie von oben bis unten zu mustern.

Doch Alexa dachte nicht daran, die Zelle zu verlassen, als das Kraftfeld ausgeschaltet wurde und das Gitter sich nach oben erhob.

„Was ist? Sollen wir dir Beine machen?!“

Noch immer regte sie sich nicht, legte allerdings ihren Kopf etwas schief. Leise fluchend setzten sich die beiden Wachen in Bewegung und gingen auf sie zu. Ihr Plan ging auf. Alexa hatte die beiden jetzt genau da, wo sie sie haben wollte. Bei sich in der Zelle. Nur ging es jetzt darum, dass auch der Rest funktionierte.

Gerade als einer der beiden sich hinter sie stellte und der andere sie am Arm packen wollte, legte sie los. Ein kräftiger Tritt nach hinten, ließ den Mann über die Bank stolpern und er blieb benommen auf dem Boden liegen. Erschrocken fuhr sein Kollege zu ihm herum, was Alexa ermöglichte, sich von seinem Griff loszureißen und ihm die rechte Faust ins Gesicht zu schlagen. Doch das würde nicht ausreichen, denn er schien sich recht schnell wieder zu erholen. Also versetzte sie ihm noch einen Tritt in die Magengrube, worauf sich dieser krümmte. Ein Schlag mit der Handkante in sein Genick und er war außer Gefecht gesetzt.

Schnell schnappte sie sich die Waffen der Wachen, rannte aus der Zelle, zum Bedienfeld an der Ecke und ließ das Gitter wieder herabgleiten und aktivierte das Kraftfeld. Noch einmal blickte sie zum Replikator, der nur langsam den Kopf schüttelte.

„Du wirst nicht entkommen.“

Alexa antwortete nicht, stattdessen überprüfte sie die Munition der Waffen und lugte vorsichtig aus dem Raum.
Der Gang, der zu Kolya führte war frei. Zumindest für den Moment. Dennoch entschied sie sich, in entgegengesetzter Richtung, nach einem Weg zu suchen, der in die Freiheit führen könnte. Leise trat sie in den Gang, doch sie war noch keine drei Schritte gegangen, als sie wieder diese unangenehme Empfindung hatte.
Erneut spürte sie etwas Böses und Kaltes und blieb wie gelähmt stehen, als sie glaubte, dass diese fremde Präsenz direkt hinter ihr stehen würde.

Schnell drehte sie sich mit erhobener Waffe um, doch es war niemand da. Irritiert sah sie wieder in den Flur, der zu Kolya führte. Die Empfindung war fremd, gleichzeitig aber auch vertraut, abstoßend und anziehend zugleich. Wie ein Ruf, dem man zu folgen hatte, kämpfte sie gegen den Drang, diesem Empfinden zu folgen.

~~~///~~~

Kopfschüttelnd aber lächelnd verfolgte Kieran Alexa auf den Bildschirmen. Er wusste dass sie ihn gerade spürte und dass sie sich gegen dieses Gefühl wehrte. Auch wenn er sich noch so sehr wünschte, sie zu ergreifen und von hier wegzubringen, da es gerade im Moment schon fast zu einfach wäre, wusste er doch, dass noch einige Zeit vergehen musste. Noch viele Dinge mussten erledigt werden. Viele ihrer neuen Freunde mussten aus dem Weg geräumt werden.

Selbst wenn er sie zu seinem geheimen Ort bringen würde, der wirklich niemandem bekannt sei, bestand dennoch die Gefahr, wenn auch sehr gering, dass die jetzigen Atlanter ihn früher oder später doch ausfindig machen könnten. Alleine dieser John Sheppard. Irgendetwas war an ihm, dass Kieran ganz und gar nicht gefiel.
Es waren aber nicht seine Gefühle wie Freundschaft und Kollegialität zu Alexa. Auch nicht seine Erinnerungen und Erfahrungen der letzten Jahre. Genauso wenig seine Fähigkeiten und Talente. Nein, es war etwas, das ganz tief in ihm saß. So tief, dass weder Sheppard selbst davon wusste, noch das Kieran es genauer ergründen konnte. Es war das gleiche wie einst bei Darius. Auch ihn konnte er damals nicht genau ergründen, was es einerseits so schwer machte, an Alexa heranzukommen, es ihm aber dafür erleichterte, ihn zu töten.

-Wird es diesmal einfacher sein? Immerhin ist Sheppard keiner von unserem Volk. Oder werde ich auch mit ihm Schwierigkeiten bekommen?-

Kieran riss sich wieder aus seinen Gedanken, blickte noch einmal kurz auf die Monitore, auf denen er und Kolya beobachten konnten, wie Alexa nach einem Ausgang suchte. Noch wenige Meter und sie würde auf weitere Männer von Kolya stoßen. Grinsend drehte er sich zu Kolya um.

„Es ist schön zu sehen, dass wir beide derselben Meinung sind. Diese kleine Soldatin scheint wirklich sehr freiheitsliebend zu sein.“

Kolya erwiderte nur kurz Kierans Blick mit dem selbigen Grinsen. Doch auch Kolya machte sich so seine Gedanken. Er wusste, dass es wohl mehr über Kieran zu wissen gab, als dieser freiwillig über sich preis gab. Er wusste auch, dass dieser Mann über einige erstaunliche Fähigkeiten verfügte. Das haben ihm schon seine Männer berichtet. Und auch er selbst hatte das ein oder andere Mal erlebt, wie er seine Kräfte einsetzte und auch trotz weniger Worte, eine enorme Überzeugungskraft besaß. Ihm war klar, dass er Menschen manipulieren und den freien Willen beeinflussen konnte. Er nahm sein Funkgerät und betätigte nur kurz den Knopf zum Sprechen, sagte jedoch kein Wort. Seine Männer würden nur ein kurzes Blinken an ihren Funkgeräten sehen, was ihnen sagte, dass die Gefangene gleich bei ihnen sei. Danach stand er auf und verließ Kierans Raum.

~~~///~~~

Alexa schlich weiter den Flur entlang. Irgendwo musste es doch einen Weg nach draußen geben.
Wieder kam sie an zwei Türen vorbei die jeweils Rechts und Links von ihr lagen und wieder ließen sich diese nicht öffnen. Bei der nächsten Flurgabelung bog sie links ab und entdeckte schon weitere Türen. Nachdem sich die erste auf der rechten Seite ebenfalls nicht öffnen ließ, setzte sie beinahe all ihre Hoffnung in die Gegenüberliegende. Und endlich sollte sie Erfolg haben, als das kleine Schott sich zur Seite schob. Doch dahinter warteten schon drei bewaffnete Männer, die auf sie zielten.

„Endstation, Liebchen“, brachte der mittlere der drei hervor.

Alexa war damit nicht einverstanden, als man sie rückwärts drängte. So schnell wollte sie nicht aufgeben. Noch einmal startete einen Versuch sich von den beiden die sie festhielten, zu befreien. Kaum hatte sie sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die rechte Wache geworfen und ihn somit gegen die Wand geschleudert, trat sie dem hinteren Mann den Elektroschocker aus der Hand. Doch ihr linker Arm schmerzte sie noch immer zu sehr, als das sie ihn hätte bewegen können. Somit konnte sie sich nicht ausreichend schützen, als der dritte Mann ihr einen Schlag versetzte, sodass sie zu Boden fiel.

Alexa spürte nur noch einen sengenden Schmerz in ihrem Arm und ihren Rippen, der ihr beinahe das Bewusstsein raubte. Mühsam wollte sie sich wieder hochstemmen, doch die Schmerzen waren so stark, dass sie es kaum mit dem einzig gesunden Arm schaffte.

Korran, einer der drei Wachen, packte sie unsanft am Genick, zog sie auf die Beine und drückte sie gegen die Wand. Seine Hand krallte sich regelrecht um ihre Kehle. Nur mit Mühe konnte sie atmen und versuchte vergebens sich zu wehren.

„So schön wie du bist, so dumm bist du auch. Du machst mich richtig wütend … und das finde ich irgendwie schade. Wir beide hätten viel Spaß miteinander haben können“, knurrte Korran.

Blitzschnell schoss sein Kopf auf sie zu und sie spürte nur noch seine Lippen auf den ihren. Sein übler Atem strömte in ihrem Mund und brachte sie fast zum Würgen. Seine Lippen drückten immer fester, fordernder und vor allem schmerzhafter gegen die ihren, sodass sie neben seinem widerlichen Geschmack auch ihr eigenes Blut schmecken konnte. Mit seinem gesamten Gewicht drückte er sich gegen sie, begann sich an ihr zu reiben und stöhnte dabei. Er löste seinen Mund von ihr und ließ seine Zunge danach über ihre Wange hinunter zum Hals und wieder hinauf zu ihrem Mund gleiten.

„Siehst du, wie schön es zwischen uns sein könnte?“, fragte er mit einem spottenden Grinsen als er sich gänzlich von ihr löste und sie anblickte.

Alexa, die spürte, dass sich sein Griff um ihre Kehle gelockert hatte, legte wieder ihren Kopf etwas schief, grinste zurück und ließ ihr Knie in die Höhe schnellen. Zielsicher traf sie direkt zwischen seine Beine. Korran riss die Augen auf. Mit schmerzverzerrtem und rotverfärbten Gesicht sank er tonlos wimmernd auf die Knie und hielt sich die Hände vor seinen Schritt.

Unsanft drückten die beiden anderen Wachen sie erneut gegen die Wand, als sie sie grob am Arm ergriffen, wodurch ein weiterer sengender Schmerz sich im ganzen Körper zu verbreiten schien. Geschwächt durch den Schmerz in ihrem Arm und in ihrer Seite und durch den eisernen Griff der beiden Männer, war sie kaum noch in der Lage, Korrans Fausthieb zu entgehen. Obwohl man sie festhielt, fiel sie mit einem Aufschrei zu Boden.
Benommen versuchte sie sich wieder aufzurichten, doch kaum hatte sie sich umgedreht, setzte Korran mit dem Elektroschocker nach.

Wieder schrie sie auf, bevor sie vollkommen das Bewusstsein verlor. Doch Korran ließ nicht von ihr ab. Immer wieder versetzte er ihr einen elektrischen Schlag, wodurch ihr Körper jedes Mal verkrampfte.

„Es reicht!“, schrillte Kolyas Stimme durch den Flur.

Korran trat vor Wut schnaufend zur Seite, als sein Kommandant näher trat. „Sie hat mich getreten!“

„Es interessiert mich nicht! Die Stunde ist gleich um und ich brauche sie lebend. Wenn Sheppard und der Antiker erst hier sind, kannst du mit ihr von mir aus tun was du willst! Aber jetzt bringt ihr sie wieder in den Hauptraum.“

Korran fuhr sich mit der Hand über seinen Mund, schluckte seine Wut hinunter und gab den Elektroschocker an seinen Kollegen zurück. Zusammen mit der anderen Wache brachte er Alexa zurück.


Atlantis

„Was soll das heißen?! `Nein!´ Wir brauchen die Adresse!“, regte John sich auf.

Mittlerweile waren Richard, John und sein Team wieder im Büro des Expeditionsleiters und diskutierten wild über die nächsten Schritte. Die Diskussion wurde teilweise so laut, dass sogar einige Worte im Kontrollraum zu verstehen waren.

Überrascht über Johns laute Tonlage, sahen sich die Sheppards mit großen Augen an.

„Ist ja mal wieder typisch für ihn. Es geht mal wieder nicht nach seinem Willen. Vermutlich wird er gleich mit dem Kopf durch die Wand wollen und Woolseys Anordnung übergehen“, knurrte Patrick, der wieder zum Büro des Expeditionsleiters sah.

„Was soll denn das heißen?“, wollte Carol wissen.

„Genau das gleiche hat er auch in Afghanistan getan. John bekam einen direkten Befehl und hat ihn missachtet. Er schnappte sich unerlaubt einen Hubschrauber und flog hinter die feindlichen Linien um dort einige seiner Kameraden, die da angeblich fest gesessen hätten, rauszuholen. Das ganze ging wohl nach hinten los. Sein Hubschrauber wurde getroffen und er stürzte ab. Zum Schluss musste wegen ihm eine Rettungsaktion gestartet werden. Mit Ach und Krach konnte eine Verhandlung vor dem Kriegsgericht verhindert werden. Aber es gab eine Anhörung und ein Eintrag in seiner Akte. Er wurde degradiert und nach McMurdo strafversetzt“, erklärte Sheppard Senior, als er sich daran er erinnerte, wie er kurze Zeit danach mit John deswegen stritt.

Patrick hatte ihm zuerst die Hölle heiß gemacht, ihn gefragt was ihn da wohl geritten habe, eine solche Aktion zu starten. Hielt ihm mal wieder vor, welche schlechte berufliche Wahl sein Sohn getroffen habe, dass er aus dem Militär austreten und eine Stelle in seiner Firma annehmen solle. Doch John lehnte vehement ab. Dann versuchte er seinen Sohn zu überreden, sich vom Anwalt der Familie, Clinton Spencer, bei der Anhörung vertreten zu lassen. Aber auch das lehnte John ab. Im Grunde brachen John und sein Vater ab diesem Zeitpunkt jegliche Kommunikation zueinander ab. Von da an herrschte eine geradezu eisige Kälte zwischen den beiden. Dennoch versuchte Patrick alles, um über die Schritte und das Leben seines ältesten Sohnes informiert zu sein.

„Degradiert und strafversetzt … das war also der Grund dafür? Weil er glaubte, das seine Kameraden Hilfe brauchten?“

„Es war tatsächlich so, Misses Sheppard …“, antwortete Daniel. „Für zwei seiner Kameraden konnte er nichts mehr tun. Der dritte verstarb auf der Flucht aufgrund zu schwerer Verletzungen. Colonel Sheppard war zwar auch selbst verletzt, konnte aber gerettet werden.“

„Tja, Ich schätze, man hätte so oder so nichts mehr für diesen Mann tun können.“

„Patrick …“, mahnte Carol ihren Mann leise und versuchte ihn wieder zu besänftigen. Langsam machte sich Empörung in ihr breit.

„Darum geht es nicht, Mister Sheppard …“, entgegnete Daniel. „Beim Militär, bei der Air Force, ganz besonders beim Stargate-Programm, gibt es eine Regel, einen Grundsatz. Für die meisten von uns ist es auch ein Gesetz … Wir lassen niemanden zurück. Colonel Sheppard handelte danach und er tut es auch jetzt noch.“

„Na, habe ich es nicht gesagt. Das lässt sich ja dann ganz gut durch seinen Drang, seinen eigenen Kopf durchsetzen zu wollen, kompensieren.“

„Rick! Meinst du nicht, du übertreibst ein wenig? Das kann man doch gar nicht miteinander vergleichen.“

„Er hat aber Recht Mom. Du hast das alles … nicht miterlebt. Nach deinem Tod, da fing das alles an. Er hatte sich kaum noch mit uns unterhalten, hörte nicht mehr auf Dad und er hatte wirklich meistens eigene Pläne“, pflichtete Dave seinem Vater bei, worauf ihn seine Mutter teils überrascht, teils auch empört ansah.

„Ja. Mich wundert es nur, dass er nicht sonst irgendwie straffällig wurde. Das hätte gerade noch gefehlt. Ein Sheppard mit einem Vorstrafenregister, solang wie … ach, was weiß ich. Vermutlich sollten wir froh darum sein.“ Patrick stand auf und verschränkte die Hände hinter seinem Rücken, als er hinunter zum Gateraum sah.

„Also jetzt reicht es aber wirklich! Wisst ihr was? Es wundert mich gar nicht, dass er mit euch kaum noch was zu tun haben wollte und dass er zum Militär gegangen ist. So wie ihr über euer eigen Fleisch und Blut redet, würde jeder Mann flüchten. John hat dort offensichtlich mehr Freunde und betrachtet diese als seine Familie, als das ihr es jemals für ihn gewesen seid… er hat vielleicht einen Fehler gemacht und etwas … zu impulsiv gehandelt, aber … könntet ihr eure Freunde einfach so im Stich lassen, wenn sie Hilfe brauchen? Ich glaube wir sollten uns mal dringend unterhalten.“

Carol konnte nicht fassen, was sich ihr da gerade bot. Vater und Sohn taten sich zusammen und diskreditierten ihren eigenen Sohn und Bruder. Sie wollte sich erst gar nicht vorstellen, was, nein sie wollte erst gar nicht daran denken, dass es all die Jahre so abgelaufen sein musste.

Dennoch entstand tief in ihrem inneren, ein winzig kleiner Gedanke. Ein winziger Hoffnungsschimmer, aufgrund dieser neuen Erkenntnisse und Beobachtungen, ihre Familie auf gewisse Weise wieder näher kennen zu lernen. Mehr noch. Ihr näher zu kommen. Besonders aber ihrem ältesten. Doch das würde ein ganzes Stück harte Arbeit werden.

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„Eben sagten Sie noch, dass sie einverstanden wären!“

„Das weiß ich, Colonel. Da haben wir auch nicht gewusst, was wir jetzt wissen. Es gibt zu viele Risiken, die es zu berücksichtigen gilt. Zum einen, wissen wir immer noch nicht, ob es sich bei dieser Person wirklich um Kolya handelt, oder um einen Replikator, der seine Gestalt angenommen habe könnte. Die Tatsache, dass wir bereits mindestens einen Replikator mit Bestimmtheit erkennen konnten, spricht wohl dafür, dass auch der Rest von ihnen welche sind.“

„Ja er hat Recht!…“, meldete sich nun auch Rodney zu Wort. „…ich meine, wer weiß, es könnte doch sogar sein, dass wir bereits auch auf Replikatoren gestoßen sind und jetzt… keine Ahnung…mal wieder in dieser Fantasiewelt stecken, die sie für uns erschaffen, um an Informationen zu kommen. Und wir merken es noch nicht einmal!“, brachte McKay hervor, musterte Sheppard argwöhnisch und petzte nicht ganz sachte in seinen Arm. „Au!“

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Neugierig sah Familie Sheppard erneut zum Büro von Mister Woolsey, als sie Johns kurzen Aufschrei daraus hörten. Kopfschüttelnd beobachtete Patrick, wie McKay in Johns Arm petzte, dieser kurz aufschrie und seinem Gegenüber dann einen Schlag auf den Hinterkopf erteilte. „Wie die Kinder!“

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„Hätte ja sein können …“, verteidigte sich Rodney.

„Gentlemen, bitte!…“, unterbrach Richard das Geplänkel. „…ich bezweifle, dass wir bereits in Kontakt mit Replikatoren gekommen sind. Glauben Sie mir, mir hat diese eine Erfahrung voll und ganz gereicht, um mittlerweile Fantasie und Wirklichkeit auseinander halten zu können. Nein, das hier ist die Realität.“

„Wir müssen sie da rausholen!“, betonte John nochmals.

„Das ist mir klar. Aber ich bin mir immer noch nicht wirklich sicher, dass es tatsächlich dieser Kolya sein soll?“

„Er ist es aber“, versicherte John und sah Woolsey eindringlich an.

„Was macht Sie denn da so sicher, frage ich Sie. Sie haben ihn doch damals selbst erschossen, John.“

„Sein Blick“, antwortete Rodney ernst.

„Ach, jetzt auf einmal!“, lautete Johns schnippische Antwort.

Woolsey räusperte sich demonstrativ laut, um ein weiteres Gezeter zwischen den beiden Männern zu verhindern.

„Rodney hat Recht“, meinte Teyla. „Auch ich bin mir sicher, dass es sich hier um den echten Acastus Kolya handelt. Aber dennoch ist da auch etwas anderes … dieser Blick … irgendetwas ist mit ihm geschehen. Er ist nicht der Kolya, den wir von früher kannten. Er scheint sich wirklich verändert zu haben. Seine Augen sind anders. Sein Blick ist irgendwie …“, sagte Teyla und suchte nach den richtigen Worten.

„Tss, was denn? Glauben Sie, er ist verrückt? Das ist doch nichts neues. Aber wenn man so darüber nachdenkt … Ich meine er ist offensichtlich von den Toten auferstanden. Wer weiß schon, welche Auswirkungen das auf ihn hatte“, rätselte Rodney.

„Das ist mir im Moment alles egal. Mir geht es um Alexa! Wenn wir sie da nicht schnellstens rausholen … Kolya wird früher oder später herausbekommen, wer sie wirklich ist. Und was ist mit ihren Attacken? So wie ich Kolya kenne, wird er diesen Replikator weiter auf sie hetzen oder sie sonst wie foltern. Das könnte die Attacken provozieren“, erwiderte John gereizt und schien von Minute zu Minute nervöser zu werden.

„Colonel, Sie haben doch mitbekommen, was er sagte. Wenn er wirklich der Mann ist, für den Sie ihn halten, können Sie sicher sein, dass auf dem Planten, auf dem Commander Thalis entführt wurde, tatsächlich dutzende Männer darauf warten, Sie in die Finger zu bekommen. Man erwartet Sie dort. Sie werden in eine Falle rennen.“

„Das ist mir schon klar. Ich habe aber einen Plan. Wir sorgen erst mal für Ablenkung und Verwirrung, gehen dann mit einer entsprechenden Anzahl von Marines dahin. Rodney lädt die fünfzig zuletzt gewählten Adressen runter …“

„Und wer sagt Ihnen, dass sie nicht von einem Planet zum anderen gereist sind? Sie könnten sonst wo sein.“

„Das sagen mir ein paar von Kolyas Männern, die wir dann schnappen konnten.“

„Tut mir leid, Colonel. Das Risiko ist zu groß. Ich kann es mir nicht leisten, jemanden aus Ihrem Team oder sogar Sie, in eine offensichtliche Falle tappen zu lassen.“
„Verdammt Woolsey! Die Stunde ist gleich um. So viele Männer kann Kolya nicht haben. Wir brauchen die Adresse … wir müssen dahin.“
„Nein, müssen sie nicht“, ertönte die Stimme des Generals hinter John, der sich irritiert zu ihm umdrehte.
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich weiß, wo meine Tochter festgehalten wird.“

Auf Kolyas Planet

Korran erschrak leicht, als Kieran plötzlich neben ihm auftauchte. Nur für einige Minuten wollte er an die frische Luft, sich abregen und entspannen. Von der Wut und dem Schmerz, der ihm die Gefangene breitet hatte. Und wenn er ganz ehrlich mit sich war, wollte er sich auch von diesem Verlangen nach ihr, ablenken. Das verlangen, sie einfach zu packen, ihr die Kleider vom Leib zu reißen und sie gleich an Ort und Stelle …

Er stand wieder nahe an einer kleinen Seitentür, die hinaus zu einem ehemaligen Garten führte. Eben noch hatte er sich an einer der vielen Hecken erleichtert und riss gedankenlos einigen Pflanzen den Kopf ab.

„Geht es wieder?“, fragte Kieran und erntete einen irritierten Blick. „Die komplette Anlage wird mit Kameras überwacht. Deinem Kommandanten und mir entgeht praktisch nichts. Das weißt du ja.“

Korran antwortete nicht.

„Sie hat offensichtlich einen ganz schönen Tritt drauf“, fügte Kieran grinsend bei.

Korran brummte, bevor er antwortete. „Das werde ich ihr schon noch austreiben. Bisher bin ich noch mit jedem Weib fertig geworden. Da wird sie keine Ausnahme sein. Es wird zwar etwas dauern, bis sie sich mir willig hingibt, aber andererseits kann eine solche Zähmung auch sehr erregend sein.“

Kieran lachte nur kurz auf, doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich von einer Sekunde auf die nächste.
Korran wusste gar nicht wie ihm geschah, als Kieran blitzschnell hervor schoss, ihm am Hals packte und gegen die Außenwand schleuderte. Durch den Aufprall wurde die Luft aus seinen Lungen gepresst und er fühlte einen heftigen pochenden Schmerz auf seinem gesamten Rücken. Ohne Mühe hielt Kieran ihn mit nur einem Arm so weit hoch, dass Korran den Boden nicht mehr berühren konnte und durch den eisernen Griff nicht mehr atmen konnte.

„Du wirst ihr gar nichts austreiben! Hast du verstanden? Wenn du es wagen solltest, sich ihr noch einmal zu nähern oder nur daran zu denken, sie mit deinen schmierigen Fingern anzufassen, dann verspreche ich dir, dir dein bestes Stück bei lebendigem Leibe zu häuten und scheibchenweise abzuschneiden. Ist das klar?!“

So sehr Korran auch versuchte zu antworten, mehr aus Angst und Verzweiflung, als aus Verständnis, kam kein einziges Wort aus seinem Mund. Und Kieran wusste dies. Dennoch wollte er ihm eine Lektion erteilen, die er wohl niemals vergessen würde.

„Nur für den Fall, dass du mir nicht glaubst, gebe ich dir einen kleinen Vorgeschmack.“

Korran spürte einen allmählich stärker werdenden Schmerz in seiner Lendengegend, um genauer zu sein in einem ganz speziellen, ebenerwähnten Teil dieser Gegend. Immer stärker wurde das Brennen, das Pochen und hämmern. Korran wusste selbst nicht, was für eine Pein gerade herrschte. Er konnte regelrecht spüren, wie eine imaginäre Klinge sich an seinem besten Stück zu schaffen machte. Er konnte nichts anderes als schreien. Er schrie so laut, wie in seinem ganzen Leben noch nicht. Woher er die Luft dafür nahm, wusste er nicht. Er wollte es auch nicht wissen. Alles was er wollte war, das dieser Schmerz endlich aufhörte. Korran glaubte, bereits zu spüren wie das Blut an seinen Beinen hinab floss und schrie immer lauter und verzweifelter.

„Na, wie fühlt es sich an? Korran schrie weiter. „Fass sie noch einmal an, denke noch einmal daran, sie zu nehmen, sieh sie noch einmal schief an oder nähere dich ihr auch nur … dann wird das alles wahr. Verstanden?!“

Gerade als er spürte, dass Korran drohte das Bewusstsein zu verlieren, linkte er sich aus seinem Verstand und ließ ihn los. Nach Luft hechelnd und immer noch laut winselnd fiel Korran zu Boden, krümmte sich wie zuvor und hielt schützend seine Hände an seinen Schritt.

Kieran sah nur kurz zu ihm herab, atmete einmal tief durch und begab sich wieder nach drinnen.
Korran benötigte noch einige Minuten, bis er glaubte, der Schmerz würde nachlassen und wieder richtig atmen zu können. Mühsam richtete er sich auf, öffnete panisch seine Hose und sah an sich hinunter.

„Kein Blut … alles in Ordnung … alles in Ordnung“, krächzte er tonlos, lehnte sich an die Wand zurück und unterdrückte mühsam ein Weinen. Doch er hielt nicht lange durch und brach schlussendlich in Tränen aus.

~~~///~~~

Das erste was Alexa wahrnahm, als sie erwachte, war, dass sie wieder gefesselt auf einem Stuhl saß. Hinter ihren Schläfen dröhnte es so gewaltig, dass sie ein paar Mal die aufkommende Übelkeit wieder  hinunterschlucken musste.
Liebend gern hätte sie ihren Mageninhalt über Kolya verteilt, nur dachte sie daran, dass es diesem wohl nicht besonders gefallen würde. Dabei war sie nicht um ihn besorgt. Viel mehr um sich, denn sie wollte ihn nicht noch weiter mit unbedachten Handlungen weiter provozieren. Zumindest nicht, bis ihr Arm und ihre Rippen genügend verheilt waren.

„Schön zu sehen, dass Sie wieder unter uns weilen“, sagte Kolya und betrachte Alexa, wie sie wieder langsam zu sich kam.

„Was man von Ihnen nicht behaupten kann“, entgegnete sie.

Kolya lachte auf. „Ihren Sarkasmus haben Sie offenbar immer noch nicht abgelegt. Soll ich Korran noch mal herein bitten und sie beide eine Weile alleine lassen? Was meinen Sie, reicht eine Stunde?“, versuchte er sie einzuschüchtern.

„Auf Ihre Verantwortung, dass er danach keinen Nachwuchs mehr zeugen kann … von mir aus, lassen Sie sich nicht aufhalten.“

Wieder lachte Kolya, schüttelte erstaunt den Kopf und sah amüsiert zu einem Monitor, von dem er wusste, dass in ihm eine Kamera installiert war, die die Bilder direkt in Kierans Raum übertrug. Er drehte sich wieder zu ihr um, holte aus und schlug ihr erneut ins Gesicht. „Das war für Ihren Fluchtversuch.“

Ein weiterer Schlag folgte, diesmal auf die andere Wange. Alexa spürte, wie die alten Wunden wieder aufplatzten und vereinzelnd etwas bluteten.

„Das war für den Angriff auf meine Männer.“ Kolya rieb sich kurz über seine Oberlippe, dann über seine Stirn. „Ich überlege gerade, ob ich mich auch für den Tritt revanchieren soll, den Sie Korran verpasst haben. Vielleicht möchte er das ja aber auch selbst erledigen … ach was soll´s“, sagte Kolya und schlug abermals zu.

Sie spürte mit jeder einzelnen Faser ihres Seins, wie ihre Lippe beim letzten Schlag aufplatzte und sich die warme Flüssigkeit in ihrem Mund ergoss. Aber noch schlimmer war das Gefühl, aufkommender Wut und Verzweiflung. Wut und Verzweiflung darüber, plötzlich so schwach und hilflos zu sein. Und das nicht nur seit dem Augenblick, in dem sie in Kolya Hände geriet. Nein schon früher spürte sie sich schwach, ausgelaugt und erschöpft. Sie fühlte dass ihr irgendetwas fehlte. Natürlich waren da ihr Vater und ihr Bruder, die immer noch vermisst wurden, aber da war noch mehr. Tief in ihrem Inneren schien ein Loch zu sein, das früher einmal von etwas schönen und wunderbaren ausgefüllt worden sein muss. Alexa hatte schon seit längerem das Gefühl, etwas oder möglicherweise jemanden zu vermissen. Nur wen oder was wusste sie nicht.

Von Kolya völlig unbeeindruckt spukte sie das Blut auf den Boden, direkt vor Kolyas Füße. Einige Sekunden lang starrte dieser auf den Fleck, der sich vor seinen Füßen gebildet hatte, musterte seine Gefangene abermals und schlug erneut zu. „Und das … ist für die Verschmutzung meines Bodens. Wie Sie sehen, können Sie tun oder lassen, was Sie wollen, Sie sind mir völlig ausgeliefert. Aber keine Sorge, das wird sich ändern, sobald Colonel Sheppard hier ist.“

„Glauben Sie ernsthaft, dass ich Ihnen das abkaufe? Colonel Sheppard wird sich nicht darauf einlassen, er wird nicht kommen“, entgegnete sie.

„Oh doch, er wird … und sei es nur, um Sie befreien zu wollen“, versprach Kolya, griff nach ihrem Kinn und betrachtete ihr Gesicht.

„Ihre… Verletzungen scheinen ja schnell zu heilen“, stellte er fest.

Jetzt musste Alexa handeln, auch wenn ihr das ganz und gar nicht gefiel. „Es ist das Gen“, antwortete sie.

„Das Antiker Gen?“

Sie nickte zögernd. „Doktor Beckett und der Antiker konnten es irgendwie verbessern.“

„Na sehen Sie? Schon sind Sie gesprächiger … Wie?“

„Woher soll ich das wissen? Ich bin kein Mediziner, wie Sie wissen“, gab sie trocken zurück.

„Ich glaube schon, dass Sie es wissen. Sie wollen es mir nur nicht sagen. Sie denken, dass es für Sie schneller vorbei sein wird, wenn Sie mir keine nützlichen Informationen geben. Sie versuchen auch alles Mögliche, um mich zu provozieren und zu reizen. Sie hoffen darauf, dass ich Sie dann im Zorn erschieße.“

Wieder vergingen einige Augenblicke in denen keiner sprach bis Kolya erneut begann. „Haben Sie das auch von Sheppard gelernt?“

Wieder funkelte Alexa ihn nur böse an, sah aber nach wenigen Augenblicken angewidert weg. „Tja, wie dem auch sei … die Stunde ist um. Sie wissen ja, was das heißt. Schafft mir dieses Ding wieder her und stellt eine Gateverbindung zu Atlantis her. Sheppard muss an etwas erinnert werden“, wies er seine Männer an, die seine Befehle sofort befolgten.


Atlantis

„Sie wissen, wo sie ist?“, fragte John überrascht.

„Ich bin mir nicht sicher, aber als Sie mir vorhin die aufgezeichnete Übertragung zeigten, glaubte ich, das Gebäude, in dem sich dieser Mann mit meiner Tochter befindet, zu erkennen. Es gibt eine Charakteristik, die dieses Gebäude von anderen unterscheidet. Die besondere Maserung der Wände. Sie ist durch Verunreinigungen des Baumaterials entstanden. Da das ganze keine weiteren Auswirkungen hatte, beschloss man es nicht zu ändern. Das macht das Aussehen dieser Einrichtung beinahe unverwechselbar“, erklärte Tristanius und betrat nun das Büro.

Nur kurz ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen und stellte wehmütig fest, dass sich dieser Woolsey durch einige Veränderungen seines Büros sehr wohl als Kommandant der Stadt zu fühlen schien. Wie er selbst zu jener Zeit. Aber Tristan musste sich eingestehen, dass auch ihm die eher einfache, aber für diesen jedoch persönlich und anspruchsvoll wirkende Einrichtung und Gestaltung des Raumes gefiel.

„Haben Sie die Adresse…Sir?“, fügte John noch bei, immerhin stand ein General vor ihm.

„Selbstverständlich.“

„Na dann los.“

„Einen Moment. Also bei allem Respekt General, selbst wenn Sie und wir uns hundertprozentig sicher wären, gäbe es da noch das Problem der Gegenwehr, die ich immer noch für zu groß und zu stark befinde“, bremste Richard die beiden Männer aus.

„Sollen wir sie da etwa zurücklassen?!“, entgegnete John beinahe fassungslos.

„Natürlich nicht! Nur-“ Wieder war es eine eingehende Gateverbindung, die die Diskussion der Männer unterbrach und sie augenblicklich in den Kontrollraum stürmen ließ.

„Eingehendes Wurmloch … es ist Kolya“, erklärte Chuck mit gedämpfter Stimme.

„Mister Woolsey, Colonel Sheppard, die Stunde ist um. Oder haben sie ihre kleine Soldatin vergessen?“ fragte Kolya und trat etwas zur Seite.

„Meine Güte … was haben Sie mit ihr gemacht?!“, fragte der General entsetzt, als er die vielen Verletzungen seiner Tochter sah, die wie zuvor, wieder gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl saß. Doch Kolya konnte ihn nicht hören, da man noch keinen Kanal zu ihm geöffnet hatte.

„Sir, bitte. Ich weiß dass Sie sich sorgen. Aber bitte lassen Sie uns das regeln. Wir haben mit Kolya Erfahrung“, bat Woolsey mit ruhiger Stimme.

Wieder betrachtete er die Menschen argwöhnisch, hielt sich dann aber doch zurück. Woolsey gab Chuck ein Zeichen und dieser stellte eine Verbindung her.

„Sie kennen unsere Antwort, Kolya. Es macht wenig Sinn, sich weiter zu bemühen.“

„Ich bitte Sie, Mister Woolsey, das ist doch keine Mühe. Allerdings muss ich gestehen, dass Ihre … Soldatin sehr bemüht ist, sich meiner Gastfreundschaft zu entziehen. Ich muss schon sagen Sheppard, Sie haben sie gut trainiert.“

„Oh, Sie haben ja keine Ahnung“, sagte John leise und spürte allmählich einen inneren Groll in sich aufkommen.
Alleine schon Alexas Anblick mit all ihren Verletzungen, gefesselt, hilf- und wehrlos diesem Wahnsinnigen ausgeliefert, versetzte ihn fast unbändige Wut.

„Ich habe den Eindruck, dass Sie wirklich einiges vergessen haben, Colonel. Soll ich Ihrem Erinnerungsvermögen etwas auf die Sprünge helfen? Fangen wir doch gleich damit an, dass Sie diese Gastfreundschaft schon mal eine Zeit lang selbst genossen haben.“

John spürte förmlich die Blicke seiner Familie an sich haften. Er brauchte noch nicht einmal zu ihnen rüber zusehen, um zu wissen, mit welch entsetztem und fragendem Gesichtsausdruck er gemustert wurde. Allen voran seine Mutter.

„Sagen Sie mir Sheppard, wie haben Sie es nur geschafft, sich mit einem Wraith zu verbünden?“

„Durch Ihre Nachlässigkeit. Was denn, wurmt Sie das immer noch?“, fragte John leicht amüsiert.

„Nein, bestimmt nicht, aber zu Ihrer so genannten Nachlässigkeit kommen wir später …“, versprach Kolya lachend und nickte einem seiner Männer zu.

„Wollen wir mal keine Zeit verschwenden und kommen gleich zur nächsten Erinnerung. Der Replikator … falls Sie es vergessen haben sollten.“

Wieder konnten die Atlanter beobachten, wie der Replikator zu Alexa geführt wurde. Johns Wut wuchs noch etwas weiter an.

„Sehen Sie, Sheppard … es ist schon erstaunlich, was einem so alles zu Ohren kommt. Ganz interessante Dinge, wirklich. Unter anderem wurde mir auch die Frage, was mit Doktor Weir passiert ist, beantwortet. Aber für den Fall, dass es immer noch nicht bei Ihnen klingelt …“, sagte Kolya und nickte dem Replikator zu.

Alexa schrie genau wie zuvor auf, als sich die Hand des Replikator in ihrem Kopf bohrte.

„Nein … Nein!“ schrie John und machte hastig einige Schritte auf den Bildschirm zu.

„Wie war das damals, John? Hm? Sah es bei Doktor Weir auch so aus? Hatte sie auch die Hand eines dieser Dinger in ihrem Kopf, als Sie sie zurückgelassen haben? Hat sie nach Hilfe geschrien? Hat sie nach Ihnen gerufen? Hat sie Sie angefleht, ihr zu helfen?“

„Ich bring Sie um, Kolya. Ich werde Sie töten“, knurrte John in all seiner Wut und seinem Hass und trat noch weiter vor, bis Teyla und Ronon ihn zurückhielten und versuchten, ihn wieder zu beruhigen.

Entsetzt sahen die Atlanter und auch die Sheppards zu dem Bildschirm. Elisha hielt sich beide Hände vors Gesicht, sie konnte es nicht mehr mit ansehen, wie ihre Tochter gequält wurde. Doch Carols schockierter Blick blieb an John hängen. Noch nie zuvor hatte sie eine solche Wut und Verachtung und solchen Hass in den Augen eines Menschen gesehen. Schon gar nicht bei jemandem aus ihrer Familie. Sie beobachtete John weiter. Sah, wie er auf den Bildschirm starrte, seine Augen sich verengten, wie sich seine Atmung beschleunigte und seine Nasenflügel dabei bebten. Seine Kiefer mahlten, die Hände hatte er so fest zu Fäusten geballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. Sie sah, wie Teyla ihm zuflüsterte und versuchte ihn zu beruhigen, doch er registrierte sie kaum.

Carol war sich in diesem Moment nicht mehr so sicher ob es wirklich ihr Sohn sei, der da einige Meter vor ihr stand. Sie konnte sich einfach nicht daran erinnern, ihn schon mal so gesehen zu haben. Niemals war er so nahe daran, die Kontrolle zu verlieren. Dabei fragte sie sich, ob es Kolyas Worte über diese Doktor Weir waren, die ihn so in Rage brachten, oder dass ihm diese junge Frau, die dieser Kerl gefangen hält, etwas bedeutete. Vor allem aber, was zwischen ihm und diesem Kolya vorgefallen war. Hilflos fragend sah sie zu ihrem Mann und zu Dave, die nicht minder bestürzt die Szenerie betrachteten. Sogar Doktor Jackson schien von Johns Reaktion überrascht zu sein, versuchte doch sich nichts anmerken zu lassen.

~~~///~~~

Dunkelheit umgab sie. Unendliche Schwärze. Und dennoch schien von oben ein Licht auf sie herab zu scheinen. Sie konnte jedoch keine Decke sehen. Konnte nicht die Quelle des Lichts erkennen. Auch Wände waren nicht zu finden. Irritiert sah Alexa sich um. Ihr Blick fiel auf eine Gestalt, die aus der Dunkelheit auf sie zu kam und dicht vor ihr stehen blieb. Erst als er in den Lichtkegel trat, erkannte sie ihn als den Replikator.

„Was soll das?“, fragte sie beunruhigt.

„Ich sondiere deinen Geist. Zumindest soll Kolya es glauben“, antwortete der Replikator.

„Wo sind wir?“

„Um dein Vertrauen zu gewinnen, habe ich versucht, ein Bild aus deiner Erinnerung zu erschaffen, aber dein Geist ist … ich habe keinen vollen Zugriff auf deine Erinnerungen, genau wie du selbst. Daher sind wir jetzt in meinem Unterbewusstsein.“

„Um mein Vertrauen zu gewinnen? Soll das ein Witz sein?“

„Ich weiß wer du bist … was du bist.“

Alexa spielte die Unwissende, antwortete ihm aber nicht.

„Es nützt dir nichts, dich zu verstellen. Jedenfalls nicht bei mir. Ich habe schon beim ersten Mal aus deinen Gedanken erfahren, dass du die Antikerin bist.“

Wieder schwieg Alexa ertappt und fragte sich, was dieses Ding zu Kolya gesagt haben könnte.

„Ich habe ihm nichts gesagt …“, sprach er leise, beinahe mitfühlend. „Und werde es auch weiterhin nicht tun.“

„Warum nicht?“, wollte Alexa nach einigen Sekunden wissen.

„Ich habe kein Interesse daran, dir schaden zu wollen.“

„Ist ja mal was ganz neues.“, stellte sie sarkastisch fest.

„Dass ich dir Schmerzen bereite, liegt nicht in meiner Absicht. Er hat mich so programmiert.“

„Wer? Kolya?“

„Nein …“, antwortete der Replikator lächelnd, als er ihre Gedanken erneut las. „…du hast Recht. So intelligent ist er nun auch wieder nicht. Das Wissen wie man Replikatoren erschafft, besitzt nicht er…“

Alexa sah ihn nachdenklich an. „Seine Männer aber auch nicht … also hat er einen Komplizen.“

„Ja und dieser hat auch Kolya wiederbelebt. Ich wurde danach nur erschaffen, um in deinen Gedanken zu lesen und nach Informationen zu suchen. Hauptsächlich aber um…“

„Um was?“

„Er will dich dabei beobachten, dich studieren.“

„Der Komplize? Mich studieren? Wozu? Wer ist er?“

„Seinen Namen kann ich nicht sagen. Ich bin nicht dazu programmiert. Aber er scheint dich zu kennen.“
Alexas Gedanken überschlugen sich regelrecht.

-Wer könnte mich kennen? Wer außer den Atlantern, könnte wissen, wer ich wirklich bin? Und vor allem, was hat derjenige davon, mich auf diese Weise zu beobachten? Wozu? Und wenn er mich doch kennt, warum dann noch beobachten und studieren?-

„Das kann ich dir nicht sagen. Ich habe keine Informationen darüber. Aber er scheint einen Vorteil aus deinen fehlenden Erinnerungen zu ziehen“, erklärte der Replikator, als er wieder ihre Gedanken las.

„Meine fehlenden Erinnerungen? … Dann kennt er mich …v on früher? Das ist aber doch nicht möglich. Ist es wirklich jemand aus meiner Vergangenheit?“

Der Replikator antwortete mit Schweigen, was Alexa in ihrer Annahme nur bestätigte. So sehr sie sich auch bemühte, ihr fiel jedoch niemand ein, den sie noch aus der Vergangenheit kannte und ein Interesse daran haben könnte, sie zu beobachten und zu studieren.

„Es macht keinen Sinn, darüber nachzudenken. Du wirst dich nicht an ihn erinnern.“

„Warum erzählst du mir das alles erst jetzt?“, fragte sie, als sie merkte, dass es im Moment wirklichen Sinn machte, darüber nach zu denken.

„Die gesamte Einrichtung und auch die Gefangenenzellen werden überwacht, das hast du ja gesehen. Also bleibt uns nur diese Möglichkeit, unbemerkt miteinander zu sprechen. Ich brauche deine Hilfe.“

„Meine Hilfe?“, fragte sie skeptisch.

„Ja. Aus deinen Gedanken weiß ich, dass Colonel Sheppard mit seinem Team kommen wird, um dich zu befreien … du musst mir etwas versprechen…“

~~~///~~~

„Na, wie war das damals? Hat Elizabeth auch so geschrien? Ich kann mir vorstellen, dass so eine Hand im Kopf äußerst schmerzhaft sein muss“, sagte Kolya und nickte einem seiner Männer zu, der dem Replikator daraufhin anwies, seine Hand wieder aus Alexas Kopf zu ziehen.

Nochmals schrie sie während dieses Vorgangs trotz Knebel laut auf, bevor sie dann das Bewusstsein verlor.
Kurz betrachtete der Replikator die junge Frau, drehte sich dann zu Kolya um, und gab ihm durch ein Kopfschütteln zu verstehen, dass er keine neuen Informationen habe.

„Hm, noch nicht einmal der Replikator kommt an Informationen. Es muss auch ziemlich schwer sein, seine Gedanken vor diesem Ding zu verstecken, was die ganze Prozedur wahrscheinlich noch um einiges schmerzhafter macht. Sie selbst ist auch nicht gerade sehr gesprächig, bis auf die eine oder andere irrelevante Aussage…“, fuhr Kolya fort. „…ja, sie hat zweifellos eine exzellente Ausbildung erhalten. Ich frage mich allerdings, ob wirklich Sie ihr Lehrer waren oder noch sind … und wenn, sind Sie wirklich so gut? Oder ist sie vielleicht nur eine Ihrer besten Schülerinnen und Ihnen möglicherweise sogar schon weit voraus?“

„Sie wird Ihnen keine Informationen geben, Kolya“, erwiderte John völlig emotionslos und mit Eiseskälte in der Stimme.

Jegliche Gefühlsregung ist aus seinem Gesicht gewichen, seine Fäuste hatte er jedoch noch immer geballt. Dennoch schien es, als ob er jeden Moment durch diesen Bildschirm springen wollte.

„Tja, diesen Eindruck bekomme ich auch so langsam…“, erwiderte Kolya und ging zu seiner Gefangenen, die allmählich wieder zu Bewusstsein kam. Grob ergriff er ihr Kinn und riss ihren Kopf zurück.

„Sehr schade. Mal von Mann zu Mann John, sie ist eine sehr schöne Frau, aber sicherlich ist Ihnen das selbst aufgefallen. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es zwischen Ihnen beiden zu mehr gekommen ist, als nur Befehle und Gehorsam, hm? Wie war das, als Sie sie zuletzt im Arm hielten? Haben Sie da ihre Schönheit bewundert? Haben Sie ihr Komplimente gemacht?“

„Sie sind doch verrückt!“, entgegnete John gereizt, aber noch immer ruhig bleibend.

„Glauben Sie? Was ich eigentlich sagen will, ist, dass wir beide wissen, dass es auch andere Mittel und Wege gibt, an Informationen heranzukommen …“, brachte Kolya hervor und zog sein Messer hervor.

Langsam ließ er die Klinge über Alexas Wange gleiten, worauf sie wieder begann zu bluten.
Jedoch wollte sie Kolya auf keinen Fall die Genugtuung geben und ihren Schmerz hinausschreien. Doch sie konnte nicht verhindern, dass sich durch diese Unterdrückung, ihre Atmung beschleunigte und dies auch Kolya zufrieden bemerkte.

„Leider befürchte ich allerdings, dass dabei ihre Schönheit noch weiter leiden wird. Sagen Sie mir Sheppard, wenn Sie sie demnächst im Arm halten würden, könnten Sie ihr dann noch ins Gesicht sehen, oder ist es etwas anderes, was Sie zu ihr treibt? Wir können doch offen darüber reden, immerhin sind wir doch unter uns …“

Als weder Sheppard noch ein anderer antwortete, fuhr Kolya fort. „Ich weiß ja nicht wie es bei Ihnen ist, aber meine Männer sind etwas … na sagen wir, sehr angetan von ihrer hübschen jungen Soldatin hier. Oh, keine Sorge, es ist nichts passiert. Noch nicht. Nein, sie hat versucht zu fliehen und ein Mann aus der Gruppe, die sie wieder einfangen sollte … konnte seinen Trieb nicht länger kontrollieren. Zum Glück für Ihre kleine Freundin, war ich in der Nähe und konnte dazwischen gehen. Außerdem haben Sie sie ja so gut trainiert, dass sie wusste, wie sie sich zu verteidigen hatte. Aber um ganz ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie lange ich meine Jungs noch im Zaum halten kann.“

„Ich werde Sie eigenhändig töten! Sollten Sie sie auch nur … Ich werde sie töten!“

Es war diesmal Alexas Vater, der als erstes die Beherrschung verlor und von Woolsey, Teyla und auch Elisha aufgehalten werden musste.

Kolya war kurz über die fremde Stimme irritiert, lies sich aber nicht beirren. Alexa hingegen kam diese Stimme merkwürdig vertraut vor. Allerdings konnte sie sich nicht richtig konzentrieren. Sie hatte auch die ganze Zeit nicht richtig zuhören können, die Kopfschmerzen und brennenden Wunden die Kolya ihr mit seinem Messer zugefügt hatte, vernebelten ihre Sinne.

„Sie sollten sich beeilen, Sheppard. Ich gebe Ihnen nochmals eine Stunde Zeit, um mit dem Antiker auf den Planeten zu kommen, auf dem wir Ihre Alexa gefunden haben. Sollten Sie auch diese Stunde tatenlos verstreichen lassen, kann ich Ihnen nicht versprechen, in welchen Zustand Sie Ihre Soldatin vorfinden, falls Sie sie überhaupt finden.“

Das war Johns Stichwort, die Gelegenheit für ihn, Alexa eine Botschaft zukommen zu lassen. Ihr Mut zu machen und ihre Hoffnungen zu bestärken. Er hoffte nur, dass sie ihn hörte und die Botschaft auch verstand.

„Machen Sie sich keine Sorgen. Wir haben bisher noch immer alles gefunden, was wir finden wollten. Auch wenn es schon lange als vermisst und verschollen galt.“

„Schön für Sie. Ich hoffe nur, es wird noch an einem Stück und unversehrt sein. Denn wenn ich so daran denke, wie lange meine Männer schon nicht mehr in Gesellschaft einer so schönen jungen Frau waren … nun, wie ich schon Ihrer Freundin sagte, wenn Sie nicht kommen und Sie sie irgendwann mal finden sollten, dann höchstwahrscheinlich nicht mehr lebendig und auch nicht mehr an einem Stück. Ach und um nochmal kurz auf Ihre vorhin genannte Nachlässigkeit zurück zu kommen …“, sagte Kolya, zog seine Waffe und zielte auf seine Gefangene. „… ich habe mich weitergebildet.“

Kolya drehte sich wieder zu Alexa, spannte den Hahn seiner Waffe und drückte ab. Die Kugel traf sie mitten in den Oberschenkel.

Obwohl sie auf dem Bildschirm sehen konnten was vor sich ging, erschraken alle Anwesenden im Kontrollraum, als der Schuss ertönte.
John machte erneut einen hastigen Schritt auf den Monitor zu und wurde wieder von Ronon und Teyla zurückgehalten. Was hätte er auch groß tun können?

Elisha drehte sich schockiert zu ihrem Mann, drückte sich gegen ihn und konnte kaum ihre Angst und Verzweiflung unterdrücken. Tröstend legte dieser einen Arm um sie, starrte aber immer noch vor Wut schäumend auf den Bildschirm. Auch Dorian drängte sich aufgebracht an seinem Vater vorbei, als dieser ihn am Arm zurückhielt und mit dem Kopf schüttelte.

Aber auch in den Gesichtern Sheppards konnte man Schock, Unglaube und sogar Empörung finden. Carol hielt sich selbst die Hand vor den Mund und sah mit weit aufgerissenen Augen, abwechselnd zwischen der jungen Frau auf dem Bildschirm und John hin und her. Sogar Patrick und Dave warfen sich besorgte Blicke zu, bevor ihre Augen auf John haften blieben.

Ihr gebrochener Arm, die Schnitt- und Platzwunden sowie die Kopfschmerzen, waren bereits äußert schmerzhaft.
Die Schusswunde allerdings trieb Alexa dann doch an den Rand einer weiteren Ohnmacht.

„Sie konnten damals vielleicht entkommen und mit Ihrem … Kompagnon … weglaufen. Auch sie hat das versucht. Aber jetzt wird sie das nicht mehr können!“

„Sie sind wahnsinnig, Kolya!“, schrie John aufgebracht.

„Das hat die junge Dame auch gesagt! Eine Stunde, Sheppard. Nur Sie und der Antiker. Unbewaffnet und ohne getarnten Jumper natürlich. Sollten Sie innerhalb der nächsten Stunde nicht auf diesem Planeten erscheinen, landet die nächste Kugel nicht mehr in ihrem Bein. In der Zwischenzeit werde ich meine Qualitäten als Gastgeber weiterhin unter Beweis stellen.“

„Kolya! … Kolya!“ rief John, aber die Verbindung war bereits unterbrochen.

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Shahar Jones

Meine erste Fanfic schrieb ich über Stargate Atlantis. Mittlerweile mixe ich meine Storys auch gerne mal mit anderen Fandoms, wie dem Sentinel. Aber im Großen und Ganzen hänge ich immer noch in der Pegasus-Galaxie rum. Allerdings liebe ich es auch, die Leute zu überraschen ;)

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