Traces of Truth
Characters: Sheppard, McKay, Teyla, Ronon, Woolsey, Keller, Lorne, OC, diverse andere Bekannte des SG(A)-Verse
Genre:OC, ein bisschen AU, Adventure, Friendship, Action
Autor: Shahar Jones
Serie: Alexa Saga
Series Order: 02
Rating: PG
Wortanzahl: ca. 19.000 Worte
Kurzinhalt: Als man bei einer Erkundungsmission auf einem Planeten uralte, mit lantianschen Schrigtzeichen gravierte Steine findet, kehren bei Alexa vermehrt einige Erinnerungen zurück. Die Suche nach der Wahheit beginnt …
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Auf M4X-339
„Wie oft muss ich es Ihnen denn noch sagen, Dr. McKay?! Nein.“ Allmählich war Alexa wirklich genervt. So was von stur und hartnäckig hatte sie schon lange nicht mehr erlebt. Von dem Nerv tötendem Effekt mal ganz zu schweigen.
„McKay, haben Sie sich immer noch nicht eingekriegt?!“, fragte Sheppard, der mittlerweile wohl schon genauso genervt war, wie Alexa. Insgeheim hoffte er, dass Alexa endlich nachgeben würde und es ihm endlich erlaubte, die verfluchte Kapsel auseinanderzunehmen.
„Bin ich denn der Einzige, dem es höchst merkwürdig vorkommt, dass die Kapsel in all dieser Zeit, über all die Jahrtausende hinweg, nicht von jemand anderem entdeckt wurde. Zum Beispiel den Wraith oder den Replikatoren. Oder das sie nicht schon längst vernichtet wurde …“
„McKay! Das reicht jetzt. Der Commander wird ihre Gründe haben, das Ding geschlossen zu lassen. Also würden Sie sich jetzt endlich damit abfinden?“ John war kurz davor, die Nerven zu verlieren.
„Doktor McKay, ich werde Ihnen zu gegebener Zeit erlauben, die Kapsel bis ins kleinste Detail auseinanderzunehmen. Von mir aus können Sie sie dann auch in ihre Atome zerlegen, das ist mir egal. Aber nicht jetzt. Es ist, wie der Colonel gesagt hat, ich habe meine Gründe, die ich Ihnen jetzt garantiert nicht vortragen werde. Ich bitte Sie lediglich, sich etwas zu gedulden. Mehr verlange ich nicht. Ist das denn so schwer zu verstehen?“
Alexa war regelrecht am Ende ihrer Geduld. Dennoch schaffte sie es, ganz ruhig und gelassen zu McKay zu sprechen. Wahrscheinlich hoffte sie, dass er dadurch wohl eher zugänglich sei. Und irgendwie schien es auch zu funktionieren.
„Fein. Na schön“, antwortete Rodney. Wenn auch etwas eingeschnappt.
„Wie wäre es, wenn Sie mal die Gegend scannen? Vielleicht gibt es ja was Interessantes“, schlug Sheppard vor.
„Ich habe bereits alles gescannt, was es zu scannen gab. Hier gibt es nicht das Geringste, was für uns irgendwie von Interesse sein könnte“ McKay gab zumindest für den Moment auf. Dennoch war er wohl etwas enttäuscht und zickig.
Ronon und Teyla haben sich vor einiger Zeit verzogen. Sie wollten sich einfach nicht einmischen. Abgesehen davon, konnten sie McKays Gezicke nicht mehr ertragen.
Teyla stand an einem Strauch und pflückte einige Pflanzen ab, die sie in ihren Rucksack steckte, als John und Alexa zu ihnen stießen.
„Schon wieder neue Pflanzen? Haben wir denn nicht schon genug in Atlantis?“, witzelte John.
„Schon, aber nicht diese. Sie wäre wunderbar für Torren, wenn er wieder Bauchschmerzen hat. Er hilft aber auch gut bei Krämpfen“, erklärte Teyla, während sie munter weiter ihren Rucksack füllte. Ronon half ihr, in dem er den Rucksack aufhielt und die Pflanzen weiter rein drückte, damit mehr rein passte.
„Krämpfe? Das ist gut. Ich habe nämlich öfters nachts diese widerlichen Wadenkrämpfe und Becketts oder Kellers Magnesiumpräparate sind echt widerlich“ Rodney hatte wohl wieder etwas gefunden, womit er sich beschäftigen konnte.
„Ich glaube für diese Art von Krämpfen ist er nicht geeignet“, enttäuschte Teyla ihn mit einem Schmunzeln.
„Was?! Wieso?“ kam es schockiert von Rodney. Alexa hatte allerdings begriffen, worauf Teyla hinaus wollte.
„Dysmenorrhö“, erklärte sie knapp.
„Was?“, fragte John irritiert.
„Schmerzhafte Regel“, übersetzte sie nachträglich.
„Alles klar“, mehr wollte John auch nicht mehr wissen.
Es dauerte nicht lange bis Teyla ihren Rucksack voll hatte. Auch ein paar Wurzeln hatte sie behutsam eingepackt. Vielleicht war es ja den Botanikern in Atlantis möglich, die Pflanze dort zu züchten.
„Es wundert mich, woher Sie das wissen.“ Rodney hatte wieder etwas gefunden und begann auch gleich zu stacheln.
„Ich habe mich etwas in Ihrer Datenbank schlaugemacht. Ihre Geschichte, Religionen, Erfindungen, Technologien und auch Ihre Medizin fiel darunter.“
„Wirklich? Erstaunlich, was Sie alles über uns wissen. Wo wir allerdings nur sehr wenig über Sie wissen.“
„Oh, nicht schon wieder“, stöhnte Alexa kaum merklich. John allerdings hatte es mitbekommen und ging mal wieder dazwischen.
„McKay, hören Sie auf, bevor ich die Zitrone raus hole.“
Alexa war irritiert, Teyla und Ronon eher gespannt.
„Ha, ha, als ob Sie Zitronen mit sich herumtragen.“
„Wollen wir wetten?“ John war in seinem Element. Das Necken und Herausfordern von Rodney McKay.
„Wir wissen beide, dass Sie keine Zitronen auf andere Planeten mitnehmen.“
John stöhnte resigniert auf, blickte zu Alexa und den anderen und griff in die Innentasche seiner Jacke.
Er zog eine schöne gelbe Zitrone heraus und wedelte damit vor McKays Gesicht herum. Rodneys Gesichtsfarbe wechselte schlagartig von rot zu kreideweiß. Alexa beobachtete dieses Schauspiel äußerst gespannt aber auch verwirrt.
„Das ist … das ist … das ist doch wohl nicht wahr. Sie wissen doch ganz genau, dass ich allerg-“
„Ab zum Gate mit Ihnen. Bevor ich noch mein Messer hole und schöne kleine Häppchen für Sie zu recht schneide.“
John fuchtelte immer noch mit der Zitrone vor McKay rum und das einzige, was man von Rodney noch hörte, war ein unverständliches Gemurmel. Wütend und völlig überrumpelt stapfte er in Richtung Gate.
„Wie haben Sie … was …?“ Alexa war perplex. All die Zeit schlug sie sich mit McKay rum und nun musste sie feststellen, dass es tatsächlich etwas gab, was ihn zum Schweigen brachte.
„Das ist eine Zitrone. Die Frucht gibt es bei uns auf der Erde und sie schmeckt ziemlich sauer, wenn man rein beißt“, erklärte John.
„Ich weiß, was eine Zitrone ist, Colonel. Ich frage mich nur, in welchem Zusammenhang sie mit Doktor McKay steht.“
Teyla und Ronon haben sich auch schon auf den Weg gemacht. John und Alexa bildeten die Nachhut. „Na ja, Rodney ist tödlich allergisch auf Zitrusfrüchte und daher …“
„Sie drohen ihn mit dem Tod?!“ Empört blieb die Antikerin stehen.
„Nein. Nein. Ich könnte ihm niemals …Es ist nur das einzige Mittel ihn entweder zum Schweigen oder zum Arbeiten zu bewegen“ rechtfertigte sich John.
Alexa allerdings war noch nicht so richtig beruhigt. John und sie blickten in Richtung Gate und konnten nur noch Teyla und Ronon ausmachen. Rodney* konnte man zwar immer noch hören, allerdings nicht verstehen. Die Antikerin schüttelte mit dem Kopf und musste schlussendlich doch lächeln.
„Tja, funktioniert jedes mal.“ John lächelte ebenfalls und warf Alexa die Zitrone zu.
Zeitgleich in Atlantis
„Sind Sie sicher, dass Sie all diese Dinge brauchen? Ich meine Bücher, Zeitschriften und Fachliteratur über Psychologie, Parapsychologie, Metaphysik und Gehirnforschung und was sonst noch alles. Von den Geräten und anderen Utensilien ganz zu schweigen.“
Woolsey war nun schon eine Zeit lang Leiter der Atlantis-Expedition. Aber eine solche Bestellung oder Nachfrage hatte er noch nie vorliegen. Selbst als IOA-Mann auf der Erde, der im SGC immer wieder nach dem Rechten hatte sehen müssen.
„Nun ja, wie Sie wissen, haben wir nicht gerade oft die Möglichkeit, eine lebende Antikern genauer zu untersuchen. Besonders was das Gehirn und die Entwicklung angeht. Die Unterschiede zwischen ihnen und uns. Abgesehen davon, dass wir auf diesem Wege mehr über uns selbst erfahren könnten. Der Vorgang des Aufstiegs ist uns auch immer noch unbekannt.“
Carson Beckett war erst heute von der Erde zurückgekehrt. Er hatte dort seine Mutter besuchen wollen. Man erzählte ihr, dass die Nachricht über den Tod von Carson eine Notwendigkeit des Militärs war, da er in verdeckte Ermittlungen verstrickt gewesen sei. Carson war mit dieser Erklärung einverstanden. Ihr zu erklären, wo er die letzten Jahre war, was er machte und das er ein Klon sei, würde sie garantiert überfordern. Ganz zu schweigen, dass sie das wohl auch hätte umbringen können.
„Das ist ja alles ganz schön und gut. Allerdings bezweifele ich, dass Sie damit bei unserem Neuzugang punkten werden.“ Woolsey war es mittlerweile ein Gräuel, Leute enttäuschen zu müssen.
„Wieso das?“, fragte Carson überrascht.
„Das ist wohl McKay zu verdanken“, antwortet Jennifer.
„Er liegt ihr schon seit Wochen in den Ohren, die Kapsel in ihre Bestandteile zu zerlegen. Aber sie erlaubt es ihm nicht , ergänzte sie.
„Warum nicht?“, fragte Carson erneut.
„Das weiß keiner so genau. Ich glaube das weiß sie selbst nicht mal. Auf jeden Fall ist mit ihr im Moment nicht gerade gut Kirschen essen.“ Woolsey fand es nur fair, Beckett vorzuwarnen.
„Und wie ist sie sonst so? Mal abgesehen davon.“
Carson konnte es nicht lassen. Er war äußerst neugierig. Erst heute teilte man ihm mit, dass es eine lebende Antikerin gäbe und dass sie über dreizehntausend Jahre alt sei. Klar, dass es für Mediziner da nur von Interesse sein kann. Von nervenden Wissenschaftlern ganz zu schweigen. Das letzte Mal, dass er lebenden Antikern gegenüberstand, war er gerade dabei seine Sachen für die Heimreise zu packen. Oder besser gesagt es war sein Doppelgänger. Er konnte sich nur an Chaya erinnern.
„Na ja. Im Prinzip ist sie nett und freundlich. Aber es ist wohl besser, wenn sie sich selbst ein Bild von ihr machen. Momentan ist sie mit Colonel Sheppard auf Außenmission. Sie werden jedoch jeden Moment zurück erwartet.
M4X-339
„Die ist ja aus Plastik“, stelle Alexa erstaunt fest.
„Was dachten Sie denn? Dass ich etwa Echte mit mir herumschleppe?“ John war amüsiert über die Antikerin und ihren Gesichtsausdruck.
John und Alexa gingen immer weiter in Richtung Gate, als sie ihm die Plastikzitrone zurückgeben wollte.
„Nein. Behalten Sie sie. Dann haben Sie eine gute Verteidigung gegen bestimmte nervende Wissenschaftler“, witzelte er.
Alexa nickte nur. Beide gingen eine Weile schweigend nebeneinander her, bis Alexa es nicht mehr aushielt.
„Sie sind gute Freunde, nicht wahr? Sie und Doktor McKay.“
John brauchte nicht zu antworten. Der Blick, mit dem er sie ansah, genügte der Antikerin als Antwort.
In den letzten Wochen hatte sie viele Möglichkeiten gehabt, die Menschen von der Erde zu beobachten. Es gab immer wieder Momente, in denen sie deutliche Parallelen zu ihrem Volk fand.
„Es gab das eine oder andere, was wir zusammen …“, antwortete John dennoch, wenn auch knapp. Er war kein Mann vieler Worte. Und schon gar nicht über solche Themen.
„Was ist mit Ihnen? Haben Sie schon irgendwelche Fortschritte gemacht, was Ihr Gedächtnis angeht?“
Nun war es an John, etwas mehr über den Commander in Erfahrung zu bringen. Die letzten paar Wochen reichten dazu leider nicht aus. Außerdem würde es ein langer Weg sein, bis man sich wirklich gut kannte und sich voll und ganz vertrauen zu können. Bisher ist alles glattgegangen und keiner wurde von dem anderen irgendwie verletzt verraten oder sonst wie geschädigt. Abgesehen von dem blauen Fleck an Johns linkem Schienbein. Den hatte er sich bei einem Trainingskampf mit der Antikerin geholt. Einen Moment hatte er nicht aufgepasst und schon schlug sie ihm mit dem Stock gegen das Bein und legte ihn dann auch noch auf die Matte.
Was den Stockkampf anging, war sie mindestens genau so gut wie Ronon und Teyla. Aber heute sollte es eine Revanche geben. Gleich nach der Rückkehr.
„Nein. Je mehr ich versuche, mich an etwas zu erinnern, desto schwieriger wird es, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Und je mehr ich mich auf meine Arbeit konzentriere, desto schwieriger ist es, nicht an meine Vergangenheit zu denken. Es ist … zum verrückt werden.“
„Kann ich mir vorstellen. Tut mir leid, ich wollte nicht …“, doch John wurde gleich von ihr unterbrochen.
„Nein, nein ist schon gut. Ich bin mittlerweile daran gewöhnt, immer wieder danach gefragt zu werden.“
Nach einer kurzen Pause sprach sie weiter.
„Eines ist allerdings merkwürdig. Ich kann mich an all die Dinge, die ich während meiner … Ausbildung lernte, erinnern. Aber nicht an meine Familie oder an Freunde oder sonst etwas.* Ich meine Taktiken, Manöver, Techniken, Waffen, Prozeduren, fliegen, kämpfen, schießen und was sonst noch alles. Es kommt mir fast vor, als sei alles irgendwie in meinem Hirn eingebrannt und könnte niemals verschwinden.“
„Das ist doch gut, aber können wir das auf Atlantis weiter besprechen? Jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie dieses Wissen anzapfen“, flüsterte John und nahm seine P-90 in Anschlag. Alexa verstand im ersten Moment nicht, was er meinte. „Wir haben Besuch“, klärte er sie auf.
Alexa tat es ihm gleich und nahm ebenfalls ihre Waffe und entsicherte sie.
„McKay, Ronon, Teyla, Beeilung, wir haben Gesellschaft!“, schrie er durchs Headset.
„Wir haben sie auch gerade bemerkt, Colonel“, antwortete Teyla.
John konnte die Schüsse teilweise durch das Headset und auch aus der Nähe hören. Sie waren schon ziemlich nah am Tor.
Kaum fingen sie an zu laufen, kamen auch schon die ersten Wraith aus ihren Verstecken und schossen mit den Stunner. Man hatte seine Mühe, den Schüssen auszuweichen. Genauso schwer war es auch, selbst auf die Wraith zu schießen. Dennoch gelang es beiden, einige Wraith zu erwischen.
„Die sehen ja noch viel hässlicher aus, als auf den Bildern!“, schrie Alexa, während sie weiterhin versuchte, mit John gemeinsam zum Gate zu kommen.
John hatte den Kommentar von ihr schon verstanden, allerdings blieb ihm keine Zeit darauf einzugehen. Das konnte er immer noch in Atlantis tun. Wenn sie denn so weit kommen würden. John war gerade schwer beschäftigt mit einem Wraith, der ihm schon viel zu nah kam, als Alexa ihm half, in dem sie den Wraith von hinten in den Kopf schoss. John konnte sich daraufhin sofort revanchieren, denn ein weiterer näherte sich Alexa ebenfalls von hinten.
„Alexa!“, schrie er. Sie drehte sich um und wollte gerade auf ihn schießen, als sie ein Strahl streifte.
John schoss auf ihn, während die Antikerin benommen zu Boden sank.
Nachdem der Wraith erledigt war, half er Alexa wieder auf die Beine und gemeinsam machten sie sich im Laufschritt auf den Weg zum Gate.
„McKay! Auf was warten Sie? Wählen Sie das verdammte Tor an!“, schrie John, während er mit Alexa im Schlepptau in Richtung Gate lief.
„Was glauben Sie denn, was ich hier tue?! Ein Kaffeekränzchen?!“ antwortete Rodney fast panisch.
Zwischen dem Anwählen des Tors, war er auch noch damit beschäftigt, sich die Wraith vom Hals zu halten. Teyla und Ronon gaben ihm so viel Deckung wie möglich. Allerdings reichte es kaum aus.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er es tatsächlich geschafft, Atlantis anzuwählen, den Code durchzugeben und auch eine Nachricht zu schicken.
Zeitgleich in Atlantis
„Sie ist eigentlich ein recht umgänglicher … Mensch“, sagte Woolsey. Er saß schon eine Weile mit Carson und Jennifer in seinem Büro.
„Ich denke, Sie werden sie mögen, wenn Sie sie erst mal kennengelernt haben“, versuchte Jennifer ihn zu beruhigen.
„Allerdings ist sie nicht gerade eine Musterpatientin. Wenn Sie wissen, was ich meine. Sie und der Colonel haben so ziemlich dieselbe Einstellung, was Krankenstationen und ärztliche Anordnungen betrifft.“
Jennifer fand es für wichtig, Carson darauf vorzubereiten und zu warnen. Falls sie damit einverstanden sein sollte, sich einigen Forschungen und Untersuchungen zur Verfügung zu stellen, wird er wahrscheinlich seine Mühe mit ihr haben.
„Gateaktivierung von außen!“, verkündete Chuck, der Techniker.
Richard, Jennifer und Carson machten sich sofort auf den Weg zum Gateraum.
„Dr. McKays IDC“, bestätigte er noch nachträglich.
„Nun können Sie sie selbst kennenlernen, Doktor Beckett.“ Sagte Woolsey, ohne zu wissen was gleich im Gateraum passieren würde.
„McKay an Atlantis! Wir stehen unter Beschuss!“, kam es aus dem Funklautsprecher.
„McKay los! Warten Sie nicht auf uns!“, brüllte John, der noch einige Meter vom Tor entfernt war.
McKay, Ronon und Teyla liefen durch das Tor und kamen zwar hektisch und außer Atem in Atlantis an, aber dafür auch unversehrt.
Nur einige Augenblicke später kamen auch John und Alexa durch das Tor. Deren Landung verlief allerdings etwas härter. Beide landeten horizontal auf dem Boden im Gateraum.
„Schild hoch!“, befahl Woolsey.
Leider wurde der Schild nicht schnell genug aktiviert, sodass es ein Wraith tatsächlich in den Gateraum schaffte.
Die Soldaten, die sich schon kurz vorher am Tor positionierten, konnten ebenfalls nicht so schnell reagieren. Einige von ihnen mussten in Deckung gehen, da immer wieder ein paar Wraith Strahlen durchs Tor geschossen kamen.
Alexa war mittlerweile wieder auf die Beine gesprungen und verpasste dem Wraith einen Tritt gegen den Brustkorb, sodass dieser rückwärts gegen den Schild des Tors prallte und somit getötet wurde.
Ronon, Teyla und McKay standen einfach da und starrten den Wraith an, während John noch etwas außer Atem auf dem Boden saß.
„Sie sind doch von einem Stunner gestreift worden. Wie können Sie dann jetzt schon wieder stehen und …“ fragte er etwas verwirrt.
Alexa allerdings zuckte nur unwissend mit den Schultern. Der Zustand hielt allerdings nicht lange an, denn sie verlor für einen kurzen Moment das Gleichgewicht und sank wieder zu Boden. Sie schaffte es gerade noch, auf dem Hintern zu landen.
„Darf ich vorstellen, Commander Alexa Thalis“, sagte Woolsey zu Beckett und zeigte mit der Hand auf sie.
Alle drei verließen den Kontrollraum und gingen runter in den Gateraum.
„Alles in Ordnung? Was ist passiert?“, fragte Woolsey, als er bei dem Team ankam.
„Na was wohl? Wraith!“, antwortete Ronon etwas zickig. Offensichtlich war er sauer, dass der Spaß so schnell vorbei war. Schließlich war das Jagen und Töten von Wraith seine liebste Beschäftigung.
John und Alexa standen endlich vom Boden auf, wobei die Antikerin noch Anfangs etwas schwankte.
„Na schön. Commander Thalis, wo Sie schon gerade hier sind, möchte ich Ihnen gerne Doktor Carson Beckett vorstellen. Er ist … oder war, nein, eigentlich ist er immer noch der Leiter der medizinischen Abteilung in Atlantis. Gelegentlich. Doktor Beckett, Commander Alexa Thalis“, erklärte Woolsey. Beide reichten sich die Hände, wobei Alexa dem Arzt ein offenes Lächeln entgegen brachte.
„Ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen. Man hat mir einige interessante Dinge über Sie erzählt, Commander.“ Carson war offensichtlich fasziniert von der Antikerin.
„Ich freue mich auch, Sie kennenzulernen. Ich habe ebenfalls viel von Ihnen gehört und auch gelesen“, erwiderte sie.
„Na, da dies nun erledigt ist, schlage ich vor, dass Sie sich alle zur Krankenstation begeben und sich untersuchen lassen. Die Besprechung findet dann in einer Stunde statt. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden?“ Somit entließ Woolsey vorerst alle und ging wieder in sein Büro.
Währenddessen machte sich das Team flankiert von den beiden Ärzten, auf den Weg zur Krankenstation.
In der Krankenstation
Da sowohl Carson als auch Jennifer das Team untersuchten, dauerte es lediglich 10 Minuten, bis sie mit einer Person fertig waren. Mittlerweile hatten sie beide schon Routine darin. Nur bei Rodney dauerte es mal wieder länger. Schließlich hatte dieser sich mal wieder das ein oder andere Wehwehchen während des Rückzuges auf dem Planeten zugezogen.
Dermaßen kleine Verletzungen, die bei anderen vielleicht nicht mal aufgefallen wären.
-Typisch Rodney- dachte sich Sheppard, als er von der Liege hüpfte und seinen Ärmel wieder runter krempelte.
Mittlerweile war jeder untersucht und auch Rodney liebevoll von Jennifer verarztet worden als diese ihnen noch mitteilte, dass die Ergebnisse der Blutproben in ein paar Stunden da seien.
„Alles klar“, bestätigte John und wollte mit seinem Team schon die Krankenstation verlassen.
„Äh, Commander, haben Sie ein paar Minuten Zeit für uns? Wir möchten uns kurz mit Ihnen über etwas unterhalten“, fragte Beckett, als er merkte das auch Alexa schon wieder aus der Krankenstation flüchten wollte.
-Was ist das nur mit Sheppard und der Antikerin? Wieso haben sie nur so einen Gräuel gegen die Krankenstation? Ich versteh´s nicht.-
Beckett musste sich schon mehr als einmal wundern, obwohl er dachte, sich damit abgefunden zu haben, Sheppard nie lange hier behalten zu können.
„Sicher“, antwortete der Commander und ging mit den beiden Doktoren in ihr Büro. Dort angekommen fing auch schon Carson an, zu stottern. Alexa hingegen war neugierig und gespannt was der Arzt wohl zustande bringen würde.
„Wie soll ich bloß anfangen?“ Carson suchte offenbar nach den richtigen Worten. Offensichtlich hatte er die Warnungen im Büro vorhin doch schon sehr ernst genommen und befürchtete nun eine deftige Absage zu kassieren.
Alexa hingegen wurde langsam nervös, zudem konnte sie sich schon fast denken, was er wollte.
„Raus damit, Doktor. Ich werde schon nicht … beißen“, versuchte sie ihn zu beruhigen.
„Wollen wir es hoffen“ kam es leise von Carson bevor er dann doch, wie ein Wasserfall anfing, zu sprechen.
„Wie Sie sicherlich wissen, haben wir nicht gerade oft die Möglichkeit mit Antikern, also mit ihrem Volk zu sprechen, geschweige denn, sie überhaupt kennenzulernen. Mit Ausnahme von Ihnen. Uns ist immer noch sehr wenig bekannt über Sie. Ihre Geschichte, Ihre Herkunft, Entwicklung, Physiologie und der Aufstieg … das ist für uns wahnsinnig interessant. Wissen Sie, wir sind ein furchtbar neugieriges Völkchen und…“ Carson fehlten einerseits die Worte und andererseits wurde er auch unterbrochen.
„… und jetzt wollen Sie mich fragen, ob ich mich für Ihre Forschungen und Untersuchungen im medizinischen Bereich zur Verfügung stellen würde“, beendete Alexa den Satz.
Sie fragte sich schon, wie lange es wohl dauerte, bis auch andere außer McKay anfingen, zu fragen und zu löchern. Sie konnte es ja gut verstehen und sie wäre auch gerne bereit, den Menschen von der Erde alles zu erklären und zu erzählen und auch zu zeigen. Das dumme daran war nur, das sie selbst nicht genau über all das Bescheid wusste. Es fehlten ihr immer noch einige Erinnerungen. Um ganz ehrlich zu sein, fehlte ihr sogar fast alles. Bis auf die Inhalte ihrer Ausbildung. Familie, Freunde, Freizeit, Hobbys und was sonst noch alles, war regelrecht weggewischt. Alexa holte tief Luft und überlegte kurz. Nach einigen Sekunden legte sie ihre Waffen wieder auf eine Liege und setzte sich daneben.
„Ich kann Ihre Neugier gut verstehen Doktor, aber um ganz ehrlich zu sein … kann ich Ihnen im Moment noch keine genaue Antwort diesbezüglich geben. Es gibt noch sehr viele Dinge, die ich selbst noch nicht verstehe, oder nicht mehr weiß. Es ist zurzeit so, das ich mich nicht an bestimmte Dinge aus meinem Leben erinnere, sodass ich nicht weiß, welche Informationen ich preisgeben kann. Das ist unter anderem der Grund, weshalb ich Doktor McKay nicht erlaube, die Kapsel zu untersuchen“
„Das kann ich verstehen. Man hat mir bereits einiges über Sie erzählt, zum Beispiel diese Amnesie. Dennoch glaube ich, dass durch die eine oder andere Untersuchung und Behandlung, Ihr Gedächtnis wieder zurückkehrt“ erklärte Carson.
Er dachte nicht im Traum daran, so schnell aufzugeben. Inständig hoffte er auf Hilfe von Jennifer. Er wurde nicht enttäuscht.
„Sehr wahrscheinlich nicht sofort und auch nicht alles, aber bestimmt das eine oder andere, dürfte nach einiger Zeit wiederkommen“, erläuterte Keller.
Alexa nickte nachdenklich. „Na schön. Ich werde darüber nachdenken. Kann ich Ihnen in ein paar Tagen meine Entscheidung mitteilen?“
„Sicher. Kein Problem. In der Zwischenzeit können wir uns ja schon mal über die neuesten Behandlungsmethoden informieren. Nur für den Fall, dass Sie einverstanden sind.“
Jennifer und Carson waren schon voll in ihren Elementen und Alexa musste wieder grinsend den Kopf schütteln.
-Diese Menschen- dachte sie und schaute auf die Uhr.
„Wenn Sie mich entschuldigen würden, ich muss zur Besprechung.“
Alexa nahm wieder ihre Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände, hüpfte von der Liege und wollte schon losgehen.
„Äh, wir gehen mit Ihnen. Wir müssen nämlich auch zu dieser Besprechung“, sagte Carson und lies den beiden Damen den Vortritt. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
Konferenzraum
„Und Sie sind sich ganz sicher, dass es kein Hinterhalt war?“, fragte Woolsey, der wie immer am Kopf des Tisches saß.
„Ganz sicher. Woher hätten die Wraith denn wissen sollen, dass wir heute dort seien?“
John saß an Woolseys rechter Seite, während Teyla neben ihm saß. Alexa saß links von Woolsey, ebenso wie Carson, Ronon und Jennifer. Vor einigen Minuten begannen sie über die letzte Mission zu sprechen und über die Tatsache, dass sie wieder einmal auf Wraith stießen, die nicht gerade in der Stimmung waren, eine kleine Willkommensparty zu schmeißen.
„Möglicherweise ein Verräter?“, fragte Ronon in die Runde.
„Hier in Atlantis? Nein, das denke ich nicht. Es ist wohl doch eher ein Zufall, dass wir auf sie gestoßen sind. Abgesehen davon, sahen sie genau so überrascht aus, wie wir.“
Sheppard bezweifelte wirklich, das es einen Verräter in Atlantis gab. Schließlich kam schon seit Längerem kein neues Personal mehr von der Erde an. Und die, die hier waren, galten alle als vertrauenswürdig.
„Gut. Dann werden wir in ein paar Tagen wieder dort hin zurückkehren und nachsehen, ob die Wraith verschwunden sind, oder ob sie dort einen Außenposten errichtet haben.“
Damit schloss Woolsey die Berichterstattung ab, lenkte dann aber gleich in das nächste Thema ein. „Doktor Keller, Doktor Beckett, haben Sie schon mit dem Commander über ihre Fragen und Forschungen sprechen können?“
Und wieder tappte Woolsey ins Fettnäpfchen.
-Oh nein, Woolsey! Musste das jetzt sein?! Jetzt geht das Gezeter mit McKay wieder los!- Alexa verdrehte schon innerlich die Augen und bemerkte sofort McKays schockierten und beleidigten Blick.
Auch John blickte genervt von Woolsey zu McKay und zu Alexa hin und her. John fiel in letzter Zeit öfter auf, das McKay neuerdings noch nervtötender war, als früher. Er wusste nicht so recht, ob er sich diesbezüglich Sorgen machen, oder ob man sich besser daran gewöhnen sollte.
„Falls Sie den Wunsch der beiden Doktoren, Forschungen über mich und mein Volk machen zu dürfen, meinen, dann ja. Sie haben mich bereits darauf angesprochen.“
„Ach wirklich?“, fragte Rodney beinahe zynisch.
Alexa ging nicht darauf ein und hinderte auch gleich John daran, einen Kommentar an Rodney los zu werden.
„Ich habe ihnen allerdings weder eine Zusage noch eine Absage geben können. Ich möchte noch gerne ein paar Tage darüber nachdenken. Die Kapsel inbegriffen natürlich“ .
Mit dem letzten Satz wandte sie sich bewusst an McKay und hoffte inständig, dass sich dieser damit vorläufig zufriedengeben würde. Was offensichtlich auch funktionierte. McKay blieb ruhig und gab nur ein kleines Nicken von sich.
„Schön. Es ist natürlich Ihre Entscheidung, Commander. Ich denke dann wäre wohl alles so weit geklärt. Ich erwarte ihre Berichte morgen früh auf meinem Schreibtisch. Und bitte vergessen Sie nicht, das für übermorgen eine weitere Mission angesetzt ist.“
Somit beendete Woolsey die Besprechung und alle machten sich auf den Weg zu ihren weiteren Aufgaben oder auch in ihre Quartiere. Als Alexa jedoch aufstand und einige Schritte ging, blieb sie abrupt stehen.
„Nicht schon wieder …“
„Was ist denn?“, fragte John, der ebenfalls stehen blieb. Eine Antwort bekam er jedoch nicht mehr.
Alexa griff sich an den Kopf und brach unter Schmerzen zusammen. Rodney, der noch hinter ihr stand, konnte sie gerade noch auffangen und sie auf den Boden legen.
„Medizinisches Team zum Konferenzraum!“
Jennifer und Carson waren sofort umgekehrt und kümmerten sich um die Antikerin.
„Das war damals genauso. Da hatte sie auch diese … Schmerzen. Ich dachte das hätte sich erledigt“, sagte John und machte Platz für die beiden Ärzte.
„Das dachte ich auch“, erklärte Jennifer und wartete, bis das Team ankam, um sie zur Krankenstation zu bringen.
Krankenstation
Erneut lies Carson den Scanner über die Patientin fahren, jedoch ohne Erfolg. Schließlich schloss er die Antikerin an ein EEG-Gerät an. Es dauerte nicht lange, bis er fand wonach er suchte und vermutete. Wieder ist die synaptische Gehirnaktivität etwas gestiegen. Allerdings war es ihm und auch Jennifer immer noch ein Rätsel, warum es Alexa jedes mal vor Schmerzen regelrecht umwarf.
„Doktor?“ Woolsey fragte nun doch mal nach. Immerhin wartete er und die anderen schon eine ganze Weile darauf, zu erfahren, was denn eigentlich los sei.
Carson und Jennifer sahen sich kurz an, offensichtlich hatten sie immer noch nicht ganz geklärt, wer wann das Kommando über die Krankenstation haben sollte. Jennifer lies Carson sprechen.
„Tja, also wir konnten nichts Ungewöhnliches oder Besorgniserregendes feststellen.. Außer das … ihr Gehirn mal wieder einen kleinen Satz gemacht hat. So wie Jennifer das so schön ausdrückt.“
„Das ist ein Problem“, sagte Woolsey.
John, der ebenfalls mitgekommen war, sah nur zustimmend zu den beiden Ärzten.
„Ich dachte, mal abgesehen von den Schmerzen, dass es ganz gut sei, mal einen Antiker hier zu haben, der uns unterstützt und Alexas Gehirn kommt nun anscheinend wieder in die Gänge nach der langen Zeit in der Kapsel. Daher wahrscheinlich auch immer wieder diese kleinen Attacken.“ Jennifer war wohl etwas irritiert.
„Es ist ja alles ganz gut und schön und mit Sicherheit freuen wir uns auch, dass sie anscheinend wieder zu ihrer alten Form zurückkehrt, allerdings könnte es dennoch Schwierigkeiten geben“, erklärte Richard.
Da niemand nachfragte aber offensichtlich dennoch eine Frage in der Luft lag, setzte John die Erklärung fort.
„Es ist zu riskant. Wenn wir uns in einer gefährlichen Situation befinden und Alexa noch mal eine solche Attacke bekommt, sehen wir ziemlich alt aus.“ John sprach genau das aus, was wohl alle dachten.
„Müssen wir damit rechnen, dass sie immer wieder… diese Aussetzer hat?“ fragte Teyla, die ebenfalls mitgekommen war.
„Können wir nicht sagen. Dazu müssen wir weitere und genauere Untersuchungen machen.“
Nun schaltete sich auch Jennifer wieder ein. „Ich denke sie wird wohl nicht drum herum kommen, all diese Test und Untersuchungen über sich ergehen zu lassen, die wir ohnehin vorhatten zu tun.“
„Sie kommt wieder zu sich“, bemerkte John als erster.
Die Kopfschmerzen waren schon beinahe lähmend. Nein, sie waren es definitiv. Alexa hatte Mühe, ihre Augen zu öffnen und ihre Arme zu bewegen, um sich vor dem grellen Licht zu schützen, das in den Augen doch ziemlich weh tat.
Carson allerdings reagierte schnell und schaltete das Licht um eine paar Stufen herunter.
„Oh, was …“, stöhnte sie und versuchte sich etwas aufzurichten.
„Sie hatten wieder eine dieser Schmerzattacken und wurden ohnmächtig. Wir haben Sie untersucht und können sagen dass Ihr liebes Köpfchen wieder einen kleinen Sprung gemacht hat“, erklärte Carson ihr leise. Er konnte sich als Arzt gut vorstellen, wie ihr im Moment wohl zumute sein musste. Richard wohl weniger.
„Wie geht es ihnen?“, fragte Richard für Alexas Geschmack etwas zu laut.
Sofort hielt sie sich die Ohren zu. Zumindest wollte sie es. Allerdings taten ihre Arme ebenfalls noch immer sehr weh. „Oh, nicht so laut, Mister Woolsey“, stöhnte sie.
„Entschuldigung. Können Sie sich an irgendetwas neues erinnern“, fragte er diesmal etwas leiser.
Alexa überlegte kurz und musste Woolsey dann aber doch enttäuschen.
In der Zwischenzeit kam Jennifer mit einem Medikament gegen die Schmerzen an und verabreichte es ihr.
„Um nochmal auf das Gespräch von vorhin zurückzukommen,… ich kann es ihnen nur noch mal nahe legen, das wir diese Untersuchungen machen. Wir sehen uns sonst gezwungen, Sie nicht mehr an Außenmissionen teilnehmen zu lassen“, erklärte Carson. Es wirkte offensichtlich.
Alexas Augen wurden zuerst immer größer, bis sie nach einigen Augenblicken doch nachgeben musste.
„Ich denke ich habe wohl keine andere Wahl“, antwortete sie und sah resigniert zu John und den anderen hin und her.
Aus Rodneys Blick allerdings wurde sie nicht wirklich schlau. Offensichtlich war er mal wieder eingeschnappt, weil er schon wieder zu kurz kam. Schließlich hatten Carson und Jennifer mehr Glück und durften die Antikerin regelrecht auf den Kopf stellen. Sie hatten ihr Projekt!
„Nein. Nein, nicht wirklich. Ihre Gesundheit geht uns vor. Wir können es nicht riskieren …“
„Ich weiß. Ich wäre nur eine Belastung, wenn … das wieder passieren würde und wir uns in einer brenzligen Situation befänden. Ich kann es durchaus verstehen, Colonel“ unterbrach sie Sheppard.
„Doktor McKay, bitte seien Sie nicht enttäuscht, das ich Ihnen allerdings keine Erlaubnis gebe, dieses Ding auseinanderzunehmen. Ich würde ganz gerne einmal abwarten, was bei den bevorstehenden Untersuchungen herauskommt.
Ich verspreche Ihnen allerdings, das Sie nicht mehr lange warten müssen.“
McKay war zwar noch immer enttäuscht, lies sich aber nichts anmerken. Zumindest versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen. Alle anwesenden allerdings, kannten ihn gut genug um es dennoch zu merken.
„Ja … machen Sie sich darüber mal keine Gedanken. Das Ding wird mir schon nicht weglaufen. Es ist wie der Colonel gesagt hat: Ihre Gesundheit hat Vorrang“.Und damit verabschiedete er sich und verließ die Krankenstation. Alle anderen blickten ihm schweigend nach.
Auch Alexa war etwas angeschlagen von Rodneys Verhalten und tief in ihrem Inneren fragte sie sich, ob sie es ihm doch lieber hätte erlauben sollen.
„Ich werde sie über Nacht hier behalten. Nur zur Beobachtung. Morgen können wir dann mit den Untersuchungen beginnen“ sagte Carson, als er merkte, das Alexa Anstalten machte, aufzustehen.
„Doktor, ich würde mich viel wohler in meinem eigenen Bett fühlen. Abgesehen davon, glaube ich nicht, das das wieder passiert.“
Alexa wollte ganz offensichtlich nicht in der Krankenstation bleiben. Carson blickte zuerst überrascht zu ihr, dann zu Jennifer.
„Ich habe sie gewarnt. Sie ist genau wie Colonel Sheppard. Zumindest in dieser Beziehung.
Nun war John etwas irritiert und blickte schlussendlich mit einem schelmischen Lächeln zu Jennifer, die allerdings nur abwehrend mit den Schultern zuckte. Als sie merkte, dass es wohl nichts bringen würde, legte sie einen so süßen Hundeblick auf, das es Carson ganz anders wurde und er seufzte. Nun konnte er ihr nichts mehr abschlagen.
„Na schön. Aber Sie werden direkt in Ihr Quartier gehen und sich hinlegen. Und wenn irgendetwas Ungewöhnliches …“
„Werde ich mich sofort melden, Doktor“, beendete sie den Satz und hüpfte mit einem Lächeln von der Liege.
-Unglaublich, wie schnell sie sich erholt-, dachte Carson und musste unbewusst mit dem Kopf schütteln.
Doch für einen Moment wurde ihr kurz schwindlig und musste sich kurz an der Liege festhalten.
John bemerkte es und hielt sie an ihrem Arm fest.
„Alles klar. Nix passiert. Ist schon wieder vorbei“ sagte sie schnell, bevor die Ärzte es sich anders überlegten.
„Sofort hinlegen“, sagte Carson und zeigte mit dem Finger in Richtung Ausgang.
„Ich gehe mit bis zu Ihrem Quartier“, erklärte John und verließ zusammen mit der Antikerin die Krankenstation.
Woolsey wartete, bis der Rest des Teams die Krankenstation verlassen hatte, um mit den beiden Ärzten zu sprechen. „Und, was denken Sie?“, fragte er.
Carson und Jennifer blickten sich kurz an, aber keiner von beiden hatte eine Erklärung.
„Wir wissen bisher nur, das die synaptische Aktivität ihres Gehirns stetig zunimmt. Zwar in kleinen Schritten, aber dennoch auffällig.“
„Ist das was schlechtes?“, fragte Richard.
„Nun ja…“ Jennifer blickte etwas ratlos zu Carson.
„Wir wissen, dass die Gehirnaktivität im Laufe des Lebens eines Antiker steigt, zumindest wenn es um de Aufstieg geht,… aber bei dem Commander bin ich mit nicht sicher, was ich davon halten soll. Es könnte ebenso gut sonst was sein“. Carson war schon irgendwie besorgt, als er Woolsey darum bat, alle möglichen Informationen über die Antikerin zu bekommen. Wenn er sie untersuchen sollte, dann wäre es wohl besser, alles Mögliche über sie zu wissen.
„Tja, leider ist das was wir über sie wissen, nicht gerade sehr viel. Um ehrlich zu dein, haben wir so gut wie keine Informationen über sie. Ich hoffte eigentlich das durch ihre Untersuchungen einiges in Erfahrung gebracht werden könnte“.
Woolsey war sich immer noch nicht sicher, was er von Alexa zu halten hatte. Einerseits mochte er sie irgendwie, andererseits wusste er zu wenig über sie. Die paar Wochen, die sie nun hier war. Reichten wohl gerade mal aus, um genug Vertrauen aufzubauen, um sie mit auf Außenmissionen gehen zu lassen. Alles, was sie wussten war, Sie ist jung, eine Antikerin, wurde zu einer Art Elitesoldat ausgebildet und hat eine Art Anrecht auf Atlantis.
-Hoffentlich bringt uns das nicht noch in Teufels Küche- dachte Woolsey, bevor er sich verabschiedete.
„Na schön, Doktor Keller, Doktor Beckett, wir sehen uns dann morgen“.
Vor Alexas Quartier
Da wären wir“, sagte John, als er Alexa ohne Zwischenfälle zu ihrem Quartier begleitete.
„Ja, danke Colonel“ bedankte sie sich.
„Sind Sie sicher, das es Ihnen besser geht?“, fragte er nochmal, bevor er sich seiner Arbeit widmete.
Das Training fiel aus. Schließlich ist die Antikerin erst vor Kurzem zusammengebrochen und John wollte nichts riskieren. Ihm passte es auch nicht so ganz, dass Alexa nicht auf der Krankenstation bleiben wollte.
-Zumindest ist auf dem Weg hierhin nichts passiert-, dachte er sich.
„Hören Sie, versprechen Sie mir, sich gleich hin zulegen und sich aus zu ruhen. Es wäre nämlich ziemlich …“. John wusste nicht, wie er den Satz beenden sollte. Glücklicherweise kam ihm der Commander auch schon zuvor.
„Ich verspreche Ihnen, ich werde erst ein schönes entspannendes Bad nehmen und werde mich dann etwas hinlegen. Sind Sie damit einverstanden, Colonel?“, fragte sie mit einem kleinen Lächeln.
John tat so, als müsse er darüber nachdenken. In Wirklichkeit wollte er sie nur aufmuntern. Und Alexa wollte ihn nur necken.
„Na, schön. Und wehe, Sie strengen sich auch nur ein bisschen an, dann bringe ich Sie höchstpersönlich zur Krankenstation zurück und binde sie ans Bett an“
John bereute es doch gleich, diesen Satz gesagt zu haben, denn er wurde etwas verlegen und versuchte nun alles, um sich da wieder raus zu reden.
„Na ja, also ich meine nicht wörtlich ans Bett fesseln, eher so, dass Sie nicht mehr … also dass sie …“
Alexa erlöste ihn von seinem Stottern.
„Ich weiß schon was Sie meinen, Colonel. Danke, dass Sie mich begleitet haben. Ich werde dann mal …“ Alexa zeigte mit dem Daumen in Richtung Tür, die hinter ihr war.
„Ja“, antwortete John und räusperte sich.
„Wir sehen uns dann morgen“, verabschiedete sie sich und drehte sich um, um die Tür zu öffnen.
„Ja, bis morgen“, sagte John und wartete bis Alexa in ihrem Quartier war und die Tür sich geschlossen hatte.
Danach spazierte er in sein Quartier, um mit seiner Berichterstattung zu beginnen. Er hasste Schreibkram, aber es musste schließlich gemacht werden.
Schon seit zehn Minuten lag Alexa in der Wanne. Das warme Wasser und der Duft des Schaums erfüllten ihren Zweck und sie begann, immer wieder einzuschlafen. Als ihr das Wasser allerdings zu kalt wurde, stieg sie aus, trocknete sie sich ab und zog ihren Bademantel an. Für einige Minuten stand sie an ihrem Fenster und betrachtete das ruhige Meer.
-Wenn doch bloß alles so ruhig wäre, wie das Meer. In meinem Kopf tobt immer noch ein regelrechter Sturm. Was wohl die Ärzte herausfinden? Wenn sie überhaupt was finden. Und McKay? Wenn das so weiter geht, habe ich es mir mit ihm wohl ganz verscherzt. Er ist aber auch so was von stur. Und nervtötend. Wie halten Colonel Sheppard und die anderen es nur den ganzen Tag mit ihm aus? Vielleicht sollte ich ihm doch die Kapsel überlassen. Dann habe ich meine Ruhe, er seinen Willen und vielleicht kommt noch was interessantes dabei raus.-
Alexa war mittlerweile schon fast fertig, sich mit einer Lotion einzucremen und hatte bereits einen Pyjama angezogen.
Doch bevor sie sich ganz ins Bett legte, schnappte sie sich noch ihren Laptop, und begann ihren Bericht zu schreiben. Schließlich sollte er morgen fertig sein. Es zwar erst mitten am Nachmittag, aber es schadete bestimmt nicht, sich jetzt schon ins Bett zu legen. Nach gut einer halben Stunde war sie mit ihrem Bericht fertig und schaffte es gerade noch, den Computer beiseitezulegen, bevor sie einschlief.
Die Sonne blendete, Die Sonnenstrahlen wärmten die Haut, frische Luft fuhr durch die Haare.
Zwitschernde Vögel saßen in den Bäumen. Braune Steingebilde von 2 Metern Größe spendeten Schatten.
Fremdartige Schriftzeichen auf den Steinen, erzählten wohl von längst vergangener Zeit.
Doch plötzlich beendeten Schüsse und unverständliche Schreie die Ruhe.
Es begann ein erbitterter Kampf. Eine Hetzjagd quer durch den angrenzenden Wald. Immer wieder musste man über freiliegende Wurzeln springen, während gleichzeitig zurückgeschossen wurde.
Unaufhörlich flogen einem Äste und Rinde, die von den Schüssen getroffen wurden, um die Ohren.
Ein wurde ein kleiner Abhang hinunter gerannt. Als man unten ankam, lief man schon fast in die Arme der Feinde. Dutzende von Waffenmündungen zielten ins Gesicht …
Völlig außer Atem wurde Alexa wach und saß kerzengerade in ihrem Bett. Der nächste Schreck lies nicht lange auf sich warten, denn ihr Wecker klingelte und gab damit bekannt, dass es halb sechs am Morgen war.
Alexa schaltete ihn aus, setzte sich auf die Bettkante und atmete ein paar Mal tief durch.
Nachdem sie sich einigermaßen erholt hatte, zog ihre Trainingskleidung an und machte sich auf den Weg zur Sporthalle. Nachdem sie über eine Stunde den Sandsack bearbeitet hatte, und sich auf dem Laufband austobte, ging sie zurück in ihr Quartier, duschte und zog ihre Uniform an.
Danach folgte der vereinbarte Besuch in der Krankenstation zur Blutentnahme, gefolgt von einem Frühstück, der Abgabe des Berichts in Woolseys Büro und weiteren Untersuchungen.
Über ihre Träume sagte sie nichts. Mit niemandem sprach sie darüber, obwohl sie schon des Öfteren daran dachte, es doch zu tun.
Der Tag an für sich lief wie geplant ab. Ohne Zwischenfälle. Nach den Untersuchungen und einem ausgiebigen Mittagessen, trafen sie und John sich in der Sporthalle, um ihr Training vom Vortag nach zu holen. Wie zu erwarten legte sie den Colonel mehr als einmal auf die Matte.
Gegen Trainingsende allerdings gelang es John, Alexa einige Schläge mit den Bantos zu verpassen. Er merkte irgendwie, dass sie durch irgendetwas abgelenkt zu sein schien. Als er sie jedoch darauf ansprechen wollte, sagte sie das nichts sei und er sich keine Sorgen zu machen brauche. Zurück auf der Krankenstation erklärten die beiden Doktoren, das sie nichts finden konnten, die Untersuchungen jedoch noch genauer vornehmen wollten.
Damit Alexa aber weiterhin an Außenmissionen teilnehmen konnte, gab Jennifer ihr eine Art Depotspritze.
Bestehend aus Schmerzmittel, sollte es in regelmäßigen Abständen eine geringe Dosis des Medikaments in den Blutkreislauf abgeben. Somit sollte verhindert werden, das sie wieder mit Schmerzen zusammenbrechen würde.
Spätnachmittags traf man sich wieder im Konferenzraum, um über die Mission zu sprechen, die am nächsten Tag anstand. Es sollte ein reine Forschungsmission sein. Ein Planet auf dem die Wraith schon lange nicht mehr waren und der technisch nicht so weit entwickelt war, wie die Erde. Dennoch erhoffte man sich archäologische Funde oder Erkenntnisse, genauso wie Freundschaften und vor allem Handelsbeziehungen.
Nachdem dies alles erledigt war, machten John und Alexa noch jeweils eine Runde durch Atlantis.
Todmüde und völlig erledigt lies sich Alexa zum Schluss ins Bett fallen. Es dauerte auch nicht lange, bis sie einschlief.
M4X- 282
„Ich habe gestern ganz vergessen zu fragen, wie eigentlich die Untersuchungen gelaufen sind“.
John wollte ein Gespräch mit Alexa anfangen. Um ganz ehrlich zu sein, wollte er nochmal versuchen herauszufinden, was Alexa in letzter Zeit so beschäftigte. Er vermutete schon eine ganze Weile, das es wohl Erinnerungen sind, die allmählich wieder zurückkehren. Und offensichtlich keine angenehmen.
„Ganz gut. Allerdings haben die Ärzte nichts finden können, was die Schmerzen erklären würde“, antwortete sie.
Nach einigen Sekunden des Schweigens begann John wieder ein Gespräch. „Vielleicht ist es doch von der langen Zeit in der Kapsel. Ihr Gehirn scheint wohl noch gelegentlich einen kleinen Hüpfer zu machen. Vielleicht ist es immer noch nicht ganz wach“, witzelte er.
Auch Alexa konnte sich endlich zu einem kleinen Lächeln hinreißen lassen. „Kann sein. Wenn das der Fall ist, würde es zumindest einiges erklären“.
„Was denn?“, fragte John.
Eigentlich wollte Alexa gar nicht darüber sprechen, aber die Tatsache, dass sie sich nun selbst verplapperte, lies ihr dann doch keine Wahl mehr. „Die Bilder, die ich immer sehe. Oder die Träume“, sagte sie nach kurzem zögern.
John blickte sie nur ahnungslos an.
„Es ist immer das Gleiche. Kämpfe, Schlachten, Kriege. Immer wird irgendwo gerannt, geschossen, gekämpft und alles was dazu gehört. Ich sehe dabei nicht mich, aber ich sehe diese Dinge aus meiner Perspektive, verstehen Sie, was ich meine?“
„Vielleicht sind es Erinnerungen?“, spekulierte John.
„Das glaube ich auch. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, nur Mord und Totschlag erlebt zu haben. Bis jetzt habe ich kein einziges Mal was geträumt oder gesehen das irgendwie nach was schönem oder angenehmen ausgesehen hat“. Alexa klang etwas gereizt und die Enttäuschung war auch deutlich zu erkennen.
„Das kommt auch noch, da bin ich sicher“, beruhigte er sie, während sie weiter über die Wiesen gingen.
McKay, Ronon. Teyla und ein Team Wissenschaftler waren schon ein gutes Stück weiter vorn, als ein Funkspruch durch Colonel Sheppards Funkgerät kam.
„Colonel Sheppard, hier ist Teyla. Doktor. Kingston hat etwas Interessantes entdeckt. Sie sollten sich das mal ansehen.
Ganz besonders den Commander würde es interessieren.“
Sheppard und Alexa sahen sich kurz an und gingen einen Schritt schneller.
„Sind unterwegs“, bestätigte er.
Es dauert nicht lange, bis Sheppard und die Antikerin bei den anderen ankamen.
Doktor Kingston kam ganz aufgeregt und stotternd auf den Colonel zu. „A-A-Also ich k-k-k-k-kann nur sagen, d-das ist a-a-a-alles so was von interessant“.
Doktor Kingston war normalerweise kein stotternder Mann. Daher dachte John, dass es wohl eine immens wichtige Entdeckung sein musste, oder Alexas Anwesenheit lies ihn so reagieren. Obwohl sie schon eine Weile in Atlantis war, traf sie immer wieder auf Menschen, die äußerst ehrfürchtig auf sie reagierten. Teilweise wurde sie sogar regelrecht als eine Art Göttin behandelt. Meistens von den Athosianern, Teylas Volk. Alexa allerdings gefiel dies gar nicht. Sie verstand die meisten Reaktionen nicht.
„Was ist denn so interessant?“, fragte John.
„Es sind eindeutig lantianische Schriftzeichen. Das eigentlich Beste daran ist, das diese Zeichen noch älter sein müssen, als alles andere was wir von…den…Antikern….kennen“. Kingston stotterte wieder als er zum Commander sah. Diese allerdings lächelte nur leicht. John ging kommentarlos am Doktor vorbei und betrachtete kurz die Zeichen. Nach einigen Sekunden rief er Alexa.
„Können Sie was damit anfangen?“
Alexa setzte sich in Bewegung um sich mal genauer anzusehen, wovon die Leute wohl so begeistert seien. Als sie jedoch näher kam, wurde ihr ganz mulmig. Es waren vier große Steine. Jeder circa zwei Meter hoch und mit Schriftzeichen graviert, die dem lantianischem sehr nahe kamen. Es dauerte einige Zeit, bis Alexa sie wiedererkannte und mit großen Augen rückwärtsging.
„Was ist los, stimmt was nicht?“, fragte John.
Alexa konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, daher dauerte es eine Weile, bis sie ihm antworten konnte. „Das sind die Steine. Ich…ich bin schon einmal hier gewesen“.
„Was für Steine?“, fragte John.
„Wie Sie waren schon mal hier?“, kam es von Rodney.
„Wann denn?“, fragte Ronon.
Alexa war noch ganz perplex. „Ich habe diese Steine schon mal gesehen.“
„Das sagten Sie bereits. Geht’s vielleicht etwas genauer?“, wollte Rodney wissen.
„In der Vergangenheit. In meinem Traum, letzte Nacht“, sagte sie, nahm ihre Waffe in Anschlag und sah sich unauffällig um.
„Meinen Sie jetzt Ihre Vergangenheit oder haben Sie nur einfach geträumt, oder was?“ John wurde allmählich nervös. Zumal Alexa die Waffe entsichert hatte.
Langsam aber sicher glaubte Alexa, ihren Verstand zu verlieren. Johns Frage war durchaus berechtigt. Hatte sie nur einfach geträumt oder steckte da mehr dahinter. Nach einigen Sekunden reagierte sie regelrecht panisch. „Wir müssen hier weg. So schnell wie möglich!“
„Was?! Was ist denn los?“ Rodney wurde mittlerweile auch etwas nervös.
Alexa ging immer weiter zurück und sah sich dabei um. Die Waffe immer noch feuerbereit. John versuchte, sie aufzuhalten. Was ihm nur schwer gelang.
„Was ist denn?“, fragte er noch mal nach. Allerdings mit mehr Nachdruck. Als er merkte, dass sie kaum noch ansprechbar war, griff er sie an ihrem Arm, um sie festzuhalten. „Alexa? Was um Himmelswillen ist denn los mit Ihnen? Hier sind nur wir und die Steine. Sie haben doch nur geträumt.“
Energisch schüttelte sie mit dem Kopf. „Nein. Nein. Wir müssen hier weg.“
„Rodney, sehen Sie irgendetwas auf dem Lebenszeichendetektor? Irgendjemand anderes oder Ungewöhnliches?“
John musste etwas auf die Antwort warten. Denn Rodney war mittlerweile so nervös, dass er den kleinen Scanner kaum aus der Tasche bekam und dann noch ein paar Augenblicke brauchte, um festzustellen, das weit und breit nichts und niemand in der Nähe war. Doch den Commander beruhigte es kaum. Immer wieder wollte sie zurück zum Gate laufen. Und immer wieder musste John sie zurückhalten. Irgendwann ließ er sie gar nicht mehr los.
Auch Teyla und Ronon kamen nun näher. Teyla versuchte auch alles Mögliche, um sie zu beruhigen. Und Ronon kam die ganze Umgebung sowieso merkwürdig vor, also sah er sich mittlerweile auch etwas um.
Rodney kam mit dem Scanner zu John und Alexa, um ihr zu zeigen, dass absolut keine Gefahr bestand. Erst als Rodney ihr den Scanner unter die Nase hielt und sie sich selbst davon überzeugen konnte, wurde sie ein wenig ruhiger, aber dafür noch verwirrter.
„Ich denke, wir sollten zurück nach Atlantis. Ronon, Teyla gehen Sie schon mal vor zum Tor. Doktor Kingston, packen Sie Ihre Sachen zusammen, wir machen uns auf den Heimweg. Und da können Sie mir dann in aller Ruhe erzählen, was Sie so nervös macht und was es mit diesem Traum auf sich hat.“
Die einzige Reaktion, die von der Antikerin kam, war ein Schwächeanfall. Wenn John sie nicht immer noch am Arm festgehalten hätte, hätte sie dieses Mal im Gras gelegen. Kurzerhand gab er seine Waffe Rodney, nahm sie auf den Arm und wollte sie tragen.
„Nein. Ich kann selbst … gehen“, murmelte sie.
„Sind Sie sicher?“, fragte er und bekam ein kleines Nicken zur Antwort.
John ließ sie wieder runter, dachte aber nicht im Traum daran, sie los zulassen. Rodney gab ihm seine Waffe wieder und half John dabei, Alexa zu stützen, während sie zum Tor gingen.
Atlantis
„Also, was war da eben los?“, fragte John leise.
Schon seit einer halben Stunde waren sie wieder in Atlantis. Carson und Jennifer taten wie immer ihre Arbeit und untersuchten das Außenteam. Jedoch ohne Erfolg. Mittlerweile war auch Richard eingetroffen.
„Hatten Sie wieder einen dieser Schmerzanfälle?“, fragte er sie.
Alexa schüttelte mit Kopf. Inzwischen war ihr mehr oder weniger klar geworden, was eben auf dem Planeten geschehen war und was es mit dem Traum auf sich hatte. „Nein. Diese Spritze scheint zu helfen. Zumindest im Moment.“
„Was war dann los?“, bohrte John nach.
Die Antikerin nahm tief Luft, bevor sie ihre Erklärung startete. „Ich glaube, dass es eine Erinnerung war. Eigentlich bin ich mir fast sicher.“
„Das muss wohl eine sehr unangenehme Erinnerung sein.“
Teyla stand schon seit einigen Minuten bei John und Alexa, während Ronon noch von Carson untersucht wurde. Rodney wurde wieder äußerst fürsorglich von Jennifer verarztet, obwohl es eigentlich nichts zu verarzten gab.
„Ich kann mich nicht genau erinnern, aber ich sehe manche Dinge in meinen Träumen.“
„So wie die Steine“, schlussfolgerte John.
„Ich habe geträumt, schon mal bei diesen Steinen gestanden zu haben. Dann bin ich gerannt. Irgendetwas oder jemand war hinter mir und ein paar anderen her.
„Wer?“, fragte Richard, der sich bis jetzt ganz im Hintergrund gehalten hatte.
„Ich weiß es nicht.“
„Und wer war noch bei Ihnen? War es ein Einsatz?“, wollte John wissen.
Teyla fiel in letzter Zeit öfter auf, dass John alles versuchte, mehr von Alexa zu erfahren. Jeder in Atlantis wollte mehr von und über die Antikerin wissen, aber John strengte sich besonders an.
„Ich glaube schon, dass es ein Einsatz war. Aber ich weiß nicht, wer bei mir war. Oder wer hinter uns her war. Geschweige denn, was der Hintergrund für diesen Auftrag gewesen ist.“
„Also, wir können sagen, dass sich keiner irgendetwas eingefangen hat“, sagte Jennifer, nachdem sie mit Rodney fertig war.
„Allesamt gesund?“, wollte Woolsey genau wissen.
„Jep“, bestätigte Keller.
Woolsey sah allerdings etwas skeptisch zu Alexa hinüber. Diese schaute ihn wiederum irritiert an.
„Sehen Sie mich nicht so an. Mir geht’s gut.“
„Das sah eben auf dem Planeten aber ganz anders aus“, entmutigte Ronon sie.
Alexa sah mit halb zugekniffenen Augen zu ihm, um ihn zum Schweigen zu bringen. Ronon allerdings legte schon fast ein schelmisches Lächeln auf.
„Ich würde gerne mit Ihnen, Colonel Sheppard und den beiden Doktoren darüber sprechen“, sagte Woolsey.
Eigentlich klang es schon fast wie ein Befehl.
Es dauerte auch nicht lange, bis sich die fünf in seinem Büro wiederfanden.
„Also, wie sieht es jetzt genau aus?“, wollte Richard wissen.
Die beiden Ärzte sahen sich fragend an. Alexa und John sahen diese dagegen fragend an.
„Wir haben nichts Ungewöhnliches bei den Untersuchungen finden können. Keine Infektionen, keine Anomalien, Fremdkörper oder irgendetwas, das auf Folgeschäden durch die lange Zeit in der Kapsel schließen würde“, sagte Jennifer.
„Bis jetzt jedenfalls“, ergänzte Carson.
„Wir könnten ja mal die Antiker-Datenbank durchforsten. Vielleicht finden wir dort etwas, was den Zustand des Commanders zumindest annähernd erklärt. Und wenn nicht, haben wir immerhin unseren Horizont erweitert“, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
Alexa sah etwas irritiert zu John und dann wieder zu den Ärzten. „Und so lange bin ich im inaktiven Dienst, oder wie?“
„Wir können es in den nächsten zwei Wochen weiter mit einer Art Depotspritze versuchen. Wenn es funktioniert und nichts Auffälliges gefunden wird, können Sie in den aktiven Dienst zurück“, erklärte Woolsey. Alexa allerdings war sichtlich enttäuscht.
„Zwei Wochen?!“ Es dauerte einige Momente, bis sie weiter sprechen konnte. „Was soll ich denn in den zwei Wochen machen?! Still sitzen und darauf hoffen, dass all meine Erinnerungen zurückkommen, damit ich nicht wieder irgendwann in der Krankenstation lande?! Das ist doch nicht ihr Ernst?!“, fragte sie etwas empört.
Woolsey und die anderen allerdings waren etwas überrascht über diesen kleinen Ausbruch der Antikerin. Bis jetzt hatten sie so etwas bei ihr noch nicht erlebt. Selbst Alexa war etwas überrascht. Es dauerte auch nicht lange, bis sie sich dafür entschuldigte.
„Tut mir Leid. Ich bin bis jetzt nur noch nie vom Dienst suspendiert worden. Zumindest nicht wegen so was.“
„Ist okay. Aber erstens, glaube ich auch nicht, dass Sie so was schon mal hatten, und zweitens sind Sie nicht suspendiert, sondern … eher in Urlaub“, erklärte John.
„Und abgesehen davon könnte es nur von Vorteil sein, wenn Sie mal ein paar Wochen Ruhe haben“, schaltete sich Carson wieder ein.
Alexa atmete wieder tief durch. „Und was soll ich währenddessen machen?“, fragte sie.
Es dauerte wieder etwas, bis Woolsey eine Idee hatte. „Doktor Keller und Doktor Beckett können weiter Untersuchungen vornehmen und dazwischen ruhen Sie sich einfach mal gründlich aus.“
Nach langem Zögern ließ sich die Antikerin endlich darauf ein.
Es dauerte auch nicht lange, bis das Gespräch beendet war und jeder zu seiner Arbeit zurückkehren wollte.
Alexa ging in ihr Quartier und legte sich auf ihr Bett
-Das ist doch Wahnsinn. Was ist denn los mit mir? Ist es überhaupt nötig, mich von meinen Pflichten zu entbinden? Ich glaube wohl eher nicht. Abgesehen davon, dass sie nicht wirklich meine Vorgesetzten sind. Keiner von ihnen.-
Alexa war wütend. Aber sie musste auch zugeben, dass Woolsey und die anderen Recht hatten.
Was immer mit ihr los war. Sie wäre nur eine Belastung.
-Vielleicht sollte McKay doch mal das verfluchte Ding von einer Kapsel auseinandernehmen. Wer weiß, vielleicht kommt noch was Konstruktives dabei raus.–
Sie lag nicht lange auf dem Bett, bis der Türsummer ertönte.
„Ja bitte.“
„Sehr witzig“, ertönte Sheppards Stimme von außen.
Alexa stand verwirrt auf und ging zur Tür um ihn hereinzulassen.
-Ich hätte schwören können, dass sich die Tür früher öffnete, wenn ich es gewollt habe. Ohne einen Finger zu rühren.–
„Was war das denn gerade?“, fragte John, als er in Alexas Quartier trat.
„Oh, früher ging die Tür von selbst auf, wenn ich nur daran gedacht habe. Glaube ich zumindest.“
„Wirklich? Cool.“
Alexa blieb an ihrem Fenster stehen, blickte kurz raus und drehte sich zum Colonel um.
„Sieht aus, als ob es aufwärts ginge“, sagte John und spielte damit auf ihr Erinnerungsvermögen an.
„Finden Sie?“, fragte sie und blickte ihn weiterhin an.
Es dauerte einige Zeit, bis John sich die passenden Sätze zurechtgelegt hatte. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie etwas sauer sind. Aber Sie müssen verstehen,…“
„Ich bin nicht etwas sauer.“
„Ah, nein?“
„Nein. Ich bin, wie sagt man, stinksauer. Aber ich verstehe auch, warum Sie so handeln. Eigentlich bin ich eher sauer auf mich selbst. Ich erinnere mich nicht an konkrete Dinge. Von den Bildern, die ich immer wieder sehe, weiß ich nie, ob es nun Erinnerungen oder nur Träume sind. Das ist irgendwie … nnngrrr!“, sagte sie und hob dabei die Hände wie eine Raubkatze beim Angriff.
John musste kurz staunen. Eine solche Geste hatte er von der Antikerin noch nie gesehen. Geschweige denn überhaupt bei Antikern.
„Sie sollten vielleicht mal versuchen, zu meditieren. Teyla kann Ihnen da vielleicht helfen“, erklärte John. „Oder …“. Ihm kam eine neue Idee.
„Oder was?“, fragte Alexa.
„Ich war mal für ein halbes Jahr bei Antikern, die später aufgestiegen sind. Währenddessen hat mir eine Frau das Meditieren beigebracht. Ein bisschen ist noch hängen geblieben. Es hat damals auch McKay geholfen, als er in diesem Ding…“
Alexa schnitt ihm das Wort ab. „Ich weiß. Ich habe die Einsatzberichte gelesen. Aber hier geht es nicht um meinen Aufstieg. Ich werde nicht aufsteigen. Das ist nicht möglich.“
„Wieso denn nicht?“
„Aus verschiedenen Gründen. Aber glauben Sie mir. Es geht nicht“, erklärte sie ihm etwas zögerlich.
„Wie dem auch sei. Diese Meditation kann ihnen aber vielleicht auf eine andere Weise helfen. Zum Beispiel Ihre Erinnerungen oder Ihre Träume besser verstehen zu können.“
Alexa überlegte kurz und ging in ihrem Quartier auf und ab. John beobachtete sie dabei vom Schreibtischstuhl, auf den er sich schon vor Ewigkeiten gesetzt hatte.
„Wie gut kennen Sie diese Techniken?“, wollte sie wissen.
„Hm … gut genug. Es hat McKay den Hintern gerettet. Fast.“
Sicher. Alexa wusste es eigentlich. Sie war damals richtig hellhörig geworden, als sie gerade diesen Bericht gelesen hatte. Diese Aufstiegsmaschine wollte sie sich schon seit langem ansehen. Auch wenn sie außer Betrieb und verschlossen war.
„Na schön. Es kann ja nicht schaden.“
„Gut. Wir fangen morgen an. Oder hat Beckett Sie etwa den ganzen Tag verplant?“
„Nein, ich denke nicht. Sollte es doch dazu kommen, gibt es noch den strategischen Rückzug“, witzelte sie.
„Hm. Ein gutes Manöver“, sagte er, während er aus ihrem Quartier ging und sich zum Schluss nochmal umdrehte.
„Aber Sie wissen, dass Woolsey eine weitere Mission auf den Planeten angesetzt hat?“
„Ja. Ich bin sicher, Doktor Kingston war sehr überzeugend.“
„Da sagen sie was. Ich lasse es Sie wissen, wenn wir was Interessantes herausfinden.“
Alexa nickte ihm dankend zu.
„Dann bis morgen. Fünfzehn Uhr. Gymnastikraum“, verabschiedete sich John und ging zurück zu seinem Quartier.
Alexa stellte sich wieder ans Fenster und blickte raus aufs Meer. Es dauerte nicht lange, bis sie völlig in Ihren Gedanken versunken war.
M4X-282
„So wunderbar. Einfach fantastisch. Großartig.“
Doktor Kingston war wie in Trance. John hatte ihn bereits zweimal angesprochen, doch er starrte immer noch völlig hingerissen auf die Steine. John blickte zu Rodney, der ebenfalls völlig vertieft auf seine Instrumente blickte.
Es folgte ein entnervter Blick zu Ronon. Dieser stand schon kurz vor dem Tod durch Langeweile. Teyla betrachtete die Umgebung und die Pflanzen. John atmete tief durch und schlich sich dann an Kingston ran.
„Schön, nicht?“
„Mhm“, antwortete Kingston immer noch in Trance.
„Was Interessantes?“
„Mhm“, wiederholte Kingston.
„Lassen Sie uns daran teilhaben?“, fragte John schlussendlich.
„Mhm“, kam wieder als Antwort.
Sheppard wartete einige Sekunden und verdrehte dann entnervt die Augen. „Na was ist denn nun?!“ schrie er schon fast. Dadurch waren nun alle wieder hellwach und aus ihrer Langeweile gerissen. Sogar Rodney, der in der Zwischenzeit langsam zu John geschlendert war, ließ vor Schreck fast seinen Scanner fallen.
„Oh, tut mir Leid, Colonel. Ich war ganz vertieft in diese…“
„Ja, ist mir aufgefallen“, unterbrach ihn John.
„Also, was ist es? Was hat es zu bedeuten? Und noch wichtiger … ist es irgendwie nützlich?“ fuhr er patzig fort.
„Äh ja. Nun also … es ist definitiv lantianisch. Allerdings in einem sehr alten … Dialekt, wenn Sie so wollen.“
„Können Sie es übersetzen?“, wollte Teyla wissen, die mittlerweile wahrscheinlich jede Pflanze auswendig kannte.
„Um ehrlich zu sein, habe ich bereits einen Teil übersetzt. Es scheint eine Geschichte zu sein. Vermutlich eine Aufzeichnung über die Geschichte dieses Planeten und seiner Bevölkerung. Es geht dabei um eine Art Monster. Äh, ähm oder Biest. Offensichtlich wurde es vertrieben. Es werden auch die Vorfahren, also die Antiker erwähnt. Das wirklich Interessante dabei ist aber, dass das Alter der Steine unterschiedlich ist.“
Das ließ Rodney hellhörig werden. Er fing an, mit seinem Scanner die Steine zu untersuchen.
„Die Steine oder die Gravur?“, wollte John genauer wissen.
„Sowohl als auch“, antwortete Rodney schneller als Kingston.
„Lassen Sie mich raten … die Aufzeichnung mit den Vorfahren ist älter“, spekulierte John.
„Ja. Und zwar um einiges“ antwortete Rodney überrascht und ließ sich mit der nächsten Aussage einige Sekunden Zeit.
„Um viele Millionen Jahre älter.“
„Und was hat das Biest mit den Antikern zu tun? Sagen Sie mir nicht, dass die es erschaffen haben.“
John konnte es sich schon fast denken. Zuerst die Wraith, dann die Replikatoren. Es würde ihn nicht wundern, wenn sie jetzt auch noch Biester erschaffen hätten. Doch er sollte enttäuscht werden.
„Nein, eigentlich eher das Gegenteil. Die Antiker haben es verjagt. Ein Antiker hat es verjagt oder getötet“, enträtselte Rodney, der die Schrift eigentlich genauso gut beherrschte wie Doktor Kingston.
„Geht es vielleicht etwas genauer? Ist das Biest nun tot? Wer hat das Biest getötet? Und was überhaupt.“
Johns Laune war immer noch nicht besser.
„Kann ich nicht sagen. Die Zeichen sind nicht mehr so gut zu lesen. Abgesehen davon ist es, wie Kingston hier meint, ein alter Dialekt. Es könnte einige Zeit dauern, es zu entziffern“, antwortete Rodney in seiner allseits bekannten Tonart.
„Na schön. Machen Sie ein paar Aufnahmen. Entziffern können Sie es auch in Atlantis. Vielleicht kann Alexa Ihnen helfen. Außerdem haben wir Woolsey gesagt, dass wir zum Mittagessen wieder da wären. Also Beeilung“, ordnete John an.
Atlantis
„Hätten Sie mir das nicht früher sagen können, Rodney?“, fragte John, der auf dem Weg zur Kantine war. Schließlich war es Zeit für ein Mittagessen und sein Magen knurrte schon.
„Nein. Ich bin nicht dazu gekommen. Sie wollten wieder zurück und Kingston wollte sich mal wieder wichtiger machen, als er in Wirklichkeit ist. Hören Sie, wir sollten da nochmal hin und uns das genauer ansehen“, sagte Rodney, der ebenfalls zur Kantine ging.
„Ich weiß. Ich wundere mich nur, dass Sie mir das nicht gesagt haben. Sie haben doch sonst kein Problem damit, sich mitzuteilen“, antwortete John, als er um die Ecke in die Kantine trat.
„Was soll denn das schon wieder heißen?“
„Oh, Sie wissen schon“, sagte er, als er Alexa an einem der Tische sitzen sah. Er holte sich ebenfalls etwas zu essen und ging zu ihr.
„Hey, was dagegen, wenn wir Ihnen Gesellschaft leisten?“, fragte er, als er merkte, dass Rodney immer noch bei ihm war. Abgesehen davon hatte Alexa schon einen Tischnachbarn. Carson. Alexa blickte rüber zu Beckett und dann wieder zu John.
„Nein, setzen Sie sich, Colonel.“
„Wie ich sehe, hat Carson Sie an einem Stück gelassen. Das ist gut. Er neigt gerne dazu, bei seinen Untersuchungen alles auf den Kopf zu stellen“, witzelte John.
„Tja, Colonel, wenn ich das nicht täte, wäre manch einer hier vielleicht nicht mehr am Leben. Sie eingeschlossen“, antwortete er.
„Und was gab es Neues auf dem Planeten?“, fragte sie, während sie weiter aß.
„Kingston hat es umgehauen, mal wieder. Teyla wird immer mehr zur Botanikerin. Ronon starb fast vor Langeweile und sie können mal sehen, ob sie einige der Schriftzeichen auf den Steinen entziffern können. Aber freuen Sie sich nicht zu früh. Das können Sie hier machen. Wir haben Bilder mit gebracht.“ Alexa war zwar enttäuscht, ließ sich aber nichts anmerken.
„Und Doktor McKay?“, fragte sie, als ihr auffiel, dass John vergessen hatte, ihn zu erwähnen.
„Der will wieder zurück, wegen ungewöhnlicher Energiewerte, die in ein paar Meilen Entfernung gemessen wurden.“
„Wieso haben sie das nicht heute untersucht?“, wollte sie wissen.
„Weil ich Hunger hatte!“, sagte John. „Und weil McKay erst jetzt damit rausgerückt ist“, fügte er hinzu.
„Ich wollte es ja früher sagen, aber ´Mister-das-ist-meine Show` ließ mich nicht“, rechtfertigte er sich.
Alexa sah zu John.
„Kingston“, antwortete dieser nur. Alexa verdrehte die Augen.
„Was könnte es mit diesen Werten auf sich haben?“
„Das wollte ich eigentlich Sie fragen. Sind Sie sich mittlerweile sicher, dass Sie schon mal da waren?“, fragte John mit vollem Mund.
Von Rodney hörte man ausnahmsweise nichts. Er war in sein Essen vertieft und schlang es förmlich hinunter.
Alexa schüttelte nur leicht den Kopf.
„Nicht hundertprozentig. Aber ich denke schon“.
„Vielleicht wenn Sie die Fotos sehen und den Text entziffert haben. Übrigens müssten wir unsere Meditationsrunde auf halb zwei verlegen. Dann kann ich mit Rodney nochmal zurück“, informierte John sie.
„Ja, einverstanden“, sagte Alexa und aß schweigend weiter.
~~~///~~~
„Oh, Sie sind schon da“, sagte John, als er in den Trainingsraum kam.
Alexa hatte bereits bequeme Trainingskleidung angezogen, stand immer noch bewegungslos an einem Fenster und starrte hinaus aufs Meer. John merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.
„Was ist los? Alles ok?“ fragte er besorgt.
Alexa lächelte etwas angestrengt.
„Ich frage mich nur, was durch die Meditation alles ans Tageslicht kommt“, sagte sie nach einigen Sekunden.
„Was meinen Sie?“
„Na ja, Alles, was bis jetzt bekannt ist, ist, dass ich ein Soldat bin. Und demnach wird es garantiert einige Dinge geben, die ich lieber …“
„Dinge, an die Sie sich lieber nicht erinnern wollen“, ergänzte er.
„Hören Sie. Das alles steckt doch noch in den Kinderschuhen. Wir wissen noch nicht einmal, ob es überhaupt funktioniert. Und selbst wenn, wer weiß, an was Sie sich überhaupt erinnern. So wie ich das sehe, sind sie ein guter Soldat, der immer seinen Dienst gemacht hat und immer in der Spur lief“, versuchte John sie aufzumuntern.
„Woher wollen Sie das Wissen? Wer weiß, vielleicht habe ich auch Dinge getan, die ich lieber nicht hätte tun sollen. Oder habe Dinge nicht getan, die ich hätte tun sollen.“
John atmete einmal tief durch. Irgendwie konnte er sie zwar verstehen, aber dass sie sich nun so unter Druck setzte und sich nur selbst verrückt machte, war etwas zu viel des Guten.
„Wir alle tun in unseren Leben Dinge, auf die wir nicht stolz sind. Aber gerade in unserem Beruf ist das gang und gäbe. Was glauben Sie, wie viele Entscheidungen ich schon treffen musste, die nicht nur mich betreffen, sondern viele andere. Was denken Sie, was ich alles tun musste, worauf ich nicht stolz bin“.
John machte eine kleine Pause. Er musste selbst daran denken, was er in den letzten Jahren hier in Atlantis gesehen und getan hat. Vieles war notwendig. Viele Entscheidungen waren getroffen worden. Manche waren richtig, manche nicht. Aber jede von ihnen hinterließ ihre Spuren. Sei es durch Stolz, Anerkennung, Tapferkeit, einer Beförderung oder Trauer, Selbstvorwürfe und Gewissensbisse.
„Die Dinge, die wir tun, sehen und erleben und die Erinnerungen daran, machen uns zu den Menschen, die wir heute sind. Sie helfen uns in bestimmten Situationen, uns daran zu erinnern, wer wir sind. Und das gilt auch für Sie. In meinen Augen sind sie ein guter Mensch. Und ein guter Soldat. Sie ballern nicht einfach im Gateraum herum, knallen nicht alles ab, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und sie können sich wunderbar beherrschen, wenn es darum geht, McKay ertragen zu müssen“.
Wieder versuchte er sie aufzumuntern, was ihm mittlerweile besser zu gelingen schien, denn Alexa brachte ein kleines Lächeln ans Tageslicht.
„Und wenn ich eigentlich gar nicht so bin, wie ich bin?“, fragte sie.
John überlegte kurz und sah ihr in die Augen. „Das bezweifele ich. Kommen Sie, lassen Sie uns anfangen“, sagte er, ging mit ihr zur Mitte des Raums und setzte sich auf den Boden.
2 Stunden später auf M4X-282
„Es hat also nicht funktioniert?“, fragte Ronon, der neben Sheppard ging. Seit über einer halben Stunde gingen sie schon über die Felder und Wiesen, nur um McKays eigenartige Energiesignatur zu finden, die er vor Stunden gemessen hatte.
„Ach, ich weiß nicht. Abgesehen davon, kann man nicht gleich beim ersten Mal erwarten, dass sie alles wieder weiß. Zumal sie sich auch irgendwie fürchtet, sich an bestimmte Dinge zu erinnern“, sagte John.
„Wieso das denn?“, fragte Teyla, die sich nun auch etwas zurückfallen ließ, um sich besser mit Sheppard und Ronon zu unterhalten zu können.
McKay war regelrecht an seinem Lebenszeichendetektor festgesaugt, dass er gar nichts mehr mitbekam. Alle hinter ihm hätten verschwinden können, er hätte es nicht mitbekommen.
„Wir hatten nur ein kurzes Gespräch, bevor wir mit der Meditation angefangen haben. Sie hat irgendwie das Gefühl, das es in ihrer Vergangenheit Dinge gab, an die sie sich lieber nicht erinnern will“.
„Kein Wunder, dass die Meditation nicht funktioniert hat“, sagte Ronon.
„Hey, niemand hat behauptet, dass es nicht funktioniert hat. Es braucht eben nur alles seine Zeit. Apropos Zeit. McKay, wie sieht´s aus? Schon was gefunden?“, fragte Sheppard nun. Es dauerte einige Zeit, so dass John wieder fragen musste. „Rodney?“
„Wir sind gleich da“, antwortete dieser nur und ging weiter ohne sich umzudrehen. Es war zwar nicht das, was John hatte hören wollen, aber immerhin.
Nach einer weiteren Viertelstunde fing McKay auch schon an, sich zu beklagen.
„Hätte ich gewusst, dass wir so weit laufen müssen, hätten wir den Jumper genommen. Ich bin fix und alle“.
„Wir hätten ihn auch gleich holen können, aber sie sagten ja, dass es ziemlich in der Nähe sei“, antwortete John.
Auch Ronon musste seinen Teil dazu beitragen.
„Abgesehen davon haben Sie mal etwas Bewegung. Da Sie ja sonst keinen Sport treiben“.
„Oh hallo! Nur weil ich nicht zu den Menschen gehöre, die drei- oder viermal in der Woche zur Krankenstation rennen, weil sie Probleme haben, mit diesen Stöcken Realität und Training auseinanderzuhalten und genäht werden müssen, heißt das noch lange nicht, dass ich keinen Sport mache. Ich bin ein sehr aktiver Mensch“, verteidigte sich Rodney.
„Ja klar, beim Essen ist ihr Mund immer sehr aktiv“, stichelte Ronon mit einem winzigen Lächeln.
„Hey, Sie wissen ganz genau, dass ich essen muss, sonst …“
John unterbrach ihn. „Ok Kinder, das reicht jetzt. McKay, was ist jetzt? Sind wir bald da?“
„Also, laut meinen Anzeigen stehen wir direkt davor“.
„Hier ist aber nichts zu sehen, Rodney“, schaltete sich nun auch Teyla wieder ein.
„Das sehe ich auch“, bestätigte dieser immer noch gereizt.
„Es ist doch nicht schon wieder so eine Kuppel wie damals, als ich sechs Monate bei diesen Möchtegern-Antikern war? Oder?“, fragte John skeptisch und dachte an diese Zeit zurück.
„Weiß ich nicht. Noch nicht“, antwortete Rodney und tippte auf seinem Scanner herum.
Zeitgleich in Atlantis
Die Meditationsstunde mit John war sehr angenehm gewesen. Und äußerst entspannend. Das musste Alexa zugeben. Dass John so gut aufgepasst hatte, als Teera ihm das beibrachte, wunderte sie doch sehr.
Das hätte sie von ihm nicht erwartet. Sie konnte sich schon denken und hatte es auch in der Vergangenheit öfter beobachten können, dass John im Bezug auf Frauen nicht gerade ein zurückhaltender oder schüchterner Mann war. Er war zwar keiner, der jede Frau und jeden Rock anmachte, aber er hatte nun mal einen bestimmten Charme, der offensichtlich automatisch verstreut wurde, sobald er ein weibliches Wesen erblickte. Wie ein Magnet oder ein zweiter Kirk eben. Dennoch verhielt er sich immer wie ein fast perfekter Gentleman.
Schon seit über einer Stunde saß Alexa mit ihrem Computer an einem der Piers in der Sonne und wollte ihre persönlichen Aufzeichnungen durchgehen. Aber die Meditation war so entspannend gewesen, dass sie sehr müde war und schon mehr als ein Mal eingenickt war. Zur Sicherheit legte sie den Laptop beiseite und versuchte, die Sonne und den warmen Wind zu genießen. Was ihr nur schwer gelang.
-Finden Sie es denn nicht auch ungewöhnlich, dass wir unseren eigenen Dialekt nicht erkennen? Ganz zu schweigen, dass wir es nicht übersetzen können“, sagte der Mann neben ihr.
„Ich finde es merkwürdig, dass man dies vor seinem eigenen Volk verheimlicht und verteidigt“, wurde geantwortet..
„Wie meinen Sie das, Commander?“, fragte nochmals der Mann daneben.
Mit dem Kopf zeigte man in eine Richtung. Ungefähr zehn Antiker, alle schwer bewaffnet, kamen in ihre Richtung gelaufen und wollten sie wohl von den Steinen verjagen.
„Bewegung! Laufen Sie! Sehen Sie zu, dass sie ungesehen nach Hause kommen! Und du auch!“, wurde befohlen und zu einem weiteren Mann geblickt.
„Alexa…“, rief dieser.
„Los. Ich komm schon klar. Lauf jetzt!“, rief sie wieder und rannte in eine andere Richtung, um die Antiker abzulenken.
Es funktionierte. Acht von den zehn Antikern liefen ihr hinterher. Die anderen zwei verfolgten die beiden Männer, konnten sie aber nicht mehr einholen. Sie lief über Wiesen und Felder in einen Wald hinein.
Einer der Antiker konnte sich von den anderen trennen und lief schon vorher in den Wald, so dass dieser plötzlich vor ihr stand.
Alexa legte eine Vollbremsung hin, griff zu Boden und nahm eine Handvoll Dreck in die Hand, die sie dem Antiker-Soldat ins Gesicht warf. Durch diese Ablenkung konnte sie ihm gerade passend einen Schlag ins Rückgrat verpassen, wodurch er bewusstlos zu Boden sank.
Wieder lief sie tiefer in den Wald, wobei sie wusste, dass der Wald an dieser Stelle nicht besonders breit war.
Mittlerweile war ihr auch aufgefallen, dass sich die restlichen sieben Soldaten ebenfalls getrennt hatten und sie mehr und mehr eingekreist hatten. Nun war ihr doch langsam klar geworden, das sie aus dieser Situation nicht mehr heraus kam.
Als sie einen kleinen Hügel hinunterlief, sollte sich ihre Befürchtung auch schon bewahrheiten.
Vier Soldaten standen plötzlich mit feuerbereiten Waffen vor ihr. Dennoch wollte sie weiter versuchen, zu flüchten und drehte sich um. Hinter ihr waren die restlichen drei Soldaten auf dem kleinen Hügel aufgetaucht.
Alexa drehte sich wieder zu den vier nach vorne.
„Commander Thalis. Machen Sie es nicht schlimmer, als es ohnehin schon ist. Ergeben Sie sich und händigen Sie uns Ihre Waffen aus“, schlug einer der vier vor.
„Sie haben ja keine Ahnung, Bores“, antwortete sie und griff langsam nach ihrer Waffe.
Kaum hatte sie diese in der Hand wollte sie auch schon schießen. Einer der drei Soldaten, die hinter ihr standen, konnte allerdings schneller reagieren und schoss auf sie. Alexa kippte betäubt durch den Strahl nach vorne und konnte gerade noch von dem Soldat Namens Bores aufgefangen werden.
„Mendak! Musste das denn sein? Was glauben Sie, was wir jetzt von ihrem Vater zu hören bekommen?!“
„Aber Sir! Sie wollte doch auf Sie schießen! Abgesehen davon, was glauben Sie, was sie jetzt von ihrem Vater zu hören bekommt?“, fragte der Soldat, der auf sie geschossen hatte.
Büro des Oberkommandierenden in Atlantis
„Soldat Bores, Soldat Mendak, sie sind sich keiner Schuld bewusst. Sie haben gehandelt, wie ich Ihnen befohlen und auch erwartet habe. Diese Tatsache wird in Ihren militärischen Dienstakten positiv erwähnt werden“, erklärte der Oberkommandant.
Vor ihm standen drei Personen. Bores, Mendak und natürlich Alexa. Alle drei hatten vor ihrem Kommandeur Haltung angenommen. Durch nur für zwei von ihnen war der Besuch bei ihm eine Ehre.
„Wir danken Ihnen für diese Ehre, Sir“, sagte Bores und konnte sich kaum ein Grinsen verkneifen können. Alexa verdrehte kaum merklich die Augen und machte sich auf das, was noch folgte, gefasst.
„Sie können wegtreten“, befahl er und richtete sich an Bores und Mendak. Die beiden Männer salutierten und machten auf dem Absatz kehrt. Nur Alexa blieb stehen.
„Was ist nur los mit Ihnen Commander? Legen Sie es auf einen negativen Eintrag in Ihrer Dienstakte an? Seit einiger Zeit fällt mir schon Ihr merkwürdiges Verhalten auf“, sagte der Kommandeur fassungslos. Nach einigen Sekunden fuhr er etwas beruhigter fort.
„Und deiner Mutter auch. Sie macht sich furchtbare Sorgen um dich“.
„Dasselbe könnte ich Sie fragen … Sir!“, antwortete sie und blickte ihrem Kommandeur und Vater direkt in die Augen.
„Was meinst Du? Und steh bequem“, bat er.
Alexa allerdings stellte sich nicht bequem hin, sondern ließ sich regelrecht in den Stuhl vor dem Schreibtisch ihres Vaters fallen, worauf dieser nur genervt ausatmete und sie kurz scharf ansah. Doch sie sah ihn nur mit einem `Was denn?!`Blick angesehen.
„Kannst Du mir mal erklären, warum manche Dinge unseres Volkes vor ihm selbst geheim gehalten werden?“, fragte sie.
Der Kommandeur atmete tief durch, blickte dabei kurz auf seinen Tisch und dann wieder zu seiner Tochter. „Alexa. Ich verstehe nicht, warum Du damit Probleme hast. Du hast deine Ausbildung auf der Militärakademie mit Auszeichnung abgeschlossen. Du leistest sehr gute Arbeit. Du kennst sämtliche Gesetze, Regeln und Vorschriften und hattest bisher keinerlei Probleme, dich daran zu halten. Wieso jetzt?“, fragte er verzweifelt.
„Ich weiß nicht, was so schlimm daran ist, wenn ich mich für die Geschichte unserer Leute interessiere!“, antwortete sie gereizt.
„Darum geht es doch nicht! Natürlich kannst Du in deiner freien Zeit die Geschichte unseres Volkes studieren. Wobei ich allerdings dachte, dass das schon auf der Akademie geschehen ist“
„Sicher ist es das. Aber auf diesen Steinen stehen Dinge, die in der Akademie nicht gelehrt wurden. Und die haben mich nun mal interessiert. Ist das so schlimm?“, fragte Alexa.
„Ja!“, antwortete ihr Vater schroff. „Du hattest den ausdrücklichen Befehl, dich von diesen Steinen fern zu halten. Du hast dich nicht an diesen Befehl gehalten! Dir ist wohl klar, worauf das hinaufläuft?!“, schrie er.
Alexa war überrascht über diese Reaktion ihres Vaters.
Dadurch wurde ihr einmal mehr bewusst, dass hier irgendwas ganz und gar nicht stimmte. „Ja. Das ist es! Und ich hoffe, Dir wird klar, was dann passieren wird?“
„Wovon redest Du denn nur?“, fragte er verwirrt.
„Denke bloß nicht, dass es mir nicht aufgefallen ist, was hier in letzter Zeit los ist. Irgendetwas stimmt hier doch überhaupt nicht.“
„Ja, da hast Du ausnahmsweise mal recht! Dein Verhalten lässt sehr zu wünschen übrig! Ganz zu schweigen von Deinen Leistungen in letzter Zeit. Du bist unkonzentriert, aufmüpfig und Du missachtest Befehle. Läufst verträumt durch die Stadt und bringst auch keine Leistung bei deinen regelmäßigen Übungseinheiten. Egal ob Nahkampf, Flugtraining oder sonst was! Du bist sogar so unkonzentriert, dass man dich dabei erwischte, wie Du in ein Labor eingebrochen und Dir geheime Unterlagen ansehen wolltest, deren Autorisationsstufe Du gar nicht besitzt! Was ist denn nur los mit dir?!“
Der Kommandeur hatte so laut gebrüllt, dass sogar das Personal vom Kontrollraum rüber zum Büro schaute.
„Genau das ist der Beweis, dass Ihr mir etwas verheimlicht! Ich sollte doch die höchste Autorisationsstufe haben, die es gibt und dennoch darf ich da nicht rein!“, brüllte sie zurück.
Eine solche Auseinandersetzung war man in Atlantis nicht gewohnt. Schon gar nicht eine zwischen dem Oberkommandeur und seiner Tochter.
„Wir verheimlichen Dir überhaupt nichts! Du hast dort nichts zu suchen!“, verteidigte er sich. Du solltest Dich noch einmal von unseren medizinischen Spezialisten untersuchen lassen! Ich glaube, Du wurdest bei deinem letzten Einsatz am Kopf getroffen!“
„Mit mir ist alles in Ordnung! Glaube mir. Vielleicht solltest Du dich mal untersuchen lassen?!“, schrie sie zurück.
„Alexa!“
Empört sprang er von seinem Stuhl auf. „Ich sage das jetzt zum letzten Mal: Halte Dich von diesen Steinen fern. Auch die Besuche in dieser Stadt sind für Dich ab sofort verboten! Wenn Du nochmals diesen Befehl missachten solltest, werde ich Dich leider vom Dienst suspendieren müssen. Alle Rechte und Privilegien werden Dir abgesprochen! Haben wir uns verstanden?“, forderte er. Alexa nickte nur kurz.
„Was an den Steinen ist so besonderes, dass ich es nicht sehen darf?“, bohrte sie nach.
„Sie haben Ihre Befehle, Commander! Halten Sie sich daran. Ich habe Dir sowieso schon viel zu viel durchgehen lassen. Jeden anderen hätte ich dafür schon bestraft.“
Alexa hatte kurz gezögert. „Glaube ja nicht, dass ich so schnell aufgeben werde. Ich werde schon noch rausfinden, was ihr mir verheimlicht“, sagte sie und verließ das Büro.
„Hier wird überhaupt nichts verheimlicht! Commander!…Commander!…“-
„Commander.“
Woolsey versuchte Alexa zu wecken. „Commander!“
„Quid!“, rief sie noch völlig verschlafen und durcheinander. „Ego indeo verimas!“
„Was?!“, fragte Woolsey.
„Keine Ahnung“; antwortete Keller, die mit Woolsey zum Pier kam.
„Was?“, fragte nun auch Alexa, als sie langsam wieder klar im Kopf wurde.
„Was haben sie da gerade gesagt?“, wollte Woolsey nochmals wissen.
„Häh?“
„Ego indeo verimas“, wiederholte Woolsey.
„Ich suche die Wahrheit“, übersetzte sie noch etwas träge und setzte sich auf.
„Wonach?“, fragte Keller.
„Keine Ahnung. Sie haben mich geweckt. Aber ich bin mir jetzt sicher, dass ich schon mal auf diesem Planeten war“, sagte sie.
„Sie haben gerade davon geträumt“, schlussfolgerte Keller. Alexa nickte.
„Auf dem Planeten ist ein Dorf, eine Stadt. Sie ist hinter einem Energie …, Tarnfeld versteckt. Sie ist unsichtbar. Ich glaube, wir hatten damals Beziehungen zu der Stadt.“
„Könnte das bedeuten, dass sie noch existiert? Was ist das für eine Stadt? Waren sie weit entwickelt?“, fragte Woolsey.
„Ich weiß nicht, ob sie noch existiert. Es war ein sehr einfaches kleines Volk. Wir haben sie damals dort getroffen und später dieses Feld initialisiert. Aber fragen sie mich nicht, wieso. Aber es könnten McKays gemessene Energiewerte erklären.“
Woolsey und Keller sahen sich leicht lächelnd an und setzten sich dann auf die freien Stühle neben Alexas Liege.
„Na ja, Doktor McKay und Colonel Sheppard werden das Feld schon finden. Wir würden uns gerne über etwas anderes mit Ihnen unterhalten. Über Ihre Anfälle und Ihren Dienst im Team des Colonels“, sprach Woolsey leise weiter.
„Mister Woolsey. Ich kann, ehrlich gesagt, nicht verstehen, warum Sie mich für zwei Wochen aus dem aktiven Dienst nehmen. Diese Spritze, die ich von Ihnen bekomme, hilft bisher sehr gut. Abgesehen davon kann man unmöglich voraussagen, wann der nächste Anfall kommt. Und die Untersuchungen können auch nebenbei gemacht werden.“
Alexa bettelte schon fast, um wieder in den aktiven Dienst zurück zu können. Und das war eigentlich gar nicht ihre Art.
„Deswegen sind wir hier. Wir, dass heißt Doktor Keller, Doktor Beckett und ich, haben nochmal gemeinsam darüber nachgedacht und sind der Meinung, dass wir womöglich etwas voreilig entschieden haben.“
„Und abgesehen davon, unterstehe ich nicht Ihrem Kommando“, ergänzte sie.
Alexa konnte praktisch seine Gedanken lesen.
Es dauerte eine Weile, bis Richard dem zustimmte. „Richtig. Daher möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen.“
„Ich höre“, sagte Alexa und war gespannt, obwohl sie sich denken konnte, was nun dabei rauskam.
„Regelmäßige Untersuchungen, das heißt: mindestens zweimal in der Woche. Die wöchentliche Depot-Spritze und bedingungslose Unterstützung für das Team von Colonel Sheppard und für Atlantis“, erklärte Richard und starrte sie erwartungsvoll an.
„Das klingt alles sehr gut. Bis auf den letzten Teil. Bitte um Erläuterung“, witzelte sie.
Woolsey ließ sich etwas Zeit mit der Antwort. Er stand auf und ging zum Geländer. „Ich spreche von Technologie, Forschung und der Kapsel“.
„Oh, Mister Woolsey. Jetzt fangen Sie auch noch damit an“, stöhnte Alexa.
„Ich habe keine andere Wahl! Doktor McKay gibt nicht nach. Er bittet mich jeden Tag mit mindesten drei bis vier sechsundzwanzigseitigen Emails darum, mit Ihnen zu sprechen. Doktor Zelenka hat auch schon vor meinem Schreibtisch gestanden und gefleht, weil McKay ihn damit nervt“, jammerte er.
„Colonel Sheppard und Ronon verbringen die meiste Zeit damit, ihre Nerven mit Sparring zu beruhigen, was bedeutet, dass ich jedes Mal für einen der beiden Nadel und Faden schwingen kann“, erläuterte Jennifer.
Alexa verdrehte die Augen. Sie brauchte nicht großartig nachzufragen, um zu wissen, dass die beiden nicht übertrieben. „Mr. Woolsey, der Grund, dass ich McKay bis jetzt nicht erlaubt habe, die Kapsel zu untersuchen, hat nichts damit zu tun, dass ich nicht will, dass Sie unsere Technologie in die Hände bekommen“, erklärte sie.
„Gut. Wir dachten schon, dass Sie womöglich glauben, dass wir damit nicht umgehen könnten“, antwortete er wahrheitsgemäß.
„Nein. Das glaube ich nicht. Ich weiß, dass Sie mit unserer Technologie relativ gut umgehen können. Und die Tatsache, dass Atlantis immer noch existiert, lässt mich hoffen“, spottete sie fast.
Woolsey lächelte fast ein wenig. „Was hindert Sie dann daran, es ihm einfach zu gestatten?“, fragte Richard.
Alexa zögerte die Antwort etwas hinaus. „Meine Befehle.“
Nach einigen Sekunden und den verwirrten Blicken von Woolsey und Doktor Keller, fuhr sie fort. „Ich kann mich wage daran erinnern, dass ich kurz bevor ich in diesem Ding landete, den ausdrücklichen Befehl bekam, seine Technologie auf keinen Fall preis zu geben und sie nicht in fremde Hände gelangen darf.“
„Sind denn solche Befehle nicht nach einiger Zeit ungültig oder so was?“, fragte Keller.
Wieder schwieg Alexa und stand selbst auf, um ans Geländer zu gehen. „Solche Befehle sind meist für immer gültig. Oder zumindest solange man lebt“, antwortete sie.
„Commander, verzeihen Sie bitte, aber,… es gibt wohl niemanden mehr, der das noch kontrollieren könnte und Sie deswegen vor Gericht stellen würde“, versuchte Woolsey sie zu überzeugen. Obwohl es ihm leidtat, das gesagt zu haben. Aber er hatte recht.
Alexa war allein. Es gab niemanden mehr aus ihrem Volk. Nach dreizehntausend Jahren wäre es wohl auch ein Wunder. Aber für sie war es immer noch ein Befehl. Sie war hin und hergerissen. Wieder dauerte es einige Zeit, bis sie leicht nickte und antwortete. „Ich werde mit Doktor McKay sprechen … er kann sie auseinander nehmen.“
Sie hatte sich entschlossen. Zwar immerhin recht schnell, aber dafür äußerst schmerzhaft. Die Leere, die sie auf einmal in sich spürte, war extrem groß. Zudem hatte sie das Gefühl, als ob ihr jemand das Herz bei lebendigem Leib raus riss.
Wie konnte sie denn nur erwarten, dass nach all dieser Zeit immer noch jemand von ihren Leuten am Leben war?
Nein, das ganz bestimmt nicht.
Aber vielleicht hatten diese Leute hier recht und zumindest ihre Erinnerungen könnten zurückkehren. Alexa konnte langsam nicht mehr und wollte nur noch alleine sein.
„Entschuldigen Sie mich. Ich werde in mein Quartier gehen.“
Woolsey tat es mittlerweile leid, was er gesagt hatte. „Commander, ich wollte nicht …“
„Nein, Mister Woolsey. Alles in Ordnung. Sie haben schon irgendwie recht“, sagte sie und wollte gehen, als Woolsey sie noch einmal aufhielt.
„Gut. Dann sind Sie ab sofort wieder im aktiven Dienst. Sie müssen nur noch mit Sheppard sprechen.“
Alexa nickte. „Danke“, sagte sie und ging schließlich in Ihr Quartier.
Kaum war sie in ihrem Quartier angekommen, legte sie sich auf ihr Bett. Es dauerte auch nicht lange, bis sie anfing, bitterlich zu weinen. Der Schmerz und die Trauer waren einfach zu groß für sie. Solche Gefühle war sie nicht gewohnt.
M4X-282
„Also, die Pflanze sieht noch genauso aus wie vor zehn Sekunden, Rodney“; sagte Teyla, die die Pflanze aus dem Kraftfeld zog.
Schon vor einiger Zeit hatte Rodney endlich rausgefunden, woher die Energiewerte kamen. Nun standen sie vor einem unsichtbaren Kraftfeld, das unglaubliche Ausmaße haben musste. Glücklicherweise hatte Rodneys Scanner es früh genug angezeigt, sodass sie nicht frontal dagegen gerannt waren.
„MALP am Stiel“, sagten John und Rodney gleichzeitig.
„Das hat doch damals nichts gebracht“, antwortete Ronon, wobei Teyla auch etwas skeptisch reinschaute.
„Ja. Aber ich bezweifle, dass es ein solches Feld ist. Ich glaube eher, dass es eine Art Tarnfeld ist“, erklärte McKay.
„Das war es damals auch“, sagte John.
„Ja, ja, jetzt lassen sie mich…“, sagte Rodney, während er seinen Scanner an einen Ast, den Teyla ihm gab, festband.
John beobachtete dabei, wie der Scanner durch die Wand geschoben wurde und dabei selbst unsichtbar wurde.
Einige Augenblicke später ersetzte Rodney den Scanner mit der Kamera, als er feststellte, dass es wohl Lebenszeichen auf der anderen Seite gab. Nun wurde auch die Kamera für einige Sekunden durch die Wand geschoben. Wieder einige Augenblicke später sah man sich dann die Aufnahme an.
„Das gibt´s nicht!“, wunderte sich McKay, zumal man auf der Aufzeichnung eine Person sah, die direkt in die Kamera sprach.
„Hallo? Hallo? Wer seid ihr? Ihr habt nichts zu befürchten! Seid ihr aus der großen Stadt? Seid Ihr zurückgekehrt?“
„Vielleicht sollten wir uns das mal näher ansehen“, sagte John.
„Und wenn wir diesmal nicht wieder da raus kommen?“, fragte Rodney besorgt.
„Ich denke, Sie werden das schon wieder hinbekommen, Rodney“, sagte John und machte sich bereit, durch die Wand durchzugehen.
Atlantis
„Mister Woolsey?“, fragte Alexa, als sie vor seinem Büro stand.
„Ja“, antwortete dieser und sah von seinen Akten auf.
„Ich möchte gerne noch zu Colonel Sheppard und den anderen auf den Planeten zurück“, erklärte sie.
„Sie sagten ja, dass Sie früher einmal da waren“, antwortete Richard.
„Ja. Vielleicht gibt es diese Stadt ja noch. Oder zumindest seine Überreste. Außerdem könnten wir dann mal nach der Energiequelle für dieses Tarnfeld, oder was immer das ist, sehen. Wenn die Stadt nicht mehr existiert, können wir es vielleicht für unsere Zwecke gebrauchen.“
„Und es könnte sich auch auf Ihr Köpfchen auswirken“, grinste er, während er antwortete.
Alexa lächelte nur leicht. Das Weinen hatte sie gerade mal unter Kontrolle gebracht. Aber zum Lachen war ihr noch lange nicht zumute.
„Gut. Major Lorne wird Sie begleiten.“
„Mister Woolsey, ich brauche keine Begleitung. Das Tarnfeld ist nicht weit vom Gate entfernt. Und was immer früher einmal da war, ist heute garantiert nicht mehr. Abgesehen davon, komme ich schon allein zurecht“, bat sie.
Woolsey überlegte kurz. „Na schön, Sie können gehen“, sagte er und schon verließ Alexa sein Büro, um sich umzuziehen. Es dauerte auch keine fünf Minuten, bis er beobachten konnte, wie Alexa durchs Tor trat.
M4X-282
Alexa war schon auf halbem Wege zu dem Tarnfeld, als sie ein Fauchen und Rascheln in der Ferne hörte. Sie blieb kurz stehen, um genauer hinzu hören. Nach wenigen Augenblicken allerdings ging sie enttäuscht weiter. Das Geräusch kam nicht wieder. Ihr Gefühl in der Magengrube allerdings blieb. Es war dasselbe, wie sie es in ihrem Traum hatte.
„Ich grüße Euch! Kommt Ihr aus der großen Stadt? Eure Dinge sind denen, die das dortige Volk hatte, sehr ähnlich“, sagte der Mann, der eben noch in die Kamera sprach.
„Hallo, ich bin Colonel John Sheppard. Das sind Rodney McKay, Teyla und Ronon“, stellte John sich und sein Team vor. „Was für eine Stadt meinen Sie?“, fragte er anschließend.
„Na Atlantis!. Mein Name ist Alson. Ich bin der Vorsteher unserer kleinen Stadt. Wie habt Ihr uns überhaupt finden können? Ah natürlich. Durch eure Maschinen. Nur sie können dieses Feld entdeckt haben“, sagte er, kam ziemlich nah zu Rodney und wollte sich den Scanner ansehen.
„Hey Moment mal! Woher wollen Sie das wissen?“, fragte Rodney empört.
„Rodney!“
John versuchte, ihn wieder zu beruhigen.
„Was wissen Sie über Atlantis?“, fragte er danach.
„Oh na ja, nicht viel. Aber wir pflegen eine gute Freundschaft zu dem Volk aus der großen Stadt. Nun ja, Unsere Vorfahren waren gute Freunde. Sie sind seit Jahrtausenden nicht mehr hier gewesen. Alles, was wir von ihnen wissen und haben, ist in unserer Stadtbibliothek ihnen zu Ehren ausgestellt. Es wird dort aufbewahrt, bis es wiederkehrt. Kommt mit. Es wäre uns eine Ehre, es Euch zeigen zu dürfen“, lud er das Team ein.
„Vertraut Ihr jedem so sehr?“, fragte Ronon und wunderte sich sehr über diese überschwängliche Gastfreundschaft und Einladung.
Nun war es an Alson, sich zu erklären. „Wie ich schon sagte. Die Tatsache, dass Ihr solche Geräte bedienen könnt, zeigt uns, dass Ihr selbst aus der Stadt kommt oder zumindest mit den Vorfahren befreundet seid. Bitte kommt!“
John und sein Team gingen ihm nach und staunten nicht schlecht über die Größe dieses Tarnfeldes, obwohl sie es ja schon kannten von der Kuppel, in der John sechs Monate gelebt hatte. Hier gab es eine hübsche kleine Stadt mit vielen kleinen Häusern, Tavernen und kleinen Geschäftsräumen. Eigentlich war es mehr ein großes Dorf
Es gab auch eine Schule, vor der die Kinder wohl gerade ihre Pause verbrachten und spielten.
Hinter jedem Häuschen gab es ein kleines Feld, auf dem die Besitzer wohl offenbar Pflanzen und Gemüse anbauten. Auch Früchte wurden geerntet. Es gab kleine Bäckereien, die offenbar mit dem Getreide, das auf den Feldern neben der Stadt angebaut wurde, arbeitete. Textilhändler hatten ihre Geschäfte geöffnet, was Teyla natürlich sofort ins Auge fiel.
In der Mitte der Stadt, gegenüber der Schule, gab es allerdings das größte Gebäude. Die Bibliothek. Sie war das einzige Gebäude, das eine lantianische Architektur aufwies.
„Die Werte, die ich eben gemessen habe, kommen aus diesem Gebäude. Ich nehme an, dass der Generator, der dieses Feld kreiert, da drin ist“, erklärte Rodney.
„Das stimmt! Die Lantianer haben dieses Feld für uns errichtet, nachdem wir immer wieder von der Bestie angegriffen wurden. Allerdings erst, nachdem sie sie vernichtet hat“, erklärte Alson.
„Sie?“, fragte John.
„Ja. Eine junge Frau aus Atlantis. Sie hat mit dem Biest gekämpft. Danach hat sie uns noch oft besucht. Aber plötzlich hörten wir nichts mehr von Ihr oder ihrem Volk. Ich nehme an, dass es an den Wraith lag. Sie haben wohl die Stadt verlassen.“
„Woher wissen Sie das?“, fragte Teyla.
„Einige von uns sind gute Händler und reisen durch das Tor zu anderen Planeten. Da erzählt man sich schon mal das eine oder andere. Aber wir reisen eher selten. Wie Sie sehen, können wir hier ganz gut leben. Und den Lantianer ist es auch zu verdanken, dass die Wraith uns nicht finden konnten.
„Erzählen Sie uns doch mehr über diese Frau“, bat Sheppard und hatte schon einen Verdacht.
„Oh, ich weiß da etwas Besseres. Ich zeige sie Ihnen, kommen Sie.“ Alson winkte das Team zu sich heran, als er wieder in Richtung Bibliothek hastete.
„Denken Sie auch, was ich denke?“, fragte Rodney flüsternd, der neben Sheppard ging.
„Wenn Sie auch an Alexa denken, dann ja“, antwortete er.
Es dauerte nur ein paar Minuten, bis man die Bibliothek erreicht hatte. Alson legte ein ganz schönes Tempo vor und sprintete immer noch voraus. John und die anderen gingen ihm bis zu einem Bild hinterher. Doch als sie sich dieses Bild endlich genauer ansehen konnten, blieb ihnen fast die Sprache weg.
„Das glaub´ ich jetzt nicht! Hah!“, stöhnte McKay.
„Sie sieht genau aus, wie … wie …“
„Ich“, sagte Alexa, die plötzlich hinter ihnen stand.
„Was machen Sie denn hier?“, fragte Sheppard erstaunt.
„Woolsey ließ mich in den aktiven Dienst zurück. Und ich bin mir mittlerweile sicher, dass ich schon mal hier war. Allein schon deswegen“, sagte sie und zeigte mit dem Kopf in Richtung Bild.
Alson war ziemlich verwirrt. Die Person, die plötzlich auftauchte, sah der Frau auf dem Bild schon extrem ähnlich.
„Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, das sind Sie!“, sagte er und blickte immer wieder zwischen dem Bild und Alexa hin und her.
„Aber das kann nicht sein. Diese Person ist schon seit Tausenden von Jahren tot“.
„Entschuldigen Sie uns für einen Moment.“
John wurde die Situation etwas zu unheimlich und griff nach Alexas Arm, um mit ihr in eine ruhigere Ecke zu gehen. „Also, was ist hier los?“; stellte er sie nervös zur Rede.
„Ich hatte vorhin einen Traum. Ich war auf diesem Planeten. Bei den Steinen und meine eigenen Leute haben mich von da weggeholt. Ich war wohl hinter irgendwas her“, erzählte sie.
„Hinter was?“, fragte John.
„Und wieso holen ihre eigenen Leute Sie da weg?“, fragte Ronon danach.
„Ich glaube hinter einer Wahrheit“, rätselte sie selbst.
„Was soll das denn heißen“, wollte John wissen.
„Kann ich Ihnen nicht sagen. Woolsey hat mich geweckt. Ich weiß nur noch, dass ich mich mit dem Oberkommandierenden stritt, weil ich mir die Steine angesehen habe. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass man mir irgendwas verheimlichte.“
„Und was?“, schaltete sich nun auch Rodney ein.
„Weiß ich nicht! Habe ich doch gesagt“, antwortete sie.
„Sie sagten, Sie wären einer Wahrheit hinterher gewesen. Was für eine Wahrheit?“
Alexa starrte ihn nur noch genervt an, was auch half, denn er schwieg plötzlich. Alexa konnte nun Woolsey und Keller noch besser verstehen.
„Dann sind Sie das auf dem Bild wirklich?“, fragte Teyla überrascht.
Alexa ging zurück zu dem Bild. Es kam ihr so vor, als ob sie in einen Spiegel sah. „Ja. Ja das bin ich.“
„Aber wie ist das möglich?“, staunte Alson.
Alexa blickte kurz zu John und den anderen. „Alson, ich glaube wir sollten reden. Erzählen Sie uns mehr von der damaligen Zeit“, sagte John.
Seit über einer Stunde saß man an einem großen Tisch in der Bibliothek und sprach über die vergangene Zeit und dieses kleinen Städtchens. Es wurden ausnahmsweise Speisen und Getränke dorthin gebracht. Normalerweise war es in der Bibliothek verboten.
Alson konnte nur über die vergangene Zeit sprechen, indem er alte Aufzeichnungen und Überlieferungen zur Hilfe nahm. Er erzählte, dass es damals schon äußerst talentierte Geschichtsschreiber und Maler gab. Daher war es auch erklärbar, dass das Bild von Alexa so genau war. Und dass diese Leute viel über die Antiker gewusst hatten. Alson zeigte ihnen viele Bilder, die damals gemalt worden waren. Einige zeigten den Bau der Stadt. Andere waren für John und das Team interessanter. Auf denen waren nämlich Antiker zu sehen. Darunter auch Alexa bei vielen Gelegenheiten.
Die alten Texte und Bilder zeigten schlussendlich eine gute Freundschaft zwischen diesen Leuten und den Antikern, was John und Alexa dazu brachten, Alson die Wahrheit über Atlantis und Alexa zu erklären. Nun saß dieser mit offen stehendem Mund am Tisch.
„Dann sind Sie die einzige noch Lebende ihres Volkes?“ Alson jubelte fast.
Alexa allerdings wurde es wieder einmal bewusst, das sie tatsächlich allein war.
„Ich meine, ich verstehe dieses Gerede über die ganze Technologie nicht, aber es tut mir sehr leid, dass sie Ihre Familie nicht mehr sehen und auch alle anderen. Auch dass Sie in dieser Stadt keine Bekannten mehr haben. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn wir unsere alte Beziehung wieder aufnehmen könnten. Mit neuen Freunden sozusagen“, sagte er und blickte direkt zu ihr.
Alexa aber blickte nur nach unten und musste sich stark beherrschen, um nicht wieder weinen zu müssen. John, der neben ihr saß, konnte ihr ansehen, dass etwas nicht stimmte.
„Sicher. Ich denke, dass Mister Woolsey sich sehr freuen würde, mit ihnen Handelsbeziehungen aufnehmen zu können“, stimmte John ihm zu.
Alson lächelte vor Freude.
„Vorsteher Alson, Vorsteher Alson!“, rief ein Mann, der in die Bibliothek gehetzt kam.
„Was ist denn los?“
„Sie ist wieder da!“, schrie der Mann wieder.
„Wer? Wer ist wieder da?“
„Das Biest! Vorsteher, das Biest ist wieder da!“
John und die anderen waren aufgesprungen, als sie das hörten. Auch Alexa wurde dadurch aus ihrer Trauer gerissen.
„Haben Sie das Ding denn nicht damals getötet?“, wollte Ronon wissen.
„Ja, habe ich. Glaube ich“, sagte sie und blätterte in einem der Geschichtsbücher.
„Ja, definitiv“, antwortete sie, als sie einen Eintrag und ein Bild im Buch fand.
„Dann kann es nicht das Biest sein!“, versuchte Rodney, sich selbst zu trösten.
„Vielleicht hat es doch überlebt“, mutmaßte Ronon und zerschlug somit Rodneys Trost.
„Nein, das denke ich nicht“, beruhigte Alexa ihn wieder.
„Wieso?“, fragte John.
„Ich habe es in die Luft gejagt. Und bevor sie wieder McKay in Panik versetzen … ich habe gesehen, wie es in Stücke gerissen wurde“, antwortete sie.
„Vielleicht sind es Wraith?“, rätselte Teyla.
„Glaube ich nicht“, antwortete John, nachdem er zu Alexa sah und diese mit dem Kopf schüttelte.
Sie hatte schon einen miesen Verdacht. „Wie sieht das Biest aus?“, wandte Alexa sich an den Mann, der eben panisch herein gestürmt kam.
„Äh, äh … wie das aus den Büchern!“, stotterte er.
Alexa blätterte wieder kurz in einem der Bücher, bis sie die gewünschte Seite fand und hochhielt. „So wie das?“, vergewisserte sie sich, obwohl sie sich die Antwort schon denken konnte.
„Ja! Ja, das ist es! Das ist das Vieh!“, schrie er panisch.
„Wir müssen uns verteidigen! Hefner, die Männer sollen sich bewaffnen. Wir jagen das Biest“, wies Alson den Mann an.
„Whoa! Jetzt mal langsam!“, rief John.
„Aber Colonel! Wir müssen dieses Biest umbringen! Sonst holt es sich wieder Menschen aus unserer Stadt!“
“Was meinen Sie mit `Es holt sich Menschen`?“, stotterte Rodney wieder etwas panisch.
Alson atmete tief durch, bevor er wieder anfing zu erzählen. „Alle paar hundert Jahre kommt es zurück und nimmt sich Menschen. Es hat schon des Öfteren fast die ganze Stadt zerstört. Es tötete viele von uns. Manche werden sogar von ihm aufgefressen. Einmal waren es sogar mehrere. Zwei oder drei Biester.“
„Aber Sie haben doch dieses Feld, das sie beschützt“, warf Ronon ein, der schon kräftig seine Waffe schwang.
„Das Feld macht uns nur unsichtbar. Aber es hält das Biest nicht auf. Hefner, sorg dafür, dass Frauen und Kinder in ihren Häusern bleiben! Jeder Mann, der kämpfen kann, soll sich eine Waffe oder ähnliches suchen. Wir müssen es töten!“
„Jetzt mal langsam! Ich denke, das bekommen wir besser hin, als Sie!“, sagte John und zeigte dabei auf seine Waffe.
„Das kann ich nicht von Ihnen verlangen, Colonel. Ich kann nicht verlangen, dass Sie ihr Leben für uns riskieren“, antwortete Alson.
„Tja, wie Sie schon sagten. Alte Beziehung, neue Freunde“, sagte John, als er seine Waffe kontrollierte und prüfte, wie viel Munition er dabei hatte.
„Und alte Freunde“, pflichtete Alexa ihm bei.
„Die Frauen und Kinder sollen in den Häusern bleiben. Sie und Ihre Männer halten sich zurück. Rodney, können Sie mit dem Scanner das Biest orten?“, fragte John.
„Möglicherweise. Geben Sie mir ein paar Minuten“, sagte McKay.
John drehte sich zu Alexa. „Wie kommt es, dass das Vieh immer wieder zurückkommt?“, wollte er von ihr wissen.
„Keine Ahnung. Als ich damals hier war, trafen wir zum ersten Mal auf das Ding. Es hat das damalige Dorf ziemlich zerstört. Wir haben dann Aufbau geholfen“, erklärte sie.
„Und das Tarnfeld?“
„Das kam wohl viel später. Ich habe jedenfalls zu meiner Zeit davon nichts mehr mitbekommen“.
„Ein Nest vielleicht. Das klären wir später. Rodney?“, rief Sheppard.
„Bin so weit“, sagte dieser.
„Gut dann los“, befahl Sheppard und ging mit seinem Team nach draußen, damit Rodney ihnen sagen konnte, wo das Biest war.
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Es dauerte auch nicht lange, bis sie es ausfindig machen konnten. Rodneys Scanner kam dabei gar nicht erst zum Zug.
Laut brüllend und fauchend kam ihnen ein ziemlich großes und haariges Etwas entgegen. Kaum hatte es das Tarnfeld durchschritten, fing es auch schon an, mit seinen breiten Klauen alles, was ihm im Wege stand, umzuwerfen und zu zerstören.
Eine recht große Vase, die auf einer Veranda stand, wurde von ihm nach einem Mann geworfen, der es nicht mehr rechtzeitig in ein Haus schaffte. Die Vase traf ihn direkt in den Rücken, worauf er bewusstlos zu Boden fiel.
Das Vieh erinnerte John irgendwie an einen wild gewordenen überdimensionalen Gorilla, mit dem es auch eine gewisse Ähnlichkeit hatte. Bis auf die unzähligen Reißzähne. Insgesamt hatte das Biest ganze acht Eckzähne, die es zweifellos auch einsetzte. Wenn es nicht gerade Dinge umwarf oder durch die Gegend warf, zermalmte und zerriss es alles, was nicht niet- und nagelfest war.
Seine Krallen waren zwischen zehn und fünfzehn Zentimeter lang und hinterließen ebenfalls Spuren. Völlig wutentbrannt und unkontrolliert bahnte es sich seinen Weg durch das Dorf.
„Keiner Wunder, dass Sie es sprengen mussten!“, rief Rodney, der sich mehr an seine Waffe klammerte, als er hätte von selbst stehen können.
„OK! Wir sollten unser Feuer gleichzeitig und gezielt auf das Biest konzentrieren!“, schlug John vor und nahm seine Waffe in Anschlag.
Alle anderen taten es ihm gleich und warteten nur noch auf eine günstige Position des Biests und Johns Befehl. „Feuer!“, schrie er dann endlich.
John, Rodney, Teyla und Alexa feuerten mit ihren Maschinengewehren und Ronon hatte seine Waffe auf Maximum gestellt. Alle vier feuerten so lange, bis ihr Magazin leer war und sie ein neues einlegen mussten.
Das Biest war völlig unbeeindruckt und zog weiter durch die Stadt auf seiner Zerstörungstour.
„Ach ja, übrigens! Habe ich schon erwähnt, dass es einen Panzer hat?“, fragte Alexa, als sie ihre Waffe nachlud.
„Ich nehme an, dass Sie sich erst jetzt wieder daran erinnern?!“, rief John zurück und ging ein paar Schritte zurück, da ihm das Biest langsam zu nahe kam.
„Yep!“, antwortete sie ihm.
„Wir sollten es mit C4 versuchen. Damals habe ich es ja auch in die Luft jagen müssen!“, ergänzte sie.
„Die Idee gefällt mir! Es gibt nur ein Problem! Wir kommen wir an das Vieh ran?“, rätselte John.
Ronon hatte es mitbekommen und stürmte auf das Biest zu.
„Ronon!“, schrie Alexa.
Aber es war zu spät. Das Biest holte aus und knallte Ronon seine Pranke ins Gesicht, worauf er ca. zwei Meter weiter weg flog und benommen am Boden liegen blieb. John und die anderen feuerten wieder auf das Vieh, um es von Ronon abzulenken. Alexa hielt kurz inne.
Während sie immer weiter rückwärts gingen, da ihnen das Biest immer näher kam, nahm Alexa ihr Messer und Klebeband hervor.
„Colonel! Ich brauche Ihr C4! Ich mache es so wie damals!“, schlug sie vor, während sie ihr C4 an ihrem Messer befestigte.
„Was haben sie getan?“, fragte er.
„Das Biest hat eine winzig kleine Stelle in seinem Nacken, die nicht gepanzert ist. An die muss ich rankommen!“
„Das mache ich!“, rief er.
„Geht nicht. Die Stelle ist winzig klein. Ich weiß genau, wo sie ist. Geben Sie mir Ihr C4 und genügend Feuerschutz. Ich muss mich von hinten anschleichen!“, rief sie und nahm das C4 an, das Sheppard ihr gab.
Es dauert nur wenige Sekunden, bis sie fertig war und McKay zu sich rief. „Sie nehmen meinen Platz hier ein!“
„Hier ist der Zünder. Drücken Sie, wenn ich weit genug weg bin!“, schrie sie und machte sich auf den Weg, um sich von hinten an das Biest anzuschleichen.
Auf dem Weg zum Biest sah Alexa noch nach Ronon, der immer noch benommen am Boden lag. Das Biest bemerkte gar nicht, dass Alexa sich von hinten anschleichen wollte. John, Teyla und Rodney feuerten weiterhin auf das Monster und achteten darauf dass sie nicht auf Alexa schossen. Was auch nicht so schwierig war, denn das Vieh war so groß und breit, dass sich Alexa hätte zweimal hinter ihm verstecken können.
Als es genug abgelenkt war, rannte Alexa los und sprang von hinten auf seinen Rücken. Durch das Fell konnte sie sich gut genug mit einer Hand festhalten, um mit der anderen das Messer in den Nacken zu rammen. Im Gegensatz zu den Kugeln spürte das Biest das Messer. Es griff nach hinten, krallte sich Alexa und warf sie vor Schmerz von sich weg.
Alexa flog im hohen Bogen und schreiend durch ein Fenster eines Haus. John blickte entsetzt Alexa nach.
“In Deckung!“, schrie er und wartete nur einen Augenblick, um dann die Sprengladung zu zünden.
Mit einem ziemlich lauten Knall explodierte das Biest in tausend Teile. Die Explosion war so heftig, dass Fenster und anderes Glas in der Nähe sprangen und die ganze Erde bebte.
„Himmel! Wie viel C4 hat sie denn verwendet?!“, fragte McKay etwas lauter.
Offensichtlich hatte er seine Ohren nicht gut genug zu gehalten. In den nachfolgenden Sekunden regnete es immer noch größere und kleinere Teile des Biestes. Nur wenige Zentimeter vor John landete dann auch der Kopf mit einem Knall. Er sah etwas erschrocken herab und dann wieder zu dem Haus, in dem Alexa landete. John lief sofort ins Haus.
Unterwegs stieß auch Ronon dazu. Er war wieder auf die Beine gekommen, als er vor der Sprengung in Deckung sprang.
Als Sie ins Haus kamen, lag Alexa noch hustend auf dem Boden und konnte sich kaum rühren.
„Alles ok? Bleiben Sie ruhig liegen, wir holen einen Arzt her“, sagte Sheppard und kniete sich neben sie.
„Au!“, stöhnte sie mehr oder weniger ernst gemeint.
Die Familie, die in diesem Haus lebte, stand noch sehr geschockt in der Ecke. Die Mutter hielt ihre Beiden Kinder fest, während der Mann mit offenen und ungläubigen Blicken dem Geschehen folgte.
„Ist das Biest putt?“, fragte eines der Kinder.
„Ja, keine Angst. Es kann Euch nichts mehr tun“, beruhigte Ronon die Kinder und lächelte sie an.
Die Eltern waren nur wenig erleichtert. Schließlich war gerade eine wildfremde Frau durch ihr Fenster ins Wohnzimmer geflogen.
„Oh, den Vorfahren sei Dank! Ihr lebt noch!“, rief Alson, der mittlerweile auch zum Haus gekommen war.
„Oh, keine Angst. Das sind Freunde. Sie sind aus der großen Stadt. Sie haben das Biest getötet“, beruhigte er die Familie.
Erst jetzt entspannte sich die gesamte Familie und die Mutter kam zu Alexa, um zu sehen, ob sie verletzt war. Alexa hatte mehrere Schnitte im Gesicht und auch an den Armen und Beinen. Glassplitter hatten sich durch die Uniform gebohrt und steckten überall verstreut in ihrem Körper.
„Alles ok. Mir geht’s gut“, sagte Alexa und wollte wieder aufstehen.
„Sie sollten besser liegen bleiben. Wir holen einen Arzt her“, bat Teyla.
„Nein. Mir geht’s gut. Is´ halb so schlimm“, antwortete sie und mühte sich hoch, als sie plötzlich aufschrie.
„Von wegen. Sie setzen sich jetzt dahin und warten, bis wir Atlantis verständigt haben. Sie sollen mit ein paar Ärzten und ´nem Jumper kommen. Wir sollten diesen Planeten mal genauer unter die Lupe nehmen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es noch mehr von diesen Biestern gibt“.
Alexa setzte sich mit Teylas Hilfe auf eine alte Liege, die die Frau des Hauses freiräumte. Vorsichtig halfen die beiden Alexa, ihre Jacke auszuziehen. Erst jetzt sah John die restlichen Verletzungen. Nicht nur ihre Uniformjacke war teilweise zerfetzt. Auch ihr Shirt hatte einiges abbekommen. Überall hatte sie kleine Schnitte, Schrammen und Kratzer. Am Bauch, am Rücken, an den Armen, sogar in ihrem Dekolleté steckten noch einige Glassplitter.
„Rodney, Sie und Ronon gehen zum Gate zurück und geben Atlantis Bescheid. Ich will einen Jumper in der Luft und ein paar Ärzte hier. Und ne extra Portion C4“, wies John die beiden an.
„Und wenn da noch ein Biest ist?“, fragte Rodney.
„Deswegen geht Ronon mit Ihnen“, beruhigte er ihn.
„Jetzt kommen Sie schon!“, sagte Ronon und griff nach Rodneys Weste, um ihn mit zu ziehen.
„John“, rief Teyla und zeigte gleich auf Alexas Rücken.
„Das Vieh hat Sie ja ganz schön erwischt“, sagte er. Auf ihrem Rücken hatte sie sechs tiefe Kratzer, die eindeutig von der Pranke des Biestes stammten.
„Oh, die hat das Biest mir wohl verpasst, als es mich durch die Gegend warf“, vermutete sie und versuchte, einige Splitter aus ihrem Arm zu ziehen.
Die Frau des Hauses kam auch schon mit Wasser und Tücher, um ihr zu helfen und die Wunden zu reinigen. Der Mann bot den Dreien jeweils ein Glas Wasser an, was diese dankend annahmen. John sah sich etwas im Raum um, in dem sie sich gerade befanden.
Erst jetzt fiel ihm auf, das Alexa nicht nur durchs Fenster geflogen, sondern auch durch eine etwas dünnere Wand. Zusätzlich war sie offenbar auch auf dem Tisch gelandet, der dann unter ihr zerbrochen war. Ungläubig blickte er immer wieder zwischen Alexa und dem Loch in der Wand und durch das Fenster nach draußen, hin und her. Auch Teyla stellte sich nun neben ihn und staunte.
„Es wäre möglich, dass sie innere Verletzungen hat“, flüsterte sie.
„Nein, habe ich nicht“, sagte Alexa, die Teylas Flüstern offenbar mitbekam.
„Woher wollen Sie das wissen?“, fragte John, der sich nun neben sie setzte.
„Colonel, das ist nicht das erste Mal für mich. Glauben Sie mir. Wenn ich mal eine innere Verletzung habe, lasse ich es Sie wissen“, antwortet sie und versuchte, ihr Shirt auszuziehen.
„Äh, ich werde mal nach draußen gehen und sehen, wie groß der Schaden ist und nach dem Biest und alles andere uninteressante …“, stotterte er verlegen.
„Keine Sorge. Ich habe darunter noch was an, Colonel“, antwortet sie lächelnd.
„Gut, aber ich sollte dennoch mal sehen, ob noch jemand verletzt ist. Bin gleich wieder da.“
John behielt recht. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er mit dem Mann zurückkam, der die Vase in den Rücken bekommen hatte.
Nach einer Dreiviertelstunde kamen endlich Keller und Beckett und kümmerten sich um die Verletzten. Sogar Woolsey war dabei und wollte sich ein Bild von dem Schaden machen, den seine Leute verursacht hatten. Nach einer kurzen Untersuchung konnte Keller bestätigen, dass Alexa keine innere Verletzung hatte. John und Teyla mussten diesbezüglich nur mit dem Kopf schütteln.
„Du meine Güte! Colonel! Was haben sie denn hier nur angestellt?!“, stieß Woolsey empört aus, als er in das Haus gestürmt kam.
John wollte sich schon verteidigen, als Alexa ihm zuvor kam.
„Das war nicht der Colonel. Das war ich“, erklärte sie. „Na ja, genau genommen war es das Biest. Es hat den Commander da durchgeworfen“, klärte Ronon auf, als er mit McKay wieder zurückkam. Jumper sei Dank.
„Was?! Da durch?!“, fragte er entsetzt nach und sah sich die Stelle genauer an.
„Wo ist der Jumper?“, fragte John Woolsey.
„Er steht draußen vor der Stadt“, antwortete dieser.
Damit machte sich John auf den Weg, um die nähere Umgebung mit dem Scanner im Jumper ab zu tasten.
Nach einer Viertelstunde fand John endlich, wonach er suchte. In einer Höhle in der Nähe des Waldes fand man eine Unmenge an Eier. Genauere Untersuchungen haben zeigten, dass einige dieser Biester aus den Eiern geschlüpft waren. Am Ende des Tages entschied man, die gesamte Höhle zu sprengen und sie für alle Fälle ab zu brennen. Die kleine Stadt würde niemals wieder solche Biester zu Gesicht bekommen.
Woolsey war nach einigen Tagen auf den Planeten zurückgekehrt und nahm Handelsbeziehungen mit ihnen auf.
Alexa hatte sich bereits einen Tag nach ihrer unfreiwilligen Flugstunde völlig erholt. Alle Wunden waren so gut wie verheilt. Glücklicherweise wurden auch keine Arterien getroffen. An diesem Morgen setzte sie sich zum Frühstück direkt gegenüber von Rodney und beobachtete ihn beim Frühstücken. Rodney allerdings war so vertieft in sein Frühstück, dass er es gar nicht mitbekam. Auch als sich John, Teyla und Ronon dazu gesellten, merkte er nichts.
„Wenn ich ihm jetzt gestatte, die Kapsel auseinanderzunehmen,… wie lange wird er bis zu seinem Labor brauchen?“, fragte sie John.
„Was?“, schreckte Rodney endlich von seinem Frühstück hoch.
„Tja ich weiß nicht, aber da die Kapsel auf ihn ungefähr die gleiche Wirkung hat wie eine Zitrone, schätze ich mal … unter drei Minuten“, witzelte John.
Alexa hatte schon am vorigen Tag mit ihm gesprochen, wie sie es Woolsey versprochen hatte. Jetzt gab es nur noch Rodney und die Kapsel.
„Was?“, fragte er noch interessierter.
„Doktor McKay … Kapsel“, neckte sie ihn.
„Wenn ich nochmal `Was´ fragen muss, flippe ich aus!“, antwortete er.
„Also wenn ich es ihm noch leichter machen muss, bin ich wirklich enttäuscht“, sagte Alexa.
Ronon und Teyla mussten grinsen.
„Sie müssen deutlicher werden. Es ist noch früh und er hat noch die gestrigen Berechnungen im Kopf“, zeckte John.
„Oder Doktor Keller spukt ihm im Kopf rum“, schlug Alexa vor. „Das mit Sicherheit“, pflichtete Ronon ihr bei.
„Hey!“, verteidigte Rodney sich.
Alexa atmete tief durch und schüttelte lächelnd den Kopf. „Sie können die heiß begehrte Kapsel auseinandernehmen, Doktor“, gab sie endlich nach.
„Machen Sie keine Witze mit mir!“, flehte Rodney und war schon bereit, loszusprinten.
„Würde mir im Traum nicht einfallen“, antwortete sie und trank einen Schluck Kaffee.
„Wirklich?“, vergewisserte er sich.
„Sie könnten schon längst weg sein, Rodney“, sagte John.
Rodney blickte zuerst genervt zu John, dann gespannt zu Alexa, die aber nur nickte. Und schon sah man Rodney nur noch von hinten. Es dauerte allerdings keine zehn Sekunden, bis er zurückkam, sich sein restliches Frühstück schnappte und mitnahm.
Alle anderen bleiben sitzen und beobachteten ihn, wie er fast Woolsey umrannte und Jennifer einen flüchtigen Kuss im vorbei rennen auf die Wange gab.
„Kapsel?“, fragte sie nach.
„Ja“, antworten alle vier gleichzeitig.
Und so saßen sie dann zu sechst am Tisch und frühstückten gemeinsam ohne Rodney.
Aber mit Freuden dachten sie daran, welchen Enthusiasmus und Eifer der Wissenschaftler in den restlichen Tag legen würde.
The End