Series: Alexa Saga
Series Order: 11
Characters: Sheppard, McKay, Teyla, Ronon, Woolsey, Keller, Lorne, OC, diverse andere Bekannte des SG(A)-Verse
Genre: OC, ein bisschen AU, Friendship, Romance
Rating: PG
Warnungen: Spoiler für meine 8. Story Negotiations, die noch in Planung/Arbeit ist
Kurzinhalt: Einen Tag nach der Bescherung machen die Familien Sheppard und Thalis einen Ausflug zum Festland um Ski zu fahren oder sich auf andere Weise am gefallenen Schnee zu erfreuen. Doch der Schnee scheint eine ganz besondere Wirkung zu haben… besonders auf John. Denn in ihm reift, auch bedingt durch seine hartnäckige Mutter und seinen neugierigen Vater, eine Selbsterkenntnis. Wird er den Schritt wagen und seine Gefühle einer bestimmten Person gestehen, oder behält er es für sich?
Disclaimer: Stargate Atlantis und alles was damit zu tun hat, gehört MGM. Ich spiele nur ein wenig damit. Einzig die OC´s, die Orte und die Ideen, die in den Fanfics `verarbeitet´ werden, gehören mir. Ich schreibe nur aus Spaß. Ich verdiene kein Geld damit und werde es wohl auch nie.
* * * * * *
~~~Kapitel 1~~~
—„Sieh an, sieh an, Dein Geschenk hat ihr offenbar sehr gut gefallen“
„Das war nur ein kleiner freundschaftlicher Kuss! Er hat überhaupt nichts zu bedeuten. Es war nur ein…ein Dankeschön…Kuss. Mehr nicht.“
„Natürlich…Es sieht jedenfalls so aus, als ob diese Freundschaft nicht vorbei wäre. Im Gegenteil…ich denke, sie könnte noch viel tiefer gehen, als Du Dir vorstellen kannst.“
„Wie kommst Du denn darauf?“
„Sie mal nach oben.“
John hob den Kopf und starrte sogleich auf das grüne Mistelgewächs.
-Es war doch nur ein freundschaftlicher Kuss! Er hatte überhaupt nichts zu bedeuten!
Oder doch?—
~~~///~~~
Mit leicht brummendem Schädel erwachte John. Erst ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass es recht spät am Morgen war. Zum Glück hatte er frei, so wie viele andere auch. Woolsey handhabte zumindest über die Feiertage das Protokoll etwas lockerer. Wobei John ohnehin seine eigenen Protokolle hatte, was seine Leute anging. So konnten er und so manch anderer den leichten bis schweren Kater der Weihnachtsfeier des Vorabends genügend auskurieren.
Die Athosianer waren das ganze Jahr über sehr erfolgreich im Anbau ihrer Trauben und somit gab es zu Weihnachten, neben den üblichen Spezialitäten der Erde und anderen Planetenvölkern, mit denen sie Handel trieben, eine große Menge des begehrten aber auch tückischen Roosweins.
Er wusste mittlerweile, dass schon ein Glas dieses Weins für einen anständigen Schwips ausreichte und selbst dann waren Kopfschmerzen am nächsten Tag vorprogrammiert. Er versuchte sich gerade Dave und seinen Vater beim Erwachen vorzustellen und fragte sich, wie sie sich wohl fühlen mussten, denn die beiden hatten jeweils drei Gläser des Weins über den Abend zu sich genommen. Woolsey sogar vier. Das hatte John selbst nur ein einziges Mal während des sogenannten Tandulfestes getan… und am nächsten Tag bereute er es zutiefst.
Es war lange her, dass er einen Brummschädel wegen einer Feier hatte und vor allem war es noch länger her, dass er sich so locker und entspannt amüsiert hatte. Er wusste, dass es zum großen Teil seiner Familie zu verdanken war.
Sie taten alles, damit sich jedes Familienmitglied wieder als Teil einer intakten, glücklichen Familie fühlen konnte und nachdem sich John und sein Vater vor kurzem endlich ausgesprochen hatten, war auch ihr Umgang miteinander lockerer und offen, vor allem aber ruhig und besonnen. John und Patrick hatten sich während der großen Weihnachtsfeier unterhalten, gescherzt und sich sogar mit Dave scherzhaft darum gestritten, wer wann mit Carol, Daves und Johns Mutter, tanzen durfte.
Kurzum, das Gefühl des Glücks, der Zufriedenheit, Geborgenheit, Sicherheit und der Liebe, dass John seit seiner frühen Jugend vermisst hatte, kehrte wieder zurück. Und er genoss es in vollen Zügen, auch wenn unterschwellig noch immer Sorge und leichte Zweifel rumorten, die seine Familie aber immer wieder ganz geschickt zerstreuen konnte.
Ein Lächeln legte sich auf seinen Mund, als er an den gestrigen Abend dachte, vor allem, als er sich daran erinnerte, wie er Alexa das Tanzen beizubringen versuchte. Richtig lustig wurde es allerdings erst, als Elisha dem General keine Ruhe mehr ließ und ebenfalls tanzen wollte. Es würde John nicht wundern, wenn beide heute noch hinken würden, so oft wie sie sich gegenseitig auf die Füße traten und die Schritte durcheinander brachten. Da halfen auch die leisen Instruktionen von Carol, die währenddessen immer in der Nähe des Paares war, nichts mehr. Das Tanzen war immer eine von Carols größten Leidenschaften und sie sorgte schon früh dafür, dass John und Dave die Standarttänze erlernten. Bei den Antikern war jedoch wahrscheinlich ein oder besser gesagt mehrere Intensivkurse von Nöten.
Sein Lächeln wurde breiter, als er daran dachte, wie oft Alexa ihm während eines Tanzes auf die Füße trat. Ganze zweimal trat sie ihm dermaßen auf die Zehen, dass ihm jedes Mal beinahe ein kurzer Laut über die Lippen hätte kommen können. Erstaunlicherweise hatte er mehr Mühe ein Seufzen zu unterdrücken, als er sah, wie sie peinlich berührt, mitfühlend und entschuldigend zu ihm aufsah und dann sogar aufgeben wollte. Doch John hatte sie nicht loslassen wollen. Wenn man von den schmerzenden Zehen mal absah, hatte er es irgendwie genossen, sie im Arm zu halten und über die Tanzfläche zu wirbeln und dabei nicht den Blick von ihr abzuwenden.
Der Blick in ihre Augen… alleine der Gedanke daran, die Vorstellung ihrer Augen, die zu ihm aufsahen… wieso bekam er diesen Anblick nicht mehr aus seinem Kopf? Wieso konnte er sich einfach nicht mehr richtig konzentrieren, wenn er diese Augen sah?
Für einen kurzen Moment dachte er darüber nach, noch ein wenig länger im Bett zu bleiben, doch John fand zum einen einfach keine Ruhe mehr und zum anderen war er mit seiner Familie zum Frühstück verabredet.
Kaum dass er sich mit einem schmerzhaft protestierendem Schädel aus dem Bett quälte, fiel sein Blick auf den Stapel Geschenke, der sich seit gestern angehäuft hatte. Ganz oben, zwei kleine Schachteln, die ihm Alexa gestern Abend überreichte.
-Was hatte sie gesagt? Es sei kein hoher materieller Wert in ihnen… Sie seien ein Ausdruck des Vertrauens, wobei es einiger Erklärungen bedürfe?-
Das machte John neugierig und er begann das kleinste zuerst auszupacken. Sachte löste er die offenbar liebevoll gebundene Schlaufe, bevor er den Deckel öffnete und auf einen goldsilbernen Schlüssel blickte. Er entdeckte die kleine Zahlenreihe, die darauf eingraviert war, konnte sich jedoch keinen Reim auf dessen Gebrauch oder Bedeutung machen.
-Damit wäre schon mal die erste Erklärung fällig.-
Das zweite Geschenk von ihr verwirrte ihn noch mehr. Auch dieses war schön verpackt, doch der Inhalt, ein weißer, teils durchsichtiger Kristall, überforderte ihn nun vollends.
-Was haben ein Schlüssel und ein Kristall mit Vertrauen zu tun?-
„Na, auf diese Erklärung bin ich mal gespannt“, murmelte John und machte sich danach auf den Weg ins Badezimmer.
~~~///~~~
„Ich habe euch ja gewarnt“, meinte John, der am gemeinsamen Frühstückstisch im Wohnquartier seiner Familie saß und in die verkaterten Mienen seines Vaters und seines Bruders blickte.
„Ja, ja, ja. Mein Gott, es waren doch nur drei Gläser. Ich habe schon oft mehr als drei Gläser Wein getrunken, aber das…“
„Was glaubst du, wie du dich fühlst, wenn du vier oder mehr Gläser davon getrunken hättest, Dad? Oder ein Tandulfest miterlebst. Ich war damals nicht mal in der Lage, überhaupt an aufstehen zu denken“, erklärte John und grinste mit seiner Mutter, die schon fast etwas Schadenfreude empfand.
Danach zog er einige Kopfschmerztabletten aus seiner Hosentasche, die er auf dem Weg zum Quartier seiner Familie einem diensthabenden Arzt in der Krankenstation abschwatzen konnte. Dankbar fielen Patrick und Dave über die Tabletten her und machten sich erst danach ans Frühstück.
Wieder entstanden lockere Gespräche, wobei Carol, Dave und Patrick offenbar noch immer neugierig auf das Leben und die Vergangenheit in einer außerirdischen Stadt waren. John beantwortete geduldig all ihre Fragen und mehr als einmal gab es wieder Gelächter, wenn es um die diesmal lustigen Ereignisse und Erlebnisse in und außerhalb der Stadt ging. Dabei war John schon fast froh, dass der dabei am meist leidtragende Chefwissenschaftler der Stadt gerade nicht anwesend war und somit nichts davon mitbekam. Carol hingegen schnitt sehr schnell ein anderes Thema an, was John insgeheim die Augen verdrehen ließ. Ihre Neugier stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben und John hatte sich auch schon denken können, dass sie ihn diesbezüglich löchern würde.
„Und? Was hast du von Alexa bekommen?“
„Einen Schlüssel und eine Art Kristall“, antwortete John und dachte erst gar nicht daran, ihr auszuweichen. Sie würde ohnehin nicht nachgeben. Nur diesmal würde er sich energischer gegen die Vermutung seiner Mutter wehren.
„Schlüssel und Kristall? Was für ein Schlüssel? Wofür?“, hakte Patrick nach.
„Wahrscheinlich um irgendwas auf- oder zuzusperren“, kommentierte Dave grinsend und nippte an seinem Kaffee.
„Klugscheißer“, erwiderten sein Vater und sein Bruder unisono, bevor John weitersprach.
„Keine Ahnung, wozu der Schlüssel gedacht ist und schon gar nicht der Kristall. Alexa meinte gestern, dass es eher ein symbolischer Ausdruck sei.“
„Ein symbolischer Schlüssel…wofür der wohl steht?“, feixte Dave erneut und erntete mahnende Blicke.
„Wahrscheinlich ist es ein Schlüssel zu ihrem-„
„Mom, nein! Fang nicht wieder damit an. Da ist nichts.“
„Das wollte ich doch gar nicht sagen“, gab Carol schmunzelnd zurück.
„Nein, natürlich nicht… ich kenne dich doch.“
„Ich bitte dich, John, der Kuss gestern Abend sah doch wirklich nach-„
„Es-war-nur-ein-kleiner-Dankeskuss!“, gab John bestimmend zurück. „Es hatte überhaupt nichts zu bedeuten.“
„Wenn du das sagst“, gab Carol schmunzelnd zurück und widmete sich wieder ihrem Kaffee.
„Fängt das schon wieder an. Was soll denn das? Was habt ihr nur alle? Hört endlich auf damit. Ich will kein Wort mehr davon hören. Das ist ja nicht auszuhalten…“, regte John sich auf und bemerkte das Gesicht seines Bruders. „…und du grins nicht so!“
„Sir, ja Sir!“, kommentierte Dave, demonstrierte einen lockeren Salut und amüsierte sich über die verengten Augen seines Bruders.
„Mom, du solltest dich lieber mal um Dave kümmern. Oder hast du nicht gesehen, wie er mit Doktor Lam neulich in der Krankenstation des Stargate-Centers geflirtet hat?“, gab John neckend zurück.
„Und?“, begann Dave sich zu verteidigen. „Sie ist hübsch, sie ist clever, sie ist ´ne gute Ärztin und ich mag sie. Im Gegensatz zu dir, stehe ich wenigstens dazu.“
„Ich stehe nicht dazu, weil es nichts gibt, wozu ich stehen muss! Ich meine es ernst. Wenn ihr nicht aufhört damit, nehm ich mal ´nen anderen Schlüssel raus und schmeiß euch alle für einen Tag in die Brig. Wie wäre das?“
Zunächst unschlüssig, ob John scherzte oder ob er es nicht doch ernst meinte, sah man wie gebannt zu ihm, doch ein kleines verräterisches Zucken in seinen Mundwinkeln brachte schließlich alle zum Lachen.
Das Gespräch wechselte nach kurzer Zeit zu anderen Themen und dabei kam man auch auf Carols Weihnachtsgeschenk zu sprechen, das an einem besonderen Platz im Wohnzimmer stand. Direkt am Fenster mit einem wunderbarem Ausblick auf das Westpier stand der Flügel und wartete auf seinen ersten Einsatz.
Nachdem man Carols Zweifel, ob sie denn überhaupt noch spielen könne, aus dem Weg geräumt hatte, wobei sie natürlich ihrer Familie ein kleines Klavierspiel versprechen musste, kam man auch zum Thema Geld. Patrick machte keinen Hehl daraus, dass das Klavier seiner Frau eines der teuersten war und er sich auch sonst nicht darum scherte, wie großzügig er mit Geld umging, wenn es um seine Familie ging. Patrick stellte auch von vorneherein klar, dass dies auch John mit einschloss.
„Natürlich ist mir bewusst, dass ich mir Anerkennung, Respekt, Freundschaft und Liebe nicht erkaufen kann und alles Geld der Welt ersetzt auch keine Familie. Aber wenn es mir dazu dient, dafür zu sorgen, dass sich meine Familie wohlfühlt, sie nur das Beste erhält und es ihr an nichts fehlt, spielt Geld für mich keine Rolle. Vor allem aber werde ich keine Mühen und Kosten scheuen, um Zeit mit ihr zu verbringen. Ich, äh… ich kann viele Dinge, die ich in der Vergangenheit falsch gemacht habe, nicht wieder gutmachen. Aber ich kann es versuchen und ich kann einiges an Zeit, die ich meiner Familie schulde, nachholen. Wie gesagt, ich kann und will mir die Zeit und die Liebe meiner Familie nicht kaufen, aber dennoch kann ich das Geld nutzen um… Verbindungsglieder zu meiner Frau und meinen Söhnen zu erschaffen. Angefangen bei meiner Frau, die das Klavierspiel geliebt hat und das ich so sehr vermisst habe. Also bekommt sie in ihrem neuen Zuhause ein Klavier. Da mir meine Frau so sehr am Herzen liegt, bekommt sie natürlich nur das Beste. Mit Dave hatte ich im Grunde immer eine gute Beziehung, daher fiel es mir umso schwerer das passende Geschenk-„
„Du bist wieder hier, Dad, und Mom auch und John. Ich denke, das ist eines der besten Geschenke die man kriegen kann. Mehr kann man sich nicht wünschen“, erklärte Dave ernsthaft, worauf Carol gerührt nach seiner Hand griff und Patrick lächelnd und verstehend nickte, bevor er sich an John wandte.
„Was dich betrifft, John, dachte ich mir, dass es noch schwerer sei, etwas Passendes zu finden. Aber nach den vielen Gesprächen. die wir in letzter Zeit geführt haben, ist mir sehr schnell klar geworden, wie ich dir eine Freude machen und dabei gleichzeitig eine weitere Möglichkeit erschaffen könnte, Zeit mit dir zu verbringen. Zeit, die wichtig für uns ist, wenn das mit den harmonischen Familienleben unter besonderen Umständen funktionieren soll.“
John sah fragend zu seinem Vater, wusste er doch noch immer nicht, wovon er sprach. Schon vor einigen Tagen hatte Sheppard Senior zwar seine Familie darüber informiert, dass die Bescherung wie immer am ersten Weihnachtstag stattfinden würde, doch seine Mutter hatte bereits ihr Geschenk erhalten und Dave hatte seines auch schon ums Handgelenk gebunden. John war fest davon überzeugt, nichts allzu großes oder teures zu bekommen und das wollte er auch gar nicht.
Immerhin hatte er vor einiger Zeit seinem Vater erklären müssen, warum er seinen Erbteil nach der Eröffnung von Patricks Testament nicht annehmen wollte. Und das war ebenfalls eine verwunderliche Sache, denn dieses Gespräch artete nicht wie von Carol befürchtet, in ein Streitgespräch. Es blieb ruhig, aber auch ernsthaft und am Ende hatte John dem Drängen seines Vaters nachgegeben und sein Erbe akzeptiert. Er bekam die Hälfte des finanziellen Vermögens, einige andere materielle Güter und hatte nun einen ebenso hohen Anteil an der Firma, den er allerdings seinem Bruder anvertraute.
Doch wenn John ehrlich war, freute er sich eher über das Haus am Strand, dass ihm nun ebenfalls gehörte und in das er sich schon in Jugendjahren immer gerne zurückgezogen hatte. Mit allem anderen konnte er eigentlich nicht viel anfangen. Er war Soldat. Mit allem was er zum Leben brauchte, wurde er durch die Air Force versorgt.
Das Haus allerdings hatte für ihn schon immer eine gewisse Bedeutung und das hatte Sheppard Senior wohl schon früh gemerkt. Patrick bestand darauf, dass er es behalten sollte, falls er sich irgendwann einmal zur Ruhe setzen oder für längere Zeit auf die Erde zurückkehren wollte. Das war für John schon Weihnachtsgeschenk genug. Nur was führte sein Vater jetzt noch im Schilde?
„Auf der Erde gelten deine Mutter und ich immer noch als tot. Was soll ich dann mit all dem Geld? Außerdem…wer weiß, wann letztendlich das Stargateprogramm veröffentlicht wird und was dann mit uns ist und ob ich dann wieder an meine Arbeit zurückkehren kann, steht auch noch in den Sternen. Seit der Neuigkeit der geplanten Veröffentlichung habe ich zwar einige Ideen und auch Angebote erhalten, aber darüber werde ich noch einige Zeit nachdenken und gegebenenfalls auch mit den betreffenden Leuten sprechen müssen. Bis dahin aber… würde ich, wie gesagt, gerne die verlorene Zeit mit dir nachholen.“
„Und Mom und Dave?“, fragte John verwirrt.
„Mach dir um uns keine Sorgen, John. Das ist alles schon geklärt“, gab Dave zurück, wobei John das verschwörerische Lächeln zwischen seinem Bruder und seiner Mutter auffiel.
„Okay… und wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte John an seinen Vater gerichtet.
„Mit Arbeit.“
„Arbeit?“
„Ja. Du und ich, wir werden die Zeit mit der Arbeit an…sagen wir einem Projekt, verbringen. Arbeit, von der ich weiß, dass du sie kannst und dass sie dir bestimmt Spaß machen wird. Vor allem wenn sie beendet ist.“
„Und was sollte das sein?“
„Glaubst du ernsthaft, dass ich dir das einfach so verraten werde? Dann ist doch die ganze Überraschung dahin“, gab Patrick schelmisch grinsend zurück, worauf John zu seiner Mutter sah, die das gleiche Lächeln zeigte.
„Du wirst auch nichts verraten, stimmt´s?“
„Nein, werde ich nicht… aber wir versprechen dir, es wird dir gefallen“, antwortete Carol bestimmt und beobachtete, wie John zwischen Dave, seinem Vater und ihr hin und her sah.
John bemerkte das schalkhafte Lächeln seiner Mutter und seines Bruders und durch die Wortwahl seiner Mutter erinnerte er sich sofort an den Moment vor zwei Tagen, als er sich selbst so seiner Mutter gegenüber verhielt, als diese ihn nach ihrem Geschenk ausfragen wollte.
Diesmal hatte Patrick offenbar ganze Arbeit bei der Verheimlichung und des Versteckens der Weihnachtsgeschenke geleistet. Der Mann schaffte es, jedes einzelne Geschenk für seine Frau oder einen seiner Söhne gerade vor diesen zu verstecken und doch steckte er mit allen unter einer Decke. John konnte nur noch mit dem Kopf schütteln.
„Eigentlich hatte ich geplant, dass du ihn entdeckst, wenn du wach wirst und zum ersten mal aus dem Fenster zum Pier schaust, aber das Pier ist hoffnungslos zugeschneit. Also werden wir wohl selbst zur Deadalus müssen.“
„Ihn?… Auf der Deadalus? Was… was soll das für eine Arbeit sein, die du mir aufbrummen willst?“
„Uns beiden brumme ich sie auf, vergiss das nicht. Aber zuerst werden du und Dave eurer Mutter helfen und euch um das Geschirr kümmern und die Küche aufräumen. Ich kümmere mich um dein Geschenk.“
~~~///~~~
John hatte nichts mehr aus seiner Familie rausbekommen. Stattdessen ließ er sich mit den Dreien noch auf einen Spaziergang durch die Stadt ein, um die restlichen Kopfschmerzen zu vertreiben und landete schlussendlich im Kontrollraum.
Amüsiert betrachteten die Sheppards, das geradezu erbärmliche Häufchen Elend, dass im Büro des Expeditionsleiters eingesunken im Stuhl saß.
Auch der Antikergeneral und Alexa waren anwesend und sahen teils mitfühlend, aber auch rätselnd zum Büro.
„So sitzt er schon die ganze Zeit da…“, kommentierte Chuck und schloss sich den grinsenden Herrschaften an. „…Sie hätten mal sehen sollen, wie er hier herkam.“
„Vielleicht ist er krank“, meinte Tristanius.
„Der ist nicht krank“, gab John grinsend zurück.
„Aber irgendwas hat er doch“, meinte Alexa und sah noch immer besorgt zum Büro.
„Ja, Rooswein.“
„Ohhh… verstehe. Wie viel hat er denn getrunken?“, erkundigte sich Alexa.
„Vier Gläser.“
„Er trinkt vier Gläser und hat davon so einen Brummschädel? Ich dachte, er sei Weinliebhaber. Dann dürfte ihm das doch nichts ausmachen“, spekulierte Chuck.
„Haben Sie schon mal Rooswein getrunken?“, fragte John den jungen Techniker.
„Nein, und wenn ich das so sehe, werde ich es auch dabei belassen.“
„Weise Entscheidung, junger Mann“, kommentierte Patrick und rieb sich seinen Nacken.
Sein Brummschädel war zwar nicht verschwunden, aber zumindest war es durch die Kopfschmerztabletten und die frische Luft erträglicher geworden. Ihm fiel auf, dass der General ihm einen wissenden, geradezu verschwörerischen Blick zuwarf.
Auch er hatte gestern ein Glas des Weines getrunken, aber sehr schnell gemerkt, dass es wirklich nur bei einem bleiben sollte. Erst recht bei seiner Tochter, denn er wusste, dass Alexa Alkohol kaum vertrug. Bei Dorian war es allerdings schon zu spät. Er hatte bereits das zweite Glas geleert, als sein Vater ihn warnen wollte.
„Kein Kater?“, fragte Patrick den General.
„Kater?“
„So nennen wir das, wenn man zuviel getrunken hat, oder Alkohol nicht besonders verträgt und am nächsten Tag… so aussieht“, erklärte John und wies dabei auf Richard, der bisher die Anwesenden im Kontrollraum noch gar nicht ausgemacht hatte.
„Verstehe. Nein, kein Kater. Ich beließ es bei einem Glas dieses Weines. Er war doch recht… stark.“
Patrick entdeckte während eines kleinen Seitenblicks zu John ein leichtes Lausbubenlächeln, dass er bereits aus dessen Kindheitstagen kannte. Irgendetwas plante John und vermutlich würde es Richard ganz und gar nicht gefallen. Noch bevor Patrick ihn darauf ansprechen konnte, schlenderte John ins Büro und begrüßte den Expeditionsleiter mit lauter Stimme und überschwänglicher Freude. Richard sank noch tiefer in seinen Stuhl und zuckte bei jeden lauterem Ton regelrecht zusammen, dennoch war im Kontrollraum nicht zu verstehen, mit was John den armen Expeditionsleiter konfrontierte. Nach wenigen Minuten kam John grinsend zurück und kündigte einen Ausflug zum Festland an.
„Wir haben ein paar Skier und Snowboards hier. Der eine oder andere hat auch Schlitten mitgebracht, in der Hoffnung, dass wir irgendwann mal einen Planeten mit Schnee finden würden. Glücklicherweise brauchen wir nun dafür nicht mehr durchs Gate.“
„Au ja! Ich bin ewig nicht mehr Ski gefahren“, freute sich Carol und strahlte übers ganze Gesicht.
„Wir fliegen heute Nachmittag zum Festland und sehen mal, was die Athosianer so machen. Es gibt ein paar schöne Hänge, die wir wunderbar als Abfahrt nutzen könnten. Ich muss mir das aber später erst einmal genauer ansehen.“
„Du fliegst uns rüber? Ich weiß nicht auf was ich mich mehr freuen soll. Ein Flug in einem Jumper, gesteuert von meinem Sohn oder der auf den Ausflug selbst.“
„Warte ab, bis du das Ding selbst fliegen kannst. Du wirst von da an immer selbst fliegen wollen“, gab Johns schmunzelnd zurück.
John wollte gerade wieder mit seiner Familie den Kontrollraum verlassen, als er Alexa auf dem Balkon stehen sah. Noch immer rieselte die eine oder andere Schneeflocke vom Himmel und es war auch recht kalt, daher wunderte er sich, warum sie ohne eine wärmende Jacke dort draußen stand. John entschuldigte sich kurz bei seiner Familie und betrat den Balkon.
„Hey.“
„Colonel“, grüßte sie ihn zurück, worauf John lächelnd den Kopf schütteln musste.
„Ich glaube, das wird in diesem Jahr wohl nichts mehr. Wann lernen Sie es endlich, Alexa, dass Sie mich John nennen können, wenn wir nicht im Dienst sind?“
„Sie müssen es mir nachsehen, John. Das ist eine Angewohnheit, die nur schwer abzulegen ist.“
„Dann müssen Sie sich eben mehr anstrengen“, gab John mit einem schelmischen Lächeln zurück, dass regelrecht auf Alexa überspringen zu schien.
„Na schön. Ich kann nichts versprechen, aber ich werde mich bemühen, mir bis zum Jahresende anzugewöhnen, Sie John zu nennen.“
„Gut… was machen Sie hier draußen? Es ist kalt.“
„Ich habe frische Luft gebraucht. Ich habe… mir brummt etwas der Schädel, nach gestern Abend.“
„Das war doch nur ein Glas Wein. Vertragen Sie so wenig?“
Alexa lächelte. „Was glauben Sie, wie es meinem Bruder geht? Er schläft noch immer seinen Rausch aus. Die Warnung meines Vaters kam erst zu spät und dann hat er sie ignoriert.“
„Tja, ich glaube da ist er nicht der einzige“, antwortete John und drehte sich zum Kontrollraum um, in dem noch immer seine Familie stand und über das eine oder anderer verkaterte Personal den Kopf schütteln musste.
„Hören Sie, ähm… ich habe mir heute Morgen mal angesehen, was Sie mir geschenkt haben und… naja… nachdem Sie gesagt haben, dass es ein Ausdruck für Vertrauen sein soll, kann ich mir denken, dass der Schlüssel für etwas steht, was Sie mir vielleicht auch anvertrauen wollen, aber bei dem Kristall habe ich absolut keine Ahnung, was er zu bedeuten hat. Verstehen Sie mich nicht falsch, es sind beides wunderbare Geschenke und der Kristall ist wunderschön, nur-„
„Sie wollen genaueres wissen…“, sagte Alex und sah zu John, der neugierig aber geduldig auf Erklärungen wartete.
„… ich habe Ihnen ja gesagt, dass es einiger Erklärungen bedarf. Sie haben gesehen, dass auf dem Schlüssel einige Ziffern eingraviert sind?… Es ist Ihr Zugangscode zum Fighter, inklusive aller Daten und Pläne und allem drum und dran ihn betreffend.“
„Mein Zugangscode? Zu Ihrem Fighter? Den, den Sie bauen, den sie mittlerweile wieder reparieren?“
„Ja. Mir ist Ihr Gesichtsausdruck aufgefallen, als Sie ihn zum ersten Mal gesehen haben. Ich weiß, wie sehr es Ihnen in den Fingern juckt, sich ihn mal genauer anzusehen und sich rein zu setzen. Mir ging es ähnlich, als ich die Idee dazu hatte und mit dem Bau begann. Vor dreizehntausend Jahren hatte ich die Idee und die Hoffnung, meinen Vater und den Rat nach erfolgreichen Tests und Einsätzen davon zu überzeugen, ein ganzes Schwadron solcher Fighter zu bauen. Ich habe Pläne und Vergleiche erstellt, passende und geeignete Materialen gesucht, teilweise sogar selbst erstellt, das Design ausgearbeitet, an Antrieb und Waffen geforscht und… ich glaube, ich hatte kein einziges Detail vergessen. Mein Vater gab mir grünes Licht für den Bau des Prototypes und sagte mir jegliche Unterstützung zu, also machte ich mich sofort an die Arbeit. Fast jeden Tag war ich in der Werkstatt und ich stand so kurz davor ihn fertig zu stellen, aber dann…“
„Kam Celtes dazwischen“, schlussfolgerte John.
„Ja“, antwortete sie, doch John konnte sehen, dass da noch mehr war und er fragte sich, ob diese Person, um die sie noch vor kurzem trauerte, der Grund war.
Er behielt seine Gedanken jedoch für sich. Sie hatte sich wieder soweit gefangen, dass sie wieder unter Menschen ging und auch wieder lächeln konnte, das wollte er nicht mit einer Frage, die schmerzliche Erinnerungen wachriefe, zunichte machen.
„Nichts und niemanden habe ich an ihn rangelassen. Weder andere Wissenschaftler, noch ein Mitglied des Rates oder gar meinen Bruder. Auch meinen Vater nicht. Naja, zumindest Anfangs nicht. Aber er wollte von Zeit zu Zeit einen Bericht über die Fortschritte. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass mein Fighter meinen Vater und den Rat überzeugen und dann in Massenproduktion gehen könnte. Er war alles was ich hatte, nachdem … das Projekt, war alles was ich hatte, um mich von anderen Dingen abzulenken… Jetzt sind dreizehntausend Jahre vergangen und mein Volk existiert nicht mehr. Auch den Rat gibt es nicht mehr. In dieser Stadt ist nichts mehr so, wie es war. Die Stadt selbst ist nicht mehr so, wie ich sie kenne. Alles was übrig blieb, ist der Fighter. Vielleicht ist es anmaßend, aber ich will ihn fertig bauen. Ich will ihn auf die jetzigen Begebenheiten anpassen und umbauen. Vielleicht… vielleicht kann er doch noch gebraucht werden.“
„Das ist nicht anmaßend. Ich finde, das ist eine wirklich gute Idee. Wenn Sie ihn wirklich auf die heutigen Begebenheiten und Bedürfnisse eines Luft- und Weltraumkampfes, wie zum Beispiel gegen die Wraithdarts aufrüsten können… wir haben zwar die 302er, aber die passen nicht so einfach durchs Tor und Ihr Fighter ist doch darauf konzipiert, durchs Gate zu fliegen oder nicht?“
„Ja. Seine Tragflächen sollten in jeder Fluglage ein- und ausfahrbar sein.“
„Sehen Sie, dass ist schon mal ein Vorteil. Und im Gegensatz zu den Jumpern sollte er wohl noch schneller und wendiger sein. Bedenkt man dann noch die Bewaffnung…verpassen Sie ihm dann noch den einen oder anderen Schliff und ich glaube, auf der Erde gibt es bestimmt einige Leute, die Feuer und Flamme für so einen Fighter wären. Angefangen beim Stargatecenter.“
„Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen. Daher sollten Sie den Schlüssel nicht als ein Geschenk sehen. Es ist ein eher Angebot. Ich weiß nicht warum, aber ich wollte nur mit Ihnen darüber reden. Ich habe es noch nicht einmal in Erwägung gezogen, es den Leuten im Stargatecenter zu sagen, als wir neulich auf der Erde waren. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich will nicht irgendjemanden Versprechungen machen und etwas in Aussicht stellen, dass ich vielleicht nicht einhalten kann.“
„Sie werden es halten, vertrauen Sie mir“, entgegnete John und erinnerte sie mit einem entsprechenden Blick an sein Versprechen, dass er ihr einmal gab.
Er spürte, wie sie die mentale Verbindung zu ihm aufnahm und in ihm las. Doch noch bevor sie tiefer gehen konnte, schloss John sie vorsichtig wieder aus. Er hatte sie gerade mal wissen lassen, dass er alles tun würde, damit sie an ihrem Fighter weiterarbeiten und ihn fertigstellen konnte. Und genauso würde er dafür sorgen, dass sie ihn den richtigen Leuten präsentieren konnte, wenn er soweit sein sollte. Auch das Gefühl von Sicherheit und Schutz, dass er ihr einmal versprach, hatte er versucht erneut zu vermitteln.
Erneut entstand ein Moment des Schweigens zwischen ihnen, in dem sie sich nur ansahen und doch spürte John eine merkwürdige Spannung in sich aufkommen.
Doch dieser Moment währte nicht lange, als Patrick sich mit einem räuspern auf dem Balkon einfand.
„Ich will die traute Zweisamkeit ja nicht stören, aber-„
„Dad!“
„Ein Scherz! Aber, wir sollten langsam zusehen, dass wir weiterkommen. Wir müssen uns nachher noch über einen Stellplatz deines… Geschenkes unterhalten. Ich glaube Colonel Caldwell kann es nicht abwarten, es endlich aus seinem Frachtraum zu bekommen“, erklärte Patrick und verzog sich wieder in den warmen Kontrollraum zurück.
„Ihr Geschenk ist in einem Frachtraum?“, fragte Alexa.
„Fragen Sie nicht. Ich habe keine Ahnung, was mein Vater sich hat einfallen lassen. Er meinte nur, dass es etwas wäre, woran gearbeitet werden müsste. Woran er mit mir arbeiten will.“
„Er will Zeit mit Ihnen verbringen. Ist das so schlimm?“
„Kommt drauf an, was er sich hat einfallen lassen. Wollen Sie mitkommen?“